
Der angekündigte Wohnungsbauturbo des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
(BMWSB) ist schon lange überfällig und soll jetzt endlich kommen. Inhaltlich zeichnen sich schon erste Konturen ab, auch wenn das neue Gesetz und deren Vorgaben noch nicht veröffentlicht sind. Von unserem Gastautor Tobias Beuler.
Unter anderem sollen die Genehmigungsverfahren vereinfacht werden, um Bauämter, Projektentwickler und private Bauherren zu entlasten. Serielles bauen und Häuser aus Holz sowie aus dem 3D-Druck will man fördern. Und der Gebäudetyp E soll endlich kommen. Das liest sich alles erstmal gut. Durchschlagskraft erhält das Gesetz aber nur, wenn man es auch wirklich richtig macht.
Der 3D-Druck
Das schwächste Glied der Kette ist der Hausbau mit 3D-Druck, der (noch) völlig überschätzt wird. Der bisherige Stand der Technik ist, dass dieses aufwändige Verfahren nicht nur eine CO2-Schleuder ist, sondern durch den Begriff mehr suggeriert, als es tatsächlich kann.
Aktuell wird Lage für Lage dickflüssiger Beton übereinandergelegt und der Drucker ist somit in der Lage, Wände hochzuziehen. Das war es aber auch.
Er kann weder Fenster, noch Türen drucken. Geschweige denn einen Dachstuhl und Dachziegel. Auch die wichtigen Arbeiten zuvor, also der Aushub, die Erdarbeiten und das Fundament sind Aufgaben, denen der 3D-Drucker nicht gewachsen ist. Und Heizung, Sanitär, Elektro, Bodenbeläge, damit das Haus auch funktioniert und bewohnbar wird? Klappt vielleicht mit einem Drucker in einem Paralleluniversum. Um in Deutschland so bauen zu können, wie es der Begriff verspricht, dauert es noch mindestens bis 2035. Bis dahin sind Häuser aus dem 3D-Drucker politisches Lametta. Was nicht heißt, dass die Förderung nicht richtig wäre. Nur an der Wohnungsnot wird dieser Punkt nichts ändern.
Vereinfachte Genehmigungsverfahren
Endlich, möchte man sagen. Alle würden sich darüber freuen. Die Behörden, die Bauherren und die Investoren. Warum machen wir es nicht wie im Straßenverkehr und gewähren diesbezüglich erst mal einen Vertrauensvorschuss?
Ich muss mir ja auch nicht die Fahrt zum Einkaufen genehmigen lassen, die Route einem Beamten offenlegen und erklären, wie ich vorhabe, die Einkäufe in den Kofferraum zu laden. So sollte das auch beim Bauen sein. Es gibt ja schon Regeln, an die man sich halten muss. Also lasst die Planer, Architekten und Baufirmen doch bauen, damit schneller Wohnraum geschaffen werden kann und die Mieten sinken.
Und damit eben dann doch nicht jeder machen kann, was er will, prüft das Bauamt eben nicht vorher alle Pläne, sondern erst dann, wenn das Gebäude fertig ist. Das macht die Behörde ja sowieso. Also warum zweimal dasselbe prüfen? Das wäre tatsächlich mal ein gelebter Bürokratieabbau, weil das doppelte Prüfen entfällt.
Wenn ein Bauträger das Vertrauen bewusst missbraucht, weil er in der schönen Altstadt einen Glastempel hinsetzt, oder wenn ein Architekt in einer Bungalowsiedlung ein Hochhaus errichten lässt, dann wird eben auf Kosten des Verursachers abgerissen. Betrug lohnt sich somit nicht, weil es Konsequenzen gibt. Kleinere Bagatelle, wie eine leicht falsche Dachneigung, könnten mit einem Bußgeld belegt werden. Würde das BMWSB dies so umsetzen, wäre der Turbo schon gezündet.
Serielles bauen
Serielles bauen könnte ebenfalls dazu beitragen, die Wohnungsnot zu lösen und schneller mehr Wohnraum zu schaffen. Auch wenn serielles bauen erst mal ein alter Hut ist. Die Fertighausbranche macht das schon seit über 70 Jahren. Häuser werden vorgeplant, die Grundrisse stehen schon fest und wenn ein Kunde ein Haus kauft, dann wird nur noch auf einen Knopf gedrückt. Das spart Zeit und Geld.
Jetzt sollte es aber darum gehen, diesbezüglich weiterzudenken. Im Grunde brauchen wir eine Art Deutschland-Baugenehmigung, die alle Länder absegnen. Das bedeutet: Nicht jedes Dorf und jede Stadt stellt individuelle Regeln in Form eines Bebauungsplans auf, sondern erlaubt grundsätzlich gewisse Haustypen, die überall gebaut werden dürfen. Ausnahmen bestätigen dann die Regel, wenn z. B. das Bauamt in Nürnberg vorgeben möchte, dass in der Altstadt nur spitze rote Dächer gebaut werden dürfen.
Gebäudetyp E
Das “E” hinter Gebäudetyp steht wahlweise für experimentell, einfach und entbürokratisiert. Klasse, wenn das kommt! Lasst doch die Leute selbst entscheiden, wofür sie wirklich Geld ausgeben wollen. Braucht ein Rentnerehepaar, die endlich aufs Land ziehen und in der Stadt eine Wohnung frei machen, wirklich maximalen Schallschutz, obwohl garantiert keine Kinder mehr in den zu bauenden Bungalow einziehen werden? Wahrscheinlich nicht. Bisher haben solche Vorgaben das Bauen unnötig teuer gemacht und Viele sind aufgrund dessen lieber in ihrer Wohnung geblieben. Geht man beim Thema “E” auch so Dinge wie Fluchtwege und Treppen an, lassen sich außerdem wertvolle Quadratmeter sparen, die es städtischen Familien wieder erlauben könnten, doch ein Haus auf dem Land zu bauen. Jede freie Wohnung hilft. Und im Geschosswohnungsbau können so mehr Quadratmeter für Wohnraum genutzt werden, weil pro Mehrfamilienhaus so mehr Wohnungen entstehen.
Häuser aus Holz
Auch ein Punkt, auf den wir uns freuen sollten. Häuser aus Holz sind oft Fertighäuser, die mit einer kurzen Bauzeit und einer Festpreisgarantie daherkommen. Moderne Anbieter können diese außerdem auch frei geplant, also individuell auf Kundenwunsch, bauen. Das Holz speichert außerdem CO2 und ist ein nachwachsender Rohstoff. Gute Baufirmen denken das Holzhaus sogar soweit, dass es kleine grüne Kraftwerke werden. Früher hatte man noch Angst vor Flächenversiegelung, heute stimmt das Gegenteil. Wenn man es richtig macht. Die Dachflächen werden für Photovoltaik genutzt, mit dem man nicht nur seinen eigenen Strom fürs Haus erzeugt, sondern auch sein Elektroauto laden kann. Eine große Zisterne im Garten ermöglicht es außerdem, Regenwasser aufzufangen und dann zu nutzen, wenn es durch den Klimawandel noch trockener werden sollte. Die Bienen freut es.
Zusätzlich eignet sich der Baustoff Holz auch ideal für Dachaufstockungen, da das Material zwei wichtige Eigenschaften vereint. Es ist gleichzeitig leicht und sehr stabil.
Auch wenn der 3D-Druck in dieser Aufzählung nicht punkten kann, sind die anderen geplanten Maßnahmen, wenn sie richtig umgesetzt werden, vielversprechend. Fest steht: Es muss klappen. 2029 sind schon wieder Wahlen.
Als Bausachverständiger, Gründer von Hausbauexperte, Fertighausexperte sowie der Architekturplattform a better place, begleitet Tobias Beuler seit 2000 europaweit den Auf- und Ausbau von Häusern und berät Bauleute. Er zeigt Vertragsfallen der Baufirmen auf und prüft Angebote auf versteckte Kosten. Ist der kaufmännische Teil erfüllt, steht er auf der Baustelle zur Verfügung, macht Rohbaukontrollen und begleitet Hausabnahmen. Stets mit dem Ziel, Bauzeitverzögerungen, Mängel und Schadensersatzansprüche gar nicht erst entstehen zu lassen.
Auf seinen Kanälen veröffentlichen er und sein Team täglich Content für rund 250.000 Bauherren und solche, die es werden möchten. Mit seinem Expertenwissen ist er auch medial präsent (u.a. im Hessischen Rundfunk, RTL, Berliner Zeitung, Augsburger Allgemeine, Der Spiegel, Capital, Business Punk, Focus Online). Sein erstes Buch „Bau keinen Scheiß“ erschien 2024 und wurde zum SPIEGEL-Bestseller. Der zweite Band „Bau keinen Scheiß – Jetzt kommen die Handwerker“ erscheint am 17. Juni 2025 im FinanzBuch Verlag.
Wenn ich Ketzer wäre, würde ich polemisch sagen, dass eine Hinterlassenschaft von Honeckers Rache der Plattenbau im Westen ist.
Der Artikel ist schlüssig und von der Kernaussage her richtig. Allerdings haben wir nach meiner Wahrnehmung her eher das Grundproblem der Baulandbereitstellung. Und wenn dies doch irgendwo geschehen soll, dann wird sich mit Sicherheit eine staatliche finanzierte NGO finden, bei der zwar keine rechtliche Betroffenheit vorhanden ist, aber dafür jede Menge Ideologie, um dies zu verhindern.