
Eine neue Studie der Universität Münster, die der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) vorliegt, kommt zu einem alarmierenden Befund: Rund jeder fünfte in Deutschland lebende Muslim mit Migrationshintergrund zeigt laut Forschern eine emotionale Verfassung, die eine Radikalisierung begünstigen kann. Die repräsentative Untersuchung unter Leitung des islamischen Theologen Mouhanad Khorchide basiert auf einer Befragung von knapp 1.900 Personen zwischen Juli 2023 und April 2024.
Insgesamt ordneten die Forscher 19,9 Prozent der Befragten einer Haltung zu, die sie als „Ressentiment“ bezeichnen: eine Kombination aus Kränkungserleben, starker Ablehnung westlicher Gesellschaften, antisemitischen Feindbildern und geringer Kritikfähigkeit. Hochgerechnet auf die rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland betrifft das über eine Million Menschen.
Die Befunde sind konkret: Jeder Dritte dieser Gruppe hält Gewalt zur Vergeltung empfundener Ungerechtigkeit für legitim – was rund 300.000 Menschen entspricht. Zehn Prozent – etwa 100.000 Personen – würden demnach sogar selbst Gewalt anwenden, um sich „für die Interessen von Muslimen“ einzusetzen. Ebenfalls signifikant: Viele in der „Ressentiment“-Gruppe befürworten eine politische Dominanz des Islam und bewerten die Scharia als überlegen gegenüber dem deutschen Recht.
Die Religionspsychologin Sarah Demmrich, Mitautorin der Studie, sieht in der Affektlage des Ressentiments einen eigenständigen Radikalisierungsfaktor. Es brauche nun, so Demmrich, „eine Stärkung innerislamischer Kritikfähigkeit“, um reflektiertere Auseinandersetzungen mit Religion und Gesellschaft zu ermöglichen.