Strukturwandel kann richtig schön sein – ein Streifzug durchs Emscherland in Castrop-Rauxel

Am Emscherland in Castrop-Rauxel im Juni 2025. Foto(s): Robin Patzwaldt

Wenn man an Castrop-Rauxel denkt, kommen den meisten wohl rauchende Schlote, Zechenromantik und Ruhrgebiets-Charme in den Sinn. Doch wer sich heute ins Emscherland begibt – dem neuen grünen Herzen der Stadt – merkt schnell: Das Ruhrgebiet verändert sich. Nicht immer zum Schlechten.

Zwischen renaturierten Flussläufen, blühenden Wiesen und Industriedenkmälern mischt sich hier die Vergangenheit mit der Zukunft – und das auf ziemlich entspannte Art. Das Emscherland ist ein rund 30 Hektar großes Naherholungsgebiet, das auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage in Ickern entstanden ist.

Klingt erstmal nicht nach einem Sonntagsausflug? Tja, weit gefehlt. Nachdem ich im vergangenen Herbst erstmals einen Spaziergang vor Ort unternommen hatte, wollte ich unbedingt im Frühjahr wiederkommen. An diesem Wochenende war ich wieder da. Und es hat sich abermals gelohnt!

Hier zeigt das Ruhrgebiet, wie man Strukturwandel mit Stil meistert. Wo früher Abwässer durch Betonrinnen schossen, plätschert heute die Emscher friedlich durch ein naturnahes Bett. Kaum noch zu glauben, dass das Flüsschen lange als „Köttelbecke“ verschrien war.

Wer durch das Emscherland schlendert, merkt schnell: Hier geht’s nicht nur um Natur, sondern auch um Geschichte und Begegnung. Der Aussichtsturm auf dem alten Faulturmfundament? Perfekter Spot für einen Rundumblick über die Landschaft. Das frisch renaturierte Gelände ist gleichzeitig ein Ort zum Innehalten, Feiern, Lernen – und Kaffee trinken. Und das Wegenetz? Ideal für Spaziergänge, Fahrradtouren oder eine kleine Joggingrunde mit Ruhrpott-Flair.

Besonders gelungen ist die Mischung aus altem Industrieerbe und neuer Lebensqualität. Überall finden sich kleine Hinweise auf die Vergangenheit: rostige Kunstobjekte, alte Rohrleitungen, geschickt in die Gestaltung integrierte Relikte der Klärwerkszeit. Gleichzeitig sorgen Biotope, Streuobstwiesen und ein renaturierter Bachlauf für Frischluft und Artenvielfalt.

Für Familien gibt’s einen Abenteuerspielplatz, für Naturfans eine Umweltstation, für Ruhesuchende weite Wiesen mit Picknickbänken. Und wer gerne fotografiert, findet hier das perfekte Motiv irgendwo zwischen Sonnenuntergang, Graureiher und altem Stahl.

Kurz gesagt: Das Emscherland ist typisch Ruhrgebiet – aber eben das neue Ruhrgebiet. Offen, grün, ein bisschen schräg und trotz seines erst kurzen Bestehens doch voller Geschichten. Wer hier unterwegs ist, merkt schnell: Strukturwandel kann richtig schön sein. Ich werde in ein paar Monaten auf jeden Fall wiederkommen. Und Castrop-Rauxel? Ist längst mehr als nur ein Zwischenstopp auf der A42.

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