Als ob nur die Worte zählen würden!

Alexander Gauland Foto: Metropolico.org Lizenz: CC BY-SA 2.0

Es ist eine Binsenweisheit, dass eine Botschaft immer auch nonverbale Anteile hat. Diese Binsenweisheit scheint allerdings in der Politik nicht zu gelten. Derzeit wird heiß diskutiert, ob und wie die AfD mit ihrer sprachlichen Verrohung einen Anteil an dem schrecklichen Mord an Walter Lübke hat. Die AfD weist dies natürlich von sich und nutzt die Vorwürfe einmal mehr, um sich als Opfer zu stilisieren. Im Rahmen dieser Diskussion werden die gleichen Beispiele hervorgekramt, die schon vielfach durch die Medien gingen und sie werden seitens der Rechten abermals mit den gleichen Gegenargumenten gekontert.

Da ist auf der einen Seite Gauland, der davon spricht, die etablierten Politiker zu “jagen” oder Aydan Özoguz nach Anatolien zu entsorgen. Und dann ist da das Gegenargument, dass doch Frau Nahles davon gesprochen habe, dem Gegner “auf die Fresse” zu geben oder Journalisten davon sprachen, dass Politiker nach Brüssel entsorgt werden.

Es ist bemerkenswert, dass simple Weisheiten und Gewissheiten aus dem Alltag im politischen Geschäft außer Kraft gesetzt werden.

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Rhetorische Fragen

Foto: Regierungspräsidium Kassel Lizenz. Copyright

Jetzt, wo die Rechten mal keinen Obst und Gemüse-Türken erwischt, kein Flüchtlingsheim angezündet, keinen Juden, Schwarzen, Araber auf der Straße zusammengeschlagen haben…

… jetzt, wo sie einen offiziellen deutschen Regierungspräsidenten getötet haben:

  • Hört jetzt der Scheiß mit diesem „aber die Linken“ endlich auf?
  • Hört jetzt der Scheiß mit dem „verwirrter Einzeltäter“ auf?
  • Hört jetzt die ganze Apologetik für die Gewalt von rechts („nur besorgte Bürger“) endlich mal auf?
  • Hören jetzt die skandalösen Urteile gegen versuchte Mörder auf (Bewährungsstrafen für Brandstiftung an Flüchtlingswohnheimen, so gut wie kein Fahndungsdruck)
  • Hören jetzt die Vertuschungsversuche in den NSU-Untersuchungsausschüssen auf?
  • Hören jetzt die Kriminalisierungen von antifaschistischen Demonstrationen auf?

Wenig gewagte Prognose: Nichts davon wird aufhören.

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Der Fall Dr. Lübcke und der recycelte Hass im Web

Dr. Walter Lübcke; Foto: Martin Roth, CDU Kassel-Land
Dr. Walter Lübcke; Foto: Martin Roth, CDU Kassel-Land

Am 2. Juni 2019 wurde Dr. Walter Lübcke schwerverletzt in seinem Wohnhaus gefunden. Der Regierungspräsident von Kassel verstarb kurz darauf an einer Schussverletzung am Kopf.

Am Samstagmorgen gab es eine Festnahme: Der mutmaßliche Täter stammt aus der rechtsextremen Szene.

Die Reaktionen im Netz sind erschütternd. Und noch erschütternder, wenn man sich beim Lesen immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass dieser Hass nicht einen Massenmörder oder Serienkiller betrifft, sondern einen Regierungspräsidenten, der nichts anderes gemacht hat, als geltendes Recht umzusetzen.

Die Einschätzung „zynisch, geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig“ von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Hetze gegen den Ermordeten, trifft es nicht annähernd.

Natürlich immer mit dabei wenn es um menschenverachtende Hetze geht:

Die sogenannte „Alternative für Deutschland“ (AfD).

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