Ein paar Literaturtipps zum Krieg Russlands gegen die Ukraine

In den Kämpfen um Hostomel beschädigter BMD-2 der 31. Luftangriffsbirigade der Russischen Föderation Foto: Головне управління розвідки Міністерства оборони України Lizenz: CC-BY 4.0


Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist ein Krieg eskaliert, der 2014 mit der Besetzung der Krim und der Gründung von Pseudo-Republiken im Donbass seinen Anfang nahm. Wir werden seitdem Zeugen des größten Krieges in Europa seit dem zweiten Weltkrieg. Und die Schlachtfelder sind oftmals dieselben wie in den 40er Jahren. Ich möchte ein paar Bücher vorstellen, von denen ich glaube, dass sie zum Verständnis des Geschehens beitragen. Mir haben sie jedenfalls geholfen, einen ersten Überblick zu bekommen:

Serhii Plokhy: Die Frontlinie
Plokhy zeichnet detailliert die Geschichte der Ukraine seit den ersten Erwähnungen bei Herodot nach. Es ist die Geschichte einer multiethnischen Nationenbildung. Ein Ansatz, der auch über die Ukraine hinaus interessant ist, weil die Idee der Nation als politischem Gebilde mit einem Staatsvolk bei näherer Betrachtung eigentlich nie mit der Wirklichkeit übereinstimmt. In dem Buch werden die jahrhundertealten Konflikte mit Russland nachgezeichnet, die Zugehörigkeit der Ukraine zur PolnischLitauischen Union und die Kämpfe um die Eigenstaatlichkeit. Außerdem hat Serhii Plokhy mit Die Frontlinie ein handwerklich exzellentes Geschichtsbuch vorgelegt, das zeigt, zu was dieses Fach in der Lage sein kann, wenn es nicht in die Hand postmoderner Erzähler von „Narrativen“ gerät: Es ist reich an Quellen, die eigene Arbeitsweise wird offengelegt und problematisiert und der Stand der Debatte über die ukrainische Geschichte beschrieben.

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Jetzt ist nicht die Zeit, sich um Putins Gesicht Gedanken zu machen

Vladimir Putin Foto: Kremlin.ru Lizenz: CC-BY 4.0

 

Vor allem in Deutschland macht man sich viele Gedanken darüber, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden kann, ohne dass Wladimir Putin sein Gesicht verliert. 

Es gibt eine lange europäische Tradition der Friedensverhandlungen: Die Sieger setzen sich mit den Besiegten an einen Tisch und verhandeln miteinander. Als die Alliierten nach dem ersten Weltkrieg der deutschen Regierung den Versailler Vertrag vorlegten, ohne dass das Land an seiner

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Ukraine: „Was gerade gefragt ist, sind Artilleristen und Panzerspezialisten“

Günter


Ich habe Günter (Kampfname) an einem geheimen Ort in Lwiw getroffen. Der Mitte 40-jährige kämpft seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf der Seite der ukrainischen Armee gegen die russische Invasion. Was bringt einen Schweizer dazu, sein Leben und seine Gesundheit in einem anderen europäischen Land aufs Spiel zu setzen? Von unserem Gastautor Christian Gruber (Lwiw) 

Hallo Günter, wie lange bist du bereits in der Ukraine. Was ist deine Aufgabe hier vor Ort?

Also der Aufenthalt in der Ukraine hat in der ersten Kriegswoche begonnen. Das war zwei Tage nach der Kriegserklärung durch den russischen Staat. Ich bin dann, als klar war, dass der russische Staat direkt Kyiv angreifen wird, mit dem Auto von der Schweiz in die Ukraine gefahren. Dabei hat mir ein bereits bestehendes Netzwerk geholfen. Seitdem ist einiges an Zeit

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Offener Brief an Bundeskanzler Scholz: „Europa darf die Ukraine nicht fallen lassen“

Herta Müller Foto: © Raimond Spekking Lizenz: CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)


Viele Menschen dürften seit Wochen auf diesen offenen Brief gewartet haben: Endlich haben sich bekannte Journalisten, Wissenschaftler und Künstler zusammengetan, um für eine Unterstützung der Ukraine zu werben. Unter anderem Herta Müller, Marko Martin, Marieluise Beck, Deniz YücelHedwig Richter und Armin Nassehi fordern Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, die Ukraine auch mit militärischen Mitteln zu unterstützen:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

auf der Maikundgebung in Düsseldorf haben Sie gegen Pfiffe und Protestrufe Ihren Willen bekräftigt, die Ukraine auch mit Waffenlieferungen zu unterstützen, damit sie sich erfolgreich verteidigen kann. Wir möchten Ihnen auf diesem Weg Beifall für diese klaren Worte zollen
und Sie ermutigen, die Entschließung des Bundestags für Waffenlieferungen an die Ukraine rasch in die Tat umzusetzen.

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Jürgen Todenhöfer kämpfte in Duisburg mit der Lautsprecheranlage und für Frieden mit Russland

Jürgen Todenhöfer suchte Duisburg heim; Foto: Peter Ansmann
Jürgen Todenhöfer suchte Duisburg heim; Foto: Peter Ansmann

Jürgen Todenhöfer besuchte am Freitag Duisburg, um das „Team Todenhöfer“ vor Ort im Landtagswahlkampf zu unterstützen. Der Krieg in der Ukraine stand dabei thematisch im Vordergrund.

Viel los war bei dem Event der Kleinstpartei, die ihr Gründer und Vorsitzender gerne als „Bewegung“ sieht, nicht. 26 Teilnehmer, plus insgesamt drei Passanten die kurzweilig verweilten.

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Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg

Die Ukraine ist ein souveräner Staat, kein Spielball der russischen Armee

Schaut man sich den offenen Brief an, der in der EMMA veröffentlicht wurde, und betrachtet danach die Umfrage von infratest dimap bezüglich der Zustimmung zur Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine, muss man sich fragen, wie der Hälfte der Bevölkerung, angeführt vom Urinstein der zeitgenössischen „Prominenz“, angesichts ihrer Einstellung nicht jedes Mal kotzen muss, wenn sie in den Spiegel schaut.

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Thomas Kutschaty (SPD) zum Ukraine-Krieg

Thomas Kutschaty (SPD, 53) (Quelle: Stefan Finger)

In unserer kleinen Serie antwortete gestern der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Joachim Stamp (FDP). Heute geht dann erstmals der Blick hinüber zur Opposition im Düsseldorfer Landtag. Thomas Kutschaty (SPD) möchte dort Chef der neuen Landesregierung werden. Das Rennen ist derzeit noch offen. Vielleicht helfen ja dem ein oder anderen unentschlossenen Wähler die nachfolgenden Ausführungen Kutschatys. Wir haben den Parteien und ihren Spitzenkandidaten jeweils dieselben drei Fragen gestellt – deren Antworten wir zunächst einmal unkommentiert wiedergeben.

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Im Fall der Niederlage droht der Ukraine ein Blutfrieden

Zerstörtes Auto in Butscha mit einem toten Menschen im Inneren Foto: Nationale Polizei der Ukraine Lizenz: CC-BY 4.0


Wer eine Kapitulation der Ukraine vor den russischen Invasoren fordert, damit wieder Frieden herrscht, verkennt die Schrecken, die den Unterlegenen nach dem Krieg drohen.

Der Gedanke ist so einfach wie er falsch ist: Wenn die Ukraine kapituliert, herrscht Frieden. Der Historikerin Franziska Davies widerlegte diese Illusion im Gespräch mit der taz: „Die Vorstellung, dass, wenn die Kampfhandlungen vorbei sind, der Krieg vorbei ist, stimmt nicht. Das hat die historische Forschung gezeigt. Ein Beispiel wäre das deutsche Besatzungsregime in der Ukraine während des Zweiten Weltkriegs. Da ist die Zahl der Toten höher nach dem Ende der Kampfhandlungen gewesen: Das Morden, das Versklaven, der Terror gingen weiter.“

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Keine Steinmeier-Show in Kiew: Die Ukraine braucht keine „starken Zeichen“, sondern schwere Waffen

Vladimir Putin and Frank-Walter Steinmeier Foto: Kremlin.ru Lizenz: CC-BY 4.0


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollte nach Kiew reisen. Aber der ukrainische Präsident  Wolodymyr Selenskyj  wollte nicht Kulisse einer Steinmeier-Show werden.

Gemeinsam mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und den Staatschefs der baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland wollte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Kiew reisen um „um dort ein starkes Zeichen gemeinsamer europäischer Solidarität mit der Ukraine zu senden und zu setzen“. Doch nach einem Bericht der Bild-Zeitung lehnte der

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Ukraine: Nach dem Massaker von Butscha muss der Westen rote Linien ziehen


Zerstörtes Auto in Butscha mit einer toten Person im Inneren Foto: Nationale Polizei der Ukraine Lizenz: CC-BY 4.0


In den von der russischen Armee geräumten Vororten Kiews finden ukrainische Truppen hunderte von ermordeten Zivilisten.

Im Krieg sterben Zivilisten und wer glaubt, das lasse sich ganz verhindern ist naiv. Krieg ist brutal und grausam, man darf ihn sich nicht schönreden. Aber es gibt einen Unterschied, ob Zivilisten im Rahmen von Kriegshandlungen sterben oder bewusst hinter der Front ermordet werden. Letzteres ist offenbar im Kiewer Vorort Butscha geschehen. Die Opfer sollen

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