Trump bleibt ein geschickter Manipulator

US-Kapitol in Washington D.C. / USA (Foto: Roland W. Waniek)

Es ist für jeden ersichtlich, dass Donald Trump seine Strategie für den Fall einer verlorenen Wahl von langer Hand vorbereitet hat. Bereits im Vorfeld hat er die Briefwahl diskreditiert. Er hat auch schon angedeutet, vor das oberste Gericht zu ziehen. Während dies durchdachte strategische Vorbereitungen waren, scheint er am Wahltag auf sein intuitives Gespür für Manipulationen zu setzen.

Es ist interessant zu sehen, wie er das macht. Objektive Fakten, die für einen Wahlbetrug sprechen, scheinen bislang nicht vorzuliegen. Aber das ist ja auch nicht das, was Trump interessiert. So sagte er bereits in der Wahlnacht: “Wir wollen nicht, dass sie um vier Uhr morgens noch Stimmzettel finden und sie zur Liste hinzufügen.”

Hier macht er sich offensichtlich einen verbreiteten Denkfehler zu Nutze. Denn wir neigen als Menschen dazu, uns auf den ersten Eindruck zu verlassen. Die ersten Sekunden eines Kontaktes zu einer bislang unbekannten Person prägen unser Bild dieser Person stark. Wenn wir uns eine Reihe von Informationen merken sollen, vergessen wir leicht das was in der Mitte angesiedelt war, wohingegen wir die ersten und letzten Elemente besser in Erinnerung behalten. Wenn mein Wunschkandidat in einer Prognose anfänglich vorne liegt, dann freue ich mich und dann tendiere ich dazu, es nicht wahrhaben zu wollen, wenn sich dieses Ergebnis noch ändert. Intuitiv halte ich die erste Information für richtig, noch dazu, wenn diese dem entspricht, was ich mir erhofft habe.

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Objektiv betrachtet ist es natürlich völlig gleichgültig, ob eine Stimme früh am Abend oder in den Morgenstunden gezählt wurde. Objektiv betrachtet ist es unsinnig, den Zwischenstand einer Auszählung höher zu werten als das offizielle Endergebnis. Aber Donald Trump setzt genau auf das Gegenteil: Seine ganze Politik ist ja darauf ausgerichtet, Gefühle anzusprechen, Wissenschaft und faktenbasiertes Denken zu unterwandern. Und diese kleine Anmerkung mit den Stimmzetteln um 4:00 Uhr morgens ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie er dabei vorgeht.

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Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

Nun ja, es gibt Behauptungen das Wähler gleich drei Wahlzettel erhalten hätten für die Briefwahl.
Ob das stimmt und wie häufig so etwas vorgekommen ist dazu wird keine Stellung genommen.
Vielleicht sollte man solche Vorwürfe entkräften bevor man Trumps Zweifel herabwürdigt.
Zumal die Demokraten Ähnliches auch schon bei Wahl Bushs jun. zu beklagen hatten.

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

Ich hatte bei der Kommunalwahl NRW dieses Jahr keine Briefwahlunterlagen zugeschickt bekommen. Briefwahl ist für mich sogar in Deutschland gestorben.

Ein entfernter Verwandter aus Pittsburgh schrieb vor 2 Wochen auf seiner FB Seite, daß er zweimal Briefwahlunterlagen zugestellt bekam.

Und auch in Deutschland gab es 2005 mal einen selbsterklärten Wahlsieger, der am nächsten Morgen überrascht entdecken mußte, daß er nicht Sieger sondern Verlierer war.
https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/gerhard-schroeder-selbsternannter-Wahlsieger-mit-riesen-ego-seite-2/2553480-2.html?ticket=ST-7147643-Mi9BdzLaazpi4tgEpFCi-ap6
Den schlimmsten Vorwurf, den er hören mußte, war aber nicht "Demokratiefeindlichkeit" sondern Machotum. https://www.faz.net/aktuell/politik/schroeder-und-merkel-ein-mann-sieht-rot-1255530.html
Einige Stunden lang, wurde Schröder damals für diese Frechheit von Parteigängern sogar bejubelt.
Egal, genauso wenig wie damals Schröder am Ergebnis etwas ändern konnte, kann jetzt Trump persönlich was ändern. Er kann klagen. Aber das Recht hat er wohl als Bürger. Was dann geschieht, ist nicht in seiner Hand.
Trump ist in Deutschland so sehr verhaßt, daß er hier haushoch verlieren würde. Da er aber in den USA so viele Anhänger hat, daß er diese Wahl gewinnen könnte, hat mich immer interessiert, wieso das kommt. Die Berichterstattungen über ihn geben aber keine Erklärungen. Es muß aber Gründe dafür geben.

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

@ Helmut Junge Ein Anruf bei der Behörde hätte doch wohl genügt. Was willste denn machen,wenn mal aus gesundheitlichen oder anderen Gründen verhindert bist. Nicht wählen,weil man dich einmal vergessen hat?
Was 2005 angeht, so hat Schröder gewiss nicht Wochen vorher die Gültigkeit der (Brief)Wahl angezweifelt und über Wochen Misstrauen gesät. iess also in Bezug zu Trump zu setzen, halte ich für nicht angemessen. Oder hat er geklagt und von Lügenmedien halluziniert und ich habe das nicht mitbekommen? Gar bewaffnete Anhänger aufgefordert,sich "bereit zu halten?"

Helmut Junge
3 Jahre zuvor

@Thomas Weigle, lies mal, meine Briefwahlunterlagen sind bis heute nicht gekommen.
Von wegen einen Anruf bei der Behörde!

https://www.ruhrbarone.de/duisburg-stadt-laesst-waehler-im-regen-stehen/190080

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

#1:

Das ist passiert und leider nicht die schlimmste Schwachstelle des Universal Mail in Voting.

https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/nachrichten/ard-washington-korrespondent-bekommt-dreimal-wahlunterlagen-50937.html

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

@ Helmut Junge Donnerwetter, das hätte ich nicht für möglich gehalten. In meiner ostwestfälischen Kleinstadt konnte ich einmal ein ähnliches Problem auf dem kurzen Dienstweg lösen.

Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

Trump ein geschickter Manipulator?
Sicher eher nicht! an Plattheit ist er wohl kaum zu überbieten,aber diese Lesart stützt aber das Unverständnis über Trumps relativ großen Erfolg.
Die eigenfahrenen Denk- und Wissenstrukturen lassen nicht genügend Abstand um eine andere Erklärung als Manipulation und manipulierte Wähler zuzulassen, was die eigentliche Tragödie in der ganzen Angelegenheit ist.
Gäbe es diese Blockade nicht gäbe es auch keinen Trump.

Werntreu Golmeran
Werntreu Golmeran
3 Jahre zuvor

Ich warte schon darauf, dass ein Journalist demnächst mal Herrn Spahn fragt, wie er zum Verhalten seines Buddys Richard Grenell steht. Der Herr Spahn tut gerade immer so kreidefreundlich, gesellschaftspolitisch bzw. weltanschlaulich steht der Herr aber einem Herrn Merz wenig nach.

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