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Castrop-Rauxel: Weitere Stolpersteine gegen das Vergessen verlegt

Wie wichtig es heutzutage leider noch immer ist sich den Problemen rund um Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft aktiv entgegen zu stellen, darüber diskutieren wir hier bei den Ruhrbaronen schon länger.

Zuletzt berichteten wir in diesem, Zusammenhang u.a. über Fußballfans aus Gelsenkirchen, die sich aktiv bei der Verlegung von ‚Stolpersteinen‘ in ihrer Stadt engagieren.

Nun ist man auch in der Stadt Castrop-Rauxel in diese Richtung noch einmal sehr aktiv geworden. Dort wurden Anfang dieser Woche weitere ‚Stolpersteine‘ verlegt. Diese sollen zukünftig noch mehr Aufmerksamkeit für die Opfer des Nationalsozialismus in der Stadt schaffen.

Auf Initiative des Aktionsbündnisses „Stolpersteine Castrop-Rauxel“ wurden nun weitere 20 Steine für Mitglieder der Familien Cohen, Weinberg und Blumenthal auf dem Marktplatz, an der Wittener Straße, am Biesenkamp und an der Holzstraße in Castrop-Rauxel verlegt.

Insgesamt erinnern dort nun bereits 29 Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus.

Bereits im November 2010 hat der Künstler Gunter Demnig die ersten neun Gedenksteine für die Familien Cohen und Weinberg in der Altstadt  von Castrop-Rauxel verlegt. Demnig, 1947 in Berlin geboren, hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Alle Stolpersteine erinnern an die Vertreibung und Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus, damit das Schicksal dieser Menschen niemals in Vergessenheit gerät.

Schön zu sehen, dass sich offensichtlich vielerorts Menschen in diese Richtung engagieren.

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Lisa Freuntlich
Lisa Freuntlich
11 Jahre zuvor

Im immer brauner werdenden Wuppertal werden von Nazis Stolpersteine mit Farbschmierereien geschändet.comment image

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Robin,
volle Zustimmung, wenn Du über solche und ähnliche Aktionen hier bei den Ruhrbarone berichtest und sie lobend, anerkennend kommentierst.

Ich bin als Älterer -Jahrgang 1938-dem Geschehenen, d.h. im besonderen und ganz konkret dem industriell organisierten Massenmord durch Deutsche an Juden während der NS-Diktatur in meiner Erinnerung und deshalb möglicherweise auch in meiner Betroffenheit näher als junge Menschen, die beispielsweise erst 1995, mithin am Ende des 2o.Jhdts., 5o Jahren nach dem Ende des NS-Regimes, geboren wurden.

Deshalb frage ich mich immer wieder, z.B. angesichts der vielen Aktivitäten junger Menschen heutzutage, z.B. in ihren Schulen,die an die Verbrechen der Nazis gegenüber den Juden erinnern, die zudem dazu beitragen sollen, über die Ursachen dieses verbrecherischen Systems und über seine Akteure, über „die Banalität des Bösen“ -sh.H.Arendt- nachzudenken und zu disktutieren, was dieses sich stetig wiederholenden Gedenken, dieses sich stetig wiederholende(Er-)Mahnen -„nie wieder“-, dieses Aufarbeiten schrecklicher und erschreckender Fakten über das massenhafte Ermorden von Juden durch Deutsche letztlich bei den Jüngeren bewirkt -was,wie,mit welchen Folgen, kurzfristig,langfristig, für den Einzelnen, für die Gesellschaft.
(Auch der nach meiner Wahrnehmung im öffentlichen Bewußtsein und folglich in der öffentlichen Erregung unter „belanglos“einzustufende Umgang von Staat und Gesellschaft -eben auch der „jüngeren Generation“-mit den Morden des NSU läßt mich das fragen.)

Vermutlich gibt es auf meine Frage(n) zahlreiche und umfassende Antworten z.B. mittels diverser Untersuchungen/Befragungen/wissenschaftlicher Abhandlungen, die ich aber leider nicht kenne.

Bin gespannt,ob dieser Beitrag zu Deinem Kommentar hier bei den Ruhrbaronen zu Antworten auf meine Fragen führt. Ich kann nicht ausschließen, daß eine Antwort darin bestehen könnte, mir begründet nahezubringen, daß sich meine Fragen so gar nicht stellen, weil…..;aber das wäre ja auch ene Antwort.

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Mein letzter Besuch in Wuppertal war vor etwa 4 Jahren. Ich habe es als sehr multikulturell wahrgenommen. Erstaunt mich, dass es trotzdem immer brauner wird. Eigentlich müsste das Zusammenleben die Akzeptanz doch steigern.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

Die Stolpersteine erinnern auf ganz eigene Art an den Holocaust: Nicht fest gemacht an „herausragenden“ und in Schulbüchern, TVEvents und mit Gedenktagen bedachten Ereignissen erinnern sie an den ganz alltäglichen Horror, dem Juden im Dritten Reich ausgesetzt waren. Das waren Nachbarn! Nachbarn die man mehr oder minder gut kannte und für die plötzlich die simpelsten Grundsätze menschlichen Zusammenlebens nicht mehr galten.
Stolpersteine stören die Gewißheit, daß „man doch gar nix geahnt“ hatte.
Und das ist so genial daran.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Walter Stach #2

Als Jahrgang 1938 waren Sie bei Kriegsende gerade mal 7 Jahre alt.
Ihre persönlichen Erinnerungen an die Zeit erschöpft sich also vermutlich in Kriegserlebnissen, die Sie in dem Alter unmöglich in einen politischen Kontext einordnen konnten. Ich vermute mal, der Krieg ist Ihnen wie eine Naturkatastrophe erschienen.

Selbst jemand Jahrgang 1960 kann sich noch gut erinnern an die kaltschnäuzige Verbissenheit, mit der selbst noch in den frühen 60er Jahren Jahrgänge, die es besser gewußt haben müßten, also die Generation meiner Großeltern, ebenfalls so getan haben, als wäre der Krieg eine unvorhersehbare Naturkatastrophe gewesen wäre. Und „das mit den Juden“ hat man überhaupt nicht mit bekommen. Und der kleine Puck saß am Eßtisch und fragte sich, was das „mit den Juden“ denn wohl gewesen ist. Laut hat der kleine Puck das nicht gefragt, weil er die Antwort schon kannte: „Darüber spricht man nicht!“
Man sprach nämlich auch nicht darüber, daß es ganz normal war, wenn ein Einbeiniger an Krücken über die Straße schlurfte oder ein Einarmiger seinen leeren Jackettärmel diskret in die Seitentasche steckt. Das waren „Kriegsversehrte“. Da kuckte man nicht hin. Vorsichtshalber. Wenn man hingekuckt hätte, wäre die Frage, was ganau denn dazu geführt hatte, daß ziemlich junge Männer als Krüppel durch die Welt gingen, unweigerlich verbunden gewesen mit der Frage, was denn sonst noch so schief gelaufen ist…
Es gab ja wichtigers zu tun: Man „wollte wieder wer sein“ – ganz wichtiges Statement in dieser Zeit! Kleine Jungs mußten einen „Diener“ machen, kleine Mädchen einen Knicks, und beim Essen wurde nicht geredet und Ellebogen vom Tisch.
„Darüber sprich man nicht“ und „Da kuckt man nicht hin“ waren die mit Abstand häufigsten Sätze, die ich in meiner Kindheit gehört habe.
Das nannte man Anstand.
Anstand wäre gewesen, zu fragen und hinzukucken, aber wenn man meint, sich das Original nicht leisten zu können, versuch man es halt mit der Imitation…

Erst Ende der 70er Jahre wurde der Holocaust endlich Gesprächsthema am Abendbrottisch, und zwar durch die US-TV-Serie „Holocaust“. Vermutlich deshalb wird die Sendung bis heute von „Intellektuellen“ als trivial geschmäht – und natürlich, weil Filme von Faßbinder & Co. diese Wirkung eben nicht hatten. Was evtl. daran lag, daß die Filme von Faßbinder & Co. das Phänomen „Drittes Reich“ geschmeidig in die eigene Ideologie einverleibten, was darauf hinaus lief, daß man die Schuld den üblichen Verdächtigen zuschob: der Bourgoisie oder der Kirche (vorzugsweise der katholischen).
Was nur eine andere Art des Wegkuckens war.

Ein gerne geäußerter Vorwurf an Nachgeborene ist die Frage: „Und wärst Du denn ein Held gewesen?“
Das geht aber am eigentlichen Thema vorbei, jedenfalls wenn man sich mit der Materie etwas tiefer beschäftigt hat.
Der Holocaust fand nicht statt, weil es zu wenig Helden, sondern weil es zu viele Mitmacher gab. Mitmacher, nicht schlichte Wegkucker. Es beschämt, wenn man in Göbbels Tagebuch (das im Gegensatz zu Hitlers Tagebuch echt ist) liest, wie entzückt er darüber ist, wie zügig Juden aus dem öffentlichen Leben entfernt wurden, aus Vereinen, Universitäten und Berufsgenossenschaften und zügig aus ihren Jobs gekündigt wurden, er hatte nicht damit gerechnet, daß das so schnell und reibungslos vonstatten geht.
Und ich frage mich, wie wohl die Geschichte verlaufen wäre, wenn das nicht so reibungslos geschehen wäre.

Oder anders gesagt: Ich verurteile niemanden, der nicht den Mut hatte, aktiv gegen das Regime vorzugehen. Zum Helden ist nicht jeder geboren, es gibt durchaus Gründe, doch kein Held zu sein, z. B. wenn man sich um die Familie sorgt (totalitäre Regime neigen zur Sippenhaft!) oder auch, wenn man einfach nicht die Nerven hat und womöglich befürchtet, mehr Schaden als Nutzen anzurichen.
Aber ich kann partout keine Entschuldigung für jemanden finden, der sich mit vorauseilendem Gehorsam Vorteile verspicht oder andere verrät, die doch den Mut haben.
Und von letzteren scheint es leider sehr viele gegeben zu haben.

trackback

[…] Weitere Stolpersteine gegen das Vergessen verlegt (Ruhrbarone) […]

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

-5-Puck,
kein grundsätzlicher Widerspruch zu alldem was Sie geschrieben haben.

(Ich habe Ihnen allerdings mit meinem Beitrag auch keinen Anlaß geliefert für entsprechende „Vorhaltungen“ Ihrerseits mir gegenüber, so daß die Ihren Beitrag auch nicht als „Vorhaltung“ mir gegenüber verstehen möchte, sondern als enen erweiternden,ergänzenden Beitrag zum Kommentar von Robin.)

Meine Erinnerungen an das NS-Regime,eben auch an die Judenverfolgung,an die massenhafte Ermorderung von Juden resultieren vor allem daraus, daß ich bewußt bereits ab dem……(?)Lebensalter von Menschen, die diese Zeit erlebt und zum Teil zu erleiden hatten, mitbekam, wie sie darüber, z.B. in einem Teil meiner Familie, politisch-kritisch diskutierten, z.B. mit einem Onkel, der als Sozialdemokrat von den Nazis kurz vor Kriegsende interniert wurde, mit meinem Vater, der zu den Mitbegründung eines neuen SPD-Ortsvereines in Waltrop gehörte. Ich habe anderseits, also ergänzend dazu , z.B.noch Mitte der 5o Jahre, unmittelbar beim Bier in meiner Stammkneipe zu hören bekommen, daß der Holocaust nur ein Propaganda- Produkt der Amerikaner sei. Ich habe z.B. noch unmittelbar mitbekommen, wie regelmäßig in einer stadtbekannten Lokalität spätabends „Altnazis“ ihr „SA-marschiert“ lauthals und ungeahndet gesungen haben
An d a s habe ich u n t e r a n d e r e m gedacht, als ich in meinem Beitrag -2- gefragt habe, ob, wie, mit welchen Folgen die jüngere Generation, z.B. Menschen, die 5o Jahren nach Kriegsende,nach Ende des NS-Regime geboren wurden, dieses Erinnern praktizieren, langfristig praktizieren werden, langfristig prakizieren können. Und nur aus dem Grunde habe ich auch die Morde des NSU erwähnt und meinen Eindruck geschildert von einem für mich leider ehe belanglosen Umgang von Staat und Gesellschaft -und dazu zählen auch die Jüngeren unter uns (!)-mit diesen Morden aus rassistischen Gründen.

Ich bin weiterhin daran interessiert, d a z u etwas von jüngeren Menschen zu hören, und zwar möglichst nicht nur über ihre persönliche Situation, ihre persönliche Befindlichkeit, sondern auch darüber, ob und ggfls.wie sich möglicherweise diesbezüglich eine Position beschreiben läßt, die heutzutage für eine große Mehrheit der jüngeren Menschen gelten könnte. Darauf bezog sich auch meine Frage nach einschlägigen Untersuchungen, Befragungen,wissenschaftlichen Abhandlungen, da mir dazu Aktuelles nicht bekannt ist.

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Im zweiten Halbjahr der zwölften Klasse habe ich dem Lehrer angekündigt, den Unterricht zu boykottieren, sollte das an der Tafel angekündigte Thema an die Reihe kommen.

Meine Argumente waren stark genug, den Lehrer dazu zu bringen, den Lehrplan zu ändern. ALLE Mitschülern fanden es ebenfalls richtig, was ich gesagt habe. Es war ein recht kühner Redeschwung.

Durchgenommen haben wir alternativ den Faschismus in Italien, von dem ich bis dato so gut wie nichts wußte.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Robin,Robert,
Eure Antworten auf meine Frage(n) helfen mir auf dem Wege, mich mit den Meinungen und den Positionen jüngerer Menschen auseinanderzusetzen zu können;
-zum Ob, zum Wie, zum Wann des Erinnerns an den Holocaust, an dem von Deutschen industriell organisierten und praktizierten Massenmord an Juden, und vor allem zu Folgen, zu Konsequenzen aus diesem Erinnern für individuelles und gesamtgesellschaftliches Verhalten heutzutage;ich beziehe mich noch einmal, um deutlich zu machen,worum es mir mit Blick auf heutzutage mögliche bzw. notwendige Konsequenzen aus dem Erinnern geht, an die Morde des NSU, daran, das sie möglich wurden und daran, wie unsere Gesellschaft mit ihnen umgegangen ist.

Wissenschaftliches Fundiertes dazu?
Gibt es dazu nichts Aktuelles?

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Mit wissenschaftlich fundiertem kann ich Ihnen leider nicht dienen. Aber machen Sie doch eine eigene Studie, indem Sie dem Volk auf den Mund schauen. Ich empfehle dazu die Kommentare zu entsprechenden Artikeln zu lesen. Natürlich da, wo auch was los ist. Welt Online, Spiegel und so. Das ist zwar nicht wissenschaftlich, aber trotzdem sehr interessant und man findet natürlich heraus, warum und wie Leute auf die NSU-Geschichte reagieren.

Ich hoffe, das war hilfreich.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Robert,
da ich seit X-Jahren u.a. SPIEGEl-Leser bin (plus SPIEGELonline), die TAZ abonniere, gelegentlich die ZEIT lese, sonntags regelmäßig die FAS, ist insofern ihre Empfehlung nicht weiterführend.
WELT/WELT am Sonntag lese ich nicht, weil………..

Ich verstehe nicht einmal ansatzweise, daß mir all diesen Medien (u.a.) auch nur einigermaßen fundiert erklärt hätten, warum Staat und Gesellschaft die Mordtaten junger Deutscher (!!)aus dem NSU aus rassistischen Gründen an deutschen Mitbürgern aus meiner Sicht relativ belanglos haben und relativ belanglos behandeln konnten ;und Leserbriefe dazu haben ganz und gar nicht die für meine Meinungsbildung gewünschten und mich weiterführende Antworten gebracht.

Und das ist eben, was mich nachdenklich stimmt, nicht nur, aber auch mit Blick auf die jüngere Generation und mit Blick auf den Kern des hier kommentierten Themas, das sich auf das Ob, auf das Wie,das Warum des Erinnerns an den industriell organisierten Massenmord von Deutschen (!!) aus rassistischen Gründen an Juden bezieht und auf denkbare Folgen des Erinnerns auf das Hier und Jetzt.

Wenn Sie in diesem Zusammenhang formulieren: „…..wie die Leute auf die NSU-Geschichte reagieren……..“ , dann frage ich mich schon nach den Gründen für Ihre Wortwahl „….auf die NSU-Geschichte“.

Es geht nicht um (irgend)eine „NSU -Geschichte“.

Es geht darum, daß junge Deutsche aus rassitischen Gründen Mitbürger ermordert haben und es geht mir diesbezüglich darum zu reflektieren, warum Staat und Gesellschaft sich m.E. mit diesen Verbrechen nicht hinreichend, nicht gründlich genug befaßt haben.
Und da Deutsche schon einmal aus rassistischen Gründen -industriell organisiert und millionfach-Menschen ermordert haben, nämlich Juden, war es und bleibt es für mich eben auch anläßlich des Kommentares von Robin naheliegend, Fragen zu stellen, u.a.danach, ob und inwieweit stetes Erinnern an den Holocaust zu einer anderem anderen Umgang von Staat und Gesellschaft mit den Morden des NSU hätte führen müssen und warum das m.E.nicht geschehen ist.

Im übrigen schließe ich nicht aus, daß es doch noch „irgend welche“ wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse und damit Antworten auf meine Frage(n)gibt oder „irgend wo“ daran gearbeit wird.

Zur Erinnerung:
Es geht mir hier primär nicht um die Verbrechen des NSU, sondern darum zu fragen, ob , wie, mit welchen Konsequenzen junge Menschen sich des Holocaust erinnern, daran erinnert werden wollen oder ob es bei den jüngeren Menschen ehe eine gegenläufige Tendenz gibt. Ich kenne darauf keinewissenschaftlich fundierte Antwort und deshalb bin ich weiterhin auf der Suche danach. Sie haben unter -9-, Robin unter -8- Antworten geliefert, die mir aber allein nicht reichen.

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Ich nehme an, mit anderen Umgang meinen Sie mehr öffentliche Anteilnahme, Kundgebungen, Solidaritätsaufrufe, so ein Art Ruck der durch die Gesellschaft geht, wie es nach den Geschehnissen in Rostock (glaube ich) der Fall war?

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

#13
Welcher Ruck ist denn nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen durch die Gesellschaft gegangen? Die Hütte brannte noch, als der damalige SPD-Kanzlerkanditat Björn Engholm eine Verschärfung des Asylrechtes forderte! Und genau das wurde auch durchgezogen: Das Asylrecht wurde faktisch abgeschafft.
Und das war m. E. genau das falsche Signal.

Danach wurde noch das legendäre „Asch-huut“-Konzert gegeben, und es war schon beeindruckend, daß sich an einem Montagabend 100.000 Leute einfanden.
Aber danach war der Ruck auch schon vorbei – mal davon abgesehen, daß sich Lichterketten als Protestform etablierten, was die Demonstranten selbst vermutlich mehr beeindruckt hat als irgendwelche Neonazis…

Wenn ich das z. B. vergleiche mit den Protesten gegen den 1. Golfkrieg (da wurden Karnevalsfeiern abgesagt, als wenn Deutschland im Krieg gewesen wäre!), fand ich die Proteste gegen bürgerkriegsähnliche Zustände im eigenen Land eher mager.

Puck
Puck
11 Jahre zuvor

@Walter Stach

Zitat: „(…)so daß die Ihren Beitrag auch nicht als “Vorhaltung” mir gegenüber verstehen möchte, sondern als enen erweiternden,ergänzenden Beitrag zum Kommentar von Robin.(…)

So war es gemeint.

Daß in Ihrer Familie über Politk diskutiert wurde – das war die große Ausnahme, und da können Sie sich wirklich glücklich schätzen!
Die allgemeine Haltung war Schweigen.
Wie klagte schon Heinrich Heine über die Haltung in Deutschland: „… das politisch Lied, das garstig Lied…“

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

-15-Puck:
Ja, so ist es wohl.

Wenn allgemein gilt, daß das Elternhaus (mit-)verantwortlich ist für Erziehung/Bildung der Kinder, dann gilt das auch für das, was ich ‚mal „politische Bildung“ nennen will.Es war sicherlich nicht in allen Familien üblich, daß mein Onkel,von dem ich bereits gesprochen habe, regelmäßig am Sonntag gegen 11.00 Uhr für eine Stunde mit meinem Vater über die „große und die kleine Politik“ diskutiert hat und ich gelegentlich dabei war, was ganz sicher dazu beigetragen hat, daß ich im weitesten Sinne einer „politischer Mensch“ geworden bin.
Und in diesen Gesprächen wurden immer wieder die Namen von Waltropern genannt, die ich -Mitte der 195o Jahre- dem „gehobenen, honorigem Bürgertum“ zuordnete ,nicht der Arbeiterschaft, zu der meinen Onkel und mein Vater gehörten,von denen ich dann aber durch meinen Vater und Onkel zu hören bekam, daß sehr,sehr viele von ihnen „bis zu letzten Stunde“ engagierte,z.T.fanatische Nazis waren;damals fand ich das, weil ich alle diese Menschen ganz gut kannte, oft unglaublich. Heute weiß ich, wie unglaublich schnell und wie selbstverständlich die Bürgerschaft insgesamt bereit war, den vorgeblichen Wandel engagierter Nazi zu gutbürgerlichen Demokraten zu akzeptieren. Und das funktionierte nur, wenn über die Nazi- Verbrechen an den Juden nicht nachgedacht, geschweige denn, daß über sie „in bürgerlichen Kreisen“ diskutiert wurde.

Robert,
„Umgang“ in der Gesellschaft,im Staat mit der Tatsache,daß junge Deutsche aus rassistischen Gründen Mitbürger ermordert haben…………

Ich habe dabei primär nicht an bestimmte öffentliche Demonstrationen, an Solidaritätsbekundungen gedacht.Ich habe mich zunächst lediglich gefragt, warum nur äußerst selten ‚mal in Gesprächen in kleinem Kreis oder in großer Runde über diese Morde gesprochen wurde. Ich habe kein Entsetzen, keine persönliche Betroffenheit registriert. Die habe ich so gut wie gar nicht in den Berichten/Kommentaren der Medien verspürt. Ähnliches gilt auch für das, was ich dazu bei den Akteuren staatlicher Organe registrieren konnte. Wenn es wirkliches Entsetzen, echte Betroffenheit in weiten Kreisen der Bevölkerung gegeben hätte, wäre daraus zwangsläufig auch öffentliche Solidaritätsbekundungen gegenüber den Angehörigen der Ermordeten entstanden;aber Letzteres wäre nur äußeres Abbild innerer Betroffenheit,persönlichen Entsetzen gewesen -und das konnte ich bis heute nicht verspüren, jedenfalls nicht „gesamtgesellschaftlich“

Nun geht es mir hier mit allen meinen bisherigen Beiträgen nicht darum, meine Meinung vorzutragen und Erklärungen dazu abzugeben, sondern nur um
F r a g e n meineseits, konkret um Fragen an die jünger Generation zum Ob,zum Wie,zum Warum ihres Erinnertwerdens, ihres Erinnertwerden-wollens an den Holocaust einhergehend mit der Frage, ob das „so oder so“ Auswirkungen hat auf die „Gesellschaft hier und jetzt“, z.B. auf deren Umgang mit den Morden des NSU.

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Tja, woran mag das liegen. Eine wissenschaftliche Antwort darauf habe ich wie gesagt nicht. Kann die Frage nur für mich persönlich beantworten oder Vermutungen anstellen, indem ich von mir auf andere schließe.

Harald
Harald
11 Jahre zuvor

Hi,

ich habe den Eindruck, dass die Diskussion hier in eine andere Richtung geht als ich erwartet habe. Hier wird über den NSU geredet und das darüber aufgeklärt werden soll, richtig. Es sollte jeder darüber Bescheid wissen. Genau wie über den Holocaust in Deutschland. Oder andere Massenmorde weltweit in der Geschichte.

Was mir hier aber fehlt, ist die frage nach dem WIESO. Wo steckt die Ursache für eine solche nationalistische und radikale Vorgehensweise.

Ich denke dass ein Volk solange zu solchen Taten verführt oder sogar überredet werden kann, solange man politische und ökonomische Zustände vorfindet wie z.B. in der deutschen Nation oder weltweit. Alle Staaten stehen heute wie auch früher schon in Konkurrenz zueinander. Daher möchte auch jeder Staat, dass die eigenen Bürger die in ihm leben und die für ihn arbeiten, zu seiner Nation hält. Im positiven Sinne nennt man das Patriotismus. Wenn es historisch gesehen zu weit gegangen ist, ist es Nationalismus / Faschismus.

Es gibt immer noch das allgemeine „WIR“ Gefühl. Das fängt beim lokal Patriotismus (z.B. beim Fußballverein oder bei einzelnen Stadtteilen schon an „Bin Wattenscheider, kein Bochumer“).

Dieses „Wir“ sollte man in der Disskussion nicht unterschätzen.

Der NSU und andere nationalistische Täter machen das ja nicht um ihrer Nation und „guten“ Deutschen oder Norweger zu schaden. Sondern um ihrer Nation zu helfen. (Nicht falsch verstehen. Ich möchte diese Taten weder beschönigen noch befürworten oder etwas ähnliches. Jegliche Gewalt an anderen ist widerlich!!!)

Also, meiner Meinung nach begibt man sich auf den Pfad des Nationalismus (dem Nachbarn des Faschismus) schon, wenn man sich mit seiner Nation so stark identifiziert, dass man z.B. „Wir Deutsche“ sagt und verinnerlicht hat. Oder „Wir sind Papst“ vor 8 Jahren in Deutschland nun in Argentinien. Und man ist ja sooooo stolz darauf das einer aus „unserer“ Nation nun Stellvertreter Gottes ist !!!!!!!(Oh man, aber anderes Thema).

Anderer Punkt wäre die Kultur die erhalten bleiben soll. Klares NEIN von mir aus. Wir leben im Wandel, die Welt rückt immer näher zusammen und die Kulturen sollen und werden miteinander verschmelzen. Wer den Erhalt „seiner“ Kultur fordert, fordert Stagnation. Und fördert auch dort wieder ein Misstrauen. Man gibt dem Faschismus und Rassismus wieder eine Angriffsfläche/einen Spielraum. Denn andere Kulturen könnte ja die eigene schützenswerte und natürlich bessere/schönere/überlegene/ältere Kultur und Tradition verdrängen.

All diese Dinge und noch mehr (da könnte man wahrscheinlich mehrere Leben drüber forschen) dienen einem Staat in Kriesenzeiten und Notfällen dazu die eigenen Bürger für die nationale Sache zu gewinnen. Und sei es ein Krieg gegen die Nachbarn.

Fackelzüge, Kerzenketten, Stolpersteine zum Gedenken. Alles schön und gut, wird aber den Nationalismus nicht stoppen. Besonders nicht wenn man es unter dem Motto laufen lässt: „Wir Deutsche gegen Faschismus“.

Vielleicht sollte man sich das Ziel einer aufgeklärten Gesellschaft (besser noch Gemeinschaft) setzen. Dazu muss man sich aber auf jeden Fall von nationalen und kulturellen Denkweisen mal lösen.

Robrt
Robrt
11 Jahre zuvor

Sie wollen also eine Art Weltreich errichten und alle Kulturen zugunsten einer Einheitskultur auslöschen. Interessant. Was soll Ihrer Meinung nach mit Leuten geschehen, die da nicht mitmachen wollen?

Harald
Harald
11 Jahre zuvor

@ Robrt 19
So war es nicht gemeint. Auf Grund der Vernetzung der Welt wird es, so denke ich, eine automatische Vermischung geben. Wir haben es ja heute schon im Deutschen: DENGLISCH. Und so wie die Welt heute vernetzt ist ist sie das erst seit ca. 40 Jahren. Erzwingen will ich hier gar nichts. Sondern nur Überlegungen machen.

Und solange es Menschen gibt, die eine solche Vermischung nicht akzeptieren wollen, wird es auch Radikale geben die mit allen Mitteln versuchen werden ihre Kultur und Lebensweise (die sie für richtig halten) zu „schützen“. Wenn nötig auch mit Gewalt jeglicher Art.

Also: Es geht hier nicht um das Auslöschen wollen, sondern ich denke das diese „Vermischung“ über die nächsten Jahrzehnte oder Jahrhunderte als normale Entwicklung stattfinden wird.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Harald,
auch wenn ich mich wiederhole:

Mir geht es primär nicht um die Morde des NSU.

Mir geht es aufgrund des einleitenden Kommentares von Robin zu den „Stolpersteinen“ und damit zur Erinnerung an den Holocaust darum, zu fragen, und zwar vor allem in Richtung „jüngere Generation“, ob das stete Erinnern etwas bewirkt hat, bewirken wird und ggfls.was, einschließlich der Frage, ob „man“ als Jugendlicher stets weiterhin erinnert werden will -sh.dazu auch Anmerkungen von Robert-, und zwar nicht der bloßen Geschichte wegen, sondern um aus der Geschichte etwas zu lernen.

Nur mit Blick auf die Frage “ Was bewirkt das stete Erinnern“ habe ich kritisch-nachdenklich meine Wahrnehmung in diese Diskussion eingebracht, nach der die Morde des NSU aus rassistischen Gründen, also diese Morde von Deuschen an Mitbürger in Deutschland, nicht die von mir erhoffte, aber auch erwartete Nachdenklichkeit, Erregung, Aufregung, Wut in der Bevölkerung erzeugt hat, eben auch nicht in der und aus der Erinnerung , daß es Deutsche waren, die schon einmal -industriell organsierter Massenmord an ca.6 Mio Juden-aus rassistischen Gründen Menschen getötet haben.

„Ist da etwas in uns, das trotz allen Erinnerns, das wider alle Erinnerungen, die von mir wahrgenommene realtiv Gleichgültigkeit einer großen Mehrheit der Menschen in Deutschland gegenüber solchen Morden durch Deutsche aus rassistischen Gründen erklären kann , mit besonderem Blick auf die jüngere Generation und damit zukunftsbezogen-?

Und ich habe betont, daß ich f r a g e -sh.Abstz 2 Ihres Beitrages-, weil ich auf Antworten hoffe, vor allem von den Jüngeren unter uns.

Sie deuten zumindest an, wo für die Mörder des NSU die Motive ihres Tun liegen könnten – ….im Interesse der Nation, der deutschen Kultur u.ä.-.
Ist das auch als Hinweis Ihrerseits zu verstehen, daß in solchem Denken auch die relativ Gleichgültigkeit der Mehrheit der Menschen in Deutschland gegenüber den Morden des NSU begründet sein könntet?

Wenn das so wäre, dann hätten wir umso mehr Grund darüber nachzudenken, ob und was das stete Erinnern an die Nazi-Verbrechen, die im Holocaust ihren schrecklichen Höhepunkt fanden, in unserer Gesellschaft bewirkt hat –

nichts?;

denn seinerzeit waren Motive, Rechtfertigungen und vor allem auch die Akzeptanz der Nazi-Verbrechen in Deutschland primär zu erklären in „nationalistischem Denken, in der Überzeugung von der „Einzigartigkeit und der Überlegenheit “ deutscher Menschen, in der damit begründeten Überlegenheit der deutschen Nation „über alle anderen“, in dem damit gerechtfertigten verbrecherischen Tun der Nazis , beispielsweise „alles Nichtdeutsche“ rigoros zu bekämpfen, alles, was dem „deutschen Wesen“ entgegenstand, auszurotten usw.

Hat sich daran substantiell nichts geändert -trotz des stetes Erinnerns?

Mit Blick auf die „jüngere Generation“:
Spricht nicht deren Lebenswirklichkeit gegen diese Unterstellung -sh.ihre tagtäglich praktzitierte Internationalität (Arbeit,Reisen,Sprachen,Musik,Literatur usw.)

Oder irre ich mich?
Habe ich möglicherweiese nur eine Minderheit in der „jüngeren Generation“ im Blick?
Habe ich z.B. die nicht im Blick, die den sog. bildungsfernen und den sog.sozials schwachen Schichten der Bevölkerung zuzurechen und die besonders zugängänglich sein könnten für nationalsozialistische Parollen, heute so wie auch zu Beginn des nationalsozialistichen Schreckenherrschaft und bis zu ihrem Ende?

Noch eine Anmerkung zu Ihren Aussagen in Sachen Nation,Staat,Kultur:

Deutscher zu sein -deutscher Staatsangerhöriger, teilweise auch mit einem Bekenntnis der Zugehörigkeit zur deutschen Nation-;

dafür zu sein, daß der deutsche Staat dem Wesen und dem Zweck eines jeden Staates gemäß primär die Interessen der hier lebenden Menschen -aller hier lebenden-zu wahren und zu vertreten hat -das kann z.B. auch auch durch und mit der EU geschehen-,

das „zu hegen und pflegen“, was wir ganz speziell hier in Deutschlandl kulturell geschaffen haben und hoffentlich weiterhin schaffen -auch als Teil europäischer Kultur-,

auch das zu hegen und zu pflegen, was in den verschiedenen Regionen Deutschlands zu den dortigen Traditionen zu zählen ist,

und Ähnliches mehr,

das alles stet für mich keineswegs dem Bekenntnis zur Einheit Europas und dem Engagement für ihre Vollendung im im Wege,
ist kein Widerspruch zur Weltoffenheit der Deutschen, ganz im Gegenteil,

und vor allem ist das alles kein Widerspruch zu der Überzeugung, daß alle Menschen auf dieser Welt eine unantastbare Würde haben, deren Achtung und deren Wahrung oberstes Gebot unseres Staates ist -sh.Art.1 GG,

was aber m.E. leider und bedenkenswerterweise nicht zu den Grundüberzeugungen der Mehrheit der Menschen in Deutschland zu zählen scheint; eben so wenig wie zur NS-Zeit .

Und diese von mir registrierte „mangelnde Grundüberzeugung“ der Mehrheit der Menschen in Deutschland existiert trotz aller Erinnerungen, trotz aller Erinnerungskultur an ein Regime, dem die Vorstellung von einer unantastbaren Würde aller Menschen völlig fremd war und dem folglich auch das Bewußtsein für sein menschenunwürdiges Tun, für seine menschenrechtsverletzender Untaten absolut fehlte.

Kann das möglicherweise erklären -sh.unsere Diskussion-, warum es die von mir wahrgenommen Gleichgültigkeit der Menschen in Deutschland gegenüber den Morden des NSU gibt?

Und damit wären wir wieder „bei meinem Thema, bei meiner Frage“:

Was hat das stete Erinnern an die Verbrechen des NS-Regimes, vor allem an die Massenmorde an Juden, im Bewußtsein der Menschen bewirkt, eben auch in der jüngeren Generation?
Anlaß zu dieser von mir schon oft gestellten Frage war jetzt an dieser Stelle
die von mir wahrgenommen Gleichgültigkeit der Mehrheit der Menschen in Deutschland, die jüngere Generation einbezogen, gegenüber den Morden des NSU.
Es kann ja durchaus sein, daß meine Wahrnehmung nicht die „richtige“ und deshalb auch meine Fragestellung „falsch“ ist.

robert
robert
11 Jahre zuvor

Stimmt, die Entwicklung geht in diese Richtung.

Das Menschen versuchen, ihre Lebensart zu schützen halte ich für eine der normalsten Sachen der Welt. Gleich nach dem Sexualtrieb. Ich fürchte, den werden wir uns in der One-World-Order auch noch abgewöhnen müssen.

Harald
Harald
11 Jahre zuvor

@21 Walter Stach
Hi,

ich weiß nicht genau ob es darauf wirklich eine Antwort geben kann.Warum gibt es bei solchen Taten so wenig Empöhrung? Ehrlich gesagt kann ich da auch nur Vermutungen anstellen.

Ich bin Jahrgang 1978 (weiß nicht ob das noch zur „jüngeren Generation“ gehört) und wir mussten uns ne Menge über die NS Zeit anhören. Insgesamt habe ich, so schätze ich, ca. 3 Jahre Geschichtsunterricht mit NS Vergangenheit verbracht (wir sollten uns im Geschichtsunterricht, zwar freiwillig, auch Schindlers Liste angucken).

Bei mir hat es lange Zeit so etwas wie einen „umgekehrten“ Rassismus erzeugt, mit dem ich heute noch manchmal zu kämpfen habe. Ich gehe mit „fremden“ oder Migranten „zu freundlich“ um. Versuche ihnen nur nicht nahe zu treten oder sie ausversehen zu beleidigen. Damit werde ich zum Rassisten, weil ich sie nicht wie jeden anderen behandle, sondern als „anders“ betrachte.

Mir wurde sogar in der Schule beigebracht, so um Ende 80er Mitte 90er, das Deutsche auf Grund ihrer Vergangenheit sehr vorsichtig in ihrer Wortwahl sein müssen. „Stolz“ auf Deutschland zu sein, darauf ein Deutscher zu sein, war zu der Zeit bei uns gleichgesetzt mit Nationalist/Faschist/Nazi. Das hat sich heute wieder geändert. Hätten wir zu unserer Schulzeit eine Deutschlandfahne aus dem Fenster hängen sehen, dann hätte es wohl eine Nacht und Nebel Aktion gegen dieses Haus gegeben.

Das „Erinnern“ wurde bei uns immer noch mit dem mahnenden Zeigefinger rübergebracht. Vielleicht war dadurch damals dann auch die Entrüstung größer wenn gegen Migranten vorgegangen wurde.

Heute wird der Patriotismus/Nationalismus ja wieder gefördert. Besonders seit der WM2006 ist es fast schon wieder schick „stolzer“ Deutscher zu sein. Ob das aber dafür verantwortlich ist, dass das Entsetzen über solche Taten so gering ausfällt, weiß ich nicht, kann ich mir auch nicht unbedingt vorstellen.

Ich finde, wie schon oben gesagt, dass das Erinnern im historischen Sinne wichtig ist. Es geht aber eher darum im allgemeinen solche „Regimverbrechen“ zu sprechen und zu analysieren wie es dazu gekommen ist. Nur zu sagen, das war schrecklich und darf nie wieder passieren, reicht da nicht aus. Man darf es nicht nur ethisch und moralisch besprechen sondern muss auf wissenschaftliche Ursachensuche gehen. Der Aufstieg der NSDAP kann ja auch an politischen und ökonomischen Zuständen festgemacht werden.

Und man sollte auch nicht nur die deutsche Vergangenheit betrachten. Genozide ziehen sich weltweit durch die gesamte Geschiche.

Ein Gen für die industrielle Vernichtung von Menschen gibt es nicht. Eine staatliche, familiäre Erziehung in diese Richtung schon.

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Ja, es ist schwierig aus der Geschichte zu lernen, wenn man immer denselben Ausschnitt aus der immer gleichen Perspektive betrachtet.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

-23-Harald,
-24-Robert,

Eure Überlegungen kann ich „ohne Wenn und Aber“ nachvollziehen.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist, daß Ihr Euch mit der Thematik/Problematik wo auch immer und durch wen auch immer, im welchem Fachbereich auch immer -Geschichte, Politik o.a.- nicht so befassen konntet, , daß es die Möglichkeit gab, auf Eurer Fragen/Eure Anregungen/Eure Wünsche hinreichend einzugehen.

Für mich ist es selbstverständlich, daß nicht „bis zum geht nicht mehr“ stets nur ausschnittsweise die selben geschichtlichen Ereignisse angesprochen werden und dieses dann stets aus der selben Perspektive -sh.Robert- oder daß nicht hinreichend darüber informiert und diskutiert wurde,
ob und ggfls.warum der Holocaust „einmalig“ ist, aus welchen Gründen es zur sog.Machtergreifung durch die Nazis gekommen ist -und dafür gibt es hinreichend belegt und beschrieben mehre Gründe, und vor allem kann ich nicht verstehen, warum offensichtlich nicht versucht wurde, Geschichtliches, dessen Warum und dessen Folgen, stets in Beziehung zu setzen zu Zuständen, zu Prozessen hier und heute in Staat und Gesellschaft.

Was ist da und warum offensichtlich „falsch gelaufen“, nicht nur, aber auch in den Schulen?
Ich war auch ‚mal Dozent für „deutsche Verfassungsgeschichte“ und habe meinen Unterricht/meine Vorlesung stets mit der Frage nach dem politisch wichtigsten Ereignisse des Tages/der Woche begonnen und damit a.) erreicht, daß „man“ sich mehr als für die meistens damals üblich über Politisches in den Medien informiert hat und ich habe b.)erreicht, daß wir sehr oft von dem aktuellen Ereignis ausgehend „die Kurve gekriegt haben“ zu verfassungsgeschichtlich Relevantem;klappte nicht immer, aber doch sehr oft.
Wenn mir vor einiger Zeit bei einer zufälligen Begegnung ein damals 2o Jähriger sagt, daß er Vieles von dem vergessen hat, was damals gelehrt und gelernt wurde, er aber seitdem über den Sportteil der Tageszeitung hinaus . regelmäßig den SPIEGEL und die ZEIT liest, dann freut mich das;;aus der Geschichte lernen heißt doch auch, zu lernen, daß gut informierte Menschen weniger anfällig sind für politische Rattenfänger.

Robert
Robert
11 Jahre zuvor

Ich habe meinen Deutsch/Geschichts/Politik-Lehrer damals gefragt, warum wir, wenn wir schon (mal wieder) über Nationalsozialismus reden, nicht darüber sprechen, wie Leute heutzutage dazu kommen, dieser Ideologie anzuhängen. Seine Antwort war: „Das darf ich nicht.“

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