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China ist ein Risiko – keine Rettung

Mitten in der Wirtschaftkrise wurde Kritik am Wirtschaftsjournalismus geübt. Es hieß, die Medien hätten nicht laut genug gewarnt vor dem dräuenden Zusammenbruch. Mittlerweile gibt es sogar Studien passend zu dieser These. Hier eine der Otto-Brenner-Stiftung. Klick. Ich meine allerdings, es genügt nicht eine Zeitungsschelte. Überall standen die Warnschilder. Auch wenn sie in der Otto-Brenner-Studie kaum zu finden sind.

In fast allen Zeitungen gab es neben den üblichen Jubelberichten detaillierte Analysen über die US-Immobilienkrise und die daraus resultierenden Gefahren. Nur, diese Analysen haben zu wenige Leute gelesen. Und wer aber nicht sehen will, den kann man nicht warnen. Und da der Mainstream aus Lesern und Schreibern gemacht wird, führte das dazu, dass der Mainstream eben falsch lag. Das kommt vor. Es gab daneben aber genug Leute, die mit ihren Einschätzungen aus den vorliegenden Berichten richtig lagen, und sich rechtzeitig aus allen gefährlichen Investitionen verabschiedet haben. Warum ich das schreibe? Weil wieder Zeichen an der Wand aufflammen, und wieder nicht ausreichend reagiert wird. Diesmal geht es um die China-Bubble.

In China hat sich in den vergangenen Jahren eine gigantische Immobilienblase aufgebläht. Staatlich und halbstaatlich finanziert wurden gewaltige Wohn- und Geschäftsgebirge in die Landschaften gesetzt. Es wurden Siedlungen und Städte gebaut. Bewundert von den Deutschen, wie Wolfgang Clement und Co.

Mittlerweile ist das ganze System dort krank geworden. Das Time Magazine berichtet von Taxi-Fahrern, die sich vier Wohnungen auf Millionen-US-Dollar-Pump gekauft haben. Die größten Paläste stehen leer. Häusertycoons in der Schwächephase werden von den Kommunisten vor der Pleite bewahrt. Die Wirtschaftswoche warnt vor der nächsten großen Blase, selbst die Weltbank mahnt.

Bei jeder Bubble heißt es, aus diesen und jenen Bedingungen wird sie nicht platzen. Im Falle von Japan in den Neunzigern hieß es, die Immobilienpreise würden hoch bleiben, weil Japan zu klein für seine Bevölkerung sei. Shit, falsch gedacht. Im Falle der US-Immobilienkredite hieß es, da könne nix passieren, weil die Darlehen durch moderne Kredit-Default-Swaps abgesichert seien. Uihhh. Pech Mann. Im Fall von China sagt man nun, da könne nix schief gehen, weil die chinesische Wirtschaft so rasant wachse und deswegen der Bedarf immer höher werde, nach Häusern, nach Wohnungen, nach Büros.

Ich glaub da nicht dran. Die chinesische Wirtschaft wächst seit über drei Jahren nur noch auf staatlichen Pump. Wirklich verlässliche Statistiken über das Reich der Mitte gibt es nicht, weil das Land nicht frei ist, sondern die staatlichen Manipulateure alles schön rechnen. Von der DDR hieß es auch kurz vor dem Mauerfall, die Kommunisten hätten dort eine der größten und erfolgreichsten Volkswirtschaften aufgebaut. Was ein Mumpitz.

Warum soll dann in China stimmen, was anderswo gelogen war, wenn selbst kleinste Kunst-Kritiker ins Gulag wandern? Welche Statistiker soll dort soviel Mumm haben, die Wahrheit zu sprechen.

China ist ein Import/Exportland. Als am Beginn der Krise die chinesischen Rohstoffimporte zurückgingen, brach der Welthandel fast zusammen. Ich kann mich an die vollen Papierlager im Rotterdamer Hafen erinnern.

China hat die Probleme kosmetisch übertüncht, indem aberwitzige Milliardensummen in die Wirtschaft gepumpt werden. Aber das hilft nicht, hat noch nie geholfen. Der Zusammenbruch wird so nur vertagt, aber nicht verhindert. Sobald Chinas Kasse leer wird, ist alles zu Ende.

Die Wohnungen in den Boomregionen des Landes können bereits jetzt nicht zu den hohen Mieten wie gefordert vermietet werden. Die Folgen sind bekannt.

Die Preise brechen zusammen, Kredite platzen, Banken gehen kaputt. Weitere Kredite platzen, und mit ihnen dann die Bubble. Pow.

Wir in Deutschland erleben derzeit keinen wirklichen Aufschwung aus der Krise, sondern nur einen virtuellen. Die Hilfen aus der Schrott-Prämie sind weg, der Autoabsatz wird bald wieder stottern. Die künstliche Nachfrage aus den Konjunktur-Paketen geht genauso zu Ende. Die Kommunen und Gemeinden sind so fertig, dass sie absurde Abgaben, wie die Katzensteuer, überlegen und ihre Leistungen einschränken. Die schwarz-gelbe Regierung im Bund plant seit Wochen eine Gift- und Sparliste, die aber erst nach der Landtagswahlen in NRW veröffentlicht werden soll – um den Wahlsieg von Jürgen Rüttgers (CDU) nicht zu gefährden.

Wenn Chinas Blase platzt, wird mit ihr mehr kaputt gehen, als wir uns das jetzt vorstellen können.

Das ist eine Warnung, sozusagen. Jeder kann daraus seine Schlüsse ziehen. Die wenigsten werden das tun, dafür aber nachher wieder auf die Medien fluchen, die nicht laut genug gewarnt hätten. Da bin ich mir sicher.

Foto: Qiao-Da-Ye auf Flickr.com

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pmn
pmn
14 Jahre zuvor

„Die chinesische Wirtschaft wächst seit über drei Jahren nur noch auf staatlichen Pump.“

Aha. Quelle?

„Wenn Chinas Blase platzt, wird mit ihr mehr kaputt gehen, als wir uns das jetzt vorstellen können.“

Oh toll, Weltuntergangsrhetorik… aber wir können aus der Wiese vorm Haus immer noch einen Gemüsegarten machen.

Abnick Grabotki
Abnick Grabotki
14 Jahre zuvor

Hoffentlich hat meine Rentenversicherungsanstalt meine Rente nicht direkt umgeschichtet von der Hypo Real Estate Bank auf die Peking Shanghai Bank

Franz Kollege
Franz Kollege
14 Jahre zuvor

Ich sehe das nicht so dramatisch. Es gibt die Blase (auch anderswo in Asien) und sie wird platzen.

Der Unterschied zu den USA ist aber, dass sich nicht die halbe Welt über CDSs und CDOs in die Blase rein gekauft hat. Insofern werden die Folgen nicht so dramatisch sein.

China geht auch nicht pleite. Das Land kann daher erst mal experimentieren, wie es vielleicht noch eine sanfte Bruchlandung hinlegen kann.

Außerdem hat China, wie viele asiatischen Länder, eine wahnsinnig hohe Sparquote. Die liegt in den USA schon mal bei null.

Wenn sich das Wirtschaftswachstum in China nach dem Platzen der Blase merklich abkühlt, wird die deutsche Exportwirtschaft das sicherlich zu spüren bekommen. Vermutlich aber erst hinter dem komma.

pmn
pmn
14 Jahre zuvor

@Stefan

Ich finde weder in den beiden WiWo-Artikeln, noch bei der Times, noch in der Kurzfassung der Studie vom Anfang eine Aussage, die deine Behauptung, dass Chinas Wirtschaft seit drei Jahren nur wegen staatlicher Veschuldung wachsen würde, untermauert. Die Konjunkturpakete werden auch nicht vor 2008 datiert, wie ich das sehe.

Dagegen gibt es zahlreiche andere Hinweise auf Blasenbildung, auf staatliche Verschuldung wird nicht so dolle viel hingewiesen.

Franz Kollege
Franz Kollege
14 Jahre zuvor

Ich bin kein Optimist, aber Dein Vergleich mit der 2008er Krise hinkt einfach.

Wenn in China die Blase platzt, dann gehen in Deutschland und in der Welt keine Banken pleite. Dann wird es weiter Kreditvergabe an Unternehmen geben, und damit kommt auch nicht der Welthandel zum Erliegen.

Fast unsere gesamten Exporte gehen in die EU und in die USA. China macht ein paar Prozent aus, 2007 waren es drei oder so.

China wird mittel- bis langfristig in seinem Wachstum große Probleme bekommen, wenn es sich nicht politisch öffnet und liberalisiert (weswegen ich Indien langfristig bessere Chancen einräume).

Die gegenwärtige Blase spielt da aber keine Rolle, und die Weltwirtschaft als solche hängt auch nicht von China ab.

Simonette
Simonette
14 Jahre zuvor

Ich glaube grundsätzliche lassen sich die „economic bubbles“ in Japan, den USA und China nicht so einfach vergleichen. In den 90-iger Jahren, ich war damals
Schülerin in Tokyo, als sich alles in Japan um die hausgemachte „bubble keizei“
drehte, gab es auch seitens der Regierung den Versuch der Internationalisierung
dieser „japanischen Krise.“ Nach dem Motto, wenn wir schon als zweitwichtigste
Volkswirtschaft in die Krise abrutschen, muss der Rest der Welt zwangsläufig folgen. Es ist aber bei der rein japanischen bubble geblieben. Allerdings leidet das
Land heute noch unter der damaligen Gigantonomie der Kreditwirtschaft.
Die Situation in den USA ist vollkommen anders. Durch die Niedrigzinspolitik der
Greenspan-Aera wurde im wesentlichen ein durch die reale Nachfrage nicht zu rechtfertigender Immobilienboom ausgelöst. Das Überangebot auf dem Immobilienmarkt wird schon in weniger als drei Jahren aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerung einem Defizit weichen. Es wurde als quasi nur auf Vorrat gebaut. Das so „übermässig gebundene Kapital“ versucht die Notenbank durch eine Nullzinspolitik „ruhig zu stellen“. Gelingt dies, und dafür spricht einiges, dürfte
die Ökonomie in den USA schon bald wieder auf einem stetigen, wenn auch verhaltenem, Wachstumspfad befinden. Dies ist deshalb so wichtig, weil trotz China, Japan und EU, die USA nach wie vor die mit Abstand grösste und wichtigste Volkswirtschaft sind.
Die „Immobilien-bubble“ in China ist deshalb so gefährlich, weil sie am Bedarf vorbeigeht, weil sie gelenkt ist, weil sie sich auf bestimmte Zonen konzentriert
und weil manche im totalitären Politsystem glauben, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Ein Platzen der „China-bubble“ hätte sicher negative Auswirkungen in vielen Bereichen, vor allem würde es die vielen einfachen Menschen vor Ort treffen. Umgekehrt wäre damit aber auch ein Platzen der Rohstoffblase verbunden, was wiederum Kapital freisetzen würde, welches anderweitig investiert werden könnte. Die Kreditzinsen würden auf lange Zeit
sehr tief bleiben, was wiederum den Altersgesellschaften in Europa helfen würde.

pmn
pmn
14 Jahre zuvor

Hallo David Schraven,

da hab ich wohl beim schreiben an meinen neuen Mitbewohner gedacht. 😉

Du beziehst dich also auf die Konjunkturpakete von Ende 2008, also eher 1,5 als 3 Jahre. Wirklich belegt ist deine Aussage damit nicht, aber doch zumindest plausibel. Eine Frage habe ich jetzt auch tatsächlich: Ist das wirklich so schlimm?

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14 Jahre zuvor

[…] China ist ein Risiko – keine Rettung | Ruhrbarone […]

Franz Kollege
Franz Kollege
14 Jahre zuvor

@David.

Done. Ich zahle in Qingdao-Bieren. Bring ich mit, wenn ich das nächste Mal im Pott bin.

Siegfried Träger
Siegfried Träger
14 Jahre zuvor

Wenn heute die angeblichen wirtschaftlichen Erfolge Chinas gefeiert werden, sag ich als volks- und betriebswirtschaftlicher „Laie“ immer nur: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, und ich erinnere an die Euphorie, die in den 1950er Jahren alle westlichen Medien heimsuchte angesichts tausender von „Hochöfen“ selbst in abgelegenen Dörfern des Mao-Reiches. Deren Ende kam dann ja bald und hinterließ bei uns allenfalls verlegenes Schweigen, in China wahrscheinlich einen schrecklichen „Kater“.

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