
Ausgerechnet in Sarajevo, dem sog. „Jerusalem des Balkans“, wurde die Europäische Konferenz der Rabbiner (CER) kurz vor knapp gecancelt. Spanische, französische, deutsche, schwedische, chinesische und amerikanische Stimmen tummeln sich fasziniert im Gewimmel des Basars in der Altstadt von Sarajevo – eine vielstimmige Gleichzeitigkeit auf europäischem Boden, mit der sich Sarajevo als multiethnisches Herzstück Bosnien-Herzegowinas um einen Beitritt in die EU bemüht.
„Eine Schande“ wird Pinchas Goldschmidt in der Jüdischen Allgemeinen zitiert, gepaart mit dem freundlichen Hinweis auf die Werte und die Grundrechtecharta der Europäischen Union. Kurzerhand wird der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz und Träger des Aachener Karlspreises 2024 sowie mit ihm ein Dutzend europäischer Rabbiner vor vollendete Tatsachen gestellt, fünf Tage vor dem geplanten Konferenztermin.
Die Einheimischen Sarajevos zeigen sich gewöhnlich gastfreundlich. Ihre zurückgewonnene Heimat seit dem Beschuss durch Scharfschützen der Republika Srpska und ihrer ethnischen Säuberung wie in Srebenica soll der Welt 30 Jahre nach dem Bosnienkrieg zugewandt wieder offenstehen. Was ist also Mittel und Zweck, die höchsten Vertreter jüdischen Glaubens an dem Ort auszuladen, der pars pro toto für interreligiösen Dialog stehen will?









