Radfahren: Verwirrt zwischen Bochum und Dortmund

Indisches KohleradEs war die letzten Tage einfach zu schön, als das man auf eine Radtour hätte verzichten können. Frühling, du holder Sommerbote, du warst zu überzeugend, und da du zum Wochenende gleich wieder verschwinden könntest, bin ich froh, dass ich für die Pedalerei meine Arbeit habe liegen lassen. Besser gesagt habe  ich sie verschoben, um ein paar Stunden am Stück Wind und Sonne auf dem Sattel zu genießen.

Spätes Frühstück im B3E. Draußen still sitzen war früh morgens noch zu kalt. Draußen bewegen dagegen nicht. Also danach aufs Rad und zu den Grummer Teichen. Von da hatte ich einen Radweg Richtung Dortmund in Erinnerung. Durch Bochum Grumme fließt ein Bächlein in einem kleinen Tal, das immer mal wieder aufgestaut worden ist. Da entlang geht wirklich ein regionaler Radweg. Genauer gesagt der Emscherpark-Radweg. Zumindest sah es so aus. Ein winzig  kleines Schild an irgendeinem Masten zeigte es mir nämlich an. Allerdings ohne jede Richtungs- und Zielangabe.

Da die Sonne jedoch unverhohlen warm auf meinen Buckel schien, wusste ich zumindest grob, wo lang es nach Dortmund geht. Bald jedoch verlor ich die Orientierung, weil ich keine Schild mehr entdeckte, so sehr ich auch danach Ausschau hielt. Nach einigen Haken quer durch ein Industriegebiet tauchte der Mini-Hinweis mit dem roten Förderturm aber wieder auf. Jedoch erneut ohne Richtungsangaben.  Das ist ungefähr so, als würde auf einer Autobahn nur ein einziges Schild mit der Aufschrift  „Autobahn“ stehen.

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Gentrification in New York als Film

Ihr erinnert euch vielleicht noch an meine Williamsburg Story. Dort habe ich den Gentrifizierungsprozess in diesem Stadttteil von Brooklyn sozusagen von unten beschrieben. Aus der Sicht der Bewohner und vor allem der Künstlerpioniere, die aus Manhattan verdrängt wurden um gut 30 Jahr später erneut aus Williamsburg heraus gedrückt zu werden, weil auch dort für sie die Mieten nicht mehr zu bezahlen sind.

Nun gibt es einen Dokumentarfilm zum gleichen Thema: „Gut Renovation“ von Sue Friedrich. Er wird obendrein auch noch in Dortmund gezeigt. Im thematischen Schwerpunkt EXZESS des diesjährigen Frauenfilmfestivals, und zwar  am Mittwoch den 10.04., 18 Uhr und am Sonntag den 14.04., 12 Uhr in der Schauburg.

Mehr über den Film hier.
Alle Infos über das komplette Festivalprogramm vom 9.-14. April 2013 in Dortmund & Köln findet ihr auf  www.frauenfilmfestival.eu

Finissage der Fotoausstellung „ Essen – Eine Stadt“

ansMeer_nachParis1 Heute abend ab 19.00 Uhr ist  die Finissage  und damit der Abschluss der Ausstellung „Essen – Eine Stadt“. Der Fotograf Matthias Tränkle ist selbst anwesend. Ab 20 Uhr spielt „Festland“. Im Atelierraum gibt’s dazu “Territory and Time”, ein Installation von Bianca Wikinghoff und Oscar Ledesma. Mehr Infos:

Clowns & Pferde Galerie
Frankfurter Straße 33
45145 Essen
Tel + 49 176 62 419 755
info@clownsundpferde.de
www.facebook.com/events/429759927100896/

Warum ich Atheist bin

Gleich vorweg: Ich achte den Glauben an Gott, denn er scheint vielen Menschen ein wichtiges Bedürfnis zu sein. Ein Bedürfnis das es offensichtlich völlig unabhängig davon gibt, ob Gott existiert oder nicht. Ein Bedürfnis dessen Befriedigung diesen Menschen spirituelle Orientierung, geistige Werte, emotionalen Trost und nicht zuletzt auch eine sie tragende soziale Gemeinschaft bietet.

Ich habe solche Anliegen auch, aber ich brauche zu ihrer Befriedigung kein höheres Wesen und keinen höheren Sinn. Ich lehne es deswegen ab, an welchen Gott auch immer zu glauben. Die Existenz oder Nichtexistenz eines solchen Wesens ist für meine Lebensführung schlicht irrelevant. Besser gesagt habe ich  andere Bezugsgrößen die mir  Werte setzen und geistige Orientierung geben, und ich habe darüber hier schon des Öfteren ausführlich und – auf Grund der gegensätzlichen Meinungen – auch  heftig diskutiert. Mit gläubigen wie mit nichtgläubigen Menschen.

Es war mir jedoch leider nicht immer möglich, so gelassen und fair zu bleiben, wie es diesem Thema angemessen ist. Deswegen bin ich froh bei Youtube ein Video gefunden zu haben, in dem Jemand meine Position in einer Weise darzustellen in der Lage ist, die eine tragfähige Basis für weitere diesbezügliche Diskussionen in diesem Blog bieten könnte.

Wer also eine Stunde Zeit hat, sollte sich diese Folge der Fernsehserie „ Sternstunden der Philosophie“ zu Gemüte führen. Bei dieser Gelegenheit nochmal Dank an alle, die sich hier zusammen mit mir zum Thema Glaube und Religion immer wieder die Köpfe heiß geschrieben haben.

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Zwei interessante Ausstellungen in Essen Frohnhausen

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Essen Frohnhausen liegt ganz nah an der B1 und trotzdem hat es mich bislang nicht sonderlich interessiert. Am vorletzten Sonntag jedoch habe ich mich aufgemacht, diesen Stadtteil näher in Augenschein zu nehmen. Es gibt dort nämlich 2 Orte die zu Zeit mit Sicherheit eine Reise wert sind: Die Notkirche der Apostelgemeinde und die kleine aber feine Galerie Clowns&Pferde. Vom öffentlichen Kunstraum Notkirche an der Mülheimer Straße 70 hatte ich schon gehört, auf die private Galerie bin ich jedoch per Zufall gestoßen. Wer vermutet so was in Frohnhausen.

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Die B3E-Story – oder wie aus dem ehemaligen Bochumer Bahnhofsviertel das Bermuda3eck wurde

Konrad-Adenauer-Platz mit Handelshof 2004
Konrad-Adenauer-Platz mit Handelshof 2004

Wie viele unserer Leser wissen, wurde diese Story im letzten Jahr von mir hier schon einmal in 20 einzelnen Folgen vorveröffentlicht, um weitere Anregungen und Informationen für die nun folgende Endfassung zu bekommen. Ich erhielt sie durch Kommentare zu diesen einzelnen Folgen, aber auch durch e-Mails und persönliche Gespräche. Sie haben zu textlichen Veränderungen, neuen Dokumenten und Fotos – ja zu neuen bzw. weiteren Kapiteln geführt. Ich danke dafür allen, die mich bei meinen Recherchen unterstützt haben!

Prolog

Es kommt selten vor, dass ein Kneipenviertel zum Aushängeschild einer ganzen Stadt avanciert. Die Frauenkirche in München ist bekannter als Schwabing, in Berlin sind Gedächtniskirche und der Kudamm nach wie vor größere Besuchermagnete als die Szeneviertel in Mitte, Kreuzberg und am Prenzlauer Berg. Selbst Düsseldorf ist vor allem Landeshauptstadt und erst dann die vermeintlich größte Theke der Welt. In Bochum sieht das anders aus: Hier ist das Bermuda3eck der wichtigste Besuchermagnet der Stadt.

Das in den 70er und 80er Jahren entstandene Kneipenviertel ist – betrachtet man seine Kontinuität – erfolgreicher als der VfL-Bochum, zieht mehr Gäste in seinen Bann als die Rollschuhläufer des Starlight-Express und ist mit über 1600 Mitarbeitern ein wichtiger Faktor auf dem Bochumer Arbeitsmarkt.

Gelungen ist dies, weil das Bermuda3eck etwas Metropolitanes ins Ruhrgebiet gebracht hat; ja, im Sommer sogar etwas Mediterranes. Ein wichtiger Grund: Das Bermuda3eck macht keine Pause. Hier kann man morgens um acht seinen ersten Kaffee trinken und nachts – kurz vor sechs – bekommt man das letzte Bier. Es gibt Cafés mit einer exzellenten Auswahl an Tageszeitungen und Magazinen sowie Kneipen, in denen es erst ab zwei Uhr in der Nacht

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Meine dritte Begegnung mit Gott – dieses Mal als Göttin

Eigentlich wollte ich diese Begegnung verschweigen. Aber in Anbetracht  der wiederholten religiösen Debatten in den letzten Wochen in diesem Blog konnte ich es dann doch nicht. Und natürlich konnte ich auch nicht  ahnen, dass Gott mich ein drittes Mal aufsuchen würde. Ich, wie ihr wisst, würde das umgekehrt niemals tun. Nicht nur weil ich nicht an ein höheres Wesen  glaube. Ich würde deswegen ja auch nicht wissen, wo ich ihn finden könnte. Aber er hat mich mal wieder besucht: In Berlin Wedding auf einer Bank direkt an der Panke. Ganz in der Nähe von meinem Büro. Also ganz in der Nähe von dem Ort, ihr erinnert euch, wo er das erste Mal aufgekreuzt , sorry, mir erschienen ist.

Er scheint kanalartige Gewässer zu lieben. Oder besser sie, denn urplötzlich saß eine Frau mit Kopftuch neben mir. Es war das schönste seiner Art, das ich je in Deutschland gesehen habe. Mehrfach zu einer Art Turban um den Kopf gewunden um dann in einem ganz feinen leichtenSchleier über Brust und Schulter zu fallen. Auf jeder orientalischen Modenschau hätte es den ersten Preis für weibliche Kopfbedeckungen abgeräumt.

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Beschneidung – wie Religion die Verfassung untergräbt

Haben sie es schon gehört? Unser Justizministerium hat eine Gesetzesvorlage für die religiöse Beschneidung an Kindern erarbeitet. Sie bleibt zwar eine Körperverletzung, aber sie wird erlaubt, wenn die Eltern das wollen und die Beschneidung medizinisch korrekt durchgeführt wird. Ich habe damit gerechnet, aber mir stehen trotzdem die Haare zu Berge, denn ich lebe offensichtlich in einem Land in dem ein Hirngespinst namens Gott über der Verfassung steht.

Klar kann man daran glauben. Ich tue es nicht. Aber ich würde nie Jemanden davon abhalten, es  zu tun. Das ist nicht nur zwecklos, es gehört auch zu den Grundrechten des Menschen ein höheres Wesen welcher Art auch immer anzuerkennen und zu verehren. Vielen hilft es und gibt ihnen Trost, manchen steigt es zu Kopf und sie halten sich deswegen den  Menschen überlegen, die das nicht tun. So sind wir Menschen halt.

Wenn wir total von etwas überzeugt sind, egal ob wir religiös sind oder nicht,  dann werden wir auch schon mal böse, wenn uns Jemand widerspricht. Erst recht wenn wir uns dabei mit vielen anderen Menschen einig wissen. Dann schlagen wir auch schon mal zu, ja wir töten für unsere Überzeugungen, wenn es drauf ankommt.

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Gott, die Beschneidung und ich

Wie ihr wisst Leute, hatte ich schon mal eine Begegnung mit Gott. Glaube ich zumindest.  Aber ich habe es bislang für völlig unmöglich gehalten, dass er noch mal auftauchen könnte. Also ich meine in meinem ganz persönlichen Leben. Aber wie es der Teufel so …. sorry Leute, das ist mir jetzt nur so rausgerutscht, weil man es halt so sagt. War natürlich nicht ernst gemeint.

Wie auch immer. Ich saß auf einer Bank am Rhein Herne Kanal. Das Wetter war mittelprächtig, aber warm und vor allem trocken. Da taucht ein Typ auf, ich würde sagen faktisch aus dem Nichts, und setzt sich neben mich. Ziemlich abgerockte Klamotten hatte er an. Aber er sah trotzdem irgendwie elegant aus, war babyglatt rasiert und roch sehr angenehm nach einem sehr unauffälligen aber nichtsdestotrotz sehr teuren Parfum. Etwas seltsam wirkte bei diesem Wetter seine weiße Kapuze, die er über seinen Kopf gezogen hatte.

Dann, für den Bruchteil einer Sekunde, zog er sie nach hinten und entblößte sein schlohweißes, hinten zu einem kleinen Zopf zusammengeschnürtes Haar. Als er seine Kopfbedeckung wieder in die alte Position gezogen hatte, gab es für mich keinen Zweifel mehr. Er war derselbe der vor nicht allzu langer Zeit unangemeldet in meinem Büro aufgetaucht war. Gott hatte sich dieses Mal offensichtlich als Penner verkleidet, damit er in der Gegend nicht gleich auffiel. Ich war erst mal sprachlos.

Dann traute ich mich doch ihn sicherheitshalber zu fragen, ob er Gott sei. Er nickte fast unauffällig. Wobei, er hätte auch eine Sie sein können, so androgyn wie er wieder aussah. Judith Butler hätte seine helle Freude an seinen Gesichtszügen gehabt. Aber in den Klamotten und mit hochgezogener Hood hatte er, im Gegensatz zum letzten Mal,  nicht die geringste Ähnlichkeit mit Karl Lagerfeld. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Letztlich hat Gott das ja auch nicht nötig. Er steht über der Zeit und damit auch über der Mode.

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Die B3E-Story 20 (und Schluss) – Vom Initiativkreis Bermudadreieck zur Immobilien- und Standortgemeinschaft

Schon in den 90er Jahren wuchsen die privaten  Interessen der Bermudagastronomen  mit den öffentlichen Interessen zusammen. Das städtebauliche Dreieck war mittlerweile zur Marke Bermuda3Eck umfirmiert und das so benannte Stadtviertel in gewisser Weise zum öffentlichen Fördergebiet – allerdings ohne direkte Subventionen- geworden, was in Anbetracht der dort boomenden Geschäfte auch kaum politisch durchzusetzen gewesen wäre. Dass man jedoch frei werdende öffentliche Gebäude – wenn auch nach langen Diskussionen – teilweise direkt den angestammten Bermuda-Clans zur Vermietung anbot, dass man, wie schon berichtet, gemeinsam erkannte Fehlnutzungen wie den Umbau des Lueg-Hauses zum am Ballermanngeschmack orientierten Entertainment-Center gemeinsam verhinderte, das gehörte zum guten Ton und entsprach dem, was man heute als Public-Private-Partnership bezeichnen würde.

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