
Nach der Stichwahl in der Türkei wird in Deutschland wieder intensiv über hier lebende türkische Staatsbürger diskutiert, die Recep Tayyip Erdoğan und seine „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP) unterstützen. Wie gerechtfertigt sind Einwürfe, die türkische Diaspora würde komplett hinter dem alten und neuen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan stehen? Von unsere Gastautorin Cemile Giousouf ist Vizepräsidentin der Bundeszentrale für politische Bildung.
Die AKP verliert seit 2015 an Zuspruch, nicht nur in der Türkei, sondern – auf dem höheren Ursprungsniveau – auch in Deutschland. Mit über 67 Prozent der Stimmen liegt der Zuspruch der „deutschen Türken“ für den alten und neuen Präsidenten zwar höher als im Endergebnis in der Türkei – um ein deutsch-türkisches Phänomen handelt es sich aber nicht. Zwar gibt es Auswanderungsregionen mit deutlich schlechteren AKP-Wahlergebnissen wie Skandinavien oder Australien sowie die USA. In Österreich, Frankreich und den Beneluxstaaten wiederum ist die Unterstützung für Erdoğan und seine Partei gleich hoch oder sogar höher als in Essen, Mannheim oder Berlin.