Die zivilen Opfer zu beklagen, die der Kampf gegen Hamas-Terror erfordert, ist verlogen

Free Gaza from Hamas: Demo in Berlin 2009 by Dana Bondarenko / Sergey Gavrilov cc 3.0

„Größtes Freiluftgefängnis der Welt“? Ja. Hamas hat Gaza abgeriegelt seit 16 Jahren. Just jetzt die zivilen Opfer zu beklagen, die der Kampf gegen Hamas-Terror erfordert, ist durch und durch verlogen.

Gaza ist gut doppelt so groß wie Bochum, im antisemitischen Jargon gilt die Gegend als „größtes Freiluftgefängnis der Welt“. Tatsächlich war der Zaun zwischen Gaza und Israel  –  die Hamas hat es auf ihre, die barbarische Weise bewiesen  –  immer durchlässig: „Hätte dort eine Mauer gestanden“, sagte Arye Sharuz Shalicar letzten Samstag in einem Interview mit n-tv, „wären wir in einer ganz anderen Situation.“ Seit Jahren ist die angebliche „Blockade“ des Gaza-Streifens durchlässig auch auf zivile Weise: Zehntausende Arbeitnehmer, die täglich nach Israel und zurück gependelt sind und Geld ins Land gebracht haben und keine Geiseln, wie es Hamas-Killer tun. Noch während Hamas in Israel gemordet hat ganz so, wie es die Vorfahren der Deutschen taten, hatte Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident, die Bewohner Gazas aufgefordert, ihr Hamas-Land zu verlassen, wörtlich: „I say to the residents of Gaza: Leave now because we will operate forcefully everywhere.“ Das sei „zynisch“, meinte die FAZ. Nein, ist es nicht.

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Man könnte es Apartheid nennen: BDS im Vergleich

South-African train station before 1972 by Ernest Cole | Public Domain

Eine erfolgreiche Musikerin, die sich für BDS zerreißt, wird selber boykottiert  –  von BDS.  Krause Geschichte, sie zeigt, worum es der antisemitischen Kampagne geht: nicht um gewaltfreien Boykott, sondern darum, Gewaltfreiheit zu boykottieren. Deutlich wird dies, wenn man die Hetzkampagne, die sich „inspiriert“ wähnt von der Anti-Apartheid-Bewegung, tatsächlich einmal mit dem Kulturboykott gegen Südafrika vergleicht.

Emel Mathlouthi, in Tunis geboren, dann Paris, dann New York, gilt als die Stimme der Jasmin-Revolution, dem tunesischen Auftakt zum kurzen Arabischen Frühling 2010/11. WDR-Cosmo stellt sie als „weltweit erfolgreichste tunesische Singer/Songwriterin“ vor, sie selber nennt sich eine „Aktivistin“, ihr Vorbild sei Joan Baez, sie covert Tiersens „Wunderbare Welt“  und Rammsteins „Frühling in Paris“ oder auch –  musikalisch ist es alles gut gemacht  –  einen „alten griechischen Gypsy-Song“, dem sie einen arabischen Text unterlegt, dessen Refrain: „Ich wurde in Palästina geboren / Ich habe keinen Ort / Ich habe keine Landschaft / Ich habe am allerwenigsten ein Heimatland.“ Ihre Erklärung: „Ich wollte die Gypsies irgendwie mit den Palästinenserrn  vergleichen, auch wenn die irgendwie ein Land haben.“

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Fabian Wolff, Claas Relotius, „Sascha Arschloch“

Anatomie eines Verrats – Film über Sascha Anderson Foto: Laurin


Wenn die Zeit einem Autoren Raum gibt für rund 40 000 Zeichen online, will sie etwas bedeuten. Eine markante Position hervorheben, eine Stimme herausarbeiten, eine unverwechselbare. Dass sich die ihres Autors Fabian Wolff, der sich als „jüdische Stimme“ selber erfunden hat, nun als Märchenstimme entpuppt, ist für die Zeit, was für den Spiegel Claas Relotius war. Während sich Fabian Wolff, enttarnter Lügner, abermals auf Zeit online   –  diesmal in rund 70 000 Zeichen  –  als schillernder Schmerzensmann entwerfen darf. Dabei ähnelt er sich einem Typus an, den Wolf Biermann vor Jahren schon als „Sascha Arschloch“ gezeichnet hat.

Am 16. Juli brachte Zeit online einen endlos mäandernden Essay, dem später ein „Hinweis“ vorgeschaltet wurde: „Vor Publikation dieses Textes hatten wir die Aussagen des Autors einem Faktencheck unterzogen, wie es unseren Standards entspricht“, steht über dem Text des Autors Fabian Wolff: „Nach Erscheinen wurde in anderen Medien nahegelegt, Fabian Wolff schreibe hier die Unwahrheit. Wir gehen diesen Vorwürfen nach, wie es ebenfalls unseren Standards entspricht.“  Welche Unwahrheit? Um was geht’s? Von der Zeit ist dazu nichts weiter zu lesen, während es rund um ihren Autor seit Tagen wirbelt: Wolff, 1989 in Ost-Berlin geboren, hat sich jahrelang als jüdischer Intellektueller selber erfunden, hat seine Texte und Posts zunehmend aggressiv auf seine „Jüdischkeit“ gebaut, um antijüdische Positionen zu stützen und hier  –  immer im Namen von jüdischer Pluralität, im Namen von jüdischem Leben“  –  gerade auch die des antisemitischen BDS. Weil ihm nun offenbar drohte, bald enttarnt zu werden, hat er sich selber als Lügner geoutet: Er, Fabian Wolff, ist so wenig Jude wie das Schaf ein Wolf.

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Weltweit beten Frauen für „Palestine 2024“. Für Israelhass gleich mit?

Praying Palestinian Women by Halima Aziz (Ausschnitt) (c) World Day of Prayer International Committee Inc.

Rund 800 000 Teilnehmerinnen allein in Deutschland: Der „Weltgebetstag der Frauen“ wird in über 150 Ländern begangen. Ist allerdings kein Gebetstag „der“ Frauen, sondern von christlichen, ein grassroots movement, knapp 100 Jahre alt. Klingt friedlich, wird heikel, im kommenden Jahr soll „Palästina“ das Thema sein. Schon einmal stand die globale Frauen-NGO im Verdacht, „extrem zerstörerische Judenfeindschaft“ vorzubeten, das Titelbild für 2024 lädt genau dazu ein. Schwenken christliche Frauen weltweit auf BDS-Linie ein? Eine Bildbetrachtung.

Auf den ersten Blick wirke es wie eine Idylle, so beschreibt das Deutsche Komitee des Weltgebetstags (WGT) das Bild „Praying Palestinian Women“, das die am Rande des Ruhrgebiets geborene Halima Aziz, Design-Studentin „based in Germany“, jetzt für den internationalen WGT 2024 geschaffen hat: Drei Frauen unter einem Olivenbaum, alle drei „mit Schlüsseln als Schmuck“, aber ohne Antlitz. „Erst bei längerem Betrachten lassen sich Gesichtszüge entdecken“, so der deutsche WGT, dann werde deutlich, „dass die Schlüssel symbolisch für die Hoffnung auf Heimkehr vieler palästinensischer Flüchtlinge stehen“. Wie viele sind „viele“, das Internationale Komitee des World Day of Prayer erklärt die drei Frauen zu „drei Generationen“, es wären rund 5,4 Mio Palästinenser, für deren „Heimkehr“ man beten will. Heimkehr wohin? Darüber informiert der WGT nicht, sollte Israel gemeint sein, würden Frauen am ersten Freitag im März  –  einem Schabbat  –  weltweit dafür beten, die israelische Demokratie  –  6,8 Mio Wahlberechtigte  –  auszuhebeln und den jüdischen Staat zu eliminieren. Kommt es dahin? Kam es schon einmal.

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„Wäret ihr an meiner Seite“: Dem iranischen Rapper Toomaj droht Hinrichtung

Toomaj Salehi im November 2021 by Hosseinronaghi cc 4.0

Einer der populären Stimmen des iranischen Widerstands, Toomaj Salehi, wird dieser Tage der Prozess gemacht. Dem Rapper, seit Monaten in Isolationshaft und schwer gefoltert, droht seine amtliche Ermordung. Oder eine langjährige Haft, was auf dasselbe hinausläuft. Salehi hat damit gerechnet: „Weint nicht um mich, wenn ich morgen sterbe“, sagte der 33jährige in einem im Herbst veröffentlichten Video, „eure Tränen bringen mich nicht zurück. Wenn ihr euch ernsthaft gesorgt hättet um mich, wäret ihr an meiner Seite.“ Was heißt es, aufs Salehis Seite zu stehen? Zwei Antworten, eine aus der deutschen Rap-Szene, eine von Annalena Baerbock. Das Urteil wird in fünf bis zehn Tagen erwartet.

Am 30. Oktober vergangenen Jahres wurde Salehi, der unter seinem Vornamen Toomaj veröffentlicht, vom Regime ausfindig gemacht und ins Gefängnis nach Isfahan verschleppt. Seit diesem Tag bezeugen seine Verwandten in Belgien, Frankreich und Deutschland die Spuren der Folter an Salehis Körper. Und dass ihm jede medizinische Hilfe verweigert wird. Die Wut der Folterbeamten gilt einem Künstler, hinter dem keine Musikindustrie steht, auch keine der internationalen Hiphop-Größen. Salehi verfügt über kein anderes Netzwerk als das, was er sich selber geschaffen hat, sein Instagram-Account hat 1,4 Mio Follower. Ein freier Künstler, der seinen Folterknechten in aller Öffentlichkeit geraten hat, sich schon mal ein „Rattenloch“ zu suchen.

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BDS, der Terror und das iranische Regime: Eine Ermittlung in eigener Sache

Umgezogen: Staatsanwaltschaft Bochum 2021 | Foto thw

Im Oktober bin ich symbolisch erschossen worden vor meiner Kirche, der Christuskirche Bochum. Im November wurden Brandanschläge verübt auf die Synagogen in Bochum, Essen sowie, dort nur geplant, in Dortmund. Im Dezember gab es die ersten Berichte, hinter den Brandanschlägen stecke der iranische Geheimdienst. Dass der in Deutschland agiert, ist seit Jahren bekannt. Ebenso, dass er ein besonderes Interesse an „(pro-)jüdischen und (pro-)israelischen Einrichtungen“ hegt. Sagt die Bundesregierung. Die Bochumer Staatsanwaltschaft weigert sich, in diese Richtung zu ermitteln, ihre Begründung ist trostlos. Hier eine Geschichte über BDS, Boston und Bochum. Und darüber, was das mit den iranischen „Revolutionswächtern“ zu tun haben dürfte. Und warum dies Iraner, die gegen das Terror-Regime protestieren, so gar nicht wundert.

Geschehen ist dies: Am 19. Oktober vergangenen Jahres verlies ich gegen 22 Uhr mein Büro, es liegt unmittelbar neben der Christuskirche Bochum, und ging, ein milder Herbstabend, über den angrenzenden Platz Richtung Rathaus, als mir eine Person entgegen kam, die, kurz bevor auf gleicher Höhe, einen Ausfallschritt macht zu mir hin, den Arm vorgestreckt, die Hand zur Pistole geformt, den Zeigefinger zentimeternah auf meinen Bauch richtet und, lautmalerisch gekonnt, den Sound von drei Schüssen imitiert. Die Person: ein Mann vielleicht Mitte 30, arabischer Phänotyp, gepflegte Erscheinung, kurzgeschnittenes Haar, getrimmter Bart, durchaus bürgerlich gekleidet und etwas kleiner als ich, sie geht weiter, dreht sich um, sagt etwas in einer fremden Sprache und lacht.

Surreale Begegnung. Bedrohlich deshalb, weil sie sich mit nichts verknüpfen lässt, was man aus dem urbanen Alltag kennt. Weniger vergrübelt die Einschätzung meiner Frau: „Das galt Dir.“ Am nächsten Tag zwei konzentrierte Kripo-Beamte, auch sie hielten es für denkbar, dass die Drohgeste mir gegolten haben könnte bzw. der Christuskirche, der wohl größten Kulturkirche in Deutschland, deren Programm ich verantworte. Und natürlich hatte ich die Beamten darauf hingewiesen, dass diese Kirche ein Ort politischer Kultur sei, deren Positionen öffentlichen Zu- und Widerspruch finden. Es gibt bundesweit nicht viele Veranstalter, die sich weithin erkennbar gegen BDS stellen und dessen Ziel, Israel zu eliminieren, aber eine Morddrohung?

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Mars in Bochum gelandet

Mars in der Christuskirche by thw

Das Universum. Und Bochum. Und eine Kirche, in deren Fokus ein Buch liegt, in dem steht: „Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“ Und die Planeten. Und den Mars. Die Gott „an die Feste des Himmels geschraubt“ habe, so steht es in der Bibel, es war ein Affront für alle, die glaubten, sie müssten an Sterne glauben und Planeten anbeten und die Sonne zuerst und darum auch alle Leute, die sich als Sonnengötter gaben. Alle Leuchten nur angeschraubt, alles lösbare Probleme. „Und Gott sah, dass es gut war.“ Drei Tage und 5783 Jahre später nach jüdischem Kalender sind einige dieser Planeten tatsächlich abgeschraubt und kommen nach Bochum und der Mars direkt in die Christuskirche: als Kunstwerk von Luke Jerram, britischer Künstler.

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„Nie wieder BDS“: Claudia Roth kehrt um (nach all den Jahren)

Claudia Roth, Bündnis 90/Die Grünen. Foto: Stephan Röhl , Heinrich-Böll-Stiftung cc 2.0 

Auf der Jewrovision, dem ESC der jüdischen Jugend, trat Claudia Roth (Grüne) noch aggressiv inhaltsfrei auf, jetzt hat sie „ein paar Prinzipien“ ihrer Kulturpolitik nachgereicht: „Ich lehne Boykotte gegen Menschen oder Menschengruppen ab“, sagte die Kulturstaatsministerin am Freitag in Berlin, „wer dafür werben will, mag das tun, aber nicht bei uns“. Konkret: „Wir fördern keine Veranstaltungen, auf denen für den BDS geworben wird oder Ziele des BDS vertreten werden.“ Klare Ansage. 

Anlass ihrer Grundsatzrede: die Wiedereröffnung des „Haus der Kulturen der Welt“ unter dessen neuen Intendanten Bonaventure Ndikung. Roths Rede (hier nachzulesen) merkt man vom ersten Satz ab an, das sich da jemand, anders als für ihre Rede an die jüdische Jugend der Republik, einige Mühe gegeben hat, sie liest sich wie ein dreifaches Nie wieder: nie wieder Judenhass als Kunst getarnt wie auf der Documenta, nie wieder ausgebuht werden wie zuletzt auf der Jewrovision, nie wieder BDS. Roths Gedankengang:

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Claudia Roth: Grünes Licht für Judenhass

Claudia Roth by PantheraLeo1359531 CC-BY 4.0

Ausgebuht, ausgeträumt: Claudia Roth, Kulturstaatsministerin, wurde bei der „Jewrovision“, dem popkulturellen Wettbewerb für junge Juden, glattweg von der Bühne gepfiffen. Roth stand da, wo ein paar Tage später Roger Waters stehen wird. Da, wohin ein paar Jahre zuvor tausend Juden geprügelt worden waren und von dort aus in die Lager. Roth ging mit keinem Wort auf Waters Antisemiten-Show ein, sie textete was von „bunt“ und „vielfältig“ und „queer“. Und von „Weltoffenheit“. Ausgerechnet. So nennt sich die steuerfinanzierte Kultur-Initiative, die der antisemitischen BDS-Kampagne, von Roger Waters propagiert, den Weg zu Fördertöpfen ebnen will. Einer Initiative, der Roth nichts entgegenstellt. Ihr Auftritt? Ein Abgesang. Am Ende empfiehlt die Staatsministerin allen jungen Juden, dieses Land besser zu verlassen.

In einer Woche das BDS-Konzert von Roger Waters, jetzt ein Pfeifkonzert für Claudia Roth (Grüne): Mehr als fünf Minuten redete die Kulturstaatsministerin gegen gellende Pfiffe und inständige Buhrufe an, kein Durchkommen für sie. Gut zweitausend junge Juden, die sich zur „Jewrovision“ in Frankfurt getroffen hatten, dem Tanz- und Musikwettbewerb jüdischer Jugendzentren, waren keine Sekunde bereit, der grünen Staatsministerin etwas nachzusehen. Die Liste der Irritationen, die Roth in der jüdischen Community ausgelöst hat, ist lang, das Vertrauen in ihre Verlässlichkeit hörbar verloren.

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Roger Waters (BDS) vor Gericht: Zahlt sich Antisemitismus aus im Kulturbetrieb? Für wen? Und warum?

Antisemitismus vor leeren Rängen? Das Narodni Divadlo in Prag by Jorge Ryan cc 3.0

„Israel-Kritik!“, „Tod Israel!“, „Tod den Juden!“ Gibt es ein Menschenrecht darauf, den Hass zu betrommeln, den BDS vorsingt? Möglicherweise, Roger Waters lässt die Frage vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt verhandeln. Die eigentliche Frage, die der Ex-Pink Floyd vorlegt: Gibt es genügend Leute, die Israel-Hass in Kauf nehmen, wenn sie Tickets kaufen für Kultur? Was sich bisher sagen lässt: Roger Waters hat verloren, auch wenn er vor Gericht gewinnt, nur was dann? Übernimmt dann Amelie Deuflhard? Deren „Initiative Weltoffenheit“, durchweg staatsfinanziert, bastelt sich ihren eigenen BDS, den will sie weiter hassen lassen, es verspricht Glück.

„Wenn selbst jemand wie Waters nicht daran gehindert werden kann, seinen Israel- und Judenhass öffentlich zu verbreiten, dann werden viele in der jüdischen Gemeinschaft sich fragen, ob das Recht den Schutz für Antisemitismus höher gewichtet als den Schutz vor Antisemitismus.“ So Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, nachdem der dortige Stadtrat im März entschieden hatte, das Konzert von Roger Waters, dem Brüllwürfel des BDS, nicht abzusagen. Drei Überlegungen zu Charlotte Knoblochs Satz:

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