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Brutale Relegation als Saisonabschluss: Fußball ist eben kein Wunschkonzert

Im Stadion des HSV entscheidet sich am Montag die Relegation. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Die Relegationsspiele am Ende einer jeden Fußball-Saison sind seit jeher umstritten. In diesem Jahr ganz besonders. Beim Kampf zwischen dem Tabellensechzehnten der 1. Liga, dem VfB Stuttgart, und dem Dritten der 2. Liga, dem Hamburger SV, stehen sich zwei Team gegenüber, deren Anhänger sie vom eigenen Selbstverständnis her als Erstligisten ansehen.

Und egal wer das Kräftemessen in den kommenden Tagen für sich entscheiden kann, die 1. Liga ist ein Verlierer.

Nach dem Tausch etablierter Traditionsvereine wie Schalke 04 und Hertha BSC gegen ‚Zwerge‘ wie Heidenheim und Darmstadt, fehlen der ersten Liga zukünftig bereits zwei weitere ‚Große‘. Der verbleibende Platz unter den besten 18 Mannschaften geht entweder an den HSV oder den VfB. Der Verlierer muss seine Kreise ab Juli im weit weniger beachteten und lukrativen Unterhaus ziehen.

Insbesondere für die Hamburger, die sich am 34. und letzten Spieltag der Saison 2022/23 für etliche Minuten bereits als fixer Erstligist fühlen durften, als ihr Spiel in Sandhausen (1:0) bereits beendet war, während Heidenheim seinen Auftritt in Regensburg (3:2) erst durch zwei Treffer in der Nachspielzeit für sich entscheiden konnte und dadurch in sprichwörtlich letzter Minute noch am Kontrahenten aus dem Norden vorbeizog, wird nach fünf Jahren Zweitklassigkeit vom Ausgang der Relegation sehr viel abhängen.

Bekommen die Hamburger nach diesem emotionalen und maximal bitteren Nackenschlag, der starke Parallelen zu Schalkes ‚Meisterschaf der Herzen‘ im Jahre 2001 zeigte, noch einmal die ausreichend Köpfe frei, um sich in den am Donnerstag und Montag (jeweils 20:45 Uhr, Übertragungen jeweils auf Sky und Sport1) gegen die unter Trainer Sebastian Hoeneß zuletzt deutlich stabilisierten Stuttgarter durchzusetzen?

Zweifel erscheinen angebracht. Dies scheint auch den Verantwortlichen des ehemaligen ‚Dinos‘ so zu gehen, beklagten sie zuletzt doch gleich mehrfach öffentlich die angebliche Ungerechtigkeit der Relegation in der Öffentlichkeit. Nicht gerade ein Mutmacher für die eigene Mannschaft, übrigens.

Unabhängig vom Ausgang ist die Bundesliga hier schon von vorneherein der große Verlierer. Die große Mehrheit der Fans würde sicherlich gerne beide Teams der Erstligarelegation unter den besten 18 des Landes sehen, statt in der kommenden Spielzeit regelmäßig Auftritte von Heidenheim und/oder Darmstadt zu verfolgen. Oder sollen wir sogar sagen ‚verfolgen zu müssen‘?

Die Fußball-Bundesliga fiel in den vergangenen Tagen ja ohnehin schon mehrfach durch ihre gnadenlose ‚Brutalität‘ auf. Da war ja aus Ruhrgebietssicht nicht nur der spektakuläre Ausgang des Titelrennens und der bittere Abstieg des FC Schalke 04 zu verkraften.

Die bevorstehende Relegation wird in diesem Punkte den anderen Wegen der Entscheidungsfindung nicht nachstehen, und entweder den Hamburgern oder den Stuttgartern ähnliche Schmerzen zufügen und in ein Tal der Tränen stürzen, wie zuletzt allen Dortmundern, Schalkern und auch den Anhängern von Hertha BSC.

Feiern konnten hingegen neben den Routine-Meistern aus München in erster Linie die weniger traditionsreichen und von der Masse der Fußballfans daher weit weniger emotional begleiteten Teams aus Heidenheim und Darmstadt, aber auch Augsburg, Hoffenheim und Bochum, die im Gegensatz zu den Berlinern und Gelsenkirchenern den Klassenerhalt schafften.

Nicht gerade der optimale Abschluss des Fußballjahres, wenn man das Große und Ganze im Blick hat. Aber was will man machen, die Bundesliga ist eben kein Wunschkonzert.

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