BVB: Die Pfiffe gegen Ilkay Gündogan sind auch nur eine Momentaufnahme

Ilkay Gündogan (li.) und Erik Durm bei der BVB-Saisoneröffnung am Samstag. Foto: Robin Patzwaldt
Ilkay Gündogan (li.) und Erik Durm bei der BVB-Saisoneröffnung am Samstag. Foto: Robin Patzwaldt

Es war, wenn man denn irgendwie eine ‚finden möchte‘, zweifelsohne die Negativgeschichte rund um die große Saisoneröffnung bei Borussia Dortmund am Samstag. Dass zahlreiche Fans im Stadion den Nationalspieler mit Pfiffen empfingen kam jedoch bei näherer Überlegung nicht wirklich überraschend. Auch Gündogan selber dürfte das Geschehen daher nicht überrascht haben.
Daher ist es jetzt im Nachgang schon recht überraschend, dass zahlreiche Medien die Geschichte aktuell derart intensiv aufgreifen, dabei offenkundig versuchen aus den ‚paar‘ Pfiffen, welche sich zudem nicht durch das ganze Spiel zogen, sondern nur bei der Vorstellung der einzelnen Spieler davor aufkamen, einen echten ‚Skandal‘ zu machen, die Geschichte damit insgesamt dann auch wesentlich größer zu machen als sie eigentlich war bzw. ist.
Natürlich war es grundsätzlich nicht geschickt, wie Gündogan und seine Berater sich zuletzt gegenüber dem BVB und seinen Fans verhalten haben. Auch die Tatsache, dass er nun wohl nur irgendwie ‚notgedrungen‘ beim alten Verein verlängerte, seinen Vertrag dabei jedoch auch wieder nur um ein einzelnes Jahr ausgedehnt wurde, die Diskussionen rund um seine Zukunft also vermutlich bereits im Winter, oder spätestens im nächsten Sommer, erneut beginnen werden, sind dabei nur unnötiges Wasser auf die Mühlen seiner aktuellen Kritiker.
Eines ist aber wohl auch klar: Wenn der Mittelfeldspieler aktuell mit den Worten „Ich glaube: Wenn ich meine Leistung bringe und eine Schippe drauf lege, kann ich viele Leute überzeugen. Hoffentlich auch die, die jetzt verstimmt sind“, zitiert wird, dann dürfte er auch damit eindeutig Recht haben.
Fußballfans sind in dieser Beziehung erfahrungsgemäß häufig ähnlich vergesslich wie Wähler bei gebrochenen Wahlversprechen. In ein paar Wochen kann das Verhältnis vieler Fans im Westfalenstadion zu Ilkay Gündogan daher dann auch schon wieder viel freundlicher aussehen.

 
Erinnert sei in diesem Zusammenhang z.B. auch mal an den Wechsel von Manuel Neuer vom FC Schalke 04 zum FC Bayern München, ein Transfer, welcher Neuer seinerzeit für wenige Wochen zwischen alle Stühle platzierte. Stinksaure Schalke-Fans die sich ‚verraten‘ fühlten, aber auch übellaunige Bayern Fans, welche Neuer gar nicht im Team haben wollten, ihm in den ersten Wochen sogar Regeln aufzwingen wollten, die es Neuer damals unmöglich machen sollten vor der eigenen Fankurve zu jubeln und ähnlichen ‚Quatsch‘. Dinge die inzwischen längst vergessen scheinen und die heutzutage wohl auch kein Bayer-Fan überhaupt mehr wahr haben möchte.
Im Vergleich zu solchen Aktionen waren die paar Pfiffe am Samstag gegen Ilkay Gündogan geradezu ‚Kindergarten‘. Und in ein paar Wochen, wenn es für den BVB in Liga und Pokal wieder ernst wird, dann wird man sich im Fanlager des BVB sicher auch schon bald wieder über die sportlichen Qualitäten eines Ilkay Gündogan in Dortmund freuen können.

 
Dass er den Verein dabei offenkundig nicht wirklich ‚liebt‘, sondern ihn eher als seinen nächsten, logischen Karriereschritt angesehen hat, dass hätte man übrigens auch als BVB-Fan schon im Jahre 2011 wahrnehmen können, als Gündogan unter ganz ähnlichen Umständen von Nürnberg zum BVB wechselte, in Franken damals viele verstimmte und enttäuschte Fans zurückließ.

 
Wenn er dann nun vermutlich im nächsten Sommer tatsächlich weiterziehen sollte, dann wäre das also auch kein Beinbruch, sondern lediglich ein halt weniger populärer Teil des Geschäfts.
Allerdings hätte sich das ‚Team Gündogan‘, sprich er und seine Berater, zuletzt grundsätzlich schon etwas geschickter verhalten können, indem diese Vorgänge gar nicht erst so groß öffentlich geworden und damit diskutiert worden wären. Und das ein Profi erst sagt er verlängert seinen Vertrag nicht, nur um es dann ein paar Wochen später eben doch zu tun, dass ist zumindest ungeschickt zu nennen. Da muss man sich über einen ‚Denkzettel‘ der Fans wahrlich nicht wundern.

 
Aber dass ein Profi zwischenzeitlich grundsätzlich auch mal mit einem Vereinswechsel spekuliert, das sollte normal und auch für den Fan grundsätzlich völlig verständlich sein. Nur muss sich die öffentliche Diskussion dann eben auch nicht über gefühlte Ewigkeiten ziehen… Mats Hummels hatte beim BVB offensichtlich ganz ähnliche Gedankenspiele im Frühjahr. Nur wurde er dafür nun nicht ausgepfiffen am Samstag…. Irgendetwas lief da offensichtlich deutlich besser aus Spielersicht. Könnte man im Lager der Gündogans mal grundsätzlich drüber nachdenken…

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keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Wer Leistung zeigt, wird spielen.
Wer sehr gute Leistung zeigt, wird auch von anderen Vereinen umworben.

Eigentlich ist alles ganz einfach. Es wird sich zeigen, ob er die erforderlichen Leistungen bringen kann. Auch im letzten Halbjahr war er Stammspieler, wie viele andere auch, obwohl die Leistung nicht am oberen Level des Potenzials war. Mit der Leistung der letzten Saison ist aber auch nicht damit zu rechnen, dass die reichen Clubs ihre Fühler ausstrecken.

Die Spieler, die jetzt über einen Wechsel nachdenken, sollten sich fragen, warum es eigentlich kein Neuzugang bzw. kein Reservist geschafft hat, zum Stammspieler zu werden.

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