Zymt im youtube-Roulette

Zymt sind die Dortmunder Antwort auf Tokio Hotel | Foto: My Ruin

Dortmund entwickelt sich so langsam zum Seattle des Ruhrgebiets – denn mit den Pighounds, Daily Thompson, Lobby Boy oder Aniyo Kore kommt quasi im Wochentakt eine neue Combo im Superman-Kostüm angerockt. Auch Zymt wissen ganz genau, wo der Fuchs die Mähne auf dem Parkett schüttelt. Das Duo Zymt hat kürzlich mit dem Song „Was kannst du für Armin Laschet tun“ ein derbes Punkbrett vorgelegt, Anfang nächsten Jahres folgt ein komplettes Album mit dem vielsagendem Titel „Das Privileg der Misanthropie“. Was sonst wichtig ist, erklärt der kritische Bandphilosoph Alex im youtube-Roulette.

Welcher Song repräsentiert für dich am besten das Ruhrgebiet?
Aki Schmidt – Rubbel Die Katz

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„Alttestamentarisch“? Jürgen Habermas und der antisemitische Diskurs (vol 1)

Philosoph Jürgen Habermas, Mai 2014 by Európa Pont cc 2.0

Es gibt Wörter, die stehen stumm im Text und blinken vor sich hin wie Alarmlämpchen es tun. „Alttestamentarisch“ ist so ein Wort. Macht schwer auf Bedeutung, als wollte jemand beweisen, wie studiert er sei, während das Wort selber  –  der wissenschaftliche Begriff ist „alttestamentlich“  –  etwas anderes erzählt, es ist antisemitisch aufgeladen wie eine Giftampulle. Und hat sich einem Text von ausgerechnet Jürgen Habermas eingeimpft. Darin erklärt der vielgeehrte Philosoph, was Antisemitismus sei, indem er sich  –  und schon blinkt es erneut Alarm  –  auf Carl Schmitt beruft, den stahlhelmharten Judenhasser. Auf diese Weise  –  zwischen antisemitischem Bedeuten und einem bedeutenden Antisemiten  –  pendelt Habermas die Frage aus, ob Auschwitz beispiellos sei oder doch eher eine „Nachfolge“ kolonialer Verbrechen. Seine Antwort: Ja schon doch, aber doch auch wieder nicht. Still leuchtet das Lämpchen.

In der Septemberausgabe des Philosophie-Magazins hat sich Habermas  –  vorgestellt als „der wichtigste lebende Vertreter der kritischen Theorie“, aber das könnte ein Missverständnis sein  –  zum Historikerstreit geäußert, dem aktuellen. Beim ersten, den der Sozialphilosoph vor 35 Jahren angeführt hatte, sei es,

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Doğan Akhanlı: Heute Morgen verstarb ein Gerechter

Dogan Akhanli
(c) Kaya Gercek

„Die Gerechten aus den Völkern haben einen Platz in der kommenden Welt.“  

(Talmud)

Heute Morgen verstarb in Berlin Doğan Akhanlı – unerwartet für seine Familie und Freunde. Die Nachricht seines Todes verbreitete sich heute Vormittag recht schnell. Das ist nicht verwunderlich für einen Menschen, der sich zeitlebens als Schriftsteller für Aufklärung und  Versöhnung im Spannungsfeld von Vernichtung, Verfolgung und Vertreibung mit der Shoa, dem Genozid an den Armeniern (Aghet) und allen anderen Menschheitsverbrechen auseinandersetzte. Wenn man so will, war Doğan ein „Gerechter unter den Völkern“.

Doğan wurde 1957 in einem kleinen Dorf in der Türkei geboren und fand dank seiner Mutter zur Literatur. Die Geschichte dazu findet sich in „Verhaftung in Granada oder: Treibt die Türkei in die Diktatur?“  von 2018.  Als politischer Flüchtling kam er mit seiner Familie 1991 nach Deutschland und lebte seitdem die meiste Zeit in Köln, zuletzt in Berlin.

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„Unterm Arm die Odyssee“


Der Kamener Schriftsteller und Journalist Levent Aktoprak hat seinen erstmals 1987 erschienen Gedichtband „Unterm Arm die Odyssee“ in einer erweiterten Fassung neu veröffentlicht. 

Levent Aktoprak schreibt, seitdem er zu Schule ging und lange, bevor er begann, als Journalist für den WDR und den Deutschlandfunk zu arbeiten. Heinrich Heine, Aras Ören und Charles Bukowski, letzteres nicht ganz untypisch für jemanden, der 1959 geboren wurde, gehören zu seinen literarischen Vorbilder. Man merkt es seinen Gedichten an. Oft haben sie eigene Erlebnisse oder Alttagsszenen zum Inhalt. Und manche Sätze sind wunderschön und voller Humor:

Am hellen Frühstückstisch
entdeckte
meine Nachbarin (angezogen)
in Lisa eine Frau

Levent Aktoprak
Unterm Arm die Odyssee
Dağyeli Verlag, 18 Euro

Filmbarone Episode 007 – Halloween Special

Heute dreht sich passend zu Halloween alles um Horror: Wir sprechen über die Netflix-Horrorserie Midnight Mass, den neusten Film der Halloween Reihe, die Genre-Perle Empty Man, die Romanverfilmung No one gets out alive, den Lovecraft-Film Intersect und die für ein jüngeres Publikum geeignete Netflix Serie Locke & Key.

Filmbarone Episode 006 – Dune Special


Gemeinsam mit Psychologe, Ruhrbaron und Dune-Fan Sebastian Bartoschek besprechen die Filmbarone Robert Herr und Maximilian Schulz einen der heißesten Anwärter auf den Film des Jahres, Dune, von Denis Villeneuve. Von der Buchreihe von Frank Herbert über die Dune-Verfilmung von David Lynch und die 2000er-TV-Verfilmung bis hin zur neuen Verfilmung von Villeneuve reden wir über das Phänomen Dune.

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In Andenken an Dirk Siepe

Walter Siepe (links im Bild) und Michael Lohrmann (rechts) übergeben Thilo Danilesmeyer einen Check | Foto: BVB-Fanprojekt

Am 17. Februar diesen Jahres ist der Dortmunder Autor und Musik-Journalist Dirk Siepe verstorben. Er war mehrere Jahre Chefredakteur beim Musikmagazin Visions. Der Vater von Dirk Siepe hat die Plattensammlung Michael Lohrmann übergeben, seinem alten Chef beim Dortmunder Musikmagazin. Dieser hat in wochenlanger Kleinarbeit alle Vinyl-Scheiben seiner Sammlung gesichtet, geordnet, professionell gereinigt und mit neuen Innen- und Außenhüllen versehen – und viele dieser Exemplare verkauft. So sind schlussendlich 10.000 Euro zusammen gekommen, die Walter Siepe und Michael Lohrmann nun dem BVB-Fanprojekt als Spende übergeben haben.

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Dortmund: Bundesweites Theaterprojekt zu NSU-Morden

Erinnerung an die NSU Opfer Foto: Ayse Guelec Lizenz: Copyright/DKH


„Kein Schlussstrich!“, heißt es in diesem Herbst auch in Dortmund: Das Keuninghaus beteiligt sich am gleichnamigen bundesweiten Theaterprojekt. Ziel ist es, die Taten und Hintergründe des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) künstlerisch zu thematisieren. Damit ist das Keuninghaus Teil einer Kooperation von Theatern und Institutionen aus 13 Städten, die zwischen dem 21. Oktober und 7. November 2021 auf die Taten von damals und den Rassismus bis heute aufmerksam machen.

Im Herbst jährt sich die Selbstenttarnung des NSU zum zehnten Mal. In Dortmund war im April 2006 Mehmet Kubaşik ermordet worden. „Die Spur der Nazi-Morde führte quer durch Deutschland. Die bisher einmalige Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Städten für

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