Warum ich nicht mit Gender* spreche

Läuft Ihnen auch ein kalter Schauer den Rücken runter, wenn Sie im Heute Journal oder im Deutschlandfunk mal wieder gesprochene Gendersternchen hören? Mir schon. Aber es gibt nicht nur emotionale, sondern auch ganz handfeste Gründe, warum Medien nicht mit * sprechen sollten.

Ich erinnere mich noch ganz genau an meine Anfänge beim Radio. „Worüber sprechen die Menschen heute in Dortmund?“ Das war die typische Einstiegsfrage in der morgendlichen Konferenz, in der wir die Themen festlegten, über die wir an diesem Tag berichten wollten. „Wie wir sprechen“ – das war kein Thema. Das stand von Anfang an mit der Gründung des Privatfunks in Deutschland fest. So wie die Menschen auf der Straße. Keine gestelzte akademische Sprache, sondern eben ganz normal so wie wir mit Freunden plaudern.

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Israelboykott, Kernkraft, Kulturfinanzierung: Mehr Weltoffenheit wagen!

Screenshot des Videos der Pressekonferenz der Initiative Initiative GG 5.3 Weltoffenheit


Die Initiative GG 5.3 Weltoffenheit und ihr Gefolge setzen sich für einen internationaleren Blick auf die BDS-Kampagne und den Boykott Israels ein und auch die Süddeutsche Zeitung fordert die „Öffnung zur Welt.“ Bei Debatten in Deutschland die internationale Perspektive nicht zu verlieren, ist eine gute Idee. Und das nicht nur beim Thema Israel.

Im Plädoyer der Initiative GG 5.3 Weltoffenheit für eine mit Steuergeldern bezahlte Zusammenarbeit mit Anhängern BDS-Kampagne findet sich ein kluger Satz: „Es ist unproduktiv und für eine demokratische Öffentlichkeit abträglich, wenn wichtige lokale und internationale Stimmen aus dem kritischen Dialog ausgegrenzt werden…

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Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet: Lieber Zukunft als Welterbe

Zeche Pluto in Herne Wanne-Eickel (Foto: Roland W. Waniek)


Die „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ soll UNESCO-Welterbe werden. Der Blick des Ruhrgebiets richtet sich erneut auf seine Vergangenheit.

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur will gemeinsam dem Land NRW, dem Regionalverband Ruhr ( RVR), den Landschaftsverbänden und der Emschergenossenschaft dafür sorgen, dass die „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ UNESCO-Welterbe wird. Keine Frage, das Ruhrgebiet gehört zu den Regionen auf der Welt, die stark durch die Industrialisierung geprägt sind. Das betrifft nicht nur die ehemaligen Industriebauten, die einem hier überall begegnen. Der Boden hat sich durch den Bergbau gesenkt, Flüsse und Bäche haben ihren Lauf verändert und Halden wurden aufgeschüttet. Die Industrie prägt die Landschaft des Reviers.

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Der morbide Charme in der Alltäglichkeit

Fotografien von Klaus Homann vereinen Morbidität und Endzeitstimmung / mit freundlicher Genehmigung von K. Homann

Das Wechselbad zwischen Nähe, Ferne und Verfall ist der rote Faden in der Bildsprache von Fotograf Klaus Homann. Der Mann mit den Ruhrgebietswurzeln (geboren in Lünen, lebt in Essen) flaniert durch den öffentlichen Raum – und hat als Chronist mit der Kamera immer wieder ein Händchen für verletzliche Momentaufnahmen mit einem schwebenden Ewigkeitsanspruch.

Klaus Homann findet das Ästhetische im Kaputten und porträtiert Hochhäuser, Tiefgaragen, Einzelhandelsgeschäfte, Schrottplätze, Imbissbuden, Spielhallen, Tankstellen und Restaurants, die ein Schattendasein im modernen Leben fristen. Seine Gebäude strahlen eine existentielle Einsamkeit aus und wirken spooky – manchmal sogar wie Schauplätze aus einem noch nicht bekannten Thriller. Vor fast 30 Jahren ist er über einen Urlaub in Amerika zum Fotografieren gekommen.

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Die Europäer: Künstler, Kosmopoliten und Unternehmer

Iwan Turgenew, 1838 porträtiert von Kirill Gorbunow Lizenz: CC0


In seinem Buch „Die Europäer“ zeichnet Orlando Figes das Bild eines im 19. Jahrhundert moderner werdenden Kontinents, dessen Entwicklung erst der deutsche Nationalismus stoppt. Die Zeichnung der Lebenswege des russischen Schriftstellers Iwan Sergejewitsch Turgenew und dem Ehepaar Pauline und Louis Viardot, mit denen er ein Dreiecksverhältnis pflegte, beschreibt auch den Ausbau der Kunst zu einem Geschäft. Für die meisten Künstler war das eine Befreiung.

Es war nur eine kleine Schicht von reichen Adeligen, erfolgreichen Künstlern und zunehmend wohlhabender werdenden Freiberuflern und Industriellen, die im 19. Jahrhundert in einem Europa lebten, dass uns bekannt vorkommt: Die Menschen sprachen mehrere Sprachen, überwanden wie auch die Waren und Dienstleistungen immer häufiger die Grenzen der Staaten und fühlten sich immer weniger als Deutsche, Franzosen oder Russen, sondern vor allem als

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Buchvorstellung: Schalömchen!

Dass der jüdische Humor so seine Art hat, weiß ich seit Jugendtagen, denn im wohnzimmerlichen Bücherschrank stand immer der jeweils neueste Kishon. Gerne und immer wieder gelesen, ganz besonders die Kurzgeschichte Blaumilchkanal, die ja sogar verfilmt wurde.

Von unserem Gastautor Thomas Weigle

Ein schönes Beispiel für diesen Humor sind die Comics von Ben Gershon, die regelmäßig in der Jüdischen Allgemeinen erscheinen. Manchmal muss ich schon ein wenig nachdenken, denn die vielfältigen Facetten jüdischen Lebens sind mir ziemlich unbekannt, insbesondere wenn es um religiöse Rituale geht.

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Hinrichtung des iranischen Bloggers Ruhollah Zam: PEN fordert Straßenumbenennung in Berlin

Ruhollah Zam Foto: MojNews Lizenz: CC-BY 4.0

Das deutsche PEN-Zentrum ist zutiefst entsetzt über die Hinrichtung des iranischen Journalisten und Oppositionellen Ruhollah Zam. Die Ermordung des Regimekritikers muss diplomatische und wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Darüber hinaus regt der PEN an, den Teil der Podbielskiallee, an der sich die Iranische Botschaft befindet, also jenen Teil südöstlich der Koserstraße, in Ruhollah-Zam-Allee umzubenennen.

„Wir bitten den Berliner Senat eindringlich, sich diese Idee zu eigen zu machen und eine solche Umbenennung schnellstmöglich zu veranlassen, damit fortan jedes Schreiben an die Iranische Botschaft mit der Adresse Ruhollah-Zam-Allee an dieses abscheuliche Verbrechen erinnert“, so Vizepräsident Leander Sukov.

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BDS-Unterstützer: Wenn kritische Künstler es ernst meinen würden, würden sie deutsche Steuergelder boykottieren

Inke Arns, Künstlerische Leitung Hartware MedienKunstVerein (HMKV)

Nach der „Initiative GG 5.3. Weltoffenheit“ , in der sich vor allem Intendanten und andere Kulturmanager zusammen geschlossen haben, melden sich nun über 1000 andere „Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Schriftsteller*innen und Kulturschaffende“ zu Wort, um für das Recht auf Israelboykott und die Zusammenarbeit mit Antisemiten zu streiten. Leider

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Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Antisemitisches Gatekeeping

Netta Foto: Raimond Spekking Lizenz: / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Führende Repräsentanzen der öffentlichen Kultur und Wissenschaft plädieren dafür, BDS zu akzeptieren, die antisemitische Boykottkampagne gegen Israel. Gleichzeitig warnen sie vor einer „Logik des Boykotts“. Ihre „Initiative Weltoffenheit“ fällt der privaten Kulturbranche in den Rücken und darum hinter gesellschaftliche Standards zurück. Unser Gastautor Thomas Wessel ist Pfarrer der Christuskirchen Bochum.

Das „Plädoyer“ für die Boykottbewegung BDS hat die „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“   –  am ersten Tag von Chanukka veröffentlicht, dem jüdischen Lichterfest, eine sagenhafte Ignoranz  –  mitten in die Corona-Krise hinein getextet: die private Kulturbranche am Boden, das Weihnachtsgeschäft zerschlagen, eine ungewisse Saison vor Augen. In den kommenden

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Cartoons ohne Bilder #115


Ein großer Supermarkt, ein typisches deutsches Rentnerehepaar, drei Panels.
1. Der Mann biegt in einen Gang ab. Freudiges Gesicht. Frau zeigt seeliges Grinsen. Sprechblase Mann: „Schau mal, Ingeborg: Orientalische Spezialitäten!“
2. Mann grinst immer noch selig, betrachtet Gläser mit eingelegten Peperoni. Frau guckt misstrauisch auf eine Frau mit Kopftuch.
3. Mann guckt erschrocken. Sprechblase über seiner Frau: „Warte mal, Herbert! Ich glaube, das ist nicht Spezialitäten. Das ist die Abteilung, wo die Ausländer ihr Zeug kaufen tun!“