Eine Fahrt im Regionalexpress beeindruckte unseren Gastautor Alexander Kerlin so sehr, dass er seine Erlebnisse für uns aufgeschrieben hat.
17.35 Uhr Zustieg in Köln-Mülheim. Ich zwinge den Kinderwagen zwischen zwei Fahrrädern hindurch und bitte eine Frau mit Sommersprossen, keine 25, die mit Rollkoffer und Wollmantel für den Ruhrgebiets-Regionalexpress fast überqualifiziert wirkt, einen Platz aufzurücken. Das, versichere ich, sei für uns drei die einzige Möglichkeit hier noch zwei zusammenhängende Plätze zu ergattern. Und zugleich alternativlos; sie sähe ja selbst. Beim Aufstehen schnappt ihr Klappsitz zu, ansatzlos wie eine Mausefalle. Vielleicht habe ich zu laut gefragt, vielleicht geht von mir, einem meiner Mädchen oder uns als Trio eine gewisse Gefahr aus – ich habe die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Fahrgäste im Abteil einschließlich der des anwesenden Bahnpersonals: ein Mittfünfziger mit Ähnlichkeit zu Franz Josef Strauß sowie eine Dame mit Stressflecken an Wangen und Hals, Alter unbestimmbar.
Meine Kleine: 7 Monate, um meinen Bauch geschnallt, sie schläft (noch). Die Große: zweieinhalb Jahre, mit weithin sichtbaren Spuren von Schokoladen-Eis auf Kinn, Jacke und Hose, lose festgegurtet in einem 800,- Euro Kinderwagen der Marke Teutonia, gut gelaunt (wieder, noch). Ein Mann (ich), allein unterwegs mit zwei derartig kleinen Kindern – das ist für die Leute immer noch sensationell. Sie sagen: „Chapeau!“ und meinen eigentlich: „Das geht auf keinen Fall gut!“