Ob Bio, vegan und vegetarisch: Essen ist längst mehr als Genuss und Sättigung. Es wurde zu einer Religion und ihre Anhänger erfreuen sich an dem Gefühl der eigenen Überlegenheit.
Essen war immer eine wunderbare Möglichkeit, sich von anderen abzusetzen. Während beim mittelalterlich Grundherren oft ein großes Stück Fleisch auf dem Tisch lag, steckten die Bauern ihre Holzlöffel in einen Topf voller Brei. Der französische König Ludwig der XIV schätze Geflügel und frisches Gemüse, das in einer großen Auswahl von seinem Gärtner Jean de La Quintinie eigens für die Küchen Versailles angebaut wurde. Währenddessen kamen bei den meisten anderen Franzosen Bohnen und Brot auf den Tisch. Später dann sorgten die Industrialisierung und der wachsende Wohlstand dafür, dass Hunger immer seltener und die Auswahl an Lebensmitteln für fast alle größer wurde: Immer häufiger lag nun auch auf den Tischen von Arbeiterfamilien ein Braten, es gab Kuchen und Torte und Obst und irgendwann auch exotische Leckereien wie Miracoli, Salami-Pizza von Dr. Oetker und Ravioli. Aber lange ging es mit der lukullischen Demokratie nicht gut. In dem Maße, in dem ökologisches Denken um sich griff, geriet auch das Essen immer stärker in den Blick.