Dauerkarten-Ärger beim BVB: „Das hat etwas von ‚Winterspeck anfressen‘ für die dunkle Jahreszeit“

BVB-Boss Aki Watzke. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

BVB-Fan Tobias Burchhardt ist stocksauer. Am Dienstag erhielt der 50-Jährige Post von seinem Lieblingsverein aus Dortmund. Doch was er darin lesen musste, trieb ihm völlig unerwartet die Zornesröte ins Gesicht.

Burchhardt hatte zuletzt lange Zeit auf die Nutzung seiner Dauerkarten für das Westfalenstadion verzichten müssen. Das Corona-Virus machte den Stammkunden der Vereine den Besuch in den Arenen zuletzt über viele Monate hinweg weitestgehend unmöglich. Das traf auch die BVB-Fans sehr hart, die ansonsten immer besonders Zahlreich zu beliebten Dauerkarten griffen. Doch was der Klub seinen treuesten Anhängern jetzt in einem Brief mitzuteilen hatte, verärgerte den leidenschaftlichen Anhänger extrem.

„Beim BVB drehen sie jetzt wohl endgültig durch“, schimpfte Tobias Burchhardt bei Facebook und machte seinem Ärger damit direkt ein Stück weit Luft.  „Ich habe heute per Post das ‚Sonderangebot‘ des Vereins gekriegt, dass meine Dauerkarte ab dem 4.12. (Bayern-Spiel) für den Rest der Saison wieder regulär in die Nutzung geht und ich dann knapp 400 Euro für die restlichen Spiele zahlen soll“, erklärte er.

„Dieses ‚Sonderangebot‘ nehme ich als Kunde automatisch an, wenn ich nicht explizit und fristgerecht für den Rest der Saison kündige“, erklärte er weiter. Doch laut Burchhardt liegt der Teufel dabei im Detail. „Und wenn ich kündige (ab nächster Saison ist dann hoffentlich wieder alles normal), verfällt das Vorkaufsrecht (was man aktuell hat) für meine Dauerkarten-Plätze für die kommenden Einzelspiele im DFB-Pokal und der UEFA-Champions-League. Das heißt, ich muss mich jetzt innerhalb von einer Woche entscheiden, ob ich den Rest der Saison gar nicht mehr ins Stadion gehe (bzw. zumindest nicht zum vergünstigten Dauerkartenpreis, der offene Verkauf für beliebige freie Plätze steht mir natürlich frei) oder ob ich dem BVB jetzt Liquidität für die aufziehende Corona-Winterwelle verschaffe und dann darauf hoffen muss, dass es irgendwelche Verrückten gibt, die bei den letzten Heimspielen des Jahres auch trotz vermutlich dann sehr hoher Inzidenzen, die wir im Dezember sicher auch in NRW kriegen werden, ins Stadion gehen wollen und mir die Karten dann über den Zweitmarkt abkaufen (auf den in dem Schreiben explizit hingewiesen wird). Vom Monat Januar dann einmal ganz zu schweigen“, zeigt sich der Waltroper extrem unzufrieden mit dem ihm gemachten Angebot des Vereins.

In Gedanken ist Burchhardt sogar schon etwas weiter: „Das Beste, was mir dann passieren könnte, wäre eine komplette Untersagung von Publikum in den Stadien, so wie das in Holland aktuell ja schon der Fall ist. Aber daran glaube ich bei uns nicht. Stattdessen wird in dem Brief irgendwas von 3G gefaselt.“ Eine Regelung, mit der der über viele Jahre hinweg treue Dauerkarteninhaber auf Dauer nicht wirklich rechnet: „Was glaubt ihr denn, wie lange das aktuell so überhaupt noch möglich ist, lieber BVB?“

Eine Vorstellung davon, wie es besser zu regeln gewesen wäre, hat Burchhardt auch schon parat: „Wenn das Angebot ab der zweiten Saisonhälfte gelten würde, hätte ich das verstanden. Damit hatte ich ursprünglich auch gerechnet und das hätte man dann auch wohl ernsthaft in Betracht ziehen können, je nach aktueller Infektionslage Anfang des Jahres. Aber das jetzt schon direkt ab Anfang Dezember so zu machen, ist angesichts der zu erwartenden Pandemie-Entwicklung aus meiner Sicht einfach nur komplett irre … und Kalkül ist da natürlich wohl auch mit dabei. Denn das hat aus meiner Sicht so schlicht etwas von ‚Winterspeck anfressen‘ für die dunkle Jahreszeit.“

Alleine stehen dürfte Tobias Burchhardt mit seinen Bedenken bezüglich der Verlängerung seiner Dauerkarten in diesen Tagen und zu diesen Bedingungen vermutlich nicht. Man darf gespannt sein, wie das in der Praxis beim BVB in den kommenden Wochen und Monaten ablaufen wird und wie viele der stets treuen Anhänger ihre Dauerkarten unter diesen Voraussetzungen weiterhin nutzen wollen und überhaupt dürfen….

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Bochumer
Bochumer
2 Jahre zuvor

In Berlin findet ein Derby im ausverkauften Stadion statt. War erlauben, Fussball-Mafia?

(OBWOHL: Es hat auch sein Gutes, wenn Herthaner, Unioner und vor allem Sachsen bald die Intensiv-Stationen bevölkern. Da verliert die AfD viele Stimmen.
Der innere Utilitarist)

Joe
Joe
2 Jahre zuvor

#1Bochumer:
Weiter unten bei den Ruhrbaronen hat Robin Patzwald einen lesenswerten Artikel darüber verfasst, dass ihn noch mehr als die Pandemie selbst die negativen Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Miteinander umtreiben. Ihr menschenverachtender Kommentar ist ein gutes Beispiel dafür, was er meint, finde ich…

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[…] weitestgehend ausgeblendet. So öffnet auch der BVB in Dortmund, der in dieser Woche schon für Diskussionen aufgrund seiner Verkaufspraxis für die Dauerkarten sorgte, heute für das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch die Tageskassen um möglichst die […]

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[…] Die Corona-Zahlen schießen in die Höhe und stellen den gesamten Profisport vor noch vor wenigen Tagen völlig ungeahnte Herausforderungen. So warb zum Beispiel der BVB noch in der Vorwoche darum, dass seine Dauerkarteninhaber ihre Jahresticket doch bitteschön bereits ab dem Spiel gegen den FC Bayern München am 4. Dezember wieder nutzen könnten. Von 3G-Bedingungen war damals die Rede, wie uns Leser Tobias Burchhardt hier im Blog verärgert schilderte. […]

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[…] den verunglückten Plänern zur Rückkehr zur Volllast im Spätherbst, wurde das Dilemma endgültig offenkundig. Das Virus durchquerte durch die […]

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[…] leeren Stadien, die Langeweile an der Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga, die immer mehr am Kommerz ausgerichteten Strukturen in der UEFA Champions League, die drohende WM in Katar am Ende dieses […]

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[…] Und dass ausgerechnet der BVB selber im Dezember, als die neue Corona-Welle schon deutlich erkennbar im Anflug war, noch versucht hat seinen Dauerkartenbesitzern die Saisonkarten abzubuchen, darüber haben wir hier im Blog ja damals auch schon kritisch berichtet und das Ganze entsprechend kommentiert. […]

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[…] lassen. Das kam damals, bei noch deutlich niedrigeren Inzidenzen zu Beginn der vierten Corona-Welle bei einigen nicht gut an und scheiterte am Ende dann auch. Die Infektionszahlen ließ eine Wiederzulassung größerer […]

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