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Nelly-Sachs-Preis: Jury wird Preisvergabe an Kamila Shamsie überdenken

Kamila Shamsie Foto: PR/Mark Pringle

Mit  einer soeben veröffentlichten Stellungnahme haben die Stadt Dortmund und die Jury des Nelly-Sachs-Preises auf die Kritik der diesjährigen Vergabe an die Schriftstellerin Kamila Shamsie reagiert. Dieses Blog hatte gestern über ihre Nähe zur antisemitischen BDA-Kampagne berichtet:

Die Jury des Nelly-Sachs-Preises hat am Freitag (6. September) entschieden, den Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund an die pakistanisch-britische Autorin Kamila Shamsie zu vergeben. Die Jury würdigte damit ihr literarisches Schaffen mit dem Fokus auf Fragen der Identität in von Diversität geprägten, multikulturellen Gesellschaften.

Zum Zeitpunkt der Entscheidung war keinem der Jurorinnen und Juroren bekannt, dass Kamila Shamsie in der Vergangenheit die Kampagne BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) unterstützt hat. In der Vorbereitung der Jury ergaben sich keinerlei Hinweise auf Aussagen, die mit BDS in Verbindung stehen. BDS hat das Ziel, Israel wirtschaftlich, politisch und kulturell zu isolieren.

Die Autorin hat heute (11. September) persönlich Stellung bezogen und ihre Unterstützung für BDS bekräftigt.

Die neunköpfige Jury des Nelly-Sachs-Preises wird vor dem Hintergrund dieser veränderten Ausgangs- und Informationslage in den nächsten Tagen erneut zusammentreten, um ihre Entscheidung im Rahmen eines satzungsgemäßen Verfahrens überdenken. Über das Ergebnis werden wir schnellstmöglichst informieren.

Der Rat der Stadt Dortmund hat sich im Februar 2019 klar positioniert und eine „Grundsatzerklärung des Netzwerks zur Bekämpfung von Antisemitismus in Dortmund“ beschlossen. Darin heißt es u.a., dass „(…) Organisationen, Vereine und Personen, die etwa (…) zu antijüdischen oder antiisraelischen Boykotten aufrufen, diese unterstützen oder entsprechende Propaganda verbreiten (z.B. die Kampagne „Boycott – Divestment – Sanctions [BDS]“ keine Räumlichkeiten oder Flächen zur Verfügung gestellt werden“.

Nachdem sich Shamsie heute auf Nachfrage erneut zur antisemitischen BDS-Kampagne bekannt hat, wird der Jury kaum etwas anderes übrig bleiben, als die Preisverleihung an sie rückgängig zu machen. Die Jury hat nun die Gelegenheit, einen würdigeren Preisträger zu finden und ihn mit den mit dem Nelly-Sachs-Preis verbundenen 15.000 Euro zu unterstützen. Dortmund und die Jury des Nelly-Sachs-Preises haben mit der Preisvergabe an Shamsie einen Fehler gemacht. Aber sie sind nun dabei, konsequent zu reagieren.

Mehr zu dem Thema:

Nelly-Sachs-Preis: „Ich halte diese Verleihung des Preises an eine antiisraelische Autorin für obszön“

Dortmund ehrt Schriftstellerin Kamila Shamsie, die nicht in Israel veröffentlichen möchte

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E. Widmaier
E. Widmaier
4 Jahre zuvor

Dass die Jury die Entscheidung nochmals überdenken will, da ihr die entsprechenden Informationen über die Autorin nicht vorlagen, ist überfällig und wirft gleichzeitig ein düsteres Licht auf die ideologischen Scheuklappen weiter Teile des Kultur- und Literaturbetriebs. Wenn man den inhaltsleeren "Fokus auf Fragen der Identität in von Diversität geprägten, multikulturellen Gesellschaften" richtet, wie es in der Erklärung der Stadtverwaltung zur Preisvergabe heißt, entgehen einem offenbar antisemitische und antiisraelische Affekte und Aktivitäten. Da wird anscheinend Multikulti und Diversität abgefeiert ohne genauer hinzuschauen.

Lilo Start
Lilo Start
4 Jahre zuvor

Wer im Umfeld von Diversity-Ideologien sucht, sollte auf BDS und andere kaschierte Extremisten-Vereinigungen gefaßt sein.
Ich hoffe, es gibt Lernprozesse bei solchen Jurys und Danke an Die, die die wachsam bleiben.

trackback

[…] In der vergangenen Woche hatten zuerst die Ruhrbarone darüber berichtet, dass die Schriftstellerin die antisemitische BDS-Kampagne unterstützt und zum Beispiel nicht will, dass ihre Bücher in einem israelischen Verlag erscheinen. Daraufhin hatte die Stadt erklärt, die Preisvergabe zu überdenken. […]

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