Wegen Bauarbeiten kann es…

Meine Damen und Herren. Am Wochenende kann es wegen Bauarbeiten zu Behinderungen kommen.

Wir wissen nicht genau wann, aber an diesem Wochenende werden die Ruhrbarone umgebaut. Wir wechseln die WordPress-Version und ändern des Design. Dabei kann es sein, dass die Seite nicht erreichbar ist – vielleicht nur ein paar Minuten, vielleicht ein paar Stunden vielleicht…aber daran sollte man noch nicht einmal denken. 

Wir bitten Euch alle um Geduld und Verständnis, hoffen dass das Ergebnis gefällt und freuen uns auf Kritik und Lob.

Gorny: Sperren sind wie Führerscheinentzug

Am Mittwoch habe ich Dieter Gorny getroffen. Dieter Gorny war mal Chef von Viva, ist heute einer der Direktoren der Kulturhauptstadt und Vorsitzender der Bundesverbandes der Musikindustrie. Bis das ganze Interview erscheint, wird es noch wenig dauern. Am Ende des Gesprächs habe ich Dieter Gorny nach seiner Meinung zur "Three Strikes" Regelung gefragt. Three Strikes bedeutet, nach drei Urheberrechtsverletzungen wird der Internetzugang gesperrt – und Gorny findet die Idee gut. Er vergleicht das Internetverbot mit dem Entzug des Führerscheins bei Verstössen gegen die Straßenverkehrsordnung und gibt dieser Regelung den Vorzug vor dem US-Modell, dass Raubkopierer mit extrem hohen Geldstrafen (Gorny: "Fantastillionen") belegt.

„Das Thema ist erledigt.“ – Die Polizei zum Totenkopf-Schlagstock

Auf der Studentendemonstration am 17.11.09 hatte ein Polizist einen Totenkopf-Aufkleber auf seinem Schlagstock. Wir haben Ulrich Faßbender, den Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Essen und Tanja Horn, die Pressesprecherin dazu befragt.

Ruhrbarone: Was ist in dieser Angelegenheit bisher passiert?

Horn: Derjenige ist relativ schnell identifiziert worden. Natürlich ist er innendienstlich sehr dazu befragt worden. Es ist ein Verfahren eingeleitet worden. Der Kollege hat glaubhaft erklärt, dass der Totenkopf aus dem Videospiel „Guitar Hero“ stammt. Da ist ein Aufkleber-Set dabei. Mit Rosen, Vögelchen und einem Totenkopf. Den hat er auf seinen Schlagstock geklebt. Mindestens geschmacklos, aber völlig nicht darüber nachgedacht.

Ruhrbarone: Was meinen Sie mit geschmacklos?

Horn: Damit meine ich, dass es nicht mehr und nicht weniger ist. Es ist kein Verstoß gegen irgendwelche gesetzliche Norm. Es macht ein ganz schlechtes Gefühl. Und ich finde es auch nicht in Ordnung. Und deswegen wurde der Kollege innendienstlich zur Rechenschaft gezogen.

Faßbender: Der Kollege hat uns glaubhaft versichern können, dass er die unterstellte Gesinnung in keinster Weise damit verbunden hat. Dieses Fehlverhalten des Beamten hat natürlich das Ansehen der Polizei in Misskredit gebracht. Wir müssen gucken, inwieweit es intern sanktioniert werde muss.

Ruhrbarone: Und inwieweit wird es sanktioniert?

Faßbender: Dem Kollegen wurde ordentlich der Kopf gewaschen und damit ist das Ding für die Zukunft erledigt.

Ruhrbarone: Keine dienstrechtlichen Folgen?

Faßbender: Genau.

Ruhrbarone: Keine Strafe?

Faßbender: Keine. Die Konsequenzen wären für ihn drastischer ausgefallen, wenn wir den Eindruck gehabt hätten, dass es Rechtstendenzen bei dem Kollegen gegeben hat. Aber das ist nicht der Fall.

Ruhrbarone: ..weil der Polizist unwissend war? Aber Unwissenheit schützt doch nicht vor Strafe.

Faßbender: Dass das jetzt mit Ahnungslosigkeit erklärt wird, das ist natürlich ein anderes Extrem. Wo sie natürlich zu Recht einhaken und sagen: dann darf ihm das trotzdem nicht passieren. Gut. Aber das sind auch alles nur Menschen, die Fehler machen.

Ruhrbarone: Werden die Polizisten während der Ausbildung denn nicht über die Nazi-Symbolik aufgeklärt?

Horn: Bestandteil der polizeilichen Ausbildung ist auch Staatsbürgerkunde. Da findet auch die deutsche Geschichte ihren Anteil. Da wird darüber geredet.

Ruhrbarone: Reicht ein Gespräch aus, damit das in der Zukunft nicht mehr passiert?

Faßbender: Das ist sehr präventiv. Das ist durch die Diskussion in der Öffentlichkeit nicht nur in Essen, sondern in ganzem Land ein Thema geworden. Dass dieser Kollege aus Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit, keine Ahnung was, nicht darüber nachgedacht hat, was das bedeutet, bei einer Demo einen Schlagstock mit diesem Symbol zu tragen.

Ruhrbarone: Wie konnten die anderen Kollegen den Aufkleber nicht früher bemerken und melden?

Faßbender: Der Aufkleber ist ja schon in der Demo entfernt worden.

Ruhrbarone: Nachdem ihn einige Demonstranten bemerkt haben und Fotos davon gemacht haben. Warum nicht davor?

Horn: Ich weiß nicht, wie lange der Kollege den Aufkleber hatte. Ich weiß auch nicht, ob das andere Kollegen bemerkt haben. Wir haben auch niemanden aus der Hundertschaft dazu befragt. Das ist nicht gemacht worden. Man hat das mit dem Kollegen entsprechend so bearbeitet, wie wir das besprochen haben. Und wie es aus meiner Sicht auch richtig ist.

Ruhrbarone: Konnten Sie in diesem Gespräch nicht erfahren, wie lange er den Aufkleber schon hatte?

Horn: Ich weiß nicht, wie lange er den schon hatte. Wir haben ja das Gespräch nicht geführt, das haben seine Chefs gemacht. Alles was wir wissen müssen, ist bekannt.

Ruhrbarone: Haben Sie ein Protokoll von diesem Gespräch?

Horn: Nein.

Ruhrbarone: Es ist also nicht auszuschließen, dass Kollegen, die über diese Symbolik wussten, den Aufkleber bei ihrem Kollegen bemerkt haben. Und nichts gemacht haben. Finden Sie das nicht interessant zu hinterfragen?

Horn: Ja doch, das finde ich auch interessant. Aber ich weiß es jetzt einfach nicht.

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Gebrauchsanweisung für das Ruhrgebiet

Wie bespricht man ein Buch von einem Kollegen, den man seit 15 Jahren kennt, der bei den Ruhrbaronen bloggt (wenn auch viel zu selten) und in dem man selbst die Gelegenheit bekam, auf mehr als einer  Seite alle Politiker des Ruhrgebiets zu beleidigen? Man lobt es.

2005 erschien im Pieper-Verlag in der Reihe regionale Gebrauchsanleitungen auch eine fürs Ruhrgebiet. Seitdem stehen wir in einer Reihe mit Köln, London und Mallorca, der Türkei, Sizilien und China. Yeah, wir haben es geschafft.

Und dass die Gebrauchsanweisung sich von den üblichen Beschreibungen des Reviers unterschied, in denen man zumeist den gutmütigen Ethnologen durchhört ("Grüner als man denkt", "Es gibt Theater" , "Einige Menschen leben von ihrer Arbeit", "Ein paar sind keine Bergleute") hatten wir Peter Erik Hillenbach zu verdanken. Nun ist es in einer überarbeiteten Ausgabe erschienen.

Der ehemalige Marabo-Redakteur (und heutige Gastronomiekritiker),  sorgte damals dafür, dass der Musikteil des Heftes in guten Zeiten auf Spex-Niveau lag (Und in der Zeit, als Terkessides und andere Soziologen sich daran machten, die Spex zu ruinieren, sogar deutlich drüber). Und er gehört zu den besten Schreibern des Ruhrgebiets. Eigentlich ist er der Beste. Punkt.

Nun ist eine Neuauflage der Gebrauchsanweisung erschienen: Größer, aktualisiert und in weiten Teilen neu geschrieben. Hillenbach absolviert die  193 Seiten des Buches in einer Geschwindigkeit, so schnell wie Claudia Pechstein auf Speed: Es geht ums Essen und um Essen, um Konzerthäuser und Museen im Ruhrgebiet und dem Dank, den wir alle Kurt Biedenkopf und Frank Zappa schulden.
Hillenbach wählt für jedes der Kapitel ein Thema wie Fußball, Subkultur oder Nahverkehr, erzählt dazu  Geschichten und vermischt sie mit profunden Wissen und einer Haltung. Nie ist es eine reiner Beschreibung, immer bekommt man die Sichtweise Periks gleich mitgeliefert. Beispiel? Beispiel: "Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es im Ruhrgebiet erstaunlich wenig intelligentes zu lesen." Ja, stimmt. Dazu kommen die Kommentare seiner 11 Freude: Der Comiczeichner Jamiri, der DJ und Blogger Ralf Odermann oder Helge Schneider gehören zu denen, die mit kleinen Texten an dem Buch beteiligt sind.

Wir Eingeborenen erkennen  beim Lesen der Gebrausanweisung einiges wieder, oft, und das ist gut, bekommen wir einen anderen Blick auf das Bekannte, erkennen Zusammenhänge, die wir vorher nicht sahen. Alle, die Interesse am Ruhrgebiet haben und sich hier noch nicht auskennen, erhalten mehr als das Faktenwissen üblicher Reiseführer: Sie bekommen ein Gefühl für das Ruhrgebiet und eine Ahnung davon, wie wir ticken. Und natürlich macht das alles auch ganz einfach Spaß zu lesen. Tja, der Kanadier kanns.

„Ich halte das für angemessen.“ – Die Polizei zur Studentendemo

Der Bildungsstreik in Essen sorgt weiterhin für Diskussionen. Wie wir berichtet haben, wurden am 17.November auf einer friedlichen Studentendemonstration rund 150 Demonstranten von der Polizei eingekesselt und festgenommen. Erste Auseinandersetzungen mit der Polizei gab es, als die Studenten von der geplanten Route abkamen und in der Innenstadt demonstrierten. Wir haben mit Ulrich Faßbender, dem Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Essen, und Tanja Horn, der Pressesprecherin gesprochen.

Ruhrbarone: Was war die Aufgabe der Polizei bei der Studentendemo am 17.11. in Essen?

Faßbender: Wir als Polizei sind für die Sicherheit der Demonstrationsteilnehmer, aber auch für die Sicherheit der übrigen Bürger in dieser Stadt zuständig. Und da ist dieser Interessenskonflikt. Aus Sicht der Studenten kann man sicherlich nachvollziehen, dass sie sagen, wir fühlen uns hier jetzt nicht ernstgenommen. Wir durften nur in Nebenstraßen demonstrieren und wir gehen jetzt trotzdem so wie wir wollten in die Einkaufsstraße. Man muss auch eine Abwägung treffen: das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit auf der einen Seite und auf der anderen Seite auch die Belange der anderen Bürger.

Ruhrbarone: Inwiefern wurden denn die Interessen der Bürger in der Einkaufsstraße beschnitten?

Horn: Dazu habe ich eine eigene Wahrnehmung. Weil ich das eben selber vor Ort gesehen habe. Wenn eine Gruppe von mehreren Hundert eine schmale Einkaufsstraße begeht, dann heißt das, die Hundert gehen da her und für alle anderen ist kein Platz, die zum Zwecke des Einkaufens dort hingekommen sind. Man hat Menschen gesehen, die links und rechts in die Geschäfte reingingen, die aber auch sehr beeindruckt waren. Es soll Aufmerksamkeit erzielt werden, das soll so sein auf einer Demo, das ist soweit auch in Ordnung. Aber die Leute, die zum Einkaufen in die Innenstadt kommen, haben auch das Recht jederzeit dort einzukaufen.

Ruhrbarone: Denken Sie, dass man das Recht auf Versammlungsfreiheit, laut Artikel 8 des Grundgesetzes, gegen eine sehr geringe mögliche Interessenverletzung der Einkaufenden aufwiegen kann?

Horn: Wir haben den Studenten die Möglichkeit geboten, in der Nähe der Fußgängerzone, wo auch Menschen sind, zu demonstrieren. Die Einschränkung und Auflagen waren gering. Es war eine Außenwirkung da. Ganz viele Leute haben mitbekommen, dass die Demonstration war. Das Ziel war absolut erreicht. An der Stelle, wo in die Fußgängerzone gegangen wurde, war aus meiner Sicht das Gefühl da: wir halten uns nicht an die Auflagen.

Ruhrbarone: Und ab diesem Zeitpunkt gab es dann Probleme?

Horn: Die Versammlung wurde etwas nach 12 Uhr für beendet erklärt. Die Studenten haben aber weiterhin den Eindruck einer Versammlung erweckt. Mit einer größeren Gruppe, also ein paar Hundert, ist dann die Kettwigerstraße und damit die Innenstadt begangen worden. Und das war eben vorher ausdrücklich per Auflage untersagt. Diese größere Gruppe ist dann erstmal Richtung Dom gegangen. Dann kam es eben auf den Straßen, explizit auf der Hollestraße, zu Straßensperrungen und gefährlichen Situationen.

Ruhrbarone: Das kann man auch gut nachvollziehen. Man sollte die Menschen und den Verkehr schützen, aber wen oder was wollten Sie im City-Center schützen? Wo es ja später zur Einkesselung kam.

Horn: Man muss sagen, die Gruppe ist immer kleiner geworden. Es hat immer mehr Demonstranten gegeben, die erkannt haben, die Lautsprecheransagen machen Sinn. Eine Gruppe, von etwa 200 Personen, ist dann schließlich ins City-Center direkt vor das Rathaus. Und sind dort dann auch mehrfach angesprochen worden, diesen Bereich nicht mehr zu blockieren. Und schon gar nicht ins Rathaus reinzugehen. Was zu vermuten stand.

Ruhrbarone: Also ging es primär um die Gefährdung des Rathauses.

Horn: Nein. Das ist ein Teilaspekt. Also vielmehr ging es um das, was im Vorfeld war. Und das wir nicht absehen konnten, wie es weiter geht. Es gab auch keinen Versammlungsleiter mit dem wir Absprachen treffen konnten.

Ruhrbarone: An dieser Stelle wurden dann ja auch die Studenten eingekesselt. Von wem wurde diese Entscheidung getroffen?

Horn: Bei allen größeren Einsätzen gibt es einen Polizeiführer. Den gab es hier auch. Das muss so sein. Es muss ja einer letztendlich die Fäden in der Hand haben. Und der Polizeiführer hat an einer bestimmten Stelle entschieden: so jetzt haben wir genug Langmut besessen und irgendwann müssen den Ankündigungen auch Taten folgen.

Ruhrbarone: Wann genau wurde entschieden, die Studenten am Porscheplatz einzukesseln?

Horn: Situation Hollestraße. Sperrung des fließenden Verkehrs, gefährliche Situationen mit Autofahrern. Situation Fahndungskreisel, Gefahr des Einmarsches in das Rathaus.

Faßbender: Natürlich arbeitet man da mit Prognosen. Und stellen Sie sich vor, da wäre etwas passiert. Die Vorwürfe möchte ich mir nicht anhören.

Ruhrbarone: Hat die Polizei mit dieser Entscheidung nicht selbst zur Eskalation beigetragen?

Horn: Die Entscheidung, die getroffen wurde, war verhältnismäßig. Wir haben mehrfach angekündigt, was passieren wird, wenn die Studenten und Schüler sich weiter so verhalten. Wir dürfen ja kein zahnloser Tiger sein.

Faßbender: Das Demothema war bis dato eigentlich gut transportiert. Die Botschaft ist gut rübergekommen und wär die Demo da zu Ende gewesen, dann wär in den Medien über eine super Demo berichtet worden. Es geht in erster Linie gar nicht mehr um das Bildungsthema, sondern es geht um die Polizeirepression. Das finde ich schade.

Ruhrbarone: Einige eingekesselte Demonstranten wurden mitgenommen und mussten ihre Personalien angeben. Andere durften einfach gehen. Auf die Nachfrage von Birsen Sevim warum ausgerechnet sie mitgenommen wird und andere gehen dürfen, sagte der Polizist: „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sind jetzt die Glückliche.“

Horn: Gut, war jetzt keine glückliche Antwort von dem Kollegen. Ganz klar. Der hat sie in völliger Unsicherheit gelassen. Aber es durften nur Kinder gehen. Ansonsten ist diese Aussage falsch.

Ruhrbarone: Laut unseren Augenzeugenberichten wurde auch ein Demonstrant im Kessel von einem Polizisten mit einem Gegenstand bedroht, der wie ein Elektroschocker aussah.

Horn: Elektroschocker gehören nicht zu den Ausrüstungsgegenständen. Keiner von den Beamten, die vor Ort waren, hatte einen privaten Elektroschocker dabei.

Ruhrbarone: Könnte es dann ein Pfefferspray gewesen sein?

Horn: Pfeffersprays gehören zur Ausrüstung der Polizei, ist aber bei dieser Demonstration nicht eingesetzt worden. Ob ein Kollege ein Pfefferspray in der Hand hatte, kann ich nicht sagen.

Ruhrbarone: Bei einigen Demo-Teilnehmer kam es auch zu Gewaltanwendungen Seitens der Polizei. Wie bewerten Sie das?

Horn: Ich habe auch Situationen gesehen, in denen leicht geschuppst wurde. Und die Schubserei, die ich vor Augen habe, war die am Grillo Theater. Ich halte das für angemessen.

Faßbender: Es gibt ja dieses Video auf Youtube. Der wird ja nirgendwo vorgehauen. Da wird ein Demonstrant ja nur von einem Kollegen ein paar Meter über den Platz gezogen.

Ruhrbarone: Ja, aber am Kopf.

Faßbender: Am Kopf? Wo er genau angefasst hat, habe ich nicht gesehen. Für mich waren das die Schultern.

Nein zur Zwangs-IHK im Ruhrgebiet. Sie behindert den Wandel

Foto: Flickr.com / r000pert

In diesem Monat waren Wahlen in meiner Industrie- und Handelskammer. Ich hab nebenher einen Verlag. Egal. Es waren Wahlen. Ich bin als Bottroper Unternehmer Zwangsmitglied in der IHK Nord-Westfalen. Ich möchte nicht dabei sein. Ich halte die Mitgliedschaft nicht nur für unnötig. Es ärgert mich, wenn die IHK politische Aussage auch in meinem Namen macht, die ich nicht im Geringsten unterstütze. Die ich ablehne. Und ich bin mir sicher, dass viele andere Zwangsmitglieder in der IHK genauso denken wie ich. Es gibt Widerstand gegen die IHK in Deutschland. Wir sollten zumindest die IHK im Ruhrgebiet als Zwangsverband abschaffen.

Freiwillige Mitgliedschaften in Verbänden sind eine Säule der freien Wirtschaft. Ein Zwangsverband IHK behindert die freie Wirtschaft und damit den Freihandel. Denn die IHK hat ein Eigeninteresse, Geld und Gehälter für ihre Organisation bei den freien Unternehmern abzukassieren. Im Ruhrgebiet gibt es gleich ein paar IHK. Während die in Münster, die mich als Bottroper vertritt, für den Flughafen Münster-Osnabrück eintritt, kämpft die IHK in Dortmund für den dortigen Landeplatz. Das ist aus Sicht des Ruhrgebietes widersinnig. Genauso verfolgt die IHK in Bochum eine andere Politik als die in Duisburg. Diese Zersplitterung der Eigen-Interessen der IHK, die nichts mit den wirklichen Interessen der Unternehmer zu tun hat, muss aufhören.

Die IHK haben eine alte Geschichte, die in den Zwangszünften fußt. Kein Unternehmer kann sich aussuchen, ob er mitmacht. Er wird per Gesetz gezwungen. Er muss Beiträge für luxuriöse Gehälter zahlen, die irgendwelche Angestellten kriegen, die eine Arbeit machen, die ich nicht unterstützen kann. Da wird Geld für Empfänge und Öffentlichkeitsarbeit verplempert, das die IHK nicht selbst verdient, sondern bei den Unternehmern abgeschnorrt hat. Die konservativen Behinderungskammern haben den Fortschritt blockiert. Sie waren gegen den Freihandel und haben immer wieder politische Aussagen gemacht, die ärgerlich sind. Zum Beispiel meine IHK Nord-Westfalen. Die Kammer feiert sich in dem Wahlaufruf dafür, dass sie das „richtige Umfeld“ für die Ausbildung von Fachkräften bereitstellt. Ich meine: Hallo? Die IHK bildet niemand aus, das machen die Mitgliedsunternehmen. Die IHK lobt sich dafür, dass sie den Ausbau der A52 fordert und den Ausbau der Startbahn am Flughafen Münster/Osnabrück. Die Erweiterung der A52 finde ich bedenklich. Der Ausbau des Flughafens Münster/Osnabrück ist verkehrspolitischer Unfug. Der Landeplatz ist ein Regionallandeplatz. Der muss nicht erweitert werden. Das Verkehrsaufkommen auf dieser Provinzpiste wird nie so groß, dass sich das lohnen könnte. Von Münster-Osnabrück wird nie ein Linien-Jet nach Australien starten. Die unsinnige Idee, die Startbahn zu erweitern führt nur zu Verlusten und Subventionen, die dann wieder die Unternehmer und Steuerzahler tragen müssen. Das gleiche haben wir in Dortmund, in Weeze und was weiß ich wo.

Dann beweihräuchert sich die IHK damit, dass sie „anstelle des Staates in Selbstverwaltung wirtschaftsrelevante Aufgaben übernimmt“. Naja, auch das kann man so uns so sehen. Mich ärgert es, dass eine Zwangsorganisation, die nicht in gleicher Weise wie der Staat legitimiert ist, über mich und in meinem Namen mitentscheiden kann. Wie sieht es aus mit der Legitimation der IHK Nord Westfalen?

Von 107.450 stimmberechtigten Unternehmen im Bezirk haben 11.447 an den Wahlen teilgenommen. Davon wurden 1.440 ungültigen Stimmen gezählt. Das heißt von 107.450 Unternehmern haben 10007 die Kammer gewählt, die dann das ganze Geld einnimmt, ausgibt und die Jobs verschachert. Nicht mal jeder zehnte Unternehmer hat mitgestimmt. Die IHK kann also überhaupt nicht im Namen der Industrie oder der Wirtschaft sprechen. Sie müsste eigentlich peinlich berührt schweigen. Sie hat in meinen Augen überhaupt keine Legitimation. Ähnlich ist das Bild in den anderen Kammern. Sie sprechen für eine verschwindende Minderheit. Sie sprechen nur für sich selbst.

Daraus kann es nur eine Konsequenz geben: Die Zwangsmitgliedschaft in der IHK muss beendet werden. Wenn jemand die Leistungen der Zwangskammer will, kann er sie ja auf eigene Kosten kaufen. Mal sehen, wenn die Mitgliedschaft in der IHK freiwillig ist, vielleicht wird dann da kein Geld mehr verplempert, vielleicht werden keine unsinnigen politischen Forderungen mehr erhoben. Denn wenn die Mitgliedschaft freiwillig ist, dann muss die IHK mehr für ihre Mitglieder tun, außer Geld abzukassieren. Ich persönlich bekomme nur zwei Sachen von der IHK mit, in der ich Zwangsmitglied bin. Einmal im Jahr eine völlig überzogene Rechnung. Und dann alle paar Jahre ein Wahlaufruf, der ans lächerliche grenzt. Birgit Wiesehahn-Haas wurde für den Spruch gewählt:

„Ehrenamtliches Engagement ist eine der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft. Um Veränderungen anzuregen, zu begleiten und in die richtige Richtung zu lenken, möchte ich auch künftig in der Vollversammlung der IHK mitarbeiten.“

Das war Original alles, für das Frau Wiesehahn gewählt werden wollte. Nichts gegen sie persönlich. Sie wird eine gute Unternehmerin sein. Aber für so eine Nullaussage zu glauben, meine politischen Interessen vertreten zu können, ist eigentlich nicht hinnehmbar. Leider kann ich aber nicht aus der IHK austreten. Ich bin Zwangsmitglied und die politische Luftblase vertritt mich jetzt.

Und noch was: Für mich ergibt sich noch ein Problem. Auch Zeitungen und Verlage wie die WAZ sind Zwangsmitglieder der Zwangskammer. Können die überhaupt unvoreingenommen über den Zwangsverband berichten? Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich meine, ich kann das.

Die FDP wollte vor den Wahlen die IHK als Zwangskammer auflösen. An deren Stelle sollte ein freiwilliger Verband treten – gegen den ich nichts hätte. Mal sehen ob die FDP ihre Ideen in der Regierung umsetzen kann.

Auf jeden Fall muss der Widerstand gegen die politisch nicht legitimierten IHK stärker werden. Vielleicht schreibt jeder Unternehmer im Ruhrgebiet mal einen Brief an die FDP? Und bittet die Liberalen, endlich Zopf aus dem Mittelalter abzuscheiden.

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Recklinghausen gegen Nazis

Morgen wollen Neonazis in Recklinghausen demonstrieren. Mit unterschiedlichsten Protesten stellen sich die Bürger sich gegen das immer größer werdende Nazi-Problem im nördlichen Ruhrgebiet.

Die Proteste beginnen heute mit einer Vorabdemo der Offenen Antifa Recklinghausen. Um 18.00 Uhr startet die Demo am Hauptbahnhof Recklinghausens. Nach der Demo geht es im AKZ noch ein Programm. Aktuelle Informationen gibt auf der Mobilisierungsseite undvia Twitter.

Für den morgigen Samstag ruft dann der Koordinierungskreis für Toleranz und Zivilcourage, ein seit 2000 bestehender Zusammenschluss von Parteien, KIrchen, Gewerkschaften und Verbänden zu einer Mahnwache auf. Die findet zwischen 11.00 und 13.00 Uhr am Lohtor statt.

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