Hovenjürgen.
Foto: Landtag NRW
Jochen Welt (SPD), Landrat im Kreis Recklinghausen, mag nicht mehr. Aus persönlichen Gründen wird er im nächsten Jahr bei der Kommunalwahl nicht mehr antreten – er will noch einmal etwas Neues in seinem Leben machen, und als über 60jährigem ist ihm klar, dass er nach dem Ende der kommenden Wahlperiode dafür wohl zu alt wäre. Ein sauberer Abgang mit einer, wie ich finde, sympathischen Begründung. Aber wer folgt Welt? Der Kreis Recklinghausen ist größer als Dortmund und Essen – zum Kreis gehören neben Recklinghausen auch Städte wie Castrop, Herten, Marl und Gladbeck. Der Kreis ist Ruhrgebiet pur, ich muss das wissen, ich komme daher.
Aber es gibt im Kreis in Teilen auch eine CDU, die von Westfalen träumt. Vor allem in Haltern und Dorsten haben sie ihre Hochburgen, schwadronieren davon, dass es ihnen außerhalb des Kreises Recklinghausen besser gehen würde als im Kreis. Welt war immer für eine stärkere Zusammenarbeit der Städte im nördlichen Ruhrgebiet, die Christdemokraten in Haltern und Dorsten haben immer dagegen gehalten. Und nun laufen sie sich warm. Die CDU in Dorsten und Marl hat sich schon hinter den Landtagsabgeordneten Josef Hovenjürgen gestellt und ihn aufgefordert, zum Landrat zu kandidieren. Der Mann lässt sich bitten – im März soll die Entscheidung fallen. In seiner Heimatstadt Haltern gehört Hovenjürgen zu denen, die gegen das Revier arbeiten. In der Kreis-CDU soll er sich bislang zurückgehalten haben, aber wird er gewählt, wird es mit der Zusammenarbeit im Ruhrgebiet schwieriger – die für den Kreis Recklinghausen mit seinen Problemen aber wichtig ist. Ich glaube nicht, dass es allen Wählern im Kreis klar ist, wer da mit den Hufen scharrt. Hovenjürgen über den Kreis Recklinghausen, das Ruhrgebiet und Westfalen:
"Diesem Gedanken stelle ich meine Aussage gegenüber: Größer heißt nicht besser. Je größer die Ballungszentren im Ruhrgebiet desto größer auch die sozialen Brennpunktsituationen, desto schwieriger die Gesamtentwicklung eines großen komplexen Bereiches. Aus meiner Sicht steht gerade die CDU im Kreis Recklinghausen dafür, dass wir zehn selbständige Städte erhalten wollen, mit der jeweiligen Kreativität und Handlungsfähigkeit vor Ort. Und deswegen geht in diesem Fall mein Blick nach Westfalen. Was würde uns dort erwarten? Die größte Stadt unseres Kreises, Recklinghausen mit 125.000 Einwohnern, wäre eine der größten Städte Westfalens. Unsere kleinste Stadt, Waltrop, wäre, mit ihrer Größenordnung von knapp 30.000 Einwohnern, eine Mittelstadt in Westfalen. Also wäre jede Stadt in der Lage ihre Interessen auf Augenhöhe gegenüber den Partnerstädten in Westfalen zu vertreten. Die Frage nach der Selbständigkeit der zehn Städte und ihres Erhaltes würde sich aus dieser Situation, aus meiner Sicht, erst gar nicht stellen."
Hovenjürgen ist der Idealtypus des Provinzpolitikers. Da kann man nur hoffen, dass die SPD einen guten Gegenkandidaten findet, denn im Kreis wird es sehr knapp werden. Im Moment sieht es nicht danach aus.