Schlechtes muss nicht billig sein

Die Situation ist für die Bahn kompliziert: Wie komme ich an das Geld möglichst vieler Kunden ohne sie transportieren zu müssen? Ein Lösungsansatz der Bahnplaner war der geldfressende Automat, der nie einen Fahrschein auswirft und die Beschwerdestelle, in der die Mitarbeiter nur einen seltenen alt-aramäischen Dialekt sprechen.  Eigentlich ein geniales Konzept – das nun die Stadt Dortmund zu durchkreuzen droht.

Fahrkartenautomat Foto: Flickr/Germanium

Schlechtes muss nicht billig sein – die Weisheit, die  diesem Sprüchlein inne wohnt haben wir alle schon einmal erlebt. Ganz besonders häufig kommen die Nutzer des Öffentlichen-Nahverkehrs im Ruhrgebiet zu dieser Erkenntnis, vor allem wenn sie auch einmal einen der Fahrkahrtenautomaten der Bahn benutzen wollen: Kryptische Systemführung und abgestürzte Monitore sorgen vor allem wenn es mal eilig ist dafür, das Langeweile auf den Bahnhöfen nicht aufkommt. Die Bahn –  scheinbar vor allem ein Entertainement-Unternehmen dass die Züge nur noch rollen lässt, damit auf den Bahnhöfen eine heimelige Atmosphäre herrscht. Der Kunde als Opfer boshafter Kobolde – doch damit könnte es bald vorbei sein, denn die Volkshochschule Dortmund und die Bahn bieten die  „Automatenschulung Deutsche Bahn“ an.  Die  kostenlose Schulung mit Dirk Haferkemper, dem Empfangschef des Reisezentrums DB, weist die Teilnehmer in die Geheimnisse des Fahrkartenautomaten ein. Denn, so steht es in der Pressemitteilung der Stadt: "Nicht nur diejenigen, die der modernen Technik eher skeptisch gegenüber stehen, auch technisch versierte Bahnreisende verzweifeln häufig bei der Bedienung des Ticketautomaten. Welche Taste ist zu drücken? Wie komme ich am besten von Dortmund nach Lünen? Wie kaufe ich eine Verbund-Monatskarte? Dirk Haferkemper sorgt in der Schulung für Klärung solcher und ähnlicher Fragen." Jeder Entwickler von Fahrkartenautomaten, der auch nur einen Funken Ehre im Leib hat, sollte  angesichts dieser Meldung die Konsequenzen aus seinem unheilvollen Tun ziehen und sich in das nächste Schwert stürzen – oder einen Kaffee im Zugbistro bestellen.

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Jens König
15 Jahre zuvor

Nein, der Entwickler sollte versuchen, das Anschlussticket vom Ende des VRR-Gebietes bis Köln Hbf zu ziehen. Ich bin daran gescheitert.

Aber da ich Ingenieure kenne, die Bedienoberflächen gestalten und programmieren, kann ich an dieser Stelle mal auf Folgendes hinweisen: Die Entwickler haben das gar nicht zu verantworten. Die werden nämlich von einer unheiligen Allianz aus Marketing und Management gezwungen, möglichst viel Verwirrung zu stiften (im Endeffekt möglichst billig). „Treibt unsere Kunden in den Wahnsinn, denn nur wenn sie völlig verblödet sind, steigen sie noch in unseren Zug und kaufen womöglich sogar erste Klasse bis Berlin für die Ubahn nach Herne Süd.“, so oder so ähnlich dürfte der Auftrag gelautet haben.
Also: Herr Mehdorn sollte, wenn er noch einen Funken Ehre im Leibe hätte, eine Fahrkarte nach Miniwatu kaufen und dorthinfahren. Meinetwegen auch ohne Fahrkarte, schwarz eben. Hauptsache weit weg.

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