Mannschaft und Fans der Schalker feiern nach dem 2:1-Sieg gegen Bremen. Foto: Michael Kamps
Wie herrlich verrückt die Fußball-Bundesliga sein kann, das konnten die Fans am vergangenen Wochenende wieder einmal auf beeindruckende Art und Weise miterleben. Während in Dortmund der große Frust um sich griff, als der BVB nach dem unglücklichen 1:1 beim VfL Bochum vom Freitag wieder auf Rang zwei in der Tabelle zurückfiel, herrschte auf Schalke nach dem Last-Minute-2:1 gegen den SV Werder Bremen am Samstag Feiertagsstimmung.
Und das, obwohl die Gelsenkirchener Profikicker vier Spiele vor dem Ende der Saison 2022/23 mit mageren 27 Punkten auf der Habenseite noch immer auf einem direkten Abstiegsplatz liegen. Was stimmt da nicht?
Die Ruhrgebietsvertreter VfL Bochum und Schalke 04 gehörten am vergangenen Wochenende beide zu den großen Verlieren des 26. Spieltags der Saison 2022/23 in der Fußball-Bundesliga. Die Bochumer unterlagen im heimischen Ruhrstadion dem VfB Stuttgart mit 2:3, während die Schalker beim 0:2 in Hoffenheim den Kürzeren zogen. Nach Abschluss des Spieltages rangiert der VfL in der Tabelle nun auf Platz 15, also noch immer knapp über dem Strich, der die Abstiegsränge markiert, während die Gelsenkirchener wieder die Rote Laterne des Tabellenletzten mit sich herumschleppen müssen.
Eigentlich müsste die Stimmung im Umfeld der Klubs in Gelsenkirchen dementsprechend schlecht sein, während man an der Castroper Straße in Bochum, nur wenige Kilometer weiter, noch vergleichsweise entspannt in Richtung Zukunft blicken könnte. Eigentlich wohlgemerkt, denn in der Realität ist es erstaunlicher Weise genau umgekehrt!
Am heutigen Sonntagabend gastiert in der Fußball-Bundesliga der FC Schalke 04 bei der TSG Hoffenheim. Nichts Besonderes, sollte man denken, wenn am 27. Spieltag der 15. der Tabelle auf den 17. trifft. Doch weit gefehlt!
Das Aufeinandertreffen im fernen Kraichgau wird einmal mehr zeigen, dass die Königsblauen ein Klub sind, dem auch jeder neutrale Fußballfan beim Kampf um den Klassenerhalt ganz fest die Daumen drücken müsste.
Das mit Spannung erwartete Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund endete am Samstagabend mit 2:2. Beide Kontrahenten konnten am Ende mit diesem Ergebnis auf den ersten Blick ganz gut Leben.
Der BVB konnte dabei für sich reklamieren, dass einen Unentschieden auf dem Platz des Gegners in der Fußball-Bundesliga, zumal wenn es nach einem fordernden Europapokalspiel in der Woche erzielt wird (0:2 beim FC Chelsea in London), immer ein ordentliches Ergebnis ist. Die Gelsenkirchener ihrerseits dürften als Mannschaft die gegen den Abstieg kämpft, mit einem Remis gegen einen Champions League Teilnehmer ebenfalls nicht unzufrieden gewesen sein.
Betrachtet man das Resultat am Tag danach jedoch einmal etwas näher, kann eigentlich keine der beiden Mannschaften mit dem Spielausgang zufrieden sein. In der Realität haben nämlich beide Revierklubs im Derby ‚verloren‘.
Das zarte Pflänzchen des erfolgreichen Reifeprozesses beim BVB sah sich am Dienstag einem ersten kräftigen Gegenwind ausgesetzt. Mit 0:2 unterlagen die Dortmunder beim FC Chelsea in London und schieden damit im Achtelfinale aus der UEFA Champions League aus.
Für sich genommen kein Drama, wenn auch viele im Umfeld des Klubs nach zuvor zehn Pflichtspielsiegen in Serie wohl selbstbewusst auf ein Weiterkommen der Dortmunder Profikicker gehofft hatten. Doch der 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel erwies sich in der Praxis als zu dünn, um sich in England gegen die mit vielen Millionen aufgepumpten Londoner durchsetzen zu können.
Konnte man diese Pleite in der Ruhrgebietsmetropole noch relativ leicht und schnell abhaken, wäre das mit einer weiteren Niederlage am Samstag beim Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga, dem FC Schalke 04, garantiert anders. Hier muss der BVB beweisen, dass die Mannschaft tatsächlich auf einem guten Wege ist und die Phase der unzähligen, unerwarteten Rückschläge, die viele zuletzt schon für überwunden hielten, unter Trainer Edin Terzic inzwischen tatsächlich Geschichte geworden ist.
Macht man schon vor einer emotionalen Auseinandersetzung verbal ein großes Fass auf, sollte man sich in der Sache dann auch durchsetzen, wenn es zählt. Gelingt dies nicht, sieht man ansonsten ziemlich blöde aus. Diese bittere Erfahrung mussten am vergangenen Wochenende die Fans des VfL Bochum machen.
Vor dem mit Spannung erwarteten Wiedersehen mit Ex-Trainer Thomas Reis, der am Samstag mit seinem neuen Klub, dem FC Schalke 04, im Bochumer Ruhrstadion zum ‚Kleinen Revierderby‘ zu Gast war, wurden bei vielen Erinnerungen an den unschönen Abgang des Coaches im vergangenen Herbst wach.
Reis, der im vergangenen Frühsommer den VfL zu einem überraschend ungefährdeten Klassenerhalt in Liga 1 geführt hatte, fiel an der Castroper Straße rasch in Ungnade, als seine angeblichen Gespräche mit den Schalkern über ein zukünftiges Engagement in Gelsenkirchen öffentlich bekannt wurden und zugleich der Saisonstart in Bochum sportlich misslang. Es folgte seine überraschend frühe Freistellung und kurz darauf tatsächlich auch der sich bereits in den Augen vieler zuvor anbahnende Vereinswechsel in Richtung des Ruhrgebietskontrahenten.
Seitdem ist der Name Reis in Bochum endgültig ein Reizwort. Dass sich der Trainer bei seiner ersten offiziellen Rückkehr ins Ruhrstadion mit Kritik auseinandersetzen müsste, war daher klar. Dass sie teilweise so entglitt, wie dann am Samstag überall zu sehen und zu hören war, der einstige Fanliebling aller Bochumer sich sogar als ‚Bastard‘ betiteln lassen musste, schoss dann jedoch mächtig über das Ziel und den üblichen Rahmen solcher Kritik hinaus.
RB Leipzig 2019 zu Gast auf Schalke. Archiv-Foto: Michael Kamps
Nach dem bitteren 0:3 gegen Eintracht Frankfurt vom Wochenende, wo der FC Schalke 04 am 16. Spieltag der Fußball-Bundesliga das bessere Team war, aber trotzdem verlor, war es fast zu befürchten. Am Dienstag unterlagen die Gelsenkirchener Profikicker in ihrem Heimspiel gegen RB Leipzig glatt mit 1:6 (0:4) und fielen, wie man das im Sport schon so häufig gesehen hat, nach einer guten Leistung, die nicht mit Punkten belohnt wurde, in ein ‚Loch‘.
Die Darbietung gegen Leipzig ließ wenig Hoffnung auf einen möglichen Klassenerhalt der Schalker übrig. Zu groß erschien der Leistungsunterschied zu den durch etliche Brausemillionen verstärkten Leipzigern, zu gravierend waren die Mängel, die im kompletten Kader der Gelsenkirchener zu erkennen waren. Das Problem: Es ist noch eine halbe Saison übrig!
Wohin geht die Reise des FC Schalke 04? Foto: Michael Kamps
Am Samstag unterlag der FC Schalke 04 zum Pflichtspielauftakt 2023 in der Fußball-Bundesliga bei der SG Eintracht Frankfurt mit 0:3 (0:1). Die Profikicker aus Gelsenkirchen bleiben damit abgeschlagen Tabellenletzter. Nach 16 Spielen beträgt der Rückstand auf den neuen Vorletzten Hertha BSC aktuell fünf Punkte. Bis zu einem Nichtabstiegsplatz sind es deren sechs.
Nachdem der bisherige 17., der VfL Bochum gewonnen, und der VfB Stuttgart zumindest einfach gepunktet hat, hat sich die Lage der Schalker damit weiter verschlechtert. Und das, nachdem die Königsblauen in Frankfurt eine unerwartet starke Leistung gezeigt haben. War es das in Sachen des angestrebten Klassenerhaltes vielleicht sogar schon für den Revierklub?
Langeweile im Dortmunder Zoo. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Es ist eine Meldung, die nicht für die ganz große mediale Aufmerksamkeit sorgen wird. Und trotzdem ist die jetzt zum Jahresende angekündigte Schließung des Tropenhauses im Zoo Dortmund für Tausende Menschen eine ganz bittere Nachricht.
Wer, wie ich, die Anlage seit Jahren als ein Stück liebgewonnene Heimat betrachtet, der kann in Anbetracht des sich trotz diverser Um- und Ausbau-Meldungen rund um den Tierpark in der Ruhrgebietsmetropole fortsetzenden Niedergangs inzwischen nur noch enttäuscht mit dem Kopf schütteln.
Ruhrgebietsfußball: Feuer unterm Dach. Foto: Michael Kamps
Die Fußball-Begeisterung im Ruhrgebiet ist traditionell riesig. In wohl keiner anderen Region des Landes begeistern sich so viele Menschen für die Jagd nach dem runden (Kunst-)Leder wie hier. Die Bedeutung, die die Ergebnisse eines Spieltags haben, können einem hier schon mal den Beginn einer Arbeitswoche versauen, oder aber einen zum über die Kollegen spottenden ‚Helden‘ am Wasserspender machen.
Gemessen an diesen herausragenden Voraussetzungen fällt das Saisonfazit aller drei großen Reviervereine im Fußballoberhaus nach 15 Spieltagen der Saison 2022/23 ernüchternd aus. Sowohl der FC Schalke 04, als auch der VfL Bochum und sogar der BVB konnten die von der eigenen Anhängerschaft vor Saisonstart in sie gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllen. Erschreckend!
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