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BVB, S04 und VfL gehören vor der WM-Pause zu den großen Verlierern in der Bundesliga

Ruhrgebietsfußball: Feuer unterm Dach. Foto: Michael Kamps

Die Fußball-Begeisterung im Ruhrgebiet ist traditionell riesig. In wohl keiner anderen Region des Landes begeistern sich so viele Menschen für die Jagd nach dem runden (Kunst-)Leder wie hier. Die Bedeutung, die die Ergebnisse eines Spieltags haben, können einem hier schon mal den Beginn einer Arbeitswoche versauen, oder aber einen zum über die Kollegen spottenden ‚Helden‘ am Wasserspender machen.

Gemessen an diesen herausragenden Voraussetzungen fällt das Saisonfazit aller drei großen Reviervereine im Fußballoberhaus nach 15 Spieltagen der Saison 2022/23 ernüchternd aus. Sowohl der FC Schalke 04, als auch der VfL Bochum und sogar der BVB konnten die von der eigenen Anhängerschaft vor Saisonstart in sie gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllen. Erschreckend!

Zehn Wochen lang müssen die Fußballfans im Ruhrgebiet jetzt damit leben, dass ihre Lieblinge sie seit August, als die Runde gestartet wurde, überwiegend enttäuscht haben. Schalke und der VfL belegen mit neun bzw. 13 Punkten aktuell sogar die direkten Abstiegsplätze, der seit Jahren mit Titelambitionen in die Saison gehende BVB belegt mit 25 Punkten einen für seine Ansprüche enttäuschenden sechsten Rang, der ihn nach aktuellem Stand die UEFA Champions League im kommenden Sommer verpassen ließe. In allen drei Fanlagern wird man sich die Tabelle über die Feiertage daher so garantiert nicht über das Bett hängen wollen.

Dass die Gelsenkirchener Profis nach ihrer Rückkehr ins Fußball-Oberhaus nur um den Klassenerhalt kämpfen würden, war allen realistischen Menschen in diesem Lande eigentlich von Anfang an klar. Abgeschlagen auf Rang 18 zu stehen, und damit Erinnerungen an die katastrophale Saison 2020/21 zu wecken, kommt dann für alle Königsblauen aber dann doch wohl überraschend.

Einen Trainerwechsel von Frank Kramer hin zu Thomas Reis hat es bei den Knappen auch schon gegeben, doch selbst der neue Übungsleiter konnte nur eines seiner ersten vier Spiele gewinnen. Dass dies dann auch nur ein eher grottiger Kick gegen an diesem Tag extrem schwache Mainzer war, kommt noch erschwerend mit hinzu.

Kann Reis über den Winter noch einmal einen Trainerwechsel-Effekt auslösen und die bereits gerissene, nicht unerhebliche Lücke von aktuell fünf Punkten auf einen Nicht-Abstiegsplatz schließen? Viele Beobachter zweifelten zuletzt schon an der grundsätzlichen Ligatauglichkeit des Kaders. Unter Reis wirkte das Team zumindest kämpfereischer bzw. entschlossener als zuvor. Die Ergebnisse stimmten jedoch nach wie vor häufig nicht. Gelingt eine Aufholjagd ab Ende Januar? Zweifel scheinen angebracht.

Die Bochumer hingegen hatte vor Saisonstart zu diesem Zeitpunkt wohl kaum einer auf einem direkten Abstiegsplatz erwartet. Nach der tollen Spielzeit im Vorjahr, als der VfL nie ernsthaft in Abstiegsgefahr geriet, wähnten sich viele an der Castroper Straße wohl von der Entwicklung des Vereins her wohl schon weiter.

Natürlich musste ein komplizierteres zweites Jahr nach der Rückkehr in die 1. Liga hier einkalkuliert werden. Doch dass es so schwer werden würde, sogar das Vertrauen in den Trainerhelden Thomas Reis so schnell aufgebraucht sein würde, das kam dann doch überraschend. Inzwischen sehen viele VfL-Anhänger, trotz des ersten Auswärtssieges kurz vor der WM-Pause, grundsätzlich schon wieder weit weniger optimistisch in die Zukunft ihres Vereins, mussten sie doch zuletzt erkennen, dass der VfL eben doch noch immer einer der ganz Kleinen in der Bundesliga ist und es dem vorhandenen Kader dementsprechend schwer fallen wird, im neuen Jahr noch einmal entscheidend von den Abstiegsrängen wegzukommen. Auch hier wird mit einem harten Kampf gegen den Abstieg wohl bis zum Saisonende zu rechnen sein.

Bochum und Schalke als Absteiger? Das wäre für das Ruhrgebiet eine sportliche Katastrophe!

Mit dem Abstieg wird Borussia Dortmund nichts zu tun haben. Aber das wäre, in Anbetracht des deutlich höheren Budgets im Vergleich zu den beiden Revierrivalen auch niemandem ernsthaft zu vermitteln. In Dortmund sind sie aktuell schon entsetzt genug darüber, dass ihre Lieblinge es auch nach der Rückkehr von Trainer Edin Terzic in die Verantwortung  einfach nicht schaffen, mehr Konstanz in ihre Leistungen zu bringen.

Die Tatsache, dass vermeintliche Ligazwerge wie der SC Freiburg oder Union Berlin es schaffen, nicht nur mehr Begeisterung zu entfachen als der BVB, sondern sogar mehr Punkte zu holen und den Schwarzgelben somit einen Champions League Platz vorzuenthalten drohen, sollte ausreichen, um allen rund um die Strobelallee die Zornesröte ins Gesicht steigen zu lassen.

Die Trennung von Marco Rose im vergangenen Sommer hat sich, ebenso wie der vorzeitige Abgang von Lucien Favre, Peter Bosz & Co. bisher jedenfalls noch nicht positiv bemerkbar gemacht, was die Entwicklung der Mannschaft betrifft. Ganz im Gegenteil! Der BVB scheint sich gefühlt immer weiter zurück zu entwickeln und hat mit der begeisternden Mannschaft der erfolgreichen Jahre unter Jürgen Klopp und Thomas Tuchel immer weniger gemein.

In Dortmund droht man den Anschluss an die Bayern und die europäische Spitze dauerhaft aus den Augen zu verlieren. Aki Watzke sollte sich hier mal dringend hinterfragen, was er in den vergangenen Jahren wohl falsch gemacht hat…

Bitteres Fazit: Kein schönes Jahresende für alle Fußballfreunde in Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund! Es kann fast nur besser werden in 2023…

 

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Walter Stach
Walter Stach
1 Jahr zuvor

Hallo, Robin,
Küpperbusch hat in der TAZ in seinem heutigen „Montagsinterview“ sinngemäß gemeint, daß das momentan vom BVB ( ich ergänze und von VFL und von SO4) Gebotene sich ja dankenswerterweise als hilfreich erweisen könnte für einen Erfolg der hier und da zu registrierenden Bemühungen , möglichst vieler Fernsehzuschauer, ua, im Ruhrgebiet davon zu überzeugen, die Fernseh-Übertragungen aus Katar zu sabotieren. Nicht wegen der dortigen Menschenrechtsverletzungen durch ein antidemokratisches-antirechtstaatliches System, sondern weil sie „dank“ des BVB ( dank des VFL, dank S04) momentan vom Fußball nichts mehr „hören und sehen “ wollen.

Robin,
so wie Küpperbusch kann man mit Sarkasmus/mit Humor als BVBer /als VFKer, als So4er) auf das derzeitige „Elend“ im Fußball-Revier reagieren. Oder ist „gute Hoffnung“ wie Du sie formulierst, angebrachter? Angesichts der massiven Probleme, die jenseits des Fußballes derzeit jedermann außerordentlich belasten -graduell unterschiedlich- , werden zwar , so vermute ich, das Interesse und Wertigkeit des Fußballes nicht gänzlich verloren gehen, aber möglicherweise auf ein gesteigertes Maß an Gelassenheit oder gar auf ein gewissen Maß an Gleichgültigkeit stoßen, u.a. bezogen auf die bevorstehenden WM-Spiele,

Robin,
abwarten, und zwar, so meine ich, in Gelassenheit, tolerant und respektvoll sowohl gegenüber dem WM-Enthusiasten als auch gegenüber dem WM-Verweigerern, aber auch gegenüber dem, was der BVB, was So4,, was der VFL uns 2o23 bieten werden. Eine Alternative dazu????

SvG
SvG
1 Jahr zuvor

@ Autor.“Abgeschlagen auf Rang 18 zu stehen, und damit Erinnerungen an die katastrophale Saison 2020/21 zu wecken, kommt dann für alle Königsblauen aber dann doch wohl überraschend.“
Das ist wohl auch nur für die überraschend. Ohne die Staatsknete, das Fleischgeld und die Gasgroschen zeigt sich die Substanz des Unternehmens. Und die ist und war schon immer eher gasförmig als fest. Mit Glück wird der Verein eine Fahrstuhltruppe, imA wahrscheinlicher ist der weg, den die Arminia zZt beschreitet, und den andere „Traditionsvereine“ bereits hinter sich gebracht haben. Ich bin wahrlich kein BVB-Anhänger, aber die haben wenigstens das Wesentliche einer Industrie im Griff: Die Finanzen.

SvG
SvG
1 Jahr zuvor

@ Autor: Das ist richtig, jedoch Zweiteres ohne die das durch Ersteres geschaffene Solidität nicht möglich. Oder, wie im Fall S05, nur zeitlich begrenzt.

DEWFan
DEWFan
1 Jahr zuvor

Tja, wenn die Nr. 1 der Stadt nicht mehr glänzt, dann merkt man erst, was man sonst noch hat oder nicht hat. Dann merkt man erst, wie es um den Fußball einer Stadt insgesamt gestellt ist, abseits der Zugpferde aus dem Profistall.

In Gelsenkirchen sieht das ja sehr mau aus, „hinter Schalke kommt nicht mehr viel …“ titelte mal vor einiger Zeit die WAZ. Tatsächlich bildet nur noch ein einsamer Westfalenligist die Spitze des Amateurfußballs in der Stadt der 1000 Feuer. Spötter würden sagen, dass Gelsenkirchen erst dann wieder Oberligafußball bekommt, wenn Schalke II absteigt.

In Dortmund hingegen sieht es im Fußball richtig gut aus, wenn man mal den Blick vom BVB abwendet: 2 Oberligisten, davon einer mit guten Aufstiegschancen, und auch eine Etage tiefer stehen schon wieder zwei Vereine in den Startlöchern zum Aufstieg.

Und Fußball-Bochum hätte sicher noch gerne die SG Wattenscheid in der Bundesliga…

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[…] Gewinnern des sportlichen Offenbarungseides in dem Wüstenstaat werden hingegen plötzlich zwei BVB-Kicker, die bei der Nominierung noch als die ganz großen Verlierer galten: Mats Hummels und Marco Reus. […]

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