Die Fußgängerzone in Waltrop ist inzwischen häufig menschenleer. Foto: Robin Patzwaldt
Bei mir vor der Haustür hier in Waltrop flammt sie gerade wieder auf, die altbekannte Diskussion um den Wochenmarkt. Seit Jahren taucht das Thema immer wieder in der Öffentlichkeit auf – meist dann, wenn die Leere auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone nicht mehr zu übersehen ist.
Nun also erneut der Vorschlag, den Wochenmarkt von seinem angestammten Platz in die Innenstadt zu verlegen. Ein Versuch, Leben dorthin zu bringen, wo es kaum noch pulsiert. Eine Idee, die im Kern sympathisch ist – und dennoch kaum das leisten kann, was man sich von ihr erhofft.
Im Stadion in Duisburg herrscht wieder Leben. Archiv-Foto: Daniel Jentsch
Manchmal schreibt der Fußball Geschichten, die man kaum für möglich hält. Eine solche Geschichte erleben derzeit die Fans des MSV Duisburg. Noch vor wenigen Monaten schien der Klub in den Niederungen der Regionalliga versunken, die stolze Vergangenheit nur eine ferne Erinnerung.
Und nun? Nach fünf Spieltagen in der 3. Liga grüßt der Aufsteiger plötzlich von der Tabellenspitze – und das mit beeindruckender Dominanz.
In der Innenstadt von Lünen im August 2025. Foto(s): Robin Patzwaldt
Seien wir ehrlich: Wer heutzutage freiwillig in die Innenstadt von Waltrop oder Datteln fährt, der hat entweder einen ganz konkreten Grund – oder einfach die falsche Ausfahrt genommen. Viel zu sehen gibt’s dort nämlich nicht. Ein paar Bäcker, eine Handvoll Drogeriemärkte, vielleicht noch ein Handyshop – das war’s. Der Rest: Leerstand in allen Variationen.
Das benachbarte Lünen dagegen wirkt im direkten Vergleich fast schon wie eine quirlige Großstadt.
Das Kanzleramt in Berlin. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Auch als Sympathisant der Ende 2024 zerbrochenen Ampel-Koalition konnte ich mich der beachtlichen Wechselstimmung im Land vor der Bundestagswahl im Februar nicht entziehen. Zahlreiche Menschen in meinem Umfeld wollten unbedingt einen Regierungswechsel, mit dem sie große Hoffnungen verbanden.
Vielfach konnte man den Eindruck gewinnen, dass mit einem zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz alles besser werden würde – und das schnell. Schon bis zu den Sommerferien sollte sich vieles ganz anders darstellen als in den letzten Tagen der alten Regierung.
Am Freitag gab es den nächsten sportlichen Rückschlag für den FC Schalke 04. Foto: Michael Kamps
Die 0:2-Heimniederlage des FC Schalke 04 gegen den SC Paderborn vom Freitag verschärft die sportliche Krise des Ruhgebietsvereins in der 2. Fußball-Bundesliga. Noch ist der Klassenerhalt zwei Spieltage vor dem Ende der Spielzeit 2024/25 nicht gesichert. Doch die Probleme des Traditionsvereins gehen über das Sportliche hinaus: Auch wirtschaftlich steckt der Klub in schwierigen Fahrwassern. Die unklare Trainerfrage, fehlende Perspektiven und eine zunehmend ungeduldige Fanbasis machen deutlich: Der FC Schalke 04 steht vor entscheidenden Wochen.
Zwar spielte die Mannschaft über weite Phasen durchaus engagiert, das Spielglück, das sie bereits in den vergangenen Wochen oft vermisste, war jedoch auch am Samstagnachmittag nicht zu sehen. Ein Eigentor, eine Gelb-Rote Karte – schwerer hätte sich die Mannschaft die Aufgabe, den Vizemeister aus Stuttgart zu schlagen, kaum machen können. An der Verkettung von Leistungsmängeln, Übereifer und Pech konnte auch Kovac bei seinem ersten Spiel in der Verantwortung nichts ändern.
Lange her: Ein entspannter Jürgen Klopp in Dortmund. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Meine einst innige Beziehung zum BVB steckt aktuell in der wohl größten Krise ihrer Geschichte. Seit ich Ende der 1970er-Jahre als Kind zum glühenden Anhänger der Schwarzgelben wurde, bestimmte das Team an vielen Wochenenden mein Leben. Ich hätte die Mannschaft, die damals häufig dem Tabellenende in der Fußball-Bundesliga näher war als dem oberen Drittel, gegen fast alles verteidigt.
Gewann der BVB sein Spiel, war mein Wochenende gerettet; verlor er, war es zumindest empfindlich gestört. Doch derzeit ist das anders. Am Freitag erwischte ich mich dabei, wie ich in der Endphase des Gastspiels bei Eintracht Frankfurt darauf hoffte, dass die Borussia jetzt nicht noch den Ausgleich erzielen möchte. Einfach nur, damit sich das Leiden nicht noch weiter in die Länge zieht, doch bitteschön möglichst kurzfristig ein paar personelle Veränderungen erfolgen mögen.
Ich hatte Glück, denn der BVB kassierte in der Nachspielzeit noch das 0:2 – die dritte Niederlage in Folge im Kalenderjahr 2025. Doch von der Qual, die ich seit einigen Wochen schon unter Cheftrainer Nuri Sahin empfinde, wenn ich an die Profikicker aus Dortmund denke, erlöste mich dieses Resultat immer noch nicht.
Als BVB-Trainer Edin Terzic kurz vor dem Start in die Bundesliga-Spielzeit 2023/24 meinte, die Borussia wolle versuchen an die insgesamt starke erste Jahreshälfte 2023 anzuschließen, da wollte er in erster Linie den Frust über die verpasste Meisterschaft im großen Finale vom 27. Mai vergessen machen. Und in der Tat verbesserten sich die Dortmunder nach extrem schwachem Saisonstart nach der WM-Pause ja noch von Platz sechs bis an die Spitze. Doch zum so sehnlichst herbeigesehnten Titel und der Feier am Borsigplatz langte es nach einem bitteren 2:2 am letzten Spieltag im Heimspiel gegen Mainz bekanntlich eben nicht mehr.
Diese bitteren Erinnerungen an den geplatzten Traum wollte Terzic möglichst erfolgreich aus den Köpfen aller im Umfeld verdrängen, als es im August in die neue Runde ging. Ein durchaus nachvollziehbarer Ansatz, das Positive in den Vordergrund zu stellen. Es muss ja weitergehen, das Team muss für einen neuen Anlauf motiviert und eingestellt werden. Nach dem Remis am Freitag gegen Aufsteiger Heidenheim lautet das Fazit vor der ersten Länderspielpause, die jetzt ins Haus steht, in Dortmund jedoch: Der BVB scheint nach einem mageren Sieg und zwei enttäuschenden Unentschieden zum Auftakt in die Saison 2023/24 eher an die unberechenbaren Zeiten und vielen Rückschläge anzuknüpfen, die es in der vergangenen Rückrunde ja durchaus auch gab, und welche letztendlich den Titel genauso gekostet haben, wie der Albtraum gegen Mainz.
Als am Montag die offizielle Nachricht von der angedachten Schließung des großen Dortmunder Karstadt-Hauses am Westenhellweg, was seit ein paar Jahren unter dem sperrigen Namen ‚Galeria Karstadt Kaufhof‘ firmiert, verkündet wurde, war ich trotzdem noch irgendwie geschockt.
Es gibt immer mehr Leerstände in der Waltroper Innenstadt. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt
Viele Innenstädte im Ruhrgebiet machen, wie viele hier aus ihrem eigenen Alltag sicherlich wissen, gerade eine sehr schwere Zeit durch. Da bildet auch das 30.000-Einwohner Städtchen Waltrop im Kreis Recklinghausen, in dem ich lebe, keine Ausnahme. Immer mehr Leerstand ist auf Seiten der Ladenlokale in der Fußgängerzone zu verzeichnen. In den vergangenen Jahren haben wir uns damit hier im Blog der Ruhrbarone schonhäufiger beschäftigt.
Auch der Wochenmarkt, vor Jahren noch einer der attraktivsten im gesamten Ruhrgebiet, schlittert derzeit in eine deutlich erkennbare Krise. Viele Markthändler sind in den vergangenen Jahren ersatzlos verschwunden. Gründe dafür gibt es sicherlich viele. Das geht von der Konkurrenz der Lebensmittel-Discounter bis hin zu den vergleichsweise unattraktiven Arbeitszeiten und Verdienstmöglichkeiten der Marktbeschicker.
Wer kürzlich neu hinzukam, war (sowohl auf der Seite der Geschäfte als auch auf der der Markthändler) im Vergleich zum Angebot der Vorgänger, häufig nur von minderer Attraktivität bzw. Klasse (Stichwort 1-Euro-Shop).
Die generelle Abwärtsbewegung wurde im Laufe der vergangenen Jahre von immer mehr Zeitgenossen beobachtet, und soll nun offenbar auch (endlich) von der Lokalpolitik entschlossen bekämpft werden. Doch das scheint komplizierter als gedacht, denn erhebliche Widerstände tun sich dabei auch von unerwarteter Seit auf: den Händlern selber.
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