TV ohne Fußball – der Tagestipp (V)

Paul Gascoigne (43, ja, er lebt noch!) hatte einen Autounfall. Dabei war er nur der Beifahrer. Schade. Gerade ihn würde die englische Mannschaft jetzt brauchen, sein Tor bei der EM 1996 ist in die Geschichte eingegangen und Stanley Matthews hatte schliesslich in dem Alter auch noch gespielt…. oh Entschuldigung, falsche Rubrik.
Liebe Fußballdesinteressierte, heute können Sie statt Brasilien-Nordkorea Hottes Abschied gucken, unter der Moderation von Ulrich Deppendorf. Ja, was soll das politische Kabarett sich noch ausdenken, angesichts solcher Real-Ereignisse? Staatsfernsehen at its best, heute in der ARD – und bezahlt von uns! Aber ich habe auch heute eine Lösung für Sie. Die besten Krimis werden weltweit z.Z. von den Dänen gemacht. Die allerbeste Reihe, die ich je gesehen habe, war Der Adler und wurde im ZDF gezeigt. Die zweitbeste Reihe lief ebenfalls im ZDF und wird derzeit unter dem Titel The Killing auf Arte wiederholt (22 h, 9. und 10. Teil). An dieser Serie hat mich die Darstellung des Politbusiness, die gewöhnlich in Krimis gelinde formuliert sehr holzschnittartig erfolgt, erstmals überzeugt. Und die Heldin Eva Lund ist keine Superheldin, sondern sehr lebensnah gezeichnet. Große Klasse!
Wem ein Serieneinstieg im 9. Teil jetzt zu blöd ist, der und die sollte sich mit Weeds trösten. Die Reihe lief schon bei Pro7 und wird jetzt von ZDFneo (heute 22.30 h) erneut ausgestrahlt. Es geht um eine Kleindealerin in einer US-amerikanischen Vorstadtsiedlung – Desperate Housewives war ein humorloser Langweiler dagegen. Einem Land, dass Serien wie Weeds hevorbringt, werde ich für immer dankbar sein.

TV ohne Fußball – der Tagestipp (IV)

Liebe Fußballdesinteressierte, da es Sie ja nicht interessiert hat, hier zunächst die schlechte Nachricht: die WM könnte hierzulande doch länger dauern. Die DFB-Elf hat gestern 4:0 gewonnen. Bereiten Sie sich also mental auf das Schlimmste vor. Das wäre das Endspiel: es ist erst am 11.7. um 20.30 h.
Wenn Sie in der Zeit nicht verreisen können, obwohl, ich wüsste auch nicht wohin, will ich Ihnen weiter mit Hinweisen für das Zuhausebleiben vor der heimischen Glotze weiterhelfen.
Die Damen, die Jürgen Klinsmann und Jürgen Klopp irgendwie gut finden und die beiden heute abend bei der RTL-Übertragung von Italien-Paraguay (20.30 h, ebenfalls viele attraktive Männer zu erwarten) suchen sollten, seien gewarnt: Sie werden die beiden in der ganzen Werbung in der Pause und nach dem Spiel kaum finden. Schade eigentlich, denn sie könnten bei dieser WM die besten Gastkommentatoren sein.
Im fußballfreien Angebot ist heute ein Woody-Allen-Film im Match Point (UK 2005, 22.15 h, ZDF) mit einem Thriller im Tennislehrermilieu Londons. Weibliche Hauptrolle: Scarlett Johansson.
Noch ein Rückgriff auf 3 Engel für Charlie: die Ursprungsserie aus den 70er Jahren, u.a. mit Farrah Fawcett-Majors, die seinerzeit als „schönste Frau der Welt“ bezeichnet wurde, läuft derzeit auf EinsFestival, heute um 17.10 h.
Mein persönliche Tipp ist haute allerdings Boston Legal (USA 2004, 22.55 h, Vox). Die letzte Folge ist gerade abgesendet und heute startet Vox das Ganze noch mal von vorn. In der allerletzten Folge war die Staranwaltskanzlei von Chinesen übernommen worden, der Sieg des „Kommunismus“ war vollzogen. Wie es dazu kommen konnte, kann also ab heute nochmal von vorn betrachtet werden. Wer die USA bis heute nicht versteht, aber verstehen lernen will, sollte heute endlich einsteigen. Man lernt viel, hat vor allem aber einen Riesenspass dabei, und imgrunde geht es doch nur um die Sache zwischen Männern und Frauen 😉 Einst habe ich William Shatner als Kommandant des Raumschiff Enterprise gehasst, weil ich meine kleineren Geschwister immer unterdrücken musste, indem ich die Sportschau (ARD) gegen das Raumschiff (ZDF) durchsetzte. Heute liebe ich ihn als genialen selbstironischen Schauspielstar. Ganz am Schluss heiratet er übrigens einen Mann, obwohl er Hetero ist – also …., jetzt in der Serie, nicht im wahren Leben.

TV (und heute auch Radio) ohne Fußball – viele Tagestipps (III)

Liebe Fußballdesinteressierte, heute ist der erste von mindestens/vielleicht nur 😉 drei harten Tagen: Deutschland spielt (um 20.30 h).

Was können Sie tun? Sie haben hoffentlich gestern lecker eingekauft. Dann kochen Sie sich heute was Schönes. Und legen sich dazu mal eine schöne Langspielplatte auf. Sie haben doch noch welche, oder? Dann können Sie heute um 15.05 beim Deutschlandfunk hören, wie reich Sie damit geworden sind. Doch Vorsicht! Dieser Sender schreckt nicht davor zurück, Sie mit kritischem Sportjournalismus, z.B. über die mafiöse Politik des Weltfußballverbandes FIFA oder des DFB doch für Fußball zu interessieren. Beim Fernsehen sind Sie davor sicherer. Das einzige journalistische und kritische Format („Sport inside“/WDR) macht während der WM was? Na klar, Pause! Wir wollen doch nicht unsere eigene Produktpräsentation mit Kritik stören, da haben wir nicht genug Leute für – aber ich schweife schon wieder ab.
Massenhaft Tipps heute:
für die Eisenbahn-Bekloppten Pflichtprogramm: Eisenbahnromantik (16 h, SWR)
Für Fans von Clooney und der Regiebrüder Coen: Ein unmöglicher Härtefall ( USA 2003, 20.15 h, RTL)
Um 22.15 h bringt Pro7 Shaft – noch Fragen? (USA 2000), bestimmt ein Super-Cop-Thriller, aber ich ziehe das Original aus den 70ern mit Richard Roundtree, der hier übrigens einen Gastauftritt hat, vor.
Nach dem Fußball für Schlaflose noch ein gutes Angebot der ARD, die zielsicher alle Perlen nachts versenkt: Couscous mit Fisch (Frankreich 2007) um 23.55 h.

Die Wahrheit über „Sex and the City“

Am Donnerstag startet der zweite Kinofilm über vier junge Frauen in den Häuserschluchten und Herztiefen von New York. Wieder geht es um Kleidung, die kein Sterblicher mit den gezeigten Jobs bezahlen kann. Doch das wird den Ansturm an den Kassen von kreischenden deutschen Frauen nicht verhindern. Ein Insiderbericht – aus der Männerperspektive!

Ich glaube, ich werde Journalist. Eigentlich wollte ich mich ja diesem Rummel um den zweiten Kinofilm von „Sex and the City“ entziehen. Mir haben schon die Filmchen in meinem Telefunken-TV-Gerät gereicht, die ich mir fast wöchentlich mit einer eigentlich erwachsenen Frau anschauen musste, weil an diesen Tagen, an dem die TV-Serie lief, meine bessere Hälfte immer den Fernbedienungs-Joker zog. Doch ehrlich gesagt, kann man sich diesem Wahn doch gar nicht entziehen. Erst am Wochenende griff ein TV-Sender in die Klamottenkiste und lieferte den ersten Kino-Film als so genanntes „warming up“. Überall sieht man Plakate, im Fitness-Studio, zu dem man sich ja nicht ohne Grund hinschleift, grinsen einem die 50-Kilogramm-Girls von jeder Frauenzeitung in verschiedener Größe an. Und wenn man sich mal gemütlich in der Regionalbahn nach Bochum entspannen will, morgens etwa so kurz vor 9 Uhr, dann hört man ein wildes Gequietsche von Girlies, die die Altersgrenze von 30 schon deutlich überschritten haben, von der Hinterbank und stören bei der Lektüre so wichtiger Texte wie „Sorgen über Spanien und Korea lasten auf Börsen“. Es gibt, so mag es erscheinen, keinen SATC-freien Raum! Und dabei ist das doch alles großer Lug und Trug.

Fakt 1: Geld fällt vom Himmel

Ich muss für mein Geld, das mir monatlich mehr oder minder häufig überwiesen wird, kräftig anpacken. Das geht schon Jahre so – und sicherlich habe ich oft auch das Gefühl des Neides, wenn ich an einem Cafe, etwa in Essen oder Düsseldorf, vorbei gehe, und dort die zahlreichen Studenten oder jungen Mütter sehe, die werktags besseres zu tun haben als ich. Ich gebe offen zu, das ist weder politisch korrekt noch geht es konform mit meiner katholischen Erziehung der Nächstenliebe. Doch wenn ich eine besser Art und Weise hätte, Geld zu verdienen, würde ich es machen. Bei SATC geht es – offenbar. Man muss nur eine lächerliche Kolumne in einer nichtssagenden Postille schreiben und kriegt dafür einen Haufen von Geld. Anders ist es doch kaum zu erklären, warum sich die Hauptdarsteller, die sich literarisch gesehen nicht wirklich von einem Durs Grünbein-Lyrik-Versuch unterscheidet, Schuhe leisten kann, die so viel kosten wie mein letzter Ski-Urlaub. „Manolo Blahnik“, heißen die und gelten als hip. Wobei ich mir gar nicht vorstellen könnte, wie meine 60 Kilo-Freundin darauf laufen sollte – bei den Absätzen und den Riemchen.

Fakt 2: Zahnstocher-Irrglaube

Das reicht aber offenbar nicht. Die Hauptdarsteller verdient mit ihrer komischen Kolumne auch so viel Geld, dass sie sich nicht nur ständig komische Schuhe leisten kann. Sie geht auch ständig mit ihren komischen Freundinnen in ein Cafe – zum Kaffeetrinken. Und wenn sie sich nicht zum Kaffeetrinken trifft, dann geht sie Mittagessen. Schon allein das ist ein Irrsinn. Denn entweder ist die Hauptdarstellerin Dauerbesucherin der Toiletten, wo sie das teure Essen wieder sausen lässt, oder sie muss volle Teller wieder zurück gehen lassen. Anders ist es doch gar nicht zu erklären, wie eine Frau zu einem solchen Hungerhaken wird, der weder schön noch gesund ist. Hand aufs Herz: Habt Ihr Euch, bitte, diese Zahnstocher angesehen, die eigentlich Beine heißen. Ich habe in ganz New York überwiegend normale Frauen gesehen, mit normalen Figuren und tollen Kurven. Zugegeben: In einer Ausstellung im MoMo rannte einmal ein solcher Zahnstocher an mir vorbei – aber wer will schon einen solchen Zahnstocher im Haus haben. Zahnstocher sind doch in der Regel so frustriert, weil sie nicht essen dürfen, so dass das Zusammenleben eine Qual ist. Und dann wundern sich diese Zahnstocher ständig, warum es kein Mann mit ihnen aushält. Ich kann dazu nur sagen: Mehr essen! Dann klappt’s auch mit den Männern!

Fakt 3: Männer sind die besseren Frauen

SATC wurde von einem Mann erfunden und geschrieben. Da sagt bitte noch eine Frau, ein Mann kann sich nicht in die Gefühlwelt der holden Weiblichkeit einfühlen. Ihr seit ertappt!

Fakt 4: Mr. Big wartet nicht

Und dann ist da noch die Sache mit Mr. Big – und wir sind nun bei Fakt 3 angekommen. Laut Erzählungen von SATC-Insiderinnen, soll sich am Schluss der umfangreichen TV-Staffel die Hauptdarstellerin dann doch an Mr. Big wenden und ihm ihre Liebe offenbaren. Das ist romantisch. Kommt sicherlich direkt hinter Hermann Hesses „Narziß und Goldmund“. Doch welcher Mann wartet denn, bitteschön, auf einen solchen Hollywood-reifen Abschluss. Mal ehrlich, Männer, wir haben doch besseres zu tun, als uns, wenn wir es denn mal tun, so emotional an der Nase herumführen lassen, wie das diese Frau bei SATC mit ihrem Mr. Big macht, der übrigens auch so viel Geld hat wie Kohle in der Kokerei Prosper liegt. Bis sich die Prinzessin auf der Erbse aus ihrer emotionale Inbalance dazu besinnt, wer der richtige Mr. Big ist, sind wir doch längst über die Berge und fühlen uns in dem bestätigt, was wir Mr. Right doch schon immer gesagt haben, auch wenn sie es mal wieder nicht hören wollte: Wir sind die besten!

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Eine spannende Geschichte aus dem Zeitungsmilieu

Nein, nicht in der Wirklichkeit, sondern in dem elektronischem Medium TV gibt es heute Abend auf 3Sat um viertel vor elf ein Wiedersehen mit "Major Kottan".

Im Dienstwagen zum EinsatzortDarsteller des Kottans ist Lukas Resetarits, der den Kottan mithin am längsten geben durfte. Der heutige Klassiker aus dem Jahre 1981 trägt den Titel "Die Einteilung" und spielt im Zeitungsmilieu: Von zwei bestechlichen "Einteilern" – dass sind die, die den Verkäufern abends die Verkaufsplätze zuweisen – wird einer ermordet und Kottan macht sich auf die Jagd.

Alles zur Serie auf kottan-ermittelt.at

Netzer der Woche: Livestream Champions League

"Come on you Celts", sagte der Sprecher gestern Abend am Anfang der Champions League Partie gegen Barcelona. Hab ich mir noch nichts bei gedacht über den Lokalpatrioten am Mikro. Dann fiel schnell das 1 zu 0 für Barca und der Sprecher mit näselschottischen Akzent sagte plötzlich "for fuck’s sake, fuck, fuck, fuck off, you", bellte, stöhnte, verzweifelte, "oh lord, there playing boys against man, i mean boys, with b o y s not with h". Dann lief ihm die Nase feucht, er schnäuzte sich, redete mit seiner Frau (?), ein Teller klackerte auf die Tischplatte, dann schabten Messer und Gabeln.

Mein Kommentator machte erstmal zwanzig Minuten Pause, – und beim Essen spricht man nicht. Statt Mittagsschläfchen fragte er später, ob wir ihn vermisst hätten. In der Halbzeit schaltete er durch eine beeindruckende Fernsehsendersammlung, schaute sich ein Video von Duffy an, sang mit. Dann wandte er sich wieder Setanta und den Kelten zu, wurde schnell böse, fluchte über die Celtic-Spieler, die zu lang, zu langsam, zu schlecht seien oder doofe Namen hätten wie Jan Vennegoor of Hesselink. Das Internet macht möglich, wovon alle träumen. Sprich deinen eigenen Live-Kommentar, lass die Rethys und Pletis hinter dir, sei gemein, blind und parteiisch!

Kurzum: Wer Fußball im Internet mag, muss diese Seite besuchen, am besten noch heute Abend. Wenn drei, vier Parteien gleichzeitig laufen, entsteht ein fantastischer Soundteppich aus schottischen Fanreportern, englischen Profisprechern, Fangesängen, mexikanischen Hysterikern und arabischen Cholerikern, dazu laufen die Spiele als Mäusekino, und das reicht zumeist vollkommen.

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