Überparteiliches Aktionsbündnis gegen „Datteln IV“ vor Neugründung

Das Streitobjekt 'E.On Datteln 4' Anfang 2014. Foto: Robin Patzwaldt
Das Streitobjekt ‚E.On Datteln 4‘ Anfang 2014. Foto: Robin Patzwaldt

Ende 2013 setzte es für die Kraftwerkskritiker des E.On-Baus ‚Datteln 4‘ gleich mehrere Rückschläge. Nicht nur das die Landesgrünen den politischen Kampf gegen das Projekt faktisch aufgaben, in Düsseldorf sogar für das umstrittene Zielabweichungsverfahren stimmten, auch das Vorhaben der Stadt Datteln einen neuen Bebauungsplan für das 2009 juristisch gestoppte Großprojekt aufzustellen, machte trotz einiger Fristverlängerungen und nachträglicher Abänderungen der öffentlich ausgelegten Unterlagen, spürbare Fortschritte.

Doch was eigentlich ein Nachlassen des Widerstandes, und eine Konzentration auf eine erneute juristische Auseinandersetzung zur Folge haben müsste, hat nun scheinbar sogar noch einmal neuen Schwung in den Widerstand gebracht. Im Februar will man, wie aus einem Schriftwechsel, welcher den Ruhrbaronen vorliegt, hervorgeht, sogar mit neuem Schwung ein parteiübergreifendes Aktionsbündnis gegen das Kohlekraftwerk im Kreis Recklinghausen ins Leben rufen, welches über die bisherigen Widerstandshochburgen Datteln, Waltrop und Castrop-Rauxel deutlich hinausgehen soll.

Auf Initiative der Grünen aus Castrop-Rauxel, will man den Widerstand gegen das Projekt zukünftig noch deutlich intensivieren und ausweiten:

‚Liebe Freundinnen und Freunde der Energiewende,

durch die Zustimmung der NRW-Landesregierung zum Zielabweichungsverfahren ist die juristische und politische Position von E.On in Sachen „Datteln IV“ gestärkt. Damit ist „Datteln IV“ aber noch lange nicht genehmigt. Es lohnt sich daher, den Kampf gegen „Datteln IV“ weiterzuführen.

Bisher wird die Auseinandersetzung mit E.ON von unserer Seite sehr zersplittert geführt. Überhaupt ist die Anti-Kohlekraftwerks-Bewegung recht wenig vernetzt und nur schwach organisiert.

Wir schlagen deshalb vor, ein regionales Aktionsbündnis gegen „Datteln IV“ zu gründen, an dem sich Organisationen und Einzelpersonen beteiligen können.

Zur Gründung des Aktionsbündnisses laden wir ein am

Dienstag, den 18. Februar, um 19:00 Uhr in die AGORA (Griechische Gemeinde) in Ickern (Zechenstraße 2A, 44581 Castrop-Rauxel).

Aufgabe des Aktionsbündnisses gegen „Datteln IV“ ist:

          Die Schaffung einer immer aktuellen Informationsplattform zu „Datteln IV“ und den anderen Kohlekraftwerken in der Region

          Die Verbreitung von Informationen zu „Datteln IV“

          Die Durchführung von Informationsveranstaltungen zu „Datteln IV“

          Die zeitgliche Durchführung von Aktionstagen in der Region

          Die Kontaktaufnahme mit Gegnern der weiteren neuen Kohlekraftwerke in der Region

          Die Unterstützung des juristischen Kampfes gegen „Datteln IV“

          Politische Einflussnahme auf Landesebene gegen „Datteln IV“.‘

In einer von Ulrich Werkle von Bündnis 90 / Die Grünen, Stadtverband Castrop-Rauxel verbreiteten E-Mail an vermutete Gesinnungsgenossen heißt es weiter:

„Wir haben auf unserer Veranstaltung am 12. Dezember deutlich gemacht, dass wir die Zulassung der Planabweichung für E-ONs Datteln IV für einen schwerwiegenden Fehler halten. Und dass wir es sehr schmerzlich empfinden, dass die Landesgrünen in dieser Frage vor E.ON und der Kohlelobby (inkl. Cheflobbyistin Kraft) eingeknickt sind.

Diese „Lex E.ON“ kommt zu einer Zeit, in der es gerade besonders wichtig ist, die Energiewende zu stärken, statt sie zu schwächen: Die große Koalition versucht (getrieben von den großen Energiekonzernen) die Energiewende zurückzudrehen, die Erneuerbaren Energien zu drosseln und den klimaschädlichen Energien aus Stein- und Braunkohle wieder mehr Spielraum und damit E.ON und Co mehr Profit zu gewährleisten. Nicht umsonst haben wir z.Z. ein Allzeithoch bei der Braunkohleverstromung.

Datteln IV ist für die Energiewende absolut überflüssig. Es ist mit jährlich über 8,5 Millionen Tonnen CO2 ein Klimakiller der Extraklasse. Und es ist ohne rechtliche Grundlage gebaut. Das sind Fakten.

Zu Datteln IV kommen hier im nördlichen Ruhrgebiet weitere neue Kohlekraftwerke (in Planung, im Bau oder frisch in Betrieb) an folgenden Orten hinzu: Hamm, Lünen, Marl, Walsum. So wird das nördliche Ruhrgebiet zu einer Klima-Killer-Zone umgebaut mit all den schädlichen Folgen für die Menschen und für die Natur (z.B. FFH-Gebiet „Lippe-Auen“).

Dass „Datteln IV“ dagegen ein „industriepolitischer Leuchtturm“ sein soll, ist nur schwer zu verstehen: Sein Wirkungsgrad ist mit ca. 45 Prozent lächerlich gering gegenüber modernen dezentralen Heizkraftwerken mit weit über 90 Prozent. Die Investition schafft gerade mal 75 Arbeitsplätze. Und die Kohle kommt aus Australien o.ä., so dass „Datteln IV“ auch mit regionaler Wertschöpfung nicht zu tun hat.

Die Zustimmung der Landesregierung zur Zielabweichung hat die juristische und politische Position von E.ON gestärkt und den Widerstand gegen „Datteln IV“ geschwächt. Das ist so. Aber das heißt nicht, dass „Datteln IV“ sicher in Betrieb gehen wird.

Wir halten es – wie übrigens alle Teilnehmer an der Veranstaltung am 17. Dezember – für wichtig, den Kampf gegen „Datteln IV“ politisch und juristisch weiter zu führen. Wir müssen die Kräfte bündeln, um den Menschen in der Region das Gefahrenpotential von „Datteln IV“  (und den weiteren Kohlekraftwerken) deutlich zu machen.“

Man darf wohl gespannt sein, ob es nach dem 18. Februar tatsächlich noch einmal gelingen wird neue Motivation unter den bekennenden Kraftwerkskritikern der letzten Jahre hervorzurufen, oder sogar noch, wie gewünscht, neue Lokalpolitiker und Bürger für ein Engagement in der Angelegenheit zu gewinnen.

Ich persönlich bin da eher skeptisch. Wenn die Vernetzung der Bedenkenträger in Sachen ‚Datteln 4‘ bisher so schlecht war, wie von den Organisatoren hier offen eingeräumt, warum wurde da denn nicht schon wesentlich eher gegengesteuert, warum wurde nicht schon eher versucht neue Verbündete zu gewinnen? Zeit genug war doch in den letzten Jahren.

Warum sollten sich entscheidende Verstärkungen der Bewegung jetzt noch anschließen, wo doch inzwischen bereits eh‘ alles auf eine erneute juristische Auseinandersetzung hinauszulaufen scheint?

Wir von den Ruhrbaronen werden das Thema natürlich auch weiterhin intensiv begleiten und dann auch über das nun in wenigen Wochen anstehende Treffen der Kritiker in Castrop-Rauxel an dieser Stelle berichten.

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Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Freut mich!!!

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

Bleibt zu hoffen, dass die Industrieverweigerer grandios scheitern ! Das würde mich freuen !

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Thorsten Stumm:

Inudstrieverweigerer?

Nee, nur Menschen, die dafür eintreten,daß geltendes Recht nicht zu Gunsten eines Großkonzernes „verbogen wird“;ein undenkbarer Vorgang, wenn es sich z.B. um einen mittelständischen Betrieb handeln würde, der seine Lagerhalle erweitert und dabei z.B. den Grenzabstand nicht eingehalten hätte
.
Im übrigen:
Die Chance, in unserer Region zukünftsfähige Industriebetriebe anzusiedeln, wachsen nicht mit E.on- Datteln IV (und TRIANEL), sondern sinken, weil eine Ansiedlung in der Region weder den Mitarbeitern und Kunden noch dem Image eines innovativen, kreativen Unternehmens zugemutet werden kann angesichts der zu erwartenden riesigen Feinstaubbelastungen, einhergehend mit weiteren Belastungen durch Quecksilber, Blei, Schwefeldioxyd, Stickoxyde u.a. mehr in der Region Datteln,Waltrop,Lünen.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Walter: Ich bin ja echt mal gespannt ob sich z.B. auch die Waltroper SPD dann aktiver als zuletzt zu Wort melden wird. Wenn die Stadt Waltrop ggf. tatsächlich klagen will, so wie zuletzt ja im November 2013 erneut öffentlich angekündigt, dann wird das ja nur mit Unterstützung der Waltroper Sozialdemokraten möglich sein. Zuletzt war es ja doch ziemlich ruhig aus diesen Kreisen.
Auch meine mehrfach gestellten Fragen nach Details der erforderlichen Finanzierung einer eventuellen Klage durch die Stadt blieben leider komplett unbeantwortet. Auch vor diesem Hintergrund bleibt es im Vorfeld einer solchen Gründung eines Aktionsbündnisses auf jeden Fall spannend…

trackback

[…] Datteln und Waltrop: Überparteiliches Aktionsbündnis gegen “Datteln IV” vor Neugründung (Ruhrb… […]

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

Reine Beschäftigungstherapie für gelangweilte Kommunalpolitiker – für das Klima ist es vollkommen egal ob Datteln kommt oder nicht:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kohle-wird-wichtigster-energietraeger-der-welt-noch-vor-oel-a-946168.html

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Ich habe mich immer noch nicht über Datteln informiert.
Bevor ich mir wieder eine derbe Belehrung einfange, frage ich erst mal vorsichtig.
Werden nicht die bisherigen kleinen Kraftwerke wegen des neuen größeren Kraftwerks abgeschaltet?

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Helmut: Es stimmt, das Altkraftwerk ‚Datteln 1-3‘ wird in Kürze stillgelegt, und dann in den nächsten Jahren (!!!) zurückgebaut.
Das ändert aber nichts daran, dass der Standort auf dem ‚Datteln 4`‘ seit 2006 gebaut wurde in den Augen vieler Kritiker und auch des Gerichts im Jahre 2009 so halt schlicht nicht in Ordnung war/ist.
Ein Standort auf dem sogenannten NewPark-Areal, einige Kilometer weiter außerhalb, wäre wohl wesentlich unproblematischer für den Bau eines Kraftwerkes gewesen. Nur ist dieser Standort außerhalb eben nicht so verkehrsgünstig angebunden, und damit für den Betreiber mit höheren Kosten verbunden, so das man seitens der Planer damals auf eigenes Risiko den aktuellen Bauplatz wählte, und auch schon vor Absicherung der Rechtslage auf eigenes Risiko dort zu bauen begann. Wäre das Kraftwerk stattdessen auf dem NewPark-Areal (außerhalb der Stadt) gebaut worden, es wäre wohl schon seit 2 Jahren in Betrieb.
Nach der Gerichtsentscheidung 2009 folgte so dann aber bekanntermaßen der Baustopp. Da war dann aber bereits eine knappe Milliarde Euro verbaut worden.
Nun sind aktuell ein neuer Bebauungsplan (durch die Stadt Datteln) und ein Zielabweichungsverfahren (auf Landesebene) in Planung, so dass das schon fast fertig gebaute Kraftwerk dadurch vielleicht doch noch, mit Hilfe der Politik, an diesem Standort am Ende in Betrieb gehen kann, und eben dort nicht wieder abgerissen werden muss.
Es wird inzwischen von der Mehrheit der Beobachter eine weitere juristische Auseinandersetzung erwartet.
So, das sind mal in aller Kürze die letzten knapp 10 Jahre ganz kurz zusammengefasst…
Den betroffenen Anwohnern verursacht die jüngste Entwicklung naturgemäß arge ‚Bauchschmerzen‘.
Auch ich finde den jüngsten Umschwung der Argumentation der Kraftwerkskritiker in die Richtung ‚Wir sind gegen Kohlekraftwerke, weil das üble Klimakiller sind‘ übrigens weit weniger überzeugend als die ursprüngliche Argumentation u.a. mit der nachvollziehbaren Kritik an der Abstandsproblematik zur vorhandenen Wohnbebauung. Aber dafür mag es durchaus Gründe geben, die ich (noch) nicht verstehe.
So, das war es in aller Kürze zu den Abläufen der letzten Jahre. 🙂

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@#7: Zu Zeiten der ursprünglichen Genehmigung Anfang 2007 gab es eine Vereinbarung, die im Gegenzug für D4 die Abschaltung kleinerer Anlagen zusicherte, allerdings nicht im gleichen Kapazitätsumfang. In der Bilanz ist damals mit D4 ein Zuwachs an Gesamtkapazität verbunden gewesen. In der Liste waren Anlagen enthalten, die aufgrund von anderen Bestimmungen sowieso hätten abgeschaltet werden müssen.
Vor kurzem hat EON angekündigt, unabhängig von D4 aus wirtschaftlichen Gründen weitere Kraftwerkskapazität stillzulegen. Hierzu gibt es meines Wissens noch nichts Verbindliches über die Absichtserklärung hinaus.
Letztlich ist aber auch nicht die Kapazität der Anlagen interessant, sondern deren tatsächliche Nutzung. Der Anteil der Kohleverstromung an der Gesamtstromerzeugung nimmt sogar trotz des EE-Ausbaus zu (man kann sagen: für den Stromexport), offensichtlich verdrängen also die neuen Kraftwerke nicht im gleichen Maße Altanlagen (bezogen auf das Bundesgebiet), wie bislang als Begründung für die neuen Anlagen angeführt. Über das Bundesgebiet hinaus betrachtet scheint es so zu sein, dass ebenfalls keine Kohlealtanlagen, sondern überwiegend Gaskraftwerke (und in kleinerem Umfang auch EE-Anlagen) aus dem Netz gedrängt werden.
Zusätzlich ist zu beachten, dass neue Anlagen eine wesentlich längere Lebensdauer und aufgrund des Kapitaldienstes auch höhere Kosten mit sich bringen. Politisch ist beides eigentlich nicht wünschenswert, da sozusagen gegen die Energiewende investiert wird (die Ausweitung der Kapazität widerspricht dem planmäßig herunterzufahrenden Kohleanteil und die höheren Kosten belasten die Verbraucher zusätzlich). Die daraus resultierende Trägheit wird die weitere Energiewende erschweren. Es ist kaum zu erwarten, dass Politiker, die erst EON per umstrittener Ausnahmegenehmigungen vielleicht die Fertigstellung des Kraftwerks ermöglichen, anschliessend EON den Betriebs verwehren werden.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Robin: ich bin immer noch überrascht, dass Du einen Umschwung in der Argumentation wahrzunehmen glaubst. Die Klagen gegen EON waren immer schon auf drei wesentlichen Säulen aufgebaut: rechtlich vor allem auf den Abstand und den Naturschutz, politisch auf den Klimaschutz und den Naturschutz. Dazu querliegend noch das große Thema „die Behörden scheren sich bei politischen Verfahren systematisch nicht um die geltenden Gesetze“. Daran hat sich aus meiner Sicht eigentlich nie etwas geändert.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Robin, wenn ich dich richtig verstehe, nervz dich mehr die Nähe der Anlage zur vorhandenen Wohnbebauung als die Klimakillereigenschaften von Kohlekraftwerken, während ich @9, @10 mit seiner Argumentation eindeutig als Kritiker der Kohleverstromung und deren Anteils an der Gesamtvertstromung einschätze. Und zwar weil diese Kohleverstromung nach seiner Ansicht ein größerer Klimakiller ist, als andere Formen der Stromerzeugung. Er spricht deshalb von Erhöhung der Gesamtkapazität. Falls das im Kern zutrifft, die Zahlenangaben zweifle ich bei @9 nicht an, traue ich mich auch weitere Fragen zu stellen.
Vorweg Rauchgasentschwefelung, findet die statt?

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-10-Thomas Krämerkämper

Gut, daß Sie noch einmal auf drei wesentliche Säulen hinweisen, die den Protest -die Klage(n)-gegen E.on Datteln IV tragen. Auch hier bei den Rurhbaronen haben das noch nicht alle begriffen, weder die Befürworter noch die Gegner des Kraftwerkes, dh., in der Diskussion wird entweder nur auf einen dieser drei Säulen eingegangen oder es werden „Äpfel und Birnen“ so vermischt, daß der so enstandene Kompott eine differzentierte Sachdiskussion -getrennt nach den drei Säulen-nicht mehr zuläßt.

-7-Helmut

Ohne auf alle Details einzugehen und bei Ausblendung der Co 2 Problematik und mit ausdrücklichem Hinweis auf die drei „Säulen-Argumentation“, an die Thomas Krämerkämper erinnert hat, nur das Folgende:

Wenn die drei Altkraftwerke -Datteln I-III – abgeschaltet werden, ist die Belastung mit Schadstoffen durch E.ON-Datteln IV -Feinstaub, Stickoxyde, Schwefeldioxyd, Arsen,Quecksilber ua. durch das größte Monoblock-Kohlekraftwerk Europas erheblich höher als das vorher der Fall war. Und das treibt die Menschen in Waltrop/Datteln primär um, weniger das Co 2 Problem.

Diese erhebliche Zusatzbelastung mit Schadstoffen durch E.on-Datteln IV in Datteln,Waltrop und Umgebung erfährt eine Steigerung durch das neue Trianell-Kohlekraftwerke an der Stadgrenze Waltrop-Lünen, ca.8 km Luftlinie von E.ON-Datteln IV erfährt -in östlicher Richtung. Das heißt u.a., daß in Waltrop egal ob der Wind aus westlicher oder östlicher Richtung weht, eine gleichmäßige Zusatzbelastung mit diversen gesundheitlich erheblich problematischen Schadstoffen „gewährleistet ist“.“

Auch die 2oo9 vom OVG Münster festgestellte Minderung der Besonnung durch EON-Datteln IV ist für die Menschen im Umfeld des Kraftwerkes eine gravierende Beeinträchtigung. Das gilt vor allem für die in Waltrop und Umgebung
noch in relativ großer Zahl aktiven landwirtschaftlichen Betriebe mit einem Schwerpunkt im Gemüseanbau. Ich zitiere dazu aus der Urteilsbegründung seitens des OVG Münster v.3-9-2009 -Obervewaltungsgericht NRW, 1o D 121/o7. NE- S.57, Ziffer 295:

„In ungünstigen Fällen kann so eine Reduktion der Jahressonnenstunden im Vergleich zum langjährigen Mitteln von 2o % entstehen“.

„Die von den Antragstellern vorgetragene Minderung der Besonnungsduer um 25 % an Wintertagen ist demnach -ander als die Antragsgegnerin annimmt- kein Sonderfall, sondern ein Mittelwert“.

Das sind Fakten zur Minderung der Besonnung allein durch E.ON-Datteln IV. Hinzukommt (!!) für Waltrop die Minderung der Besonnung durch das neue TRIANEL-Kohlekraftwerk.

Helmut, allein diese Fakten sollten es möglich machen, für die kritische Position u.a. der Menschen in Waltrop, auch für die diesbezüglich kritische Position der Mehrheit des Rates der Stadt Waltrop,Verständnis aufzubringen; teilen muß „man“ sie nicht.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Walter, Verständnis habe ich immer, aber ich verstehe das Problem noch nicht, weil mir wichtige Informationen fehlen. Und bevor ich mich noch einmal mit Herrn Krämerkämper in eine Diskussion einlasse, bereite ich mich halt auf der Basis meines veralteten, fast vergessenen Hintergrundwissens vor. Deshalb muß ich wissen, welches Entschwefelungsverfahren angewandt wird, und wie Stickoxide, Feinstaub ausgewaschen werden. Über Quecksilber und Arsen kann ich nicht auf eigene Erfahrung zurückgreifen und die Co2-Problematik kenne ich. Auch die Höhe des Kamins ist, wenn es einen gibt, interessant. Ich habe mich vor 40 Jahren mit Kraftwerksabgasreinigung beschäftigt. Später nicht mehr. Vermutlich habt ihr schon 100mal darüber diskutiert und ich habe es nicht gelesen.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Thomas und Walter: Ich verstehe die 3-Säulen-Argumentation grundsätzlich durchaus. Ich sage nur: Mich überzeugt es nicht, wenn neuerdings so verstärkt mit den Schadstoffen usw. im konkreten Fall argumentiert wird. Natürlich bin auch ich kein Freund von Kohlekraftwerken, würde ökologisch weniger belastende Arten der Energiegewinnung deutlich vorziehen. Nur kann man das eben nicht am Beispiel eines einzelnen Kraftwerkes argumentieren, das zudem bereits errichtet wurde. Dafür muss man im Vorfeld mal eine Grundsatzentscheidung treffen, welche Art der Kraftwerke man erlauben will, und welche eben nicht. Der Fall Datteln ist aus meiner Sicht so speziell, weil das Kraftwerk eben nur wenige hundert Meter von den Häusern entfernt ist, und eben nicht die ursprünglich geforderten 1,6 km (wenn ich mich an die Zahl jetzt so spontan richtig erinnere). Das dieser Abstand nicht eingehalten wurde ist aus meiner Sicht ein wesentlich überzeugenderes Argument gegen das Kraftwerk an diesem Standort. Die Tatsache das Waltrop zukünftig stärker beschattet wird, stark mit Gift belastet wird usw. ist zwar auch aus meiner Sicht zu beklagen, aber kein Grund das Kraftwerk wieder niederzureißen, wenn der Bau denn erst einmal errichtet wurde, und zwar legal, innerhalb der Gesetze.
Solche Diskussionen muss man dann, wie beim Atomausstieg, im Grundsatz einige Jahre vorher führen. Ansonsten hätte ja jede Stadt und jeder Standort diese Argumente, denn der Dreck ist überall gleich. Wo sollte E.On dann noch ein Kraftwerk dieser Art bauen? Die Besonderheit in Datteln ist aber doch, zumindest aus meiner Sicht, der Standort. Natürlich teile ich eure grundsätzlichen Bedenken gegen Kohleverstromung in einem Kraftwerksneubau des 21. Jahrhunderts. Ich hätte mich aber niemals in dieser Sache so sehr engagiert, wenn es nur um den dadurch zu erwartenden Dreck gegangen wäre. Denn wenn ich Kohlekraftwerke grundsätzlich für genehmigungsfähig halte, dann muss man es eben auch ertragen, wenn ein Kraftwerk in der Nähe des eigenen Wohnortes steht. Nur an die Spielregeln wie Mindestabstand, Lärmschutz, Sicherheit usw., da sollte sich ein solcher Betreiber halt so halten, dass auch das Gericht den Bau bei einer Überprüfung für OK hält. Und da das hier eben nicht der Fall war, habe ich auch begonnen mich in den Fall hineinzudenken. Und meiner Meinung nach war das vor einigen Jahren auch noch das Hauptargument der Meistersiedlung usw.. In letzter Zeit höre ich da in erster Linie die allgemeine Kritik an den unsauberen Kohlekraftwerken. Die anderen Argumente wie Abstand und Sicherheitsbedenken sind dagegen in letzter Zeit im Vergleich kaum noch zu hören und zu lesen. Das ist, in aller Kürze, mein persönlicher Standpunkt in der Sache.

Ursprünglich hat auch Herr Priggen im Jahre 2010 ziemlich genau einmal das formuliert, was ich damals sehr überzeugend fand: https://www.youtube.com/watch?v=QDXzZTR8KmY

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

So, entschwefelt wird mit einer Kalkwäsche, entstaubt mit E-Filter und Stickoxide werden mit einem Verfahren herausgefiltert, das ich nicht kenne, aber immerhin werden sie herausgefiltert. Das ging früher nicht. Mit einer Kalkwäsche lassen sich etwa 80% des So2 herauswaschen, selbst bei einer Kalküberdosierung ging das damals nicht. Bei einem Schwefeldioxid gehalt von 3-5gpro Nm3 Rauschgas bleiben also 0,8-1,0 gSo2pro Nm3 Schwefeldioxid übrig. Ob die Anlage zwischenzeitlich sauer gefahren werden muß, um Inkrustierungen abzubauen , weiß ich nicht. Aus dem bei dem Entschwefelungsprozeß entstehenden Calziumsulfit muß Calziumsulfat durch Aufoxidation gemacht werden, weil calziumsulfit zu nichts Nütze ist. 1975 ging das noch nicht, soll aber später gelungen sein. Mit Kalziumsulfat kann man Steine machen. Ob die gut zum Bauen verwendet werden können, weiß ich nicht. Bei der Entstaubung im E-Filter (uralttechnik) gab es bei Steinkohle wenig Probleme. Co2 wird überhaupt nicht abgeschieden. Dazu sind die Sättigungstemperaturen nach der So2-Wäsche mit etwa 50 Grad Celsius zu hoch. Außerdem wird es vom So2 wieder ausgetrieben.
Die Elektrofilter lassen aber etliches als Feinstaub durch, weil die Korngröße ein entscheidendes Kriterium für den Wirkungsgrad einer jeden Entstaubungsanlage ist. Selbst wenn es nach dem E-Filter noch eine Naßwäsche gäbe, benötigt man umso mehr Energie, je feiner der Staub ist. Damals gab es keinen Grenzwert in der Korngröße sondern der Reststaubgehalt war auf 150mg/Nm3 festgelegt. Die waren erreichbar.
Jetzt weiß ich nicht, wie die So2-Wäsche durchgeführt wird. Wir hatten ein geschlossenes System, bei dem die Wasserdampfgesättigten „Reingase“ mit reststaub, Restschwefeldioxid. Kalkmilchtröpfchen und Calziumsulfidteilchen durch ein Gebläse in den Kamin ausgeblasen worden. dieses gebläse bekam Inkrustierungen und wurde unwuchtig. Das führte gelegentlich zum Stillstand der Anlage. vermutlich löst man das Problem heute so, daß die Anlage ohne erhöhung des Differenzdrucks betrieben wird. Vielleicht sogar über den Kühlturm. Darüber will ich aber nicht spekulieren. Technisch ginge das schon, hätte aber ein paar Nachteile für die unmittelbare Umgebung.
Schön finde ich, daß es auch eine separate No2-wäsche gibt. In dem Steinkohleabgas ist nämlich relativ viel Stickoxid drin.
Die Erfahrungen habe ich zwischen 1972 und 1975 an einer Versuchsanlage in Brambauer Steag-Kraftwerk gemacht, aber wie ich schon sagte, gab es damals noch keine Idee das Calciumsulfit in Calciumsulfat umzuwandeln und keine Stickoxidwäsche.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Helmut, ich wünsche mir sehr, daß auf die technisch-physikalisch-chemischen Details, die Du ansprichst, ein Fachkompetenterer als ich es bin antwortet. Und dazu zählt vor allem Dr.Krämerkämper.
Einige Antworten auf die von Dir gestellten Fragen lassen sich auch der Urteilsbegründung des OVG Münster entnehmen, auf die ich unter -12-hingewiesen habe.
Ich meine, unabhängig von der hier laufenden Diskussion, daß es für jedermann notwendig ist, sich mit dem Urteil, mit der Urteilsbegründung zu befasssen, denn nur darauf gestützt läßt sich einigermaßen fundiert über das Pro und Contra zu E.ON-Datteln IV reden.

Aus der Tatsache, daß zu all diesen -und weiteren- Detailfragen von E.ON bestellte und bezahlte Gutachter auf mehr als 1.ooo Seiten (!!) versuchen müssen, jegliches Gefahrenpotential für die Menschen, für Fauna und Flora auf „nahe Null“ herunter zu rechnen und herunter zu argumentieren, magst Du erkennen, daß das Kraftwerk, das seine Auswirkungen auf die Menschen, auf Fauna und Flora eben nicht und eben nicht ganz selbstverständlch und eben nicht für jedermann nachvollziehbar mit keinerlei (umweltschutz-)rechtlich relevanter Problematik einhergehen.

Ergänzend, aber sicherlich nicht für eine Detaildiskussion geeignet, noch das Folgende:
Nach den mir vorliegenden Zahlen produziert auch heute noch ein Kohlekraftwerk dieser Größenordnung

6,2 Mio t Co 2
7.8oo t Schwefeldioxyd
7.800 t Stickoxyde
8oo t Feinstaub,
3,2 t Blei,
1,2 Quecksilber
1,o t rsen
o,5 t Cadmium
o,5 t Nickel.
Und es werden 1,2 Mio Leiter Wasserdampf s t ü n d l i c h, in Abhängigkeit von der Wetterlage, aus dem ca.18o m hohen Kühltumr auf das Umfeld herabrieseln, die von den Menschen als Regen wahrgenommen werden, aber eben kein Regenwasser sind, sondern extrem schadstoffhaltige Dämpfe.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Walter, der Dr.Krämerkämper kann getrost mit mir reden, ich halt ihn doch nicht zurück. Auf meine Frage, ob es einen Kamin gibt und wie hoch der ist habe ich noch keine Antwort. Ich glaub, der Kamin im Steag-Kraftwerk in Brambauer war 300 m hoch (ich kann mich auch irren) Wenn ein Kamin so hoch ist, fliegt der dreck vielleicht 500 km weit. Da haben wir immer gesagt, daß der Dreck, der hier runter kommt, von einem anderen weit entfernten Kamin stammt.
Ich hab aber heute abend noch nichts von einem Kamin gelesen.

Der Kühlturm hat mit dieser Höhe schon beachtliche Ausmaße. Da kriegt die durchströmende Luft eine ziemlich hohe Geschwindigkeit. Und der Dampf steigt hoch. Kann sein, das das auch für 500km reichen könnte. Aber da kenne ich mich nicht so aus. Ehrlich gesagt, möchte ich nicht dauernd so ein Teil vor der Nase haben. Wenn die Luft trocken ist, steigt der Dampf senkrecht hoch. Wenn die Luft feucht ist, gibt es Kondensat. Bei deinen Zahlen stimmt das Verhältnis zwischen So2 und Stickoxide nicht, bzw. erscheint merkwürdig. Entweder es ist eine Kohle die fast Schwefelfrei ist, dann wird später eine andere Kohle verfeuert, und niemand kann das kontrollieren, oder der Stickoxidanteil ist zu hoch angegeben.
Ich such mal nach Zahlen, die ich vergleichen kann.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Der Kamin in dem Kraftwerk Kellerman
https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_L%C3%BCnen
an dem ich gearbeitet hatte hat nicht 300m, wie ich oben geschrieben hatte, sondern nur 250m. Das ist deutlich höher als die Kamine von Datteln 1-3.
Aber das neue Kraftwerk Datteln 4 hat gar keinen Kamin, sondern leitet die Abgase über den Kühlturm ab.
„Der Kühlturm, der durch eine Reingaseinleitung auch die Abgase des Kraftwerks ableiten sollte, sollte mit einer Höhe von ca. 180 m einer der weltweit höchsten Naturzugkühltürme sein.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Datteln
Das hatte ich bereits angenommen bzw. befürchtet, weil es technisch möglich ist.
Dieser Kühlturm ist mit geplante 180m sogar noch 5 m niedriger als die zwei Kamine von Datteln 1-3. Er ist gegenüber den 250Meter vom Kamin Kraftwerk Kellermann 70 Meter niedriger. Und es ist ein Naturzugkühlturm, das heißt, man verläßt sich auf wenig Seitenwind und gute Thermik.
Wenn da keine Abgase durchgingen, wäre das ein Supergerät.
Den hohen Anteil von Stickoxiden konnte ich mittlerweile auch erklären. Der entsteht, weil der Wirkungsgrad von über 40% nur durch höhere Verbrennungstemperaturen erreicht werden kann. Dabei bilden sich dann eben auch mehr Stickoxide.
Also, ich will mal ein Fazit ziehen: Bei extrem starken Regen und bei Stürmen könnte es zur Tropfenabsenkung in Richtung Boden in unmittelbarer Umgebung kommen, sonst vermutlich nicht innerhalb von 100 km. Die Idee mit der Reingasdurchleitung durch den Kühlturm finde ich auf jeden Fall gewagt.
Aber mit dem Rest aus der Waschanlage? Ich hatte in Kommentar 15 schon geschrieben, was da drin ist. da kommen noch die Substanzen, die nicht ausgewaschen werden dazu. Es wäre schön, wenn das alles sorgfältig berechnet wurde. aber ich habe 6 Jahre in dem Job gearbeitet. Und in Malmö hatte ich ein Problem lösen müssen, wei da durch falsche Berechnungen Natronlauge aus einem Kamin direkt auf einen Fahrradweg rieselte.
Das wird bei euch auf keinen Fall passieren. Aber Kalkmilchtröpfen könnte es schon mal sein. Achtet auf winzige weiße Flecken wenn es geregnet hat und gut ist.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Thomas Krämerkämper, Ihre Argumentation beruht im wesentlichen auf der Überlegung, daß die Gewinnung von Strom aus der Verbrennung auf jeden Fall ein größeres Klimaproblem mit sich bringt, als andere Verstromungsmethoden.
Darum spielt für Sie auch keine Rolle, daß hier im Rahmen der Kohleverstromung ein großer technischer Fortschritt begangen wird.
Das kann man so sehen, ist aber aus meiner Sicht ignorant, weil wir einen Energiemix benötigen und weil es weltweit noch jede Menge Kohlekraftwerke gibt, die deutlich schlechtere Werte in der Energieausbeute und Emission von Schadstoffen aufweisen.
Diesen bestehenden Kraftwerken gegenübergestellt, ist das Kraftwerk Dattel4 ein technologischer Fortschritt. Ich selbst kann auch nur über einen Vergleich der Werte von Datteln 4 gegeüber den bestehenden Kraftwerken in Datteln und anderswo sprechen. Ich könnte zwar sagen, daß mir ein Gaskraftwerk oder Windkraftanlagen besser gefallen, aber ich kann niemanden zwingen solche Kraftwerke zu bauen und zu betreiben, also laß ich es sein. Meine Möglichkeiten scheitern an meinem Geldbeutel und die, die das Geld haben solche Kraftwerke zu bauen, tun es einfach nicht.
Also beginne ich mal mit einem Vergleich von Datteln 4 gegenüber älteren Kraftwerken, wie sie z.B. jetzt schon iseit Jahrzehnten Datteln bestehen.
Alle arbeiten nämlich mit Steinkohle. Deshalb fallen auch alle Schadstoffe, bis natürlich auf die Stickoxide in ähnlichen Maßen an, wenn man die Masse an verbrannter Kohle und nicht die erzeugte Energie zum Maßstab nimmt. Die höhere Energieausbeute bei Datteln 4 ist technologisch ein lang und mühsam erarbeiteter Fortschritt. Diese höhere Energieausbeute ist wegen häherer Verbrennungstemperaturen in den Kraftwerkskesseln möglich (Carnot hat das schon vor langer Zeit berechnet, und so ist das noch heute). Durch die höheren Temperaturen entstehen als unerwünschtes Nebenprodukt der Verbrennung deutlich deutlich erhöhte Stickoxidwerte. So muß jetzt eine Stickoxidwäsche stattfinden, bevor das Abgas in die Atmosphäre geblasen wird. Die älteren Kraftwerke haben das nicht nötig. Die haben fast alle auch keine Entschwefelungsanlage, obwohl der Schwefeldioxid anteil bei allen Kraftwerken gleich hoch ist. Bisher wird das Rauchgas ach den Elektrofiltern über den Kamin direkt in die Atmosphäre geblasen.Und zwar mit Feinstaub, Schwefeldioxid und kleineren,aber dennoch beachtlichen Mengen an Stickoxiden. Die Palette von Schadstoffen, die Walter Stach oben aufgelistet hat, ist immer mit dabei.
Weil die Anlage Datteln 4 aber die Entschwefelungsanlage aufweist, die auf jeden Fall einen ökologischen Fortschritt darstellt, hat das Abgas (Reingas) eine andere Qualität gegenüber den bisherigen Kraftwerken, die nur Elektrofilter aufweisen.
Es ist naß und hat deutlich niedrigere Temperaturen, die bei Datteln 4 wegen der höheren Verbrennungstemperaturen zwar höher liegen wird als bei Dattel1-3, aber eben niedrig ist. Wenn man ein solches nasses Abgas durch einen Kamin blasen würde, bekäme man Probleme mit der Kondensierung, die je nach ph-Wert des Kondenswassers entweder zur Korrosion oder zur Inkrustierung führen würde. Das wäre gefährlich. Insofern ist es ein genialer Gedanke, diese nassen Reingase durch den Kühlturm zu blasen. Das allerdings ist nicht unproblematisch, wie ich gestern schon angedeutet habe.
Der Kühlturm muß erstens höher ausgelegt werden, weil er gleichzeitig Kamin ist.
Das stört optisch die Anwohner. Ich kann da Robins Sorgen durchaus nachvollziehen und ich wollte so ein Ding auch nicht vor der Nase haben.
Die Nähe zur Wohnbebauung. Das ist ein echter Kritikpunkt.
Zweitens halte ich die Höhe des Abgaskühlturms, ohne allerdings Experte zu sein, für fragwürdig. Meiner Meinung nach müßte er noch höher sein. Aber das ist nur ein Gefühl.
Drittens weiß ich nicht ob die Konstrukteure wissen, was ich weiß. Nämlich daß in einem halboffenen Kreislaufsystem, wie es der Kühlturm darstellt, die Reste der Schadstoffe, die noch im Reingas sind, sich zyklisch aufkonzentrieren, bis ein Gleichgewicht zwischen der Schadstoffzufuhr und dem Verlust oben am Kühlturm erreicht ist. Beispiel: Wenn der Kühlturm oben 10% an Spritzwasser verliert, steigt die Konzentration der im Kreislaufwasser gelösten Schadstoffe auf das zehnfache an, und wenn oben 1% Wasser auspritzt, steigt die Schadstoffkonzentration auf das 100-fache an. Das wäre dan eine schadstoffreiche Giftbrühe, die sowohl im Kühlturm selbst, aber auch im gesamten Kühlwasserkreislauf fließen würde.
Ich sage das deshalb, weil das 1979 genau aus diesem Grund zum Thalliumskandal in Lengerich gekommen ist. Dort hat man nicht berücksichtigt, daß das Thallium, das eigentlichnur in geringer Konzentration von 0,003% im Zement vorliegt, sich auf das 100-fache aufkonzentriert hat, und oben aus der Anlge herausgespritzt wurde. Dabei kam es zu Todesfällen. In diesem Kühlturm von Datteln 4 kann es zur Aufkonzentration einiger der Schadstoffe, die Walter oben aufgelistet hat, wie Blei, Cadmium, Quecksilber und Arsen kommen, wenn da keine separate Reinigung im Kühlkreislaufwasser vorgesehen sein sollte, bzw. wenn die nicht gründlich eingestellt ist. Dann spritzt das oben mit höherer Konzentration raus. Aber eigentlich ist das Stand der Technik und die Konstrukteure müssten das wissen und solche Reinigungsanlagen eingebaut haben. Trotzdem würde ich da nachhaken.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Helmut, danke für Deine fachkompeten Beiträge. Ich konnte mein laienhaftes Wissen wesentlich erweitern.

Andreas Willeke
Andreas Willeke
10 Jahre zuvor

Als Projektleiter für Datteln 4 habe ich naturgemäß auch eine Meinung zu dem Blog und zu den Kommentaren, ziehe aber immer noch das persönliche Gespräch dem Internet vor.

Also, bei Interesse bitte ich um kurze Info und treffe mich gerne zu einem Gedankenaustausch über das Projekt in kleiner oder großer Runde.

Meine E-Mail-Adresse lautet: andreas.willeke@eon.com

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

Willeke: Auf dem Platz ist hier…

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

Herr Willeke: Schön, dass sich auch einmal wieder jemand direkt von E.On hier bei dem Thema zu Wort meldet. Im Vorjahr hatten wir einmal das kurze Vergnügen mit Frau Franziska Krasnici, ihrer Pressesprecherin. Es wurden damals diverse konkrete Punkte und Fragen von unseren Lesern hier bei den Ruhrbaronen angesprochen. Leider verhinderte dann ein plötzlicher Trauerfall in der Familie von Frau Krasnici die Beantwortung der gestellten Fragen. Seither hat sie sich dann leider auch nicht mehr hier in den diversen Diskussionsrunden zum Thema geäußert.
Ich werde mich über das Wochenende mal daran machen die offenen Fragen aus dem Vorjahr in Ruhe alle herauszusuchen, und ich stelle die Fragen dann gerne hier öffentlich in einem separaten Artikel ein.
Wäre doch schön, wenn wir einige alte, offene Fragen dann hier gemeinsam ‚abarbeiten‘ könnten…

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-21-Dr.Willeke und -23-Robin Patzwald:

Und vielleicht erfahren wir dann hier bei den Ruhrbaronen allumfassend und detailiert auch endlich, ob, wann, in welcher Höhe, wie und mit welcher Begründung von E.ON oder seinen Töchterunternehmen direkt oder indirekt geldliche oder geldwerte Zuwendungen zu Gunsten der Vestischen Kinderklinik erbracht worden sind, und zwar seit Beginn der ersten internen Projektplanung von Datteln IV durch E.ON bis heute, und das unabhängig davon, wer der konkrete Adressat der jeweiligen Zuwendung war!

Ein Randproblem? Ja!

Ein rechtlich relevantes? Nein!

Und trotzdem sind viele Menschen in der Region an der gewünschten allumfassenden und detailierten Antwort weiterhin sehr,sehr interessiert.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Robin: die Klagen des BUND hatten seit dem Beginn 2007, also vor Errichtung des Kraftwerks, als wesentlichen Schwerpunkt die stoffliche Belastung der Umwelt, u.a. die Versauerung. Da gibt es keine Veränderung.

Wenn ich Dich richtig verstehe gehst Du auch davon aus, dass das D4 rechtmässig errichtet worden sei. Das ist falsch, die erteilten Genehmigungen sind nie rechtskräftig geworden.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge: Sie können natürlich in einer verbesserten Einzelkonstruktion an sich einen Wert sehen. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass vor lauter ingenieurmäßiger Begeisterung der Sinn und Zweck einer Anlage und das Gesamtbild aus den Augen verloren wird. EONs Marketingabteilung setzt viel Geld dafür ein, dass das bei möglichst vielen Leuten geschieht.

Für mich spielt das Systemversagen der Genehmigungsbehörden und die Verantwortungslosigkeit der Politik, sobald das Vorhaben groß genug ist, entscheidende Rollen. Das stillschweigend zu akzeptieren führt am Ende des Prozesses zur Aufgabe des Rechtsstaats und der Demokratie. Darauf habe ich keine Lust.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

Robin, durch die relativ späte Beschäftigung mit dem Thema schätzt einige Details nicht richtig ein. Die LEP-Standortfrage spielt erst spät im Verfahren die Rolle, die sie aus Deiner Sicht rückblickend immer schon hatte. Wir hatten sie zwar immer schon in unseren Einwendungen drin, aber nur als ein Thema von vielen und eher als resignierter Vorhalt, dass wie immer seitens der Landespolitik keinerlei Plan und Überlegung für landesweit bedeutsame Projekte verfolgt wird. Die ignorierte Nähe zur Wohnbebauung an sich war uns da schon etwas wichtiger.
Für den BUND war schon seit 2004 die Motivation des Einsatzes gegen das Kraftwerk vielschichtig, ein ganz wesentlicher Anlass für die Klagen 2007 aber die absolut planlose Häufung solcher Anlagen entlang der Lippe mit der absehbaren Tendenz der Genehmigungsbehörden, alles kritiklos zu genehmigen, was ihnen vorgelegt wird. Und mit der Häufung einhergehend die starken Schadstoffeinträge in die Naturschutzgebiete, die schon in der Vorbelastung übermäßig beeinträchtigt sind. An dieser Argumentation hätte ein Standort in den Rieselfelder nichts geändert, das siehst Du falsch.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Thomas: Auffällig ist aus meiner Sicht zuletzt allerdings doch, dass man in letzter Zeit kaum noch Beschwerden über den Standort und immer häufiger Argumentationen bzgl. der starken Schadstoffbelastung in der Öffentlichkeit liest und hört. Mag allerdings auch ein subjektives Empfinden meinerseits sein.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Thomas Krämerkämper (26)
So wie Sie sagen, ….“Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass vor lauter ingenieurmäßiger Begeisterung der Sinn und Zweck einer Anlage und das Gesamtbild aus den Augen verloren wird. EONs Marketingabteilung setzt viel Geld dafür ein, dass das bei möglichst vielen Leuten geschieht“,
muß ich jetzt den Schluß ziehen, daß Leuten, die sich für technische Zusammenhänge interessieren, ja sogar begeistern, aus Ihrem Blickwinkel, häufig das Verständnis für den Gesamtzusammenhang fehlt.
Mehr gehen Sie auf meine Darstellung nicht ein, denn die können Sie jetzt einfach ignorieren, weil Sie sich ja in erster Linie um den Gesamtzusammenhang kümmern. Dabei hätte ich erwartet, daß Sie als langjähriger Gegner der Anlage Datteln 4, jemanden, der sich nur drei Stunden und eine nicht durchgeschlafene Nacht mit dem Thema beschäftigt, und dessen Darstellung mit Sicherheit einige Ungenauigkeiten enthält, auch mindestens eine fachliche Belehrung erteilen können. Jeder, der die Anlage kennt, und mit meinem Kommentar unzufrieden ist, hätte das mit Süffisanz getan.
Sie gehen auf meinen fachbezogenen Kommentar aber gar nicht ein und postulieren mit einem bekannten semantischen Trick ein Weltbild, in dem genau der, der sich nicht mit den einzelnen technischen Verfahren beschäftigt, mit großer Sicherheit auch befähigt ist, den Gesamtzusammenhang zu erkennen. Da entsteht in meiner Vorstellung das Bild einer geistigen Nahrungskette, in der fachkompetente Menschen ganz unten und solche, die sich nicht auskennen, weil sie das nie wollten, oder sogar nie konnten, genz oben stehen. Und meine Phantasie ging da sofort noch einen Schritt weiter und ich habe mich gefragt, wo Sie sich selbst einordnen würde. Da käme letztlich nur ein priveligierter Platz in Frage, denn ich habe den dringenden Verdacht, daß Sie meine Kommentare überhaupt nicht verstanden haben. Also wegwischen, denn es gibt nämlich wichtigere Fragestellungen auf einer höheren Ebene, die Sie beherrschen und da spielt eben der Gesamtzusammenhang eine dominante Rolle.
Nun bin ich als vielseitig interessierter Mensch auch schon häufiger auf diese, aus meiner Sicht recht merkwürdige Theorie gestoßen. Als ich einige Jahre Mitglied bei den Grünen war, habe ich fast ausschließlich Menschen getroffen, die so dachten. Und ich habe mich dann manchmal gefragt, wie es kann, daß Menschen, die nicht mal verstehen, warum das Licht angeht, wenn sie den Schalter drehen, denken können, daß sie Gesamtzusammenhänge begreifen und beurteilen können? Diese Vorstellung ist eigentlich absurd und läßt sich vermutlich auch nur durch immerwährende Bestätigung im kleinen Kreis aufrecht erhalten.
Ich teile sie jedenfalls nicht, sehe aber durchaus, daß es zu zwangsläufig falschen Entwicklungen in der Gesellschaft kommen muß, wenn solche Personen das Meinungsbild dominieren. Denn da es mangels Fachkompetenz der Teilnehmer auch zu keiner wirklichen Diskussion kommen kann, wird der Diskurs dann auf einer einer reinen Glaubensbasis geführt. Man glaubt jemanden, den man für kompetent hält und stimmt dann in dessen Sinne ab.
Das war vermutlich schon immer so, auch wenn es heute eine andere Grundstimmung gibt als zu anderen Zeiten.
Seit meiner Kindheit habe ich von einer Phase der Hoffnung auf eine Zukunft ohne Hunger und Armut mit Hilfe der Technik, eine immer stärker werdende Entwicklung in Richtung der Ablehnung der Technik, bis hin zur Technikfeindlichkeit einzelner Gruppen in der Bevölkerung erlebt.
Die Konsequenz aus dieser gesellschaftlichen Inakzeptanz von Technik war eben auch die wachsende Angst aus Unkenntnis vor Zusammenhängen, und war Grund für den rasanten Aufstieg solcher Parteien, wie den Grünen, die vorgeben, das Rezept dafür zu haben, wie diese Welt noch zu retten sei könne.
Der geheimnisvolle, bisher nicht wirklich verstandene, Klimawandel ist der Aufhänger für den politischen Erfolg aller, die von den Ängsten der Menschen politisch profitieren wollen. Um davon zu profitieren benötigt man Erklärungen, wissenschaftliche Theorien. Dabei scheut man sich nicht, aus der Fülle dieser Theorien die herauszusuchen, die geignet sind, Schlußfolgerungen auf das Eingreifen und das Verhalten des Menschen zu ziehen. Das ist auch nicht weiter schlimm, oder gar falsch, aber man bedient sich dabei der fleißigen Arbeit der Personengruppen, die man eigentlich wegen ihrer Begeisterung für Detailfragen selbst für Unfähig hält, das Gesamtbild zu begreifen.
Und der Fehler an der Sache ist der, @Thomas Krämerkämper, daß diese Auswahl der möglichen Szenarien allein von denjenigen getroffen werden soll, die sich selbst am oberen Ende der geistigen Nahrungskette sehen, die sich also nicht die Mühe machen ins Detail einzusteigen. Und weil mir auf der großen politischen Ebene allmählich zuviel wird, habe ich mich trotz der Abneigung meine Zeit mit solchen Dingen zu belasten, viel mehr Diskussion, die ins Detail gehen zu führen. Denn solange die Grünen auf dem Umweltsektor ein Alleinstellungsmerkmal besaßen und Begriffe definieren konnten, benutzen jetzt alle Parteien die gleiche Begriffe, wie z.B. Energiewende, Umweltschutz, Nachhaltigkeit usw. so daß ich denke, daß gezielte Nachfragen, wie das jeweils
geeint ist, auf viel mehr öffentliches Interesse stößt. Daß es sich also lohnen kann, so zu argumentieren. Und da müssen Sie, wo Sie doch beruflich auf solch exponiertem Gebiet tätig sind, noch einiges an ihren Ansichten bezüglich der fachlich Begeisterten, die angeblich das Ganze nicht sehen. ändern.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Robin und Helmut:

Bitte, noch einmal, lest doch im Sinne eines „nachzuholenden Einstiegs“ in die Gesamtproblematik die Begründung des OVG Urteiles von 2oo9. Dann wird relativ problemlos klar werden, wie vielschichtig die Gründe dafür sind, daß das OVG Münster den seinerzeitigen Bebauungspland der Stadt Datteln wegen gravierender Rechtsmängel aufgehoben hat. Zudem macht das OVG in seiner Begründung auf weitere rechtserhebliche Probleme aufmerksam, ohne diese seinerzeit bei seiner Urteilsfindung abschließend gewürdigt zu haben.

Helmut,
ganz selbstverständlich ist e i n e s der zentralen Probleme, ob die von E.ON-Datteln IV produzierten Schadstoffe mit allen zum Schutz der Menschen, zum Schutze von Fauna und Flora existierenden Rechtsvorschriften zu vereinbaren sind oder nicht. Und ganz selbstverständlich werden dazu in allen einschlägigen Gutachten „wissenschaftlich fundierte“ Ausführungen gemacht. Dabei kommen die im jetzigen Bebauungsplanverfahren der Stadt Datteln für den dortigen Rat maßgeblichen Gutachten alle zu der Erkenntnis, daß die sog.Grenzwerte nicht überschritten werden. Das kann im Ergebnis nicht verwundern, da diese für den Rat der Stadt Datteln maßgeblichen Gutachen alle von E.ON bestellt und bezahlt worden sind.

Robin, und dabei spielt die Dimension des Kraftwerkes logischeweise eine ganz wesentliche Rolle. Es geht nicht um den Bau,den Betrieb eines der „herkömmlichen Kohlekraftwerke“, sondern um das g r ö ß t e Monoblock-Kohlekraftwerk Europas mit einem Schadstoff-Ausstoß der trotz aller schadstoffreduzierenden Maßnahmen durch E.ON das „Herkömmliche“ bei weiten überschreitet.

(Wenn die Landesplanung -hier per Zielabweichungsverfahren- diesen Standort jetzt zu sichern versucht, dann als Standort für ein Kohlekraftwerk, nicht exakt für d a s größte Monoblock-Kohlekraftwerk Europas an diesem Standort und also auch nicht im Sinne einer „landesseitigen Genehmigung“ einer Schadstoffproduktion wie sie hier relevant ist.)

Daß „die Gegenseite“, die Kraftwerksgegener, ihrerseits- gutachtlich belegt- zu anderen Erkenntnissen bezüglich der Qunaität und er Qualität der Schadstoffen und ihrer Belastungen für die Menschen und für Faun und Flora gekomen ist, weiterhin kommt und zukünftig kommen wird, ist ebenso selbstverständlich.

Für mich als Laie war es in diesem Zusammenhang u.a. bisher unverständlich, daß als rechtlich relevant bezüglich möglicher Gefahren für die Menschen und für Fauna und Flora immer nur die Schadstoffe galten -quantitativ und qualitativ-, die von der jeweils strittigen, umstrittenen Einzel- Anlage produziert werden, nicht aber die Summe der Schadstoffe, die z.B. im vorliegendne Falle von den benachbarten Kraftwerken produziert werden also a.) von E.ON-Datteln IV und b.) von neuen TRIANEL-Kraftwerk und die in ihrer Gesamtheit beispielsweise die sog.Lippe -zwischen den beiden Kraftwerken gelegen- belasten (und die Menschen in Waltrop.)
Diesbezüglich hat sich -erfreulicherweise- allerdings die jüngste Rechtsauffasssung des OVG Münster geändert.

Helmut,
an Dich als fachkompetenter, technisch versierter Diskutant die Frage, was hälst Du von der auch vom OVG Münster 2009 angesprochenen Reduzierung der durchschnittlichen jährlichen Besonnung im Umfeld des Kraftwerkes um …sh.mein Beitrag -12-abschließend-.
Gibt es ür Dich Anlaß, an diesen Feststellungen des Gerichtes technisch-phyikalisch begründete Zweifel zu haben?

U.a. die Landwirte im Umfeld des Kraftwerkes stützen auf diese Feststellung des Gerichtes einen Teil ihrer Sorgen mit Blick auf die Folgen des Betriebes von E.ON-Datteln IV für ihre landwirschaftliche Produktion.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Walter: Hab‘ ich schon vor Jahren mal gelesen. Harter Stoff. Mir ging es nun aber hier darum welche Argumentation in der Öffentlichkeit wohl überzeugender zu transportieren ist. Ich kann mich da nur wiederholen. Als ich mich im Jahre 2010 den hiesigen Grünen anschloss, da wurde in der Öffentlichkeit sehr stark über den konkreten Standort des Neubaus diskutiert. Inzwischen, knapp zwei Jahre nach meinem Austritt aus der Partei im Frühjahr 2012, habe ich allerdings verstärkt den Eindruck, dass seitens der Kritiker vor allem die Schadstoffe in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussionen gestellt werden sollen. Ich halte das für wenig förderlich. Das ist gemeint gewesen. Thomas sieht das offenbar ganz anders. Ich werde das auch in nächster Zeit interessiert beobachten. Vielleicht können wir ja auch am 18.02. in CR persönlich mal darüber sprechen.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Robin, #29: Dein Bild ist vermutlich nur technisch verzehrt: die Abstandsfrage ist nunmal in einem Satz dargestellt. Die Schadstoffbelastung hingegen ist ein sehr komplexes Thema, zumal EON und Trianel sich ständig neue phantasievolle Theorien einfallen lassen, warum die Welt auf einmal quasi dankbar für die zusätzlichen Schadstoffe sein muss, keinesfalls jedoch ein Schaden entsteht. Die Theorien haben meist die Struktur Kraftwerk produziert Dreck -> bisher unbekanntes auf Kohlekraftwerke spezialisiertes Naturwunder passiert -> Dreck weg. Diese für viele andere Planungen ebenfalls entscheidenden Diskussionen erfordern wesentlich mehr Text, was dann vielleicht in der Öffentlichkeit noch dominanter wirkt.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Robin,
es ist doch nach wie vor, also unverändert so,

daß es Menschen gibt, die gegen E.ON-Datteln IV sind, weil sie grundsätzlich gegen neue Kohlekraftwerke sind, z.B. aus Gründen des Klimaschutzes, z.B. aus Gründen ihres Widerstandes gegen die unmenschliche Ausbeutung der Arbeiter in der Kohleförderung in Kolumbien,

daß es Menschen gibt, die gegen E.ON-Datteln IV sind, weil sie sich in mehrfacher Hinsicht als direkte Nachbarn, vor allem aus der Meistersiedlung, von diesem größten Monoblock-Kohlekraftwerk Europas, sichtbar durch den rd.18o m hohen Kühlturm , in ihrer Lebensqualität substantiell beeinträchtigt/bedroht sehen,

daß es Menschen gibt, die gegen E.ON-Datteln IV sind, weil sie sich durch die Schadstoffe, die das Kraftwerk produziert, substantiell in ihrer Gesundheit gefährdet sehen,

daß es Menschen gibt, die gegen das E.ON-Kraftwerk sind, weil sie aufgrund der Schadstoffbelastungen und der Minderung der sog.Besonnung ihre landwirtschaftlichen Produktionsmöglichkeiten bedroht sehen,

daß es Menschen gibt, die aufgrund der Schadstoffproduktion von E.ON (und Trianel)die Naturschutzgebiete der sog.Lippe-Auen (und des Cappenberger-Waldes) substantiell bedroht sehen,

daß es Menschen gibt, die gegen E.ON-Datteln IV sind, weil sie darin einen weiteren Beitrag zur Konzentration von Kohlekraftwerken im nördlichen Ruhrgebiet sehen, u.a. mit negativen Folgen für die Qualität von Luft,Wasser, Boden in dieser Region insgesamt und mit negativen Folgen für alle Pläne, in diesem Raum nachhaltig, zukunftssicher „gut bezahlte“ Vollzeit- Arbeitsplätze zu schaffen,

daß es Menschen gibt, die E.ON-Datteln IV an diesem Standort ablehnen, weil es für sie keine derart zwingenden wirtschaftlichen Erfordernisse für den Kraftwerksneubau gibt, die es rechtfertigen könnten, alle planungs-, umwelt-, immissionschutzrechtlichen sowie andere Bedenken dahinter zurückzustellen,

daß es Menschen gibt, die E.ON-DattelnIV ablehnen, weil sie es in seiner Dimension als größtes Monoblock-Kohlekraftwerk Europas an diesem Standort ablehnen, sehr wohl akzeptiert hätten, wenn das neue Kohlekraftwerk in seiner Produktionsleistung ähnlich dimensioniert wäre wie bisher Datteln I -III zusammen,

daß es Menschen gibt, die nicht akzeptieren wollen,daß das größte Monoblock-Kohlekraftwerk Europas in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer renomierten und über die Region hinaus bekannte und geschätze Kinderklinik gebaut wird,

daß es Menschen gibt, die nicht akzeptieren wollen, daß das Land, die Region,die Stadt Datteln wider alle behördliche Gepflogenheiten alles tun, um einen derzeit zweifelsfrei rechtswidrigen Standort nachträglich zu legalisieren, weil das ein Großkonzern so will,

daß es Menschen gibt, die nicht nur aus einem der genannten Gründen, sondern aus all den genannten Gründen das größte Monoblock-Kohlekraftwerk Europas an diesem Standort ablehnen.

Robin,
und da das nach wie vor so ist, geht es darum, all diesen Aspekten in den weitern politischen und rechtlichen Auseinandersetzung mit E.ON, mit dem Land, mit der Region, mit der Stadt Datteln Rechung zu tragen.

Insofern kann ich auch nicht erkennen,daß sich diesbezüglich in jüngster Zeit etwas geändert hat. Daß Du gute Gründe hast, z.B. aufgrund laufender Diskussionsprozesse, das aktuell anders wahrzunehmen, kann ich nachvollziehen.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge, #30: es ist für die Gesamtlage uninteressant, ob es eine relative Verbesserung der Kraftwerke gegenüber früher gab. Das ist nur für diejenigen Technikverliebten wichtig, denen die absolute Wirkung egal ist. In den Cappenberger Wäldern liegt z.B. die Versauerung in der Größenordnung von 150 – 300% des für den Erhalt der dortigen Lebensräume maximal zulässigen Werts. Dennoch hat die Immissionsschutzbehörde nichts besseres zu tun, als mit dem größten Teil ihrer Arbeitskapazität reihenweise zusätzliche Belastungen zu genehmigen. Diejenige Behörde, deren gesetzliche Hauptaufgabe der ImmissionsSCHUTZ ist, wohlgemerkt. Da ist mir grundsätzlich herzlich egal, wie toll Fans eine einzelne Anlage finden.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Walter, deine Frage wieviel der Kühlturm die tägliche Sonnenbestrahlung vermindert ist selbstverständlich von der Höhe des Kühlturms abhängig, aber auch von Lage eines Grundstück zu diesem Kühlturm und vom der Jahreszeit.
Eine Rübe im Norden sieht die Sonne mittags nicht, wenn sie westlich des Turms im Boden steckt, bekommt sie keinen Sonnenaufgang zu sehen, dafür aber mittags und abends. Und wenn sie östlich angepflanzt wird, sieht sie keine Abendsonne, aber den Sonnenaufgang, die Mittags-und Nachmittagssonne.
Dazu kommt der Abstand zum Kühlturm, denn der Kühlturm selbst stellt in gewisser hinsicht eine überdimensionale Sonnenuhr da, und bei denen ist es so, kann mann auch beobachten, daß der Schatten im Verlauf des Tages einen Halbkreis beschreibt, an dessen Pripherie, weil dort bei gleicher Winkelgeschwindig, der zugehörige Umfang größer ist, die Verweildauer des Schattens auf einen Punkt bezogen kleiner ist. Im konkreten Fall heißt das, daß ein Salatkopf in 200 Metern Abstand vom Turm länger im Schatten steht, als ein vergleichbarer Salatkopf, in 400 Metern Abstand om Turm. Das gilt für jede Jahreszeit. Im Winter ist wegen des Tiefstands der Sonne, der Schatten des Turm länger. Das gilt für alle Objekte, sogar Zwerge werfen bei tiefstehender Sonne lange Schatten! Wenn ich das zusammenfasse, bedeutet das, daß ein Bauer nahe zum Kühlturm einen bedeutend höheren Verlust an Sonnenscheindauer erleidet, als ein Bauer in größerer Entfernung. Das gilt für alle geogrfische Himmelsrichtung, außer natürlich im Süden des Turms. Je größer der Abstand zum Turms desto kleiner der Verlust. Und im Winter ist der Verlust am Größten. Meiner Meinung macht es vielleicht physikalisch gesehen, einen Sinn, einen Mittelwert zu bilden, aber individuell ist es für jeden einzelnen Bauern, der im Winter noch im Schattenbereich des Kühlturms seine Felder hat, ein unterschiedlicher Verlust, der von sehr hoch bis ganz gering schwankt.
Die Bauern in der Nähe des Turms haben zu allen Jahreszeiten einen stärkeren Verlust an Sonnenscheindauer als die Bauern in größerer Entfernung.
Das war bisher eine allgemeine und rein theoretische Betrachtung bei der ich die Konstruktion Kühlturm gewissermaßen wie ein astronomisches Objekt behandelt habe, aber da gibt es noch einige Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Geometrie der Sonne, die uns ja nicht als Punktlichtquelle, sondern als Scheibe erscheint, die einen bestimmten Winkel am Himmel einnimmt. In der Praxis wirkt sich das so aus, daß ich Die Sonne vom nördlichen Beobachtungspunkt mit ihrem rechten Rand hinter dem Kühlturm verschwindet, während der Rest noch zu sehen ist. Dann verschwindet sie ganz, kommt aber bald mit dem rechten Rand auch wieder hinter dem Kühlturm heraus. Die Zeit, die die Sonne verschwindet hängt vom Vom Abstand bzw. vom Winkel, unter dem Kühlturm und Sonne dem Betrachter erscheinen ab. Für einem, der dichtvor dem Kühlturm steht, ist diese Zeit sehr viel länger alsfür jemanden, der weiter entfernt positioniert ist. Auch das paßt zu der Aussage, daß die näher gegenen Bauernhöfe einen höhere Verlust an Sonnenscheindauer erleiden. Ich habe bisher übrigens immer so getan, als gäbe es auf der ganzen Breite des Turms nur Kernschatten. Da stimmt nicht, aber darauf will ich jetzt nicht weiter eingehen.
Aber Walter, du siehst, daß deine Frage insofern schwer zu beantworten ist, weil die Berechnung des Verlustes an Sonneneinstrahldauer vom Ort des Punktes hinter dem Turm und zusätzlich von der Jahreszeit abhängig ist. Dabei habe ich noch nicht einmal die Höhe der Kondenswolke sondiert betrachtet. Sie ist in den allgemeinen Überlegungen enthalten und verlängert nur den Schatten.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Krämerkämper, wenn Ihnen die Versauerung des Bodens wichtig ist, sollten Sie sich über den Einsatz einer Entschwefelungsanlage freuen. So etwas hat bisher gefehlt. Und die Versauerung des Bodens stammt fast zu 100% von der Emission des Schwefeldioxid ab. Da sind sich außer Ihnen alle Experten einig. Gegen diese Emission gibt es jetzt ein Mittel!!!!!!

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Walter & Thomas: Es ist doch nicht so, dass ich die Problematik der Schadstoffe usw. nicht sehe, oder generell nicht für wichtig halte. Es ist nur so, dass ich es für schwieriger halte mit diesen Punkten in der Öffentlichkeit zu punkten. Die Schadstoffproblematik mag bei Gericht wichtig sein und auch ein paar Leute zu Protesten veranlassen. Die höchste Überzeugungskraft in der Öffentlichkeit hat jedoch, auch aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die Standortfrage. Die große Mehrheit der Menschen in meinem Umfeld, denen ich von den Geschehnissen rund um D4 erzählt habe, haben sich über den Abstand des Kraftwerks zur Wohnbebauung empört. Das stört fast jeden, wenn er sich mal vorstellt, dass er dort wohnen müsste. Auch der Abstand zur Kinderklinik wirkt auf viele Leute, denen ich davon erzählt habe, sehr empörend. Über die Jahresmenge der Schadstoffe hat sich dagegen kaum jemand länger unterhalten. Wenn, dann wirkt die drohende Verschattung und die reduzierung der Sonneneinstrahlung noch eher bedrohlich bei den Leuten. Dementsprechend würde ich, wenn ich möglichst viele Leute für das Aktionsbündnis mobilisieren will, verstärkt wieder auf die Karte ‚Standort von Datteln 4′ setzen, statt auf Sprüche wie `Klimakiller Datteln 4‘ zu setzen. Vor Gericht kann der Schwerpunkt ja dann ein anderer sein. Das soll dann halt ein Jurist beurteilen. Ich kann dazu hier nur sagen was die Bevölkerung in meinem Umfeld sagt, und wie ich die Veränderung in der öffentlichen Argumentation zuletzt beobachtet habe.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Helmut, danke für die Aufklärung.

Es geht aber nicht nur um die Beschattung durch den Kühlturm, ein Problem, das die 2oo9 erfolgreiche klagende Landwirtsfamilie u.a. vorgebracht hatte, die unmittelbar im Kühlturmbereich Akterland bewirtschaftet,sondern auch darum, z.B. auch mir persönlich, daß die“Wolke“, die aus dem Kühltrum quillt, nach Auffassung des oVG Münster in bis zu 4 km Entfernung für eine „entsprechende“ Beeinträchtigung der Besonnung führen wird.
Dieser Fakt ist derzeit bei entsprechender Wetterlage zu beobachten mit Blick auf die “ mächtige Wolke“, die aus dem ca.170 m hohen Kühlturm des neuen TRIANEL-Kohlekraftwerks entweicht. Dort gibt es wie bei E.ON-Datteln neben dem Kühlturm ebenfalls keine separten Kamine.

Am letzten Donnerstag/Freitag war das z.B. morgens zu beobachten, als ich mit Blick gehn Osten -Richtung Trianel-feststellen mußte, daß sich dort die “ mächitge Wolke“ aus dem Kühlturm vor die Sonne geschobern hatte mit entsprechendem Schattenwurf für die Umgebung in bis zu 3/4 km Entfernung von diesem Kraftwerk.

Robin,
die Kraftwerksgegner müssen wie bisher versuchen,möglischt viele Menschen, Organsationen usw. für weitere Aktionen zu gewinnen, egal ob politischer,
rechtlicher, medialer Natur, und völlig egal, welche Gründe es für den Einzelnen gibt, sich gegen den Bau/den Betrieb des E.ON-Kraftwerkes an diesem Standortzu engagieren

Nur deshalb habe ich einige sehr unterchiedliche Gründe für ein solches Engagement -sh.34- aufgezählt. Mich interessiert also zunächst(!!) nicht die Gewichtung der unterschiedlichen Gründe, und zwar weder mit Blick auf ihre Wirksamkeit in der öffentlichen , der medialen Wahrnehmung des Problemes noch in ihrer Bedeutung für die politische-rechtliche Argumentation.

Eine solche Gewichtung ergibt sich jedoch zwangsläufig im öffentlichen, politischen, juristischen Prozess, in der medialen Auseinandersetzung, so wie das in der Vergangenheit der Fall war und zukünftig weiterhin sein wird , z.B. so, wie von Dir gedacht.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Robin: wenn es momentan entscheidend wäre, politische Mehrheiten zu bekommen, dann magst Du Recht haben. Auf Landesebene ist der Kampf aber erstmal Dank der merkel-würdigen Selbstentleibung der Regierungskoalition, die sich mit dem Problem nicht befassen möchte, vom Tisch. Und ist in Datteln wirklich schon etwas politisch zu erreichen? Die Urteile gegen das Kraftwerk haben zwar vielen Bürgern die Augen geöffnet, aber im Rat der Stadt ist das noch nicht angekommen. Solange dort gemäß dem Selbstzeugnis eines Fraktionschefs „ich verstehe zwar nicht, worum es hier geht, aber ich bin einfach mal dafür“ entschieden wird, brauchen wir unsere Kommunikation nicht auf diese Gruppe abstellen. Möglicherweise wird es nach der nächsten Wahl besser, möglich ist aber auch, dass es noch ein paar weitere Jahre braucht, bis dass Dattelns Politik in der Moderne angekommen ist.
Daher ist das Vorgehen leider weiterhin quasi als letzter Ausweg sehr gerichtsorientiert, was eigentlich auch aus unserer Sicht der schlechteste Weg ist, den gerichtlich können wir nur Minimalstandards durchsetzen.
Bedenke zudem, dass die beiden Argumentationsschienen zusammenhängen. Die Abstandsproblematik entsteht ja nicht aus einem Selbstzweck oder nur durch die Optik, sondern insbesondere durch die Emissionen, darunter auch die Schadstoffemissionen.

Thomas Krämerkämper
Thomas Krämerkämper
10 Jahre zuvor

@Helmut Junge: das ist nicht ganz richtig, die Versauerung wird größtenteils durch Schwefel- UND Stickoxide (bzw. auch direkten Ammoniakschlupf) verursacht und in der pflanzenphysiologischen Wirkung verstärkt durch die gleichzeitigen Schwermetalleinträge, da sind sich alle Experten außer Ihnen einig. Klar freue ich mich über die Existenz von Entschwefelungsanlagen an sich, denn sonst sähe es noch weitaus schlimmer aus. Was Sie nur einfach nicht kapieren wollen, weil sie offenkundig in der Diskussion der frühen 80er Jahre stehengeblieben sind: die Entschwefelung reicht nicht aus, wie ich Ihnen anhand der Vorbelastung der Cappenberger Wälder erfolglos darzulegen versucht habe. Sie sind anscheinend zufrieden mit der Technik, wenn sie an sich funktioniert. Ich bin dann zufrieden, wenn sie den Bedarf erfüllt.

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

@Walter, noch einmal zur Sonnenscheindauer bzw. deren Verlust.
Beim Friseur ist mir eingefallen, wie man sich ohne das lange Gutachten zu lesen, leicht selbst ein ungefähres Bild machen kann. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten falls der Turm von Datteln 4 noch nicht fertig sein sollte. In dem Fall kann man ja direkt dort gucken. Jetzt ist gerade Winter und die Sonne steht noch tief, was eine längeren Schatten bedeutet als als im Sommer. Erst ab anfang November wird der Schatten wieder länger bis 21.Dezember. Dann könnte man direkt auch die Wandergeschwindigkeit des Schattens in verschiedenen Abständern zum Kühlturm messen.
Falls der Kühlturm in Datteln4 noch nicht endgültig ausgebaut ist, habe ich zwei Vorschläge:
1.Man könnte eine beliebigen Kühlturm aussuchen, und dort bei Sonnenschein die Schattenlänge messen. Man muß dazu allerdings die Höhe dieses Kühlturms kennen und den Abstand der eigene Position zur Mitte des Kühlturms kennen. Das kann man über „Google Earth“ genau ausmessen. Die Schattenlänge ist proportional der Höhen von Datteln4 und dem Referenzkühlturm.
2. Man macht eine Fahrt nach Hamm-Üntrop und guckt sich das bei dem Kühlturm an. Der ist mit 147Meter etwas kleiner als der Turm von Datteln4. Also wäre der Dattelner Turm. Die Antenne ist aber genau so hoch wie Datteln 4. Falls man dieren Schatten sehen kann, hat man die genaue Schattenlänge die für Anfang Februar gilt.
Daß Gutachten immer solchen Umfang annehmen, ist mir immer schon ein Gräuel gewesen. Eigentlich könnte man das alles auf 2 Seiten zusammenfassen.

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Thomas #40: Ja, das kann ich so völlig nachvollziehen. 🙂

Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Aber Nein, Herr Dr.Krämerkämper, der Ammoniakschlupf ist doch gerade das Verfahren, was in Datteln 4 angewandt wird, um die Stickoxide zu reduzieren!
Dem Rauchgas wird dabei Ammoniak (NH3) zugeführt und bei der Reaktion entstehen aus No und No2 Wasser und Stickstoff.
Deshalb kommen aus dem Abgas des Kraftwerks auch weniger Stickoxide heraus.
Ich kannte dieses Vefahren vor wenigen Minuten noch gar nicht, sondern habe sofort nach Ihrem Kommentar 41 danach gegoogelt. Jetzt weiß ich auch, wie die Stickoxidwäsche funktioniert. Das hatte ich in meinem Kommentar 13 noch nicht gewußt.
Also gucken Sie mal:
https://de.wikipedia.org/wiki/Selektive_nichtkatalytische_Reduktion

In der Entschefelungstechnik kenne ich mich dagegen schon recht gut aus, da ich
selber die zwischen 1971 und 1974 die damals größte Versuchsanlage für Rauchgasentschwefelung der Welt größtenteils als Einsatzleiter meiner damaligen Firma gefahren habe. Das war zufällig sogar ganz in der Nähe von Hamm, nämlich in Lünen. Man müßte sogar von Hamm aus den riesigen Kamin sehen können, an dem ich gearbeitet hatte. Damals hatte ich sogar ein Patent für eine Kalkmilchdosierung, was aber schnell als überholt galt.
Ich weiß genau, wieviel Schwefeldioxid aus solchen Anlagen ausgewaschen werden kann. Doch das, was da nach der Reinigung noch herauskommt, ist weniger als z.B. durch die Braunkohlenkraftwerke ohne Entschwefelung durchgeht. Da hatte ich nämlich auch eine Versuchsanlage ausprobiert.
Und was die Versauerung der öden durch So2 betrifft, ist nicht nur ein Kraftwerk und nicht ein einzelner Kraftwerksbetreiber beteiligt. Alle Kraftwerke, die keine Entschwefelung haben, sind beteiligt. Entscheidend ist die häufigste Windrichtung. In Norwegen kommt das So2 aus Großbritannien und versauert dort die Seen, weil der Boden in Norwegen Keinen Kalk enthält, der puffern könnte.
Aber es gibt tatsächlich auch noch andere Verursacher, da hatte ich übertrieben. Müllverbrennungen, in denen PVC verbrannt wird, produzieren Salzssäure und Stickoxide. Bei Messungen 1974 am Kamin der Müllverbrennung in Ijmuiden sind mir Aluminiumteile meines Meßgeräts wegkorrodiert. Die sind auch an der Versauerung des Bodens beteiligt.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Thomas Krämerkämper,
wir sind uns einig, weil die Fakten gar nichts anderes zulassen, daß in Sachen E.ON-Datteln IV p o l i t i s c h Wesentliches gelaufen ist -sh. in Sachen Zielabweichung/Regionalplanung die Grundsatzentscheidung der Landesregierung (der obersten Landesplanungsbehörde)und die Entscheidungen der Verbandsversammlung des RVR- und daß zu Wesentlichem, was politisch noch nicht gelaufen ist -sh. die Entscheidung des Rates über den B -Plan der Stadt Datteln- nicht zu erwarten ist, daß dieser B-Plan durch den Rat der Stadt Datteln nicht durchgewinkt werden wird.
Insofern bin ich gespannt darauf, was jetzt noch p o l i t i s c h durch das Aktionsbündnis -sh.einige der angekündigten Aktionen- letztlich noch bezogen auf E.ON-Datteln IV b e w i r k t werden kann bzw. bewirkt werden soll.

Ich werde jedenfalls am 18.2.in Ickern dabei sein und bezüglich politischer Aktivitäten nicht „die Flinte ins Korn“ werfen.

Was r e c h t l i c h weiterhin kritisch zu hinterfragen ist und ob, wann,wie und durch wen initiiert die rechtliche Problematik auf dem Verwaltungsrechtsweg geklärt werden wird, ist m.E. weiterhin völlig offen, obwohl d.d.Entscheidung zu Gunsten eines Zielabweichungsverfahrens auch in rechtlicher Hinsicht Wesentliches zu Gunsten des Baues/des Betriebes des Kraftwerkes passiert ist.

Ich sehe trotzdem in rechtlicher Hinsicht durchaus noch gute Chancen, den Weiterbau und damit den Betrieb des Kraftwerkes zu verhindern.

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