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Ungesund länger leben


Einer Statistik zufolge sind Länder, deren Bewohner wenig rauchen, trinken und wiegen, besonders gesund. Auf in den Kurort Kabul. Von unserem Gastautor Christoph Lövenich

Das ungesündeste Land auf diesem Planeten heißt Tschechien. Das gesündeste Afghanistan. Wer hätte das gedacht, bevor unlängst ein solches Ranking erschienen ist? Gemessen wurden drei Kriterien: Alkohol- und Tabakkonsum sowie Fettleibigkeitsrate. Je niedriger, desto gesünder soll es sein. Russland, Slowenien und andere slawische Länder machen den Großteil der Negativ-Top-Ten aus, vorbildlich hingegen sind hinter Afghanistan vor allem afrikanische Staaten wie etwa Malawi, Somalia und Eritrea. Wird an deren Wesen die Welt genesen?

Veröffentlicht wurde die Statistik auf einer wenig bedeutenden britischen Gesundheits-Website, die überwiegend Tipps zu Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen und Nasen-OPs bereithält. Nachdem aber diverse Medien, auch in Deutschland, die Meldung aufgegriffen haben, stieg die Popularität der Website (im Alexa-Ranking) sprunghaft an. Als Anlass für dieses Ranking dienten die aktuellen Schritte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Bekämpfung nicht-übertragbarer Krankheiten (z.B. Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen).

Und so wird eine makabre bis sinnlose Statistik, die auch aus dem Postillonhätte stammen können, durchaus zum Gradmesser für realen politischen Irrsinn. Denn mit den übertragbaren Krankheiten, die viele „gesunde“ Länder plagen, lässt sich für die WHO weniger Geld verdienen als mit der Verteufelung des Lebensstils in wohlhabenderen Gesellschaften. Dementsprechend versagt sie bei der Malaria-Bekämpfung, hat sich bei Ebola nicht mit Ruhm bekleckert, sondern inszeniert in diesem Themenfeld nur Hysterien wie die um die Schweinegrippe mit, damit wie wild und zu Gunsten der herstellenden Pharmakonzerne Impfstoffe gekauft werden. Stattdessen bekriegt die WHO unablässig die im Ranking genannten Verhaltensweisen Rauchen, Alkohol und „Übergewicht“. Getreu dem Filmklassiker Casablanca: „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“.

„‚Ungesund‘ kann als Gütesiegel für Quantität und Qualität des Lebens gelten.“

Den Weg dorthin weist uns die oben genannte Unstatistik. Hungersnöte afrikanischen Vorbilds ließen den Wohlstandsspeck auch hierzulande schmelzen, die Einführung der Scharia den Alkoholgenuss vom Niveau Pilsen auf das Niveau Hindukusch sinken, und beim Rauchen müssten wir uns an Guinea orientieren (zweitgesündestes Land im Ranking), wo uns bei einer Lebenserwartung von 59 Jahren zudem weniger Gelegenheit bliebe, an Krebs zu erkranken.

Der Vergleich der Hitlisten für gesunde und ungesunde Länder legt ohnehin, nahe, dass man von Bauch, Rauch und gehaltvollen Getränken länger was hat als vom Verzicht. In den zehn ungesündesten Staaten liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt mehr als 15 Jahre höher als in den zehn gesündesten. Von der Lebensqualität ganz zu schweigen. Gemäß Human Development Index (HDI) sind diese Ungesunden (mit einer Ausnahme) sehr hoch entwickelt, die Gesunden befinden sich (mit ebenfalls einer Ausnahme) in der niedrigsten Kategorie.

Diese Definition von „Ungesund“ kann also als Gütesiegel für Quantität und Qualität des Lebens gelten. Es sei denn, die WHO-Pläne gegen Essen, Trinken und Rauchen setzen sich weiter durch. Raucher können davon längst ein Liedchen singen, jüngst wurde erst die Zigarette zum Pils in tschechischen Kneipen verboten. Und der geschmacksvermindernden Regulierung beim Tabak könnte in Deutschland auch die bei Lebensmitteln folgen. Stattdessen sollten wir uns lieber bemühen, in die Top Ten des Ungesunden vorzudringen. Denn wer ohne paternalistische Bevormundung konsumieren kann, lebt besser – und länger.

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