
Kevin Großkreutz war nie ein gewöhnlicher Fußballer. Er war laut, leidenschaftlich und ein Kind seiner Stadt – der Inbegriff des Malocher-Typs, der bei Borussia Dortmund zum Kultspieler aufstieg. Doch ebenso rasant wie sein Aufstieg verlief auch sein Fall. Heute steht Großkreutz weniger für sportliche Erfolge als für eine Abfolge von Skandalen, Eskapaden und ein Karriereende, das eher einem Boulevardstück als einem würdevollen Abgang eines Weltmeisters gleicht.
Dabei hatte alles so verheißungsvoll begonnen: 2010 debütierte Großkreutz in der Nationalmannschaft, 2011 und 2012 wurde er mit dem BVB Deutscher Meister, 2014 fuhr er als Teil des DFB-Kaders zur WM nach Brasilien – und kehrte als Weltmeister zurück, auch wenn er keine Minute spielte. Was dann folgte, war ein schleichender Absturz, geprägt von fragwürdigen Entscheidungen auf und neben dem Platz.
Schon während seiner BVB-Zeit fiel Großkreutz nicht nur durch beherztes Spiel auf, sondern auch durch bizarre Zwischenfälle: das berühmte „Dönerwerfen“ in Köln, die Pinkelattacke in der Hotellobby oder emotionale Entgleisungen in sozialen Medien. Sein Image als „authentischer Typ“ kippte zunehmend ins Lächerliche – das Herz auf der Zunge wurde zur ständigen Selbstsabotage.
Sportlich ging es ebenfalls bergab. Nach seinem Wechsel zu Galatasaray stand er monatelang ohne Spielberechtigung da – eine Farce, die symptomatisch für seine weitere Laufbahn war. Auch Stationen in Stuttgart und Darmstadt konnten ihn nicht mehr sportlich rehabilitieren. Disziplinprobleme, Fitnessdefizite und öffentlich ausgetragene Konflikte sorgten dafür, dass Großkreutz bald mehr durch Schlagzeilen als durch Leistungen auffiel.
Den Tiefpunkt markierte sein unrühmlicher Rauswurf beim KFC Uerdingen, wo er sich mit Verantwortlichen überwarf und seine Rolle als Vorbild verspielt hatte. Die einstige Mär vom Straßenfußballer, der es bis ganz nach oben geschafft hatte, endet(e) auf unschöne Art und Weise im Niemandsland des Amateurfußballs.
Heute erinnert man sich an Großkreutz vor allem als eine tragische Figur des deutschen Fußballs: jemand, der das Herz am rechten Fleck hatte, aber zu oft den Kopf ausschaltete. Seine Karriere ist ein Lehrstück darüber, wie Talent und Leidenschaft allein nicht reichen – und wie schnell man vom gefeierten Publikumsliebling zur Karikatur seiner selbst werden kann.
Peinlich ist dabei weniger sein Scheitern, sondern die Selbstinszenierung im Dauerclinch mit der Realität. Kevin Großkreutz ist im Rückblich in erster Linie ein Mahnmal für verpasste Chancen – und ein Beweis dafür, dass Authentizität ohne Reflexion nicht bewundert, sondern belächelt wird.
„…… das eher einem Boulevardstück als einem würdevollen Abgang eines Weltmeisters gleicht.“
Interessant. In welcher Disziplin ist der Herr denn Weltmeister geworden? Fußball ja wohl nicht.