Von Wasserflaschen und Jihadisten

In Sachen Selbstdarstellung ist er ein Profi. Immer wieder setzt sich der FDP-Politiker Tobias Huch medienwirksam in Szene. Auch die Ruhrbarone schrieben schon über ihn. Zuletzt berichtete die Bild-Zeitung über Huch. Er hatte Spenden gesammelt und Trinkwasser in den Nordirak gebracht. Nun fällt Huch allerdings mit Aussagen auf, die im Widerspruch zu seinem Einsatz stehen.

Zugegeben, die Meldung war schon beeindruckend. „Er will helfen, hat 20 000 Flaschen Trinkwasser im Gepäck. 1 Mio Flaschen – Zielmarke seines Gemeinschaftsprojekts mit dem im Krisengebiet lebenden Gastronom Gunter Völker. 250 000 hat er schon zusammen.“ So berichtete die Bild über seine Aktion. Klar, Huch grinst mal wieder aus der Yellow Press, aber das ändert ja nichts an seinem Engagement für die durch den IS von Völkermord bedrohten Jesiden beziehungsweise Kurden.

Da sollte man meinen, dass es gerade n i c h t in seinem Interesse ist, diejenigen, die die IS-Mörder bejubeln und es ihnen gleichtun wollen, abzuschieben. Konkret geht es um den Kemptener Islamisten Erhan A. Der Spiegel zitiert den bayerischen TalkshowInnenminister Joachim Hermann:

„Jemand, der in aller Öffentlichkeit die Gräueltaten der Terrormiliz„Islamischer Staat“ gutheißt, das Köpfen von Journalisten rechtfertigt und nicht davor zurückschreckt, seine eigene Familie zu töten, wenn sie sich nicht an die islamischen Gesetze hält, hat bei uns nichts zu suchen“.

Wo denn dann? In seinem Herkunftsland Türkei, von wo aus er problemlos nach Syrien und in den Irak gelangen kann, um auf Jesiden-Jagd zu gehen? Tobias Huch jedenfalls kommentiert öffentlich auf Facebook:

Es ist ein Schritt in die richtige Richtung“.

Und zwar aus Gründen:

Es sind Gäste, die unser Gastrecht Miss brauchen. Sie verbreiten Hass und Hetze gegen unsere Demokratie. Daher ist es normal, dass wir diese Gäste rauswerfen“.

Klar, voll normal. Sollen sich doch die anderen, in dem Fall: die Kurden mit denen rumschlagen. Gemäß dieser Argumentation ist es offenbar okay, wenn Leute Jihadisten sind – nur bitte nicht hier. Das ist widersprüchlich, mal ganz abgesehen davon haben Abschiebungen in freien Gesellschaften nichts zu suchen. Sie sind martialische Mittel autoritärer Staaten und zementieren Rassismus und Nationalismus. Das spiegelt sich auch in Huchs Formulierung von Ausländern als unsere „Gäste“ wider. Und überhaupt: Würden alle Staaten dieser Welt „ihre“ Islamisten rausschmeißen und sie gen Kriegsgebiet schicken, müsste Huch sicher noch ein paar Wasserflaschen draufpacken. Oder einfach etwas warten bis sie plötzlich wieder auf der Matte stehen, denn der „Islamische Staat“ ist ja gerade auf Welt-Tournee. Der, soviel ist sicher, würde sich über die Überweisung neuer „Fachkräfte“ freuen.

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Gerd
Gerd
10 Jahre zuvor

Krude Sichtweise. Warum sollen wir ausländischen Extremisten quasi Zuflucht gewähren? Damit sie mit der Verbreitung ihrer Ideologie von Hass und Gewalt hier gegen unsere freie Gesellschaft arbeiten können?

Malik
Malik
10 Jahre zuvor

Naja die frage ist ja schon was es bringt ihn in die türkei abzuschieben. Der Junge ist da zwar geboren aber seine Heimat ist Deutschland. Auch wenn er, nach dem Interview zu beurteilen, total bekloppt und durch ist, bringt es nix wenn Deutschland die verantwortung abgibt und dann auch noch an die Türkei… Wer sich mit dem Konflikt auseinandersetzt weiss das es ein leichtes wird das der Typ dann seinen Traum wahr machen kann und ein paar leute für seinen vermeintlich existierenden Gott umbringen kann.
Unabhängig davon ist die Türkei wohl kaum der richtige Ort um kritisches denken gegenüber Religion zu entwickeln.
Sollen se dem Typen halt unter beobachtung stellen der ist eh so was von geoutet und wird seinens lebens nicht mehr froh hier…
Man muss ja auch einfach mal realistisch bleiben und sagen das Deutschland keine Gefahr läuft islamisiert zu werden, dann gibt es hier halt 4000!? Salafisten, IS-Freunde etc. na und!? Dennen wird auch irgendwann auffallen das es das Paradies so nicht gibt.
Auf der Gegenseite stehen dann auch immer noch 80.mio. Deutsche die ja bekannter Maßen durchaus in der Lage sind mit ihnen unliebsamen Menschen mal ebend kurzen Prozeß zu machen. Sollte die NPD und Co. also recht behalten und in 20-30!? jahren ist Deutschland ein islamischer Staat darf vorher jeder nochmal ans Gewehr. (ziemlich zynisch ich weiss)

Was ich sagen will ist, dass Deutschland als Krisengewinner in der Lage sein muss mit solchen Spinnern umzugehen, immerhin toleriert man auch Nazis und VS. Und was soll mit den „deutschen/arischen“ (also die welche scheinbar deutscher als deutsche mit migrationshintergrund sind) IS-Sympatisanten gemacht werden die nicht abgeschoben werden können!?

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

Zitat: „….mal ganz abgesehen davon haben Abschiebungen in freien Gesellschaften nichts zu suchen.“

1. Das ist Unfug! Jedes Land dieser Erde behält sich vor, unerwünschte oder die Sicherheit des Landes bedrohende Personen auszuweisen oder abzuschieben – davon wird auch öfter Gebrauch gemacht. Selbst ein Flüchtling darf Laut Art. 32 der Genfer Flüchtlingskonvention aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ausgewiesen werden.
2.Davon abgesehen ist es allerdings auch absurd, einen Islamisten, der die IS-Schlächter bejubelt, in die Türkei abzuschieben, von wo er problemlos nach Syrien oder in den Irak weiterreisen kann, um dort seine mörderischen Gesinnungsgenossen zu unterstützen. Hier in Deutschland könnte er mehr unter Beobachtung und Kontrolle gehalten werden.

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Ich würde mich in einem fremden Land mit deutscher Staatsangehörigkeit auch als Gast bezeichnen. Dies gilt insbesondere dann, wenn ich die Möglichkeit habe, die dortige Staatsangehörigkeit zu bekommen, dies aber nicht möchte. Anzumerken ist, dass ich von mehrfachen Staatsangehörigkeiten nichts halte. Für mich ist die Zugehörigkeit zu einem Staat eine Entscheidung, die man eindeutig treffen kann.

Wenn es offensichtlich ist, dass eine Person nichts mit der Werteordnung des Landes gemeinsam hat, in dem er lebt, stellt sich auch die Frage, warum er dort lebt und warum die Wertegemeinschaft dies aushalten soll. Dies gilt insbesondere dann, wenn Menschen gegen diese Gemeinschaft Hetzen und Gewalt etc. unterstützen.

Aktuell haben wir eher das Problem, dass Staatsanwaltschaften und Justiz bei Berücksichtigung der Meinungsfreiheit etc. keine Möglichkeit finden, gegen Hetze vorzugehen.

Die Türkei ist NATO-Mitglied, beliebtes Urlaubsland, hat ein enormes Wirtschaftswachstum etc. Was spricht dagegen einen Staatsbürger in dieses Land abzuschieben?

@2: Wenige Menschen mit Jeep und MGs haben es geschafft, ganze Landstriche zu erobern. Wenn ganze Städte vor ein paar Menschen mit einem unvorstellbaren Gewaltpotenzial fliehen, stellt sich natürlich auch die Frage, wie so etwas möglich ist und warum man sich nicht verteidigt.
In vielen Städten haben Gangs das Sagen. Pure Gewalt ist immer noch ein Argument, dem sich die meisten Menschen unterordnen.

Björn Wilmsmann
10 Jahre zuvor

Jemand, der in ein anderes Land kommt, ist erstmal natürlich ein Gast. Was denn sonst? So ist die aktuelle rechtliche Lage in allen Ländern der Erde. Ich fänd’s auch besser, wenn Grenzen offener wären und Menschen sich einfach dort niederlassen könnten, wo es ihnen gefällt. Das ist nur leider in der Praxis nicht so einfach. Bevor man Grenzen öffnet, muss man zuerst dafür sorgen, dass es den Menschen in ihrer jeweiligen Heimat gut geht. Wenn das gegeben ist, kann jeder dahin gehen, wo es ihn hinzieht oder darüber diskutieren zu müssen, ob er nun Gast ist oder Bleiberecht oder was auch immer hat. In Europa hat das bisher eigentlich ganz gut geklappt.

Dass jemand aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen aus dem Nahen Osten flieht, kann ich nachvollziehen und finde ich völlig legitim. Dass er dann aber anfängt, hier die gleiche Ideologie zu verbreiten, die ursächlich für die Misere in seiner Heimat ist, finde ich nicht nur befremdlich, sondern schlichtweg bescheuert.

Wie soll man denn sonst mit solchen Leuten umgehen anstatt geltendes Recht anzuwenden? Weg sperren und Schlüssel weg werfen? Wie in Guantanamo?

Natürlich wäre es besser, man könnte diese Leute hierzulande davon überzeugen, dass das irgendwie ziemlicher Unsinn ist, den sie da im Namen des Propheten verbreiten. Bisher hat dazu aber glaube ich noch niemand ein Patentrezept gefunden. Und Lösung des eigentlichen Problems liegt auch wiederum nicht hierzulande, sondern im Nahen Osten selbst.

Das soll nun nicht heißen, dass sich Deutschland raus halten soll. Ganz im Gegenteil. Durch Waffenlieferungen, Bündnispolitik etc. ist Deutschland ganz entscheidend mitverantwortlich dafür, dass dort eine Lösung gefunden wird. Diese Lösung kann aber nicht heißen „Wir behalten einfach einen Teil der Bekloppten hier, damit sie besser verteilt sind und im Nahen Osten nicht mehr so viel Unheil anrichten können.“

Martin Maulwurf
Martin Maulwurf
10 Jahre zuvor

Ein Liberaler setzt sich für Flüchtlinge, für Israel und gegen Islamisten ein, die eine Mörderbande unterstützen und ihn für sein Engagement mit dem Tod bedrohen. Letzteres ist kein Problem. Aber die Flüchtlingshilfe ist eine unerträgliche Provokation für Linke, die ein Monopol auf Asylfragen beanspruchen.

„No border no nation“ muss das Motto sein. Andere Meinungen sind Nationalismus und Rassismus. Warum? Gründe braucht Niewendick nicht, denn er hat Phrasen, die wir alle schon hundertmal gehört haben:

„mal ganz abgesehen davon haben Abschiebungen in freien Gesellschaften nichts zu suchen. Sie sind martialische Mittel autoritärer Staaten und zementieren Rassismus und Nationalismus. Das spiegelt sich auch in Huchs Formulierung von Ausländern als unsere „Gäste“ wider. “

Diese Worthülsen mit der Tiefe von „Kindermörder Israel“ liebt Niewendick, denn sie schützen ihn vor der Wirklichkeit. Die Liberalen sind allesamt böse Rassisten und Nationalisten. Die Flüchtlinge müssen vor ihnen geschützt werden. Die Welt ist schwarzweiß.
Was hat Martin Niewendick jemals für Flüchtlinge getan? Das weiss kein Mensch. Er war vielleicht auf ein paar Demos und hat Parolen gebrüllt. Geholfen hat das niemandem außer Niwendicks Gewissen.

Soll er doch bitte, bitte eine Woche Schreibpause machen und sich eine Auszeit nehmen in einem Wohnheim mit tschetschenischen und koptischen Flüchtlingen. Oder ein paar Tage in einem kubanischen Knast sitzen und sich im antiautoritären Sozialismus vom autoritären Nazideutschland erholen. Wir alle würden von seiner lachhaften Anti-Huch-Kampagne verschont.

Sebastian Bartoschek
Admin
10 Jahre zuvor

Als Ruhrbarone-Autor distanziere ich mich von der polemischen Herabsetzung von Herrn Huch.
Alles weitere habe ich dem Autor dieses Artikels persönlich mitgeteilt.

John Dean
John Dean
10 Jahre zuvor

Was Malik sagt.

Im Übrigen finde ich den Artikel ziemlich dünn. Ich hatte als Leser die Erwartung, z.B. etwas über über die Wasserflaschen-Aktion zu erfahren.

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