Warum die Trennung von Ole Werner und Werder Bremen ein Fehler ist – für beide Seiten

Am Stadion in Bremen. Foto: Robin Patzwaldt

Es ist offiziell: Werder Bremen und Trainer Ole Werner gehen ab sofort getrennte Wege. Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen mag – schließlich blieb der ganz große sportliche Sprung nach dem Aufstieg 2022 aus.

Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich: Diese Trennung ist ein Fehler. Für den Klub. Für den Trainer. Und möglicherweise für die mittelfristige Entwicklung beider Parteien.

Werder Bremen hat in den letzten Jahren vor allem eines gebraucht: Stabilität. Nach dem bitteren Abstieg 2021 und dem mühsamen Wiederaufstieg schien mit Ole Werner endlich ein Trainer gefunden, der zum Verein passte – fachlich wie menschlich. Er verstand es, eine Mannschaft mit überschaubarem Budget konkurrenzfähig zu machen, ließ mit mutigem, aber pragmatischem Fußball spielen und gab jungen Spielern eine Bühne. Kurz: Werner verkörperte genau jene hanseatische Bodenständigkeit, die Werder einst groß gemacht hat.

Trotz personeller Rückschläge, wie dem Abgang von Top-Stürmer Niclas Füllkrug im Sommer 2023 in Richtung Dortmund und/oder begrenzter Handlungsmöglichkeiten auf dem Transfermarkt, hielt Werner den Klub weitgehend souverän in der Bundesliga, ließ zuletzt sogar kurzfristige Europapokalträume blühen. Natürlich: Die Rückrunde der vergangenen Saison war enttäuschend, die Entwicklung schien zu stagnieren. Auch hinter den Kulissen schien es zuletzt kräftig zu knirschen. Aber statt in Panik zu verfallen und jetzt die Reißleine zu ziehen, hätte ein langfristiger, gemeinsamer Plan aus neutraler Sicht von außen deutlich mehr Sinn ergeben – vor allem angesichts eines Markts, der aktuell kaum wirklich überzeugende Traineralternativen bereithält.

Auch für Ole Werner selbst ist der Schritt riskant. In Bremen hatte er einen Rückhalt, wie ihn nicht viele Trainer in vergleichbaren Situationen genießen. Der Klub war geduldig, das Umfeld weitgehend ruhig. Es ist keineswegs garantiert, dass er in einem neuen Verein ähnliche Bedingungen vorfindet – zumal sein pragmatischer Stil nicht überall auf Gegenliebe stößt. Werder war für Werner ein sicherer Hafen – und umgekehrt. Von sich aus am gestrigen Montag zu verkünden, dass er seinen Vertrag an der Weser nicht über den Sommer 2026 hinaus verlängern werde, kam deshalb unerwartet. Eine sofortige Trennung war direkt danach öffentlich diskutiert worden. Nun wurde sie offiziell verkündet.

Letztlich wirft diese Trennung Fragen auf: Ist im modernen Fußball kein Platz mehr für Kontinuität? Werder galt über Jahre als Vorzeigeklub, in dem die Trainer zu Institutionen wurden. Wird Entwicklung nur noch in Tabellenplätzen gemessen? Werder und Werner hätten gut daran getan, gemeinsam aus der sportlichen Delle zu finden – nicht getrennt.

Manchmal ist der Weg zurück zur Stabilität eben nicht der große Umbruch, sondern das bewusste Festhalten am Bewährten. Gut möglich, dass sie sich in Bremen schon bald die nun unerwartet frühzeitig beendete Konstellation der vergangenen Jahre zurückwünschen….

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Werbung