Arye Sharuz Shalicar: „Am Ende ist die Message: Judenmörder werden mit ihren Taten nicht davonkommen.“

Arye Sharuz Shalicar in Duisburg, Juni 2024 (Foto: Peter Ansmann)
Arye Sharuz Shalicar in Duisburg, Juni 2024 (Foto: Peter Ansmann)

Arye Shalicar war, mit einer kurzen Unterbrechung, nach dem Angriff der islamistischen Terrororganisationen aus Gaza, bis zum letzten Jahr als Reservist einer der Pressesprecher der IDF. Aktuell ist er noch im Reservedienst und geht seiner vorherigen Tätigkeit, als Abteilungsleiter des Bereiches internationale Beziehungen im Büro des israelischen Ministerpräsidenten, nach. Früher war er in dieser Funktion auch als Berater von mehreren israelischen Außenministern, Eli Cohen und Israel Katz tätig.

Der Politologe und Autor („Ein nasser Hund“, „Schalom Habibi“, „Tagebuch aus Cherson“) arbeitet aktuell an einem neuen Buch, das die aktuelle Realität in Israel thematisiert und im Oktober 2025 erscheinen soll.

Mit seinem Podcast Nahost Pulverfass informiert Arye Sharuz seit dem 20. Oktober 2023 deutschsprachige Interessierte über den Krieg gegen die islamistischen Terrororganisationen Hamas, Islamischer Dschihad in Palästina, Hisbollah und die Lage in Israel.

„Am Ende ist die Message, genau wie damals, Judenmörder werden mit ihren Taten nicht davonkommen.“

Ein Grund für den Start seines Podcasts war damals die verzerrte Berichterstattung über die israelische Anti-Terroraktion in Gaza. Das verzerrte Bild des Konflikts  ist auch heuer nach wie vor Realität:

Die Zahlen zu den „zivilen Opfern“ in Gaza, die das „Gesundheitsministerium in Gaza“ – das von der Terrorgruppe Hamas kontrolliert wird – regelmäßig veröffentlich werden unkommentiert übernommen. Die Widersprüche in den Opferzahlen und selbst spätere Korrekturen bleiben in den Medien unerwähnt. In den sozialen Medien werden Horrorbilder aus Gaza gezeigt, die umgekehrte Bildersuche bei Google bringt dann den eigentlichen Ursprung des Bildes zutage: Bilder aus den Zeiten des Bürgerkriegs in Syrien, Fotos die das Grauen des Bürgerkrieges im Sudan zeigen, Bilder aus Marokko, KI-generierte Fotos. Letztere findet man auch auf Ausstellungen in Deutschland, um Stimmung gegen das angegriffene Israel zu machen.

Die Plünderung von Hilfslieferungen durch die Hamas wird hingenommen, der Umstand, dass die Terrorgruppe die Hilfspakete verkauft, um ihren Krieg weiter zu finanzieren, verschwiegen. Der Stopp der Hilfslieferungen aus Israel, weil es unklug ist seine Feinde zu fördern, wird dann als „inhuman“ dargestellt: Dass der Krieg in Gaza einfach beendet werden könnte, indem die islamistischen Terrorgruppen die Waffen strecken und die noch wenigen lebenden Geiseln freilassen, ist kein Thema in den Medien. Die Maßnahmen der IDF zum Schutz der Zivilbevölkerung ist ebenfalls nie Thema.

Die woke „antikolonielae“ Bubble weltweit teilt gerne gegen Israel aus: Wegen „Appartheit“ – die in Israel faktisch nicht existiert. Was man als arabische Israelin kann – Studieren, Leben mit oder ohne Kopftuch, an Wahlen teilnehmen, ist Frauen in Ländern wie Afghanistan oder Iran verwehrt. Wegen Kolonialismus, ohne zu hinterfragen, wieso es dann nur „ein Israel“ gibt, aber dafür etwas über 20 arabische Staaten existieren.

Gegen die internationale Gemeinschaft der „Israelkritiker“ – oder treffender: Antisemiten, argumentiert Arye Sharuz in den sozialen Medien und in seinem Podcast.

Arye Sharuz Shalicar, Mai 2024 (Foto: Peter Ansmann)
Arye Sharuz Shalicar, Mai 2024 (Foto: Peter Ansmann)

Ruhrbarone: Schalom nach Israel! Im November 2023, kurz nach dem Start deines Podcasts „Nahost Pulverfass“ hast du mal die Funktion deines Podcasts hier definiert…

Arye Sharuz: Schalom nach Deutschland! Der Sinn des Podcasts: Auf der Zuschauertribüne gibt es die Hools von der einen Seite und die Hools von der anderen Seite. Ja, so ganz einfach ausgedrückt, aber dass viele Zuschauer, die weder die Hools der einen noch die Hools der anderen Seite sind, sondern einfach nur Lust haben, ein Fußballspiel zu gucken und keine besondere Präferenz haben. Die einfach nur Lust am Fußball haben. 

Ich glaube, da gibt es sehr viele Menschen, die halt nicht wirklich wissen, was hier so wirklich passiert. Teilweise beeinflusst durch Sprüche, Bilder, Videos, leider auch verzerrte Medienberichterstattung und natürlich ganz viel Hetze, wie wir jetzt in letzter Zeit wieder haben. Gerade auch von der Linkspartei, gibt es da einige Fälle.

Ruhrbarone: Du meinst diese Grafik, die du gestern auf Twitter thematisiert hast?

Arye Sharuz: Ja genau, wo auch die Hand zu sehen ist. Also das heißt, das ist eigentlich ein Aufruf an Mord an allen Juden in Israel. Ob sie das versteht oder nicht, weiß ich nicht – aber wenn du etwas veröffentlichst, mit so einer Hand auf der Israel-Landkarte und dann dem Spruch „All United for Free Palastine“ dann heißt es ja mehr oder weniger, dass man alle Juden hier ermorden soll, so wie am 7. Oktober, nur ein bisschen heftiger.

Antisemitischer Beitrag von Ulrike Eifler, Parteivorstand "Die Linke" (Screenshot)
Antisemitischer Beitrag von Ulrike Eifler, Parteivorstand „Die Linke“ (Screenshot)

Ruhrbarone: Weil die Hand hat ein Zeichen ist für damals, für das Massaker in in Ramallah. Wo die beiden jüdischen Jungs von einem Mob gelyncht wurden. (Hintergrund: Die roten Hände)

Arye Sharuz: Absolut. Das ist, das ist die Hand. Genau das wissen halt viele nicht. Da fehlt halt das Wissen und das hat auch etwas mit Dummheit zu tun und in manchen Fällen mit richtigig böser Absicht.

„Das haben wir mit Adolf Eichmann bewiesen, das haben wir bewiesen mit Sinwar und Nasrallah und Ismail Haniyyal und sehr vielen anderen, die schon erledigt wurden und in Zukunft auch den Preis für ihre Taten bezahlen werden.“

Ruhrbarone: Hintergrund dieser Hetze ist der immer noch laufende Militäreinsatz in Gaza, der ja stattfindet, weil die Hamas bisher nicht die Waffen gestreckt hat. Aktuell wird Israel heftig medial attackiert, weil es keine Hilfslieferungen nach Gaza schickt. Die festgehaltenen Geiseln in Gaza sind dabei irgendwie kein Thema. Wieso gibt es diese merkwürdigen Sichtweisen?

Arye Sharuz: Das Ding ist, dass man laut internationalem Völkerrecht, wenn man als Staat angreift, auch auf die humanitäre Situation bei der Gegenseite achtgeben muss. Das Problem ist, dass die humanitäre Situation von der Gegenseite ausgenutzt wird, wie die Hamas das natürlich perfekt macht. Weißt du also, das muss man ihnen lassen, das ist ihre Pokerkarte, weil im Endeffekt sie nicht nur die 59 Geiseln, sondern eigentlich 2.000.000 Palästinenser als Geiseln halten für ihre Machenschaften. Dass man im Westen, statt die Hamas verantwortlich zu machen für die humanitäre Situation in Gaza, dafür Israel verantwortlich macht. Und da sind wir wieder, da schließt sich der Kreis, da sind wir wieder bei Verzerrung, Verdrehung und natürlich absoluten Judenhass. Es ist eine bittere Realität, dass die Hamas Israel angegriffen hat, Geiseln nicht freilässt und dennoch wird Israel verantwortlich macht.

Ruhrbarone: Jetzt hat Gaza auch eine Grenze zu Ägypten und Gaza war früher mal ägyptisches Gebiet. Wieso werden die fehlenden Hilfsgüter aus Ägypten nicht mal thematisiert?

General as-Sisi, auf einem Plakat in Ägypten (Foto: Peter Ansmann)
General as-Sisi, auf einem Plakat in Ägypten (Foto: Peter Ansmann)

Arye Sharuz: Das ist abgestimmt. Die Ägypter haben da komplett abgeschottet und und die israelische Armee hat auch den Grenzübergang dort erobert, um zu verhindern, dass über diesen Grenzübergang Waffen reinkommen. Die Ägypter koordinieren das natürlich mit Israel einerseits, andererseits wollen sie da auch nicht groß Weiterhelfen. Weil sie wissen natürlich, wie die Hamas tickt. Ägypten wird regiert von Sisi. Sisis größte Opposition ist die Muslimbrüderschaft, also der Feind der jetzigen Regierung in Ägypten, und diese Muslimbrüderschaft ist ganz eng mit der Hamas verbunden. Das erklärt das relativ simpel.

Ruhrbarone: Wir haben heute den 11. Mai. Heute vor 65 Jahren wurde der Organisator der Shoah, Adolf Eichmann, durch Israel festgesetzt.  Der Verantwortliche für den bürokratischen Teil des Holocaust. Israel hat damals gezeigt, dass Judenmörder nicht ungeschoren davonkommen. Du hast in einem Gespräch mit den Ruhrbaronen, Anfang November 2023, gesagt, dass Israel die Verantwortlichen für den 7. Oktober 2023 zur Rechenschaft ziehen wird. Ist das auch eine Lehre aus der Shoah und der Jagd nach Eichmann? (Hintergrund: 11. Mai 1960: Der Mossad fasst Adolf Eichmann)

Arye Sharuz: Am Ende ist die Message, genau wie damals, Judenmörder werden mit ihren Taten nicht davonkommen. Seit der Gründung des Staates Israels haben wir uns das geschworen. Das haben wir mit Adolf Eichmann bewiesen, das haben wir bewiesen mit Sinwar und Nasrallah und Ismail Haniyyal und sehr vielen anderen, die schon erledigt wurden und in Zukunft auch den Preis für ihre Taten bezahlen werden.

Ruhrbarone: Jetzt gibt es ja auch in Israel stimmen, die aber sagen, man sollte mit denen verhandeln, mit der Hamas, weil alle Geiseln frei sein sollen…

Arye Sharuz: Prinzipiell wollen alle die Geiseln natürlich frei haben. Also das ist klar. Aber es gibt unterschiedliche Positionen in der Bevölkerung Israels, welchen Preis man bereit ist dafür zu bezahlen und da gibt es halt diejenigen, die sagen, wir wollen die Geiseln raus und und das Kriegsende, das heißt, die Hamas würde dann dort an der Macht bleiben. Und dann gibt es die andere Seite, die sagt, Nein, wir wollen die Geiseln raus, aber nicht zum Preis, dass die Hamas dort überlebt, Wir wollen auch, dass die Hamas in Grund und Boden gestampft wird, weil wir es uns nicht erlauben können, dass wir in der Zukunft – weil sie haben ja angekündigt, dass sie einen weiteren siebenten Oktober hier durchführen wollen – nochmals überfallen werden. Deshalb können wir uns nicht erlauben, dass wir die Hamas dort, als Regierung, überleben lassen. Sowohl als bewaffnete, als auch als zivile Regierung des Gazastreifens.

Ruhrbarone: Die Ermordung der Juden ist ja auch fester Programmpunkt der Hamas-Agenda. (Hintergrund: Nazi-Islamismus und Judenhass: Die Agenda der Hamas) In den Medien geht das komplett unter.

Arye Sharuz: Das ist dieser Tunnelblick, der wird auf Israel gelegt. Also man sucht die Verantwortung und macht Israel Halt im Endeffekt für alles verantwortlich. Im Nebensatz wird halt auch immer die Hamas erwähnt. Weißt du, dadurch, dass der Hauptfokus auf dem jüdischen Staat liegt, verniedlicht man natürlich den palästinensischen Terror und betont das palästinensische Leid. In der Zivilbevölkerung, das ist so ungefähr wie es läuft, und da leisten natürlich die Medien einen ganz, ganz bitteren großen Teil dazu, dass die Wahrnehmung, als würde hier ein böser Staat alles daran setzen, Zivilisten auf der Gegenseite zu bekämpfen, vorherrscht. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, wir tun alles, um unsere Zivilisten zu befreien, aus der Geiselhaft. Und die andere Seite wird von ihrer eigenen Terrorführung in Geiselhaft gehalten, deren Leben mit deren Leben wird gespielt. Sie missbrauchen alles, von Krankenhäusern über Schulen über UN-Einrichtungen, über normale Wohnungen von Menschen. Sie haben den ganzen Gazastreifen in einer Art Festung umgewandelt. Dieses zivile Leid ist natürlich das Resultat der Machenschaften der Hamas-Regierung in Gaza.

Ruhrbarone: Israel ist jetzt im zweiten Jahr im Krieg. Wieso läuft es in Gaza nicht so optimal wie im Libanon, wo durch fast lautlose Aktionen ein Krieg verhindert wurde?

Arye Sharuz: Auch im Libanon, in den Monaten wo wir dort im Einsatz waren, wurde jeden Tag gegen Israel gehetzt, was wir denn  dort im Libanon so anstellen und wie viele Zivilisten wir denn dort treffen würden. Und selbst bei diesem Angriff gegen die Hisbollah-Terroristen mit den Pagern und Walkie Talkies, selbst da gab es Kritik. Dieselben Fratzen, die in Deutschland so getan hätten, als wäre das völkerrechtswidrig und man hätte ja unschuldige Zivilisten mit reingezogen. Im Endeffekt wurde durch diese Aktion ein Krieg verhindert dadurch auch ein großer Verlust an Menschenleben verhindert.

Ruhrbarone: Die letzte Frage. Du hast ja im letzten Podcast gestern die Sächsischen Israel Freunde erwähnt, die jetzt Handwerker suchen für Israel. Was ist der Hintergrund dieser Unterstützung?

Arye Sharuz: Es gibt in Deutschland mehrere stabile Vereine, die wirklich viel seit vielen Jahren unterwegs sind. Auch schon vor dem 7. Oktober um wirklich stabile Brücken zwischen Israel und Deutschland zu bauen. Und da will ich einmal die sächsischen Israel Freunde hervorheben und die Christen an der Seite Israels hervorheben, die in Baden Württemberg ansässig sind.

Die sind hier mit Volontären gewesen und haben im Kibutz Niros tatsächlich Hand angelegt. Haben geholfen, den Kibutz wieder ein Stück weit mit aufzupeppen. Das es wirklich Deutsche gibt, die nicht nur irgendwie reden, sondern ach Israel kommen, das Land kennen, die Menschen kennen und Einsatz zeigen. Freundschaften schließen und aus der Verantwortung der Vergangenheit heraus wirklich positive Brücken bauen möchten, und das machen sie, indem sie. Halt wirklich hier Freundschaften schließen und auch wo es sein muss, zum Beispiel im Falle der Sächsischen Israel Freunde, wenn die Handwerker herschicken, helfen die oft auch Holocaust-Überlebenden mit allen möglichen handwerklichen Arbeiten. Ja, das ist eine schöne Sache.

Weitere Infos: Sächsische Israelfreunde / Christen an der Seite Israels

Podcast Nahost Pulverfass – Kriegsbericht aus Israel

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