Opel-Flächen – Perspektive über 2022 hinaus

Roland_MitschkeDie Schließung der Opel-Werke in Bochum und die Bewältigung der Folgen, stellen eine große Herausforderung dar. Stadtverwaltung, Land und Adam Opel AG haben eine Zusammenarbeit vereinbart. Im Beisein von Opel-Vorstand Ulrich Schumacher und Landeswirtschaftsminister Garret Duin (SPD) hat der Rat der Stadt Bochum die Gründung der Perspektive 2022 GmbH beschlossen. Die von Stadt und Opel getragene Gesellschaft soll 1,2 Millionen Quadratmeter Fläche von ursprünglich 1,7 Millionen Quadratmetern vermarkten. Hierzu ein Gastbeitrag von Roland Mitschke (CDU), Vorsitzender der CDU-Fraktion im Regionalverband Ruhr (RVR) und stellvertretender Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion Bochum.

Wenn eine Stadt Erfahrungen mit dem Strukturwandel hat, ist es die Stadt Bochum. Vom alten Bochumer Dreiklang mit Kohle, Eisen und Schlegel-Bier ist nicht viel geblieben. Der Bergbau hat zwar unzählige Spuren, aber bis auf Knappschaft und Bergbaumuseum keine Spuren hinterlassen. Die Stahlindustrie ist nach einem dramatischen Schrumpfungsprozess mit ihren Resten aktuell wieder in der Diskussion. Bier brauen in Bochum 60 Mann bei Moritz Fiege.

Die Antwort war in den 1960-er Jahren die Ansiedlung von Opel und die Gründung der Ruhr-Universität. Opel beschäftigte in der Blütezeit über 20.000 Mitarbeiter. Heute ist die Universität der größte Arbeitgeber in der Stadt. Auf den Radiobauer Graetz folgte der Handyhersteller Nokia, der 2008 nach Rumänien abwanderte. Ergebnis für Bochum damals: minus 2.000 Arbeitsplätze auf einen Schlag. Jede Veränderung war schmerzhaft – für die betroffenen Arbeitnehmer, für ihre Familien, ja für die ganze Stadt.

Die CDU hat sich am 24. November 2011 als erste getraut, die Wahrheit über Opel öffentlich auszusprechen. Nach dem Prinzip „die Hoffnung stirbt zuletzt“ fand die damalige Initiative noch keine Akzeptanz. Die Fakten waren klar. Den Entscheidungen im fernen Detroit, den wirtschaftlichen Entwicklungen, ja dem Markt hatten Bochum, hatte die Politik nichts entgegen zu setzen. Im Herbst 2012 war es dann amtlich. Ende dieses Jahres läuft die Automobilproduktion aus, die Getriebefertigung ist schon eingestellt – in der Diskussion ist noch die Ersatzteillogistik mit 700 Arbeitsplätzen.

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Zur Erinnerung an Pete Seeger: „We shall overcome“ – Ein Folksong als musikalisches Victory-Zeichen der sechziger Jahre.


Soziale Bewegungen schaffen sich ihr eigenes Liedgut. Das galt für die Arbeiterbewegung ebenso wie für die neuen sozialen Bewegungen der sechziger, siebziger und achtziger Jahre. Vor allem ein Lied der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung schwappte in den sechziger Jahre gemeinsam mit anderen sogenannten Folksongs auch nach Europa herüber: „We shall overcome“. Eng verbunden mit dem civil rights movement, mit Martin Luther King, den Protestmärschen gegen die Rassendiskriminierung und den Vietnamkrieg der Vereinigten Staaten von Amerika. Und mit Pete Seeger. Von unserem Gastautor Horst Delkus.

Wann „We shall overcome“ das erste Mal meine Ohren erreichte, weiß ich nicht mehr. Und ob von Peter Seeger, Joan Baez, Peter, Paul and Mary oder Harry Belafonte gesungen auch nicht. Vielleicht habe ich es sogar – als 13-, 14-jähriger – das erste Mal in meiner (evangelischen) Jugendgruppe am Lagerfeuer gehört.  Keine anderes Lied hat meine frühe Politisierung in den sechziger Jahren  mehr begleitet, als „We shall overcome“. Es war meine Hymne. Auch meine Hymne eines anderen Amerikas.

Das Lied hat einen einfachen Text, eine einfache Melodie, und einfache Botschaften:  Wir werden es schon schaffen. Wir werden in Frieden leben. Schwarz und weiß zusammen. Wir haben keine Angst. Die Wahrheit macht uns frei… Und die suggestiven Wirkungen entfalten sich gerade dann, wenn das Lied nicht von einem Solointerpreten sondern in der Masse gesungen wird. In Deutschland wurde ja generell auf Demos wenig gesungen. Das Singen war uns durch die Nazis vergrault. Eher wurden Parolen skandiert, mit klatschenden Händen oder erhobenen Fäusten: „Hoch die… – „Nieder… – Weg mit…“. Bestenfalls noch lustige Sprüche a´la: „Oma, runter vom Balkon, unterstütz den Vi-etkong!“ Oder: „Bürger, lasst das Gaffen sein, marschiert mit uns und reiht euch ein.“

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Warum das Schwule Netzwerk NRW Kirchenpräsident Jung nicht ehren sollte

Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN Foto: EKHN
Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN Foto: EKHN

Das Schwule Netzwerk NRW ehrt Kirchenpräsident Volker Jung mit der 14. Vergabe der Auszeichnung „Kompassnadel“, warum das falsch ist und warum der Begriff der Ehe ganz grundsätzlich neu definiert werden muss. Von unserem Gastautor Torsten Dirk. 

In Osteuropa, insbesondere Russland mischt der Patriarch der orthodoxen Kirche kräftig mit, wenn es darum geht was das gläubige russisch-orthodoxe Volk von LGTBQs zu denken hat. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Russlands begrüßt das mittlerweile bestens bekannte Gesetz zur Homopropaganda. Mit großer Empörung formiert sich dagegen ausgehend von Berlin, in ganz Deutschland und der westlichen Welt Widerstand in verschiedenen Initiativen wie „Enough ist Enough“. Sie versuchen beinahe Herz zerreißend mit Aktionen wie einem „Kiss in“ vor der russischen Botschaft Flagge zu zeigen, die Regenbogenflagge. Das wird kaum was an den Zuständen in Russland ändern, mag man sich denken, aber dagegen sein kann man auch nicht. Ziel ist es ein anderes Weltbild von Lesben und Schwulen in den Köpfen der Bürger zu verankern als es gemeinhin üblich ist. Ein Bild von einem Lesbenpärchen das sich rührend um ihre Kinder kümmert oder ein Bild von Schwulen, die adoptionswillig sind, ihrer Schwiegermutter einen selbstgebackenen Apfelkuchen zum sonntäglichen Klatsch reichen und vom Erfolg auf dem Job erzählen. Dort werden sie auch gar nicht mehr diskriminiert. Im Unternehmen gibt es einen Anti-Diskriminierungsbeauftragten und es wird häufig über Diversity Management gesprochen. Bürgerlicher, ja spießiger als unser Männer liebendes Paar kann ein junges Glück in Deutschland eigentlich gar nicht leben. Gegen diese Paare ist soweit auch gar nichts Verwerfliches zu sagen. Sie machen es einem auch total schwer, wenn, ja wenn es nicht so schlimm wäre, das genau diese konservative Strömung alle anderen Formen menschlichen Zusammenseins einfach kurzerhand ausgrenzen würde.

Die Ausgrenzung funktioniert über noch weiter abseits stehende Lebensentwürfe, die selbst für den normalen Schwulen schwer nachvollziehbar sind wie z. B. dem Lebensentwurf einer selbstbewussten allein erziehenden transsexuellen Person. Das sind seltene Fälle, deshalb setzt sich der bürgerlich konservative Schwule für sie bestimmt nicht ein, er hat genug damit zu tun seine eigene Normalität stets zu rechtfertigen, um damit genügend gesellschaftliche Akzeptanz zu erlangen. Transsexuelle haben es noch dazu verdammt schwer in einem normalen Job. Ein schwuler verpartnerter Lehrer, monogam lebend mit seinem Freund: Ja das geht durch, ist doch völlig normal, da greift neuerdings sogar das Ehegatten-Splitting.  Bei einem allein erziehenden transsexuellen Lehrer sieht das allerdings schon ganz anders aus. Zur fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz gesellen sich finanzielle Nachteile gegenüber Ehegatten mit Kindern. Hier reißt eine immer weiter um sich greifende Intoleranz, teils hasserfüllt, eine riesige Lücke in die von außen

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Trinkt der Imam von Duisburg Bier?

Tuvia Tenenbom Foto: Gerd Buurmann
Tuvia Tenenbom Foto: Gerd Buurmann

Es gibt einige wichtige Dinge, über die in deutschen Gerichten entschieden wird. Die wichtigste Angelegenheit neben der Auslegung des Rindfleisch­etikettierungs­überwachungs­aufgabenübertragungsgesetz (RflEttÜAÜG) dürfte wohl die Erörterung der Frage sein, ob der Imam von Duisburg Bier trinkt oder nicht. Die letzte Frage wird jetzt jedenfalls am Landgericht Köln verhandelt. Von unserem Gastautor Gerd Buurmann.

Richter: “Lassen Sie mich ausreden.”

Anwalt: “Das stimmt aber nicht.”

Richter: “Lassen Sie mich doch erst mal ausreden.”

Anwalt: “Aber das hat meine Mandantin so nicht gesagt!”

Der Richter schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch und brüllt: “Sie lassen mich jetzt ausreden!”

Anwalt: “Hören sie auf mich anzuschreien!”

Richter: “Hören Sie auf mich zu unterbrechen.”

Anwalt: “Ich will nur ein faires Verfahren.”

Richter: “Das kriegen Sie!”

Der Anwalt zeigt auf Gerd Buurmann: “Was tippt der da in sein Handy?”

Buurmann: “Ich mache mir Notizen.”

Anwalt: “Es ist nicht erlaubt Nachrichten nach draußen zu senden!”

Buurmann: “Die Handyfunktion ist aus. Ich mache mir Notizen. Hier passiert so viel, meine Notizzettel sind schon alle voll!”

Richter: “Die Presse darf mitschreiben!”

Gerd Buurmann hält dem Anwalt sein Smartphone hin: “Das Handy ist aus.”

Der Anwalt ist zufrieden.

***

Was klingt wie ein Dialog, entsprungen der Phantasie eines Autors irgendeiner Gerichtsshow auf RTL oder Sat1, hat sich tatsächlich so am 22. Januar 2014 High Noon im Raum 222 des Landgericht Kölns zugetragen. Es war eine hochemotionale Verhandlung, an deren Ende sich der Richter sogar beim Anwalt für seinen Ton entschuldigte, obwohl, meiner bescheidenen und fachunkundigen Beurteilung nach, das Verhalten des Anwalts als recht ungebührlich bezeichnet werden kann. Was brachte die Stimmung in diesem Saal so zum Kochen? Worum ging es? Machen wir es kurz: Es ging im Großen und Ganzen um Juden, Moslems und Bier. Da liegen die deutschen Nerven schon mal blank.

Angestoßen wurde die ganze Verhandlung von Gitti Schwantes, die den Suhrkamp Verlag verklagt hat, weil sie die Darstellung ihrer Person im 18. Kapitel des Buchs “Allein unter Deutschen” von Tuvia Tenenbom als Schmähung empfindet.

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Landesentwicklungsplan: Grün-roter „Kuhhandel“ zu Lasten Dortmunds? Warum Dortmund einen überregional bedeutsamen Flughafen benötigt

Ulrich Monegel
Ulrich Monegel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Dortmund.

Am 13. Februar 2014 wird sich der Rat der Stadt Dortmund mit der Fragestellung beschäftigen, inwieweit der Dortmunder Flughafen in der Fortschreibung des sogenannten Landesentwicklungsplanes (LEP) lediglich als regional bedeutsam  oder aber als landesweit bedeutsam eingestuft werden soll. Verbunden mit dieser Frage ist vor allem, ob Dortmund und sein Flughafen auch weiterhin eigene Entscheidungen über die wirtschaftliche und technische Weiterentwicklung treffen dürfen oder ob dieser in Zukunft „fremdbestimmt“ sich zu unternehmerischen Entscheidungen mit anderen Flughäfen – somit Wettbewerbern – abstimmen muss. Ein Gastbeitrag  von Ulrich Monegel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Dortmund.

Der Landesentwicklungsplan (LEP) legt die mittel- und langfristigen strategischen Ziele zur räumlichen Entwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen fest. Die Fortschreibung des neuen Landesentwicklungsplans ist nötig, da sich seit dem 1995 gültigen Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen (LEP NRW 95) neue Herausforderungen hinsichtlich der Schwerpunktthemen der Landesplanung herauskristallisiert haben. Wirtschaftliches Wachstum und die siedlungsräumliche Entwicklung sollen nicht mehr vorrangig durch Ausweisung neuer Flächen erfolgen, vielmehr durch die Stärkung bestehender Standortqualitäten.

Umso erstaunlicher vor dem Hintergrund beabsichtigter Stärkung von Standortqualitäten, dass der Entwurf zum neuen LEP erstmalig Unterscheidungen zwischen landes- und regional bedeutsamen Flughäfen vornimmt. Während die Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Münster/Osnabrück von der rot-grünen Landesregierung als „landesbedeutsam“ bewertet werden, wird der Flughafen Dortmund im Entwurf des LEP als lediglich „regionalbedeutsam“ eingestuft.

Nicht wenige Beobachter im politischen Raum vermuten dahinter einen „Kuhhandel“ von SPD und Grünen auf verschiedenen politischen Ebenen. Was ist gemeint? Der 2009 durch das Oberverwaltungsgericht wegen vermeintlicher Planungsfehler verhängte Baustopp für das Steinkohlekraftwerk „Datteln IV“ soll gemäß gemeinsamer Beschlussfassung der rot-grünen Landesregierung vom Dezember 2013 aufgehoben werden. Mehr als erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Grünen „Datteln IV“ jahrelang erbittert bekämpft haben. Mit dem Einlenken der Grünen beim Kraftwerksneubau einher geht allerdings die Erwartung an den SPD-Koalitionspartner, dass dieser „Kurs hält“ u.a. in der Frage der Herabstufung des Dortmunder Flughafens. Keine abwegige Überlegung, wenn man bedenkt, dass die beiden ehemaligen Dortmunder Grünen-Ratsvertreter Daniela Schneckenburger und Mario Krüger – seit jeher kompromisslose Flughafengegner – nunmehr als Landtagsabgeordnete in Düsseldorf grüne Politik durchsetzen wollen. Ergebnis: Verträge zu Lasten Dritter, aktuell zu Lasten Dortmunds!

Die angesprochene Klassifizierung des Dortmunder Flughafens ist aus Sicht der Dortmunder CDU höchst fragwürdig und bei näherer Betrachtung nicht nachvollziehbar. Der Blick auf die Entwicklung der Fluggastzahlen ergibt jedenfalls ein völlig anderes Bild. Während die Passagierzahlen in Münster / Osnabrück seit Jahren sinken, kontinuierlich weiter abnehmen und sich im Zeitraum von 2007 bis 2013 nahezu halbiert haben (von ca.1,6 Mio auf noch gut 800.000 Fluggäste), entwickeln sich die Passagierzahlen am Dortmunder Flughafen deutlich positiv und tendieren wieder in Richtung 2 Millionen. Völlig unberücksichtigt lässt der Vorschlag, die „Startbahn Ruhrgebiet“ in ihrer Bedeutung mit Paderborn und Weeze gleichzusetzen und Dortmund hinter den sich im Sinkflug befindlichen Flughafen Münster / Osnabrück einzureihen, dass Dortmund über das mit Abstand größte Einzugsgebiet aller vorgenannten vier Flughäfen verfügt.

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Messe Essen: Stellungskriege des Misstrauens

Messe-Essen-LogoEssens Bürgerbegehren gegen den Ausbau der Messe ist ein Symptom für den Vertrauensverlust gegenüber den Eliten in Wirtschaft und Politik. Von unserem Gastautor Thomas Hüser.

Aus der Perspektive von so genannten „kleinen Geistern“ ist alles auf der Welt zu groß: Da kann eine kleine Messe schnell zu große Hallen haben. Und 123 Millionen sind ein riesiger Haufen Geld. Schier erschlagen von soviel Größe rotteten sich die vermeintlich „Kleinen“ gegen die ach so „Großkopferten“ zusammen: Schluss mit dem Wahnsinn: Geld für Kitas, also für die „Kleinen“, müsse her. Die „Großen“ hätten ja schon genug davon.

Essen, einstmals stolze Ruhrmetropole mit starken Unternehmen wie RWE, Thyssenkrupp oder Ruhrgas, steckte „Zwergenaufstände“ früher lässig weg: Das Aalto wurde gebaut, die Philharmonie renoviert, das größte Rathaus hatte man ohnehin. Aber nun wanken die Riesen: Stellenkürzungen, Compliance-Skandale, Zukunftsängste. Die Konzerne machen die Schotten dicht, kämpfen selbst ums Überleben. Die Größe des Rathauses wird vom städtischen Schuldenberg längst in den Schatten gestellt. An Essens Bürgern nagt der Zweifel.

Die Kulturhauptstadt im Jahr 2010 war der große Beweis des Zusammenhalts aus Bürgern, Wirtschaft und pragmatischer Politik. Der große Beitz spendierte das großartige Folkwang, die Bürger, „der kleine Mann“ ging auf die Straße und demonstrierte seine Heimatliebe auf der sonst staugeplagten Autobahn 40. Heute, keine vier Jahre später, sind die Bilder blass geworden. Die Stadt hat sich verkämpft in banalen Protestabstimmungen gegen preußische Straßennamen oder zu große Messehallen. Die populistischen Bürgerkämpfe in der „Hauptstadt der direkten Demokratie“ (WAZ)  sind Stellungskriege des Misstrauens. Kleinmut wächst aus Unsicherheit.

Die Großen in Politik und Wirtschaft bieten keine klaren Perspektiven mehr in einer sich verändernden, globalisierten Welt. Warum sollen wir dann unsere pittoreske Gruga verkleinern und neue, größere Messehallen bauen? Essen ist zur Metropole des Kleinmuts geworden. Die Jubelschreie über den Segen der direkten Demokratie werden schnell verklingen, wenn die Menschen feststellen, dass ihr Widerstand gegen scheinbar große Veränderungen nur kleine Wirkung zeigen wird. Die Prosperität wird leiden, die Investitionsbereitschaft ebenso. Wer investiert schon in einer Stadt, die aus jeder kleinen Veränderung ein Fanal für direkte Demokratie machen möchte? Die Bürger wehren und begehren nicht wirklich. Sie misstrauen. Den Eliten in der Stadt und den Unternehmen. Es gibt nur einen Weg: Die „Großen“ müssen wieder das Vertrauen der „Kleinen“ gewinnen. Diese müssen Vertrauen in Veränderung erzeugen. Eine kraftvolle Vision für Essens Zukunft entwickeln. Für Ideen werben und Veränderungen möglich machen. Sonst wird der Wandel weiter stocken und misslingen. Es wird höchste Zeit für Essens Eliten, die Begehren der Bürger rechtzeitig zu erkennen, bevor diese ein weiteres Mal zum kollektiven Misstrauensvotum aufrufen.

Der Autor ist Unternehmer und Mitglied des Rates für Wirtschaft und Soziales im Bistum Essen

Hochschulzukunftsgesetz-NRW: „Wandel von Kultur zur bevormundenden Unkultur“

Klaus Kaiser, MdL, CDU
Klaus Kaiser, MdL, CDU

Zunächst kann man gelassen sein: Auch in zehn oder zwanzig oder in hundert Jahren wird es Wissenschaft und Forschung geben. Selbstverständlich auch in Nordrhein-Westfalen. Die menschliche Neugier und das Bedürfnis nach Wahrheit lassen sich nicht unterdrücken. Von unserem Gastautor  Klaus Kaiser.

Doch im Augenblick haben es Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen schwer. Sie müssen leiden. Sie werden angegriffen durch eine Ministerin, die mit ihrem staatsgläubigen Kaderdenken die Freiheit von Wissenschaft und Forschung gefährdet.

Der vorgelegte Entwurf zum Hochschulzukunftsgesetz ist Ausdruck dieses Denkens: Kader kennen grundsätzlich die Wahrheit und wollen ihre Wahrheit durchdrücken. Und so handelt auch Ministerin Schulze: Aus ideologischen Gründen will sie ihre Kader-Denke den Hochschulen aufdrücken.

Was in einem Gesetz nur indirekt zum Ausdruck kommt, wird an anderer Stelle umso deutlicher: In einem von ihr persönlich verfassten Artikel in der Sonderbeilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 30.10.2012 fordert Wissenschaftsministerin Svenja Schulze mit Nachdruck „einen Kulturwandel in Wissenschaft und Forschung“.

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Armutseinwanderung: Eine schäbige Debatte

Horst Seehofer
Horst Seehofer

Nicht nur die Union, sondern auch die SPD traut sich die Integration armer Einwanderer und die Vermittlung einer weltoffenen Einstellung nicht zu. Es fehlt eine politische Kraft, die aktiv für eine liberale Einwanderungspolitik wirbt. Von unserer Gastautorin Sabine Beppler-Spahl.

Zeigt sich in der Debatte über Armutseinwanderung ein Kulturbruch, bei der die eine Seite populistisch, platt argumentiert, die andere liberal und weltoffen? Horst Seehofer hält fest an seinem Motto, „Wer betrügt, fliegt“ während SPD-Chef Sigmar Gabriel davor warnt, die Einwanderungsproblematik mit „Wahlkampfparolen“ lösen zu wollen.

Ganz so einfach ist es nicht. Denn Gabriel ist leider kein überzeugender Verfechter einer liberalen Einwanderungspolitik. Statt offensiv und mit guten Argumenten für die längst überfällige Grenzöffnung zu streiten, macht die „GroKo“, mit ausdrücklicher Zustimmung der SPD, die Armutseinwanderung zur Chefsache. Ein „Staatssekretär-Ausschuss“ soll Maßnahmen gegen „Sozialbetrug“ prüfen (Bild Zeitung). [1] Bedarf es bei so viel Aktionismus einer CSU, um Angst vor ärmeren Einwanderern zu verbreiten? Da hilft es wenig, wenn einzelne Wirtschaftsvertreter mit harten Fakten auf den Beitrag hinweisen, den Rumänen und Bulgaren bereits leisten und weiterhin leisten werden.
Wer die Debatten der letzten Tage verfolgt hat, muss fast zwangsläufig den Eindruck gewinnen, unser Land werde in der nächsten Zeit von armen Menschen überschwemmt. Tatsächlich werden die meisten Bundesbürger kaum etwas von der Grenzöffnung spüren (wir sprechen übrigens, nur zur Erinnerung, von Ländern die zusammen nicht mehr als 29 Millionen Einwohner haben). Gewiss, in einigen Vierteln weniger Städte sind technische Probleme zu lösen, wie z.B. die Müllentsorgung oder die Gesundheitsversorgung für die Ärmsten der

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Urteil: Nazi Timo E. muss einen Aufsatz über die „Protokolle der Weisen von Zion“ schreiben

Gericht Dortmund Foto: Tbachner Lizenz: GNU
Gericht Dortmund Foto: Tbachner Lizenz: GNU

Gestern im Amtsgericht Dortmund ein Nazi-Prozess statt. Im Westen nichts Neues, könnte man denken, aber der Grund der Anklage war schon etwas Besonderes. Von unserer Gastautorin Hannah Bruns.

Und zwar hatte Timo E., Bruder des berühmt berüchtigten Daniel E., der eine Zeit lang Langendreer mit seinen Nazi-Kumpanen unsicher machte, ein Mädchen mit „Antifa- und Judenschlampe“ beleidigt, bevor er ihr Fenster mit Eiern bewarf.

Die Familie E. war fast komplett im Gericht anwesend: Die Eltern, der angeklagte Timo E. und der Schwager Martin P., der mit der E-Schwester, dafür sorgt, dass der Nazi-Clan nicht ausstirbt. Im letzten Jahr verzog die Familie nach Dortmund, zu bekannt wurden ihre Straftaten und das Verhalten in der Alten Bahnhofstraße im Viertel. Zu gestärkt ging das Viertel aus der großen Antifa Demo 2011 heraus.

Für die Staatsanwaltschaft in Dortmund war das Grund genug, den gerade erwachsen gewordenen Timo E. anzuklagen. Wohl auch, weil es noch weitere Anklagepunkte und ein vermehrtes Interesse daran gibt, Jungnazis vor weiteren Straftaten abzuschrecken.

Also wurden die zwei damals anwesenden Menschen vorgeladen, um auszusagen, was denn damals in Langendreer so passiert sei.

Die erste Zeugin kam auch gleich ins Kreuzverhör und sollte berichten, wer denn ihre Anwältin sei und ob ihr bekannt sei, dass diese Anwältin Mitglied der roten Hilfe ist. Natürlich war das eine Neuigkeit für alle Beteiligten und so bezogen sich alle weitere Fragen vor allem auf die Glaubwürdigkeit der Zeugin, was nicht nur der Zeugin selbst, sondern auch dem Richter, sowie der Staatsanwältin ziemlich auf die Nerven ging.

Schließlich entschloss sich der Richter, der Sache ein Ende zu machen und wollte auch den 2. Zeugen nicht mehr anhören.

Timo E. wurde dazu verurteilt, einen drei Seiten langen Aufsatz über die „Protokolle der Weisen von Zion“ zu schreiben – einer antisemitischen Hetzschrift, aus dem frühen 20. Jahrhundert. Eine Aufgabe, die seinem antisemitischen Weltbild ja eigentlich zusagen dürfte, wäre da nicht, tja, wäre da nicht der Zusatz des Richter, dass ihm der Aufsatz auch gefallen muss. Ansonsten muss Timo E. für einen Monat in Jugendarrest. Ein Urteil, das wohl typisch für den Recht sprechenden Richter, aber nicht unbedingt typisch für Nazi-Urteile im Ruhrgebiet ist.

Bald steht der nächste Prozess beim gleichen Richter an und man darf gespannt sein, was er sich diesmal einfallen lässt, um die Geschichtsvergessenheit der nationalen Jugend zu bekämpfen.

Schenkt mehr Socken!

Letztens saß ich vor einem dieser wunderbar schnurrigen Morgenmagazine mit der verträglich-friedlichen Schonkaffee-Atmosphäre, die ich immer schaue, wenn ich mal wieder meinen Tagesablauf verloren habe. Diesen Magazinen verdanke ich mein Weltwissen über Körbeflechten,  Altersdepression, Bratenzubereitung, Basteln mit Wolle und Gebärmutterhalskrebs. Von unserer Gastautorin Anne Winterhager.

Vorgetragen wird alles von einem samtweichen Moderator im fliederfarbenen V-Ausschnitt-Pullover. Der V-Ausschnitt wollte irgendwann unbedingt in die Medien und fragt sich seitdem, was das bitte mit therapeutischem Basteln und Osteoporose zu tun hat. Zuschauereinbeziehung ist wichtig. Zum Beispiel bei Abstimmungen: Müssen sie bald sterben? Ja/ Nein. Haben sie einen Weihnachtsbaum? Ja/ Nein.  Im Moment ist das Thema Weihnachten sowieso ganz groß, was die Frage nach dem Sterben glücklicherweise für ein paar Wochen in den Hintergrund stellt.  Neben der Klärung, ob Weihnachtsplätzchen nun doch gesund sind, geht es jetzt auch wieder um das große Schenker-Herz der Deutschen. Was schenkt man seinen Liebsten? Jedes Jahr unglaublich wichtig und unglaublich beruhigend, weil es so egal ist.

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