In der Juniausgabe des Straßenmagazins spricht Dortmunds Stadtschreiber Alexander Estis über die Kraft kurzer Prosa, Sylvia Wagner über den Kampf deutscher Heimkinder für Gerechtigkeit, Guy Dermosessian über seinen Raum für Bochums außereuropäische und diasporische Community und Graffiti-Pionier Mason über seine Bilder auf S-Bahnen und in Galerien.
Der neue Dortmunder Stadtschreiber Alexander Estis wurde 1986 in eine jüdische Künstlerfamilie in Moskau geboren, kam mit zehn Jahren nach Hamburg, studierte später dort und lebt heute in der Schweiz. Er ist ein Meister der kurzen Form ‑ und damit praktisch ein Unikat im Literaturbetrieb.
Als früheres Heimkind erkämpft Sylvia Wagner sich ihren Platz in der Gesellschaft. Als Pharmazeutin weist sie systematische Medikamentenstudien in deutschen Kinderheimen bis in die 1970er Jahre nach. Mit dem faktenbasierten Roman „heimgesperrt“ verbindet sie ihre Arbeit mit den Emotionen der Betroffenen.
Dass Fußball manchmal sehr schräge Geschichten schreibt, das musste am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23 nicht nur Borussia Dortmund auf die harte Tour erleben. Der BVB verzockte in den finalen 90 Minuten der Spielzeit den von vielen insgeheim wohl schon für sicher geglaubten Titel gegen den FC Bayern München durch ein enttäuschendes 2:2 gegen den FSV Mainz 05.
Am 15. Juni 1983 wird Olaf Ballnus 21 Jahre alt. Wie es der Zufall so will, spielt David Bowie an diesem Tag live in Bochumer Ruhr-Stadion an der Castroper Straße. Da sich dieser Termin nun zum 40. Mal jährt, haben sich die Macher der Trinkhalle (Herner Str. 8, 44787 Bochum) beschlossen daraus eine Ausstellung zu machen, die am 3. Juni eröffnet wird. Film und Foto haben den gebürtigen Bochumer schon immer interessiert. Zusammen mit Kassierer-Sänger
Zu danken ist unserer Gastautorin Diana Zulfoghari für ihren Beitrag zum Gedenken an die Bücherverbrennungen und Irmgard Keun.
Vor 90 Jahren brannten Bücher, allerdings war der 10. Mai 1933 regnerisch. Wo man die Bücher schon am Tag zu Scheiterhaufen gestapelt hatte, wollten sie abends nicht brennen. In Berlin griff die SA zu Spiritus, schließlich sollten 70.000 Besucher dem Spektakel beiwohnen, das auch live im gleichgeschalteten Rundfunk übertragen wurde. Fotografen waren bestellt, als Höhepunkt würde Goebbels sprechen:
„Das Zeitalter eines überspitzten jüdischen Intellektualismus ist zu Ende gegangen, und die deutsche Revolution hat dem deutschen Wesen wieder die Gasse freigemacht. Diese Revolution kam nicht von oben, sie ist von unten hervorgebrochen. Sie ist deshalb im besten Sinne des Wortes der Vollzug des Volkswillens.“
Nichts durfte man dem Zufall überlassen, beim spontanen Volkszorn.
Bochum und Dortmund haben sich angestrengt, gleich zwei Mal Bücher verbrannt!
Niclas Thiede kehrt erneut an die Castroper Straße zurück. Der 24-jährige Torhüter, bereits in der Saison 2008/09 und von 2015 bis 2018 für die Blau-Weißen aktiv, wechselt ablösefrei vom Drittligisten SC Verl zum VfL und hat ein Arbeitspapier unterschrieben, das bis zum 30.06.2027 datiert ist. Nach der Station beim SC Freiburg ist der gebürtige Hagener nunmehr seit zwei Spielzeiten in Folge Stammkeeper in Verl.
Im Jahr 1991 spielte der Bochumer Schauspieler Uwe Fellensiek in ›Manta Manta‹ den Discothekenbesitzer Helmut. Den grünen Anzug, den er in dieser Rolle trug, versteigert er nun für einen guten Zweck. Der Erlös geht an die Organisation „It’s for Kids“, die sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzen.
Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH hat das Lizenzierungsverfahren für die Saison 2023/24 abgeschlossen und den Vereinen ihre Entscheidung mitgeteilt.
Der VfL Bochum 1848 erhält die Lizenz für die kommende Saison in den Bereichen Sport, Recht, Personell/Administrativ, Stadion, Nachhaltigkeit, VBL und Finanzen ohne Bedingungen und in sieben von acht Kategorien auch ohne Auflagen.
Die Ausnahme hierbei bildet das Bundesligaszenario im Bereich Sport, wo für das Talentwerk, das Nachwuchsleistungszentrum des VfL, eine Vollzeitstelle hinsichtlich der pädagogischen Betreuung nachgewiesen werden muss. Für ein Zweitligaszenario wäre der Ist-Zustand in puncto pädagogischer Betreuung im Talentwerk bereits erfüllt.
Der VfL Bochum 1848 wird zur kommenden Saison Felix Passlack unter Vertrag nehmen. Der gebürtige Bottroper unterzeichnet einen Kontrakt, der bis zum 30.06.2025 Gültigkeit hat. Für den 24-Jährigen, der ablösefrei von Borussia Dortmund an die Castroper Straße wechselt, ist es die dritte deutsche Station im Profifußball. Beim BVB absolvierte Passlack bislang in 54 Pflichtspiele, darunter 33-mal in der Bundesliga und zehnmal in der Champions League. Hinzu kommen je zwei Einsätze für die TSG Hoffenheim in der Bundesliga und in der Europa League.
Die Ruhrgebietsvertreter VfL Bochum und Schalke 04 gehörten am vergangenen Wochenende beide zu den großen Verlieren des 26. Spieltags der Saison 2022/23 in der Fußball-Bundesliga. Die Bochumer unterlagen im heimischen Ruhrstadion dem VfB Stuttgart mit 2:3, während die Schalker beim 0:2 in Hoffenheim den Kürzeren zogen. Nach Abschluss des Spieltages rangiert der VfL in der Tabelle nun auf Platz 15, also noch immer knapp über dem Strich, der die Abstiegsränge markiert, während die Gelsenkirchener wieder die Rote Laterne des Tabellenletzten mit sich herumschleppen müssen.
Eigentlich müsste die Stimmung im Umfeld der Klubs in Gelsenkirchen dementsprechend schlecht sein, während man an der Castroper Straße in Bochum, nur wenige Kilometer weiter, noch vergleichsweise entspannt in Richtung Zukunft blicken könnte. Eigentlich wohlgemerkt, denn in der Realität ist es erstaunlicher Weise genau umgekehrt!
Dass Juden wie die Nazis seien, der jüdische Staat wie Hitlers Reich und Palästinenser die Juden von heute, dieser Aussage stimmt jeder dritte Bundesbürger zu, jeder Vierte geht in sich, dann kreuzt er „weiß nicht“ an. Die Bochumer „Initiative Religionsfrei im Revier“ weiß es wohl, sie setzt diesen Klassiker des Judenhasses leinwandgroß in Szene und erklärt, man müsse sich endlich von „Bevormundung“ befreien. Kommt einem bekannt vor, diese Art von „Befreiung“, ist das Dieter Kunzelmann? Ruangrupa? Oder gleich Lisa Eckhart.
Einige Zeit war es amüsant: Die Bochumer „Initiative Religionsfrei im Revier“ hatte entdeckt, dass ausgerechnet „Das Leben des Brian“,Monty Pythons Filmkomödie aus dem Jahr 1979, auf dem Feiertagsindex der FSK steht, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Was in der Tat slapstickreif ist: Die britische Parodie auf das Leben Jesu – zugleich eine auf die Post-68er Linke – wird in theologischen Kreisen hochverehrt, und falls der Film tatsächlich religiöse Gefühle verletzt, sind es solche, die entstehen, wenn man sich selber beim Lachen erwischt. Seit inzwischen zehn Jahren wird „Brian“ am Karfreitag – einem von vier stillen Feiertagen in NRW, an denen besondere Einschränkungen gelten – in Bochum aufgeführt, slapstickreif also auch, dass die, die sich für religionsfrei halten, Jahr für Jahr am kirchlichen Feiertag ins Kino wallen wie das frömmste Mütterchen in seine Kirche, nur um sich pflichtschuldig „Brian“ reinzuziehen. Als stellten sie – „Folgt der Sandale!“ – den Monty Python-Klassiker nach, jetzt allerdings ohne Witz: Das Lachen ist kein spontanes mehr, kein freies, weil ungewolltes, es ist ein gesolltes Lachen. Verordnet wie eine Feiertagsverordnung, die „Initiative Religionsfrei im Revier“ hantiert mit Monty Pythons Film auf dieselbe Weise, wie die FSK es tut, beide geben sie vor, wie man „Brian“ zu verstehen habe, beide legen sie das Werk in ein politisches Geschirr, beide verzwecken sie Kunst.
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