Die Kurz-Show geht weiter

Bild: Screenshot

Die Österreicherinnen und Österreicher wollen eine Fortsetzung der Sebastian-Kurz-Show. Bei den Nationalratswahlen am Sonntag fuhr die Partei massive Stimmgewinne ein und liegt mit 37 Prozent 15 Prozentpunkte vor den demolierten Sozialdemokraten. ÖVP-Obmann Kurz hat jetzt drei Koalitionsvarianten.

Das Skandalfeuerwerk, in dem die erste Rechtsregierung unter Sebastian Kurz (ÖVP) unterging, scheint dem konservativen Strahlemann nichts anhaben zu können.

In einem bemerkenswert inhaltslosen Wahlkampf genügte es offenbar, die Devise auszugeben: „Österreich braucht seinen Kanzler“ und die Massen strömten ihm zu.

Schwer abgeschlagen die Sozialdemokraten. Mit 21,7 Prozent erreichte sie das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die bisher stolze SPÖ muss sich damit abfinden, zumindest in dieser Legislaturperiode die Bedeutungslosigkeit der SPD erreich zu haben.

Sie ist das eigentliche Opfer dieser Wahl, die ihr eigentlich mit dem Ibiza-Skandal optimale Voraussetzungen hätte schaffen müssen.

Allein, bis die Neo-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner Tritt fassen konnte, dauerte es. Die Sozialdemokratie konnte praktisch keine Inhalte setzen.

Ihre Slogans wie Zusammenhalt und „Menschlichkeit siegt“ passten auch besser zu einer konservativen Partei und dürften Sympathisanten kaum mobilisiert haben.

Die Grünen segelten mit FFF als Rückenwind mit 14 Prozent wieder in den Nationalrat. Das beste Ergebnis ihrer Geschichte.

Bemerkenswert stark nach der Skandalserie um Ibiza und offenbar sehr üppige Spesen für den ehemaligen Obmann Heinz-Christian Strache die rechtsradikale FPÖ. Die frühere Juniorpartnerin der ÖVP verlor nur zehn Prozentpunkte und bekam immerhin noch 16 Prozent der Stimmen.

Womit sich eine Neuauflage der Rechtskoalition ÖVP-FPÖ wieder ausgehen würde.

Das würde zu den Ankündigungen von Kurz passen, eine Rechtsregierung führen zu wollen. Freilich sträuben sich die dezimierten Rechtsradikalen im Moment noch und liebäugeln nach den Verlusten mit der Opposition.

Gleichzeitig dient sich zart SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda Kurz an. Man werde sich Gesprächen nicht verschließen, hieß es in einer ersten Reaktion am Wahltag.

Grünen-Chef Werner Kogler zeigte sich erfreut und gleichzeitig zurückhaltend. Um für Klimaschutz und Armutsbekämpfung tätig zu sein und gegen Korruption müssten die Grünen nicht in die Regierung, meinte er.

Gleichzeitig kristallisiert sich bei Journalisten Schwarz-Grün als beliebteste Variante heraus.

So oder so, Kurz ist in einer bequemen Ausgangssituation. Eine Koalition gegen ihn ist praktisch unmöglich.

Er hingegen kann zwischen drei Optionen wählen. Angesichts der Inhaltsleere des Wahlkampfs kann er – allenfalls mit minimalen Abstrichen – jede Variante als Erfolg verkaufen.

Wieder Kanzler werden zu wollen – Kurz war im Mai vom Parlament das Misstrauen ausgesprochen worden, seitdem regiert eine Übergangsregierung unter Kanzlerin Brigitte Bierlein – war seine einzig wirklich konkrete Ankündigung.

Ansonsten versprach er allen alles – wenngleich die Richtung eher in Richtung Sozialabbau geht, was mit SPÖ oder Grünen schwerer werden dürfte.

Einzig mit den NEOS reicht es nicht für eine Mehrheit – wenngleich diese mit knapp 7,5 Prozent das beste Ergebnis einer liberalen Partei bisher in Österreich einführen.

Mit Verhandlungspartnern auf Augenhöhe hat Kurz es nicht zu tun.

Die Kurz-Show wird auf absehbare Zeit weitergehen.

Stoppen kann sie allein Kurz selbst. Dass immer alle Skandale an ihm abprallen, ist kein Naturgesetz.

Auch nicht, dass er nach Belieben Koalitionen aufkündigen und als Sieger aus der nächsten Wahl hervorgehen kann.

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Gerd
Gerd
4 Jahre zuvor

Wer anderen eine Grube gräbt!

Jetzt muss die neue Regierung nur noch einen Sonderermittler zur Untersuchung der Wahlmanipulation durch das Ibiza Video einsetzen und die Ironie wäre perfekt.

Helmut Junge
4 Jahre zuvor

"Allein, bis die Neo-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner Tritt fassen konnte, dauerte es. "..
Neo-Vorsitzende?
Ich dachte dise Frau Wagner ist genau die SPÖ-Vorsitzende, die Kurz zusammen mit der FPÖ abgewählt hatte, um danach diese FPÖ zur großen Gefahr zu erklären.
Aus meiner Sicht unfähig bis zum "Geht nicht mehr".

Gerhard Otto
Gerhard Otto
4 Jahre zuvor

<strong>Die Kurz-Show geht weiter</strong>

Leider, leider, leider verstorben … – Torberg, Qualtinger, Grünmandl, Danzer, Deix & Co.

Benedikt Labert
Benedikt Labert
4 Jahre zuvor

Da in Österreich auch die Neos antreten, ist es unglücklich von einer Neo-Vorsitzenden zu sprechen, die der SPÖ zugehört. Meiner Meinung nach jedenfalls 😉

Helmut Junge
4 Jahre zuvor

Etwas verwirrend, da die NEOs in Österreich eine Partei sind, der diese Frau nicht angehört.
Du meinst aber wohl "Neu"-Vorsitzende?

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