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Enteignungen: „Gegen den Staat“


Geht es nach dem Willen immer mehr Menschen werden bald die großen Wohnungsbauunternehmen enteignet. Millionen Wohnungen werden dann den Besitzer wechseln. Von privaten Unternehmen gehen sie dann, sollte es jemals rechtskräftig zu Enteignungen kommen, was bezweifelt werden darf, in den Besitz von staatlichen Unternehmen über. Damit sind sie der Willkür der Politik ausgeliefert. In Dortmund kann die städtische Wohnungsbaugesellschaft DoGeWo21 ihre Gewinne investieren, um neue Wohnungen zu bauen oder alte zu renovieren, ihr Nachbarunternehmen VBW in Bochum baute in den vergangenen Jahren mehr Eigentums- als Sozialwohnungen und entlastet mit ihren Gewinnen den städtischen Haushalt.

Wie Städte, die Länder oder der Bund mit ihrem Eigentum umgehen, entscheiden sie selbst. Für die Mieter staatlicher Wohnungen wird also vieles von der jeweils aktuellen Haushaltslage abhängen. Investiert wird, wenn Geld da ist.

Sicher, die Mieten werden nicht mehr so stark steigen, weil Mieterhöhungen unpopulär sind. Aber ob Politiker bereit sein werden, die staatlichen Immobilien aus Steuermitteln zu renovieren darf mit gutem Gründen bezweifelt werden.

Und diese guten Grüne kann man fast überall sehen. Weder Städte, Länder oder der Bund gehen mit ihren Immobilien gut um. Bröselbrücken, heruntergekommene Schulen, kaputte Straßen, das marode Schienennetz der Bahn – Investitionen in den Bestand sind bei Politikern nicht beliebt. Wird etwas neu gebaut, können sie sich mit einem Foto vom Richtfest als Macher feiern lassen. Wird das Geld dafür ausgegeben, eine Schultoilette zu sanieren, kommt einfach nur ein unglamouröser Fliesenleger vorbei. Langweilig.

Und die Fähigkeiten staatlicher Planer? BER und Gorch Fock zeigen, dass sie nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte sind.

Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies bei Wohnimmobilien anders sein wird.

Und auch die Unternehmen selbst werden die Phantasie der Parteien und ihrer Politiker wecken. Weit über 1000 „Volkseigene Betriebe“ sind im Besitz der Städte des Ruhrgebiets. Sie sich hochproduktiv – zumindest was die Schaffung von mehr oder weniger gut bezahlten Aufsichtsratsmandaten betrifft. Auch die Jobs in ihren Verwaltungen sind für Politiker eine begehrte Handelsware, um Parteifreunde zu versorgen. Wer viel Zeit hat kann sich ja mal durch den VEB-Atlas-Ruhr klicken, den ich 2015 für Correctiv erstellt habe. Ganz aktuell ist er mittlerweile nicht mehr, aber grundsätzlich ist alles beim Alten geblieben.

Sicher, nach Enteignungen würde wohnen preiswerter werden – weil sich eines ändern wird: Finanzielles Kapital wird an Bedeutung verlieren, soziales Kapital an Bedeutung gewinnen. Wer eine Wohnung sucht wird gut daran tun, das richtige Parteibuch zu haben oder die richtigen Kontakte.

Es wird also mehr Filz geben und die Alteingesessenen werden bessere Chancen haben, bei Wohnungen zum Zuge zu kommen. Wer neu in der Stadt ist, wird oft nicht die guten Kontakte haben auf die es dann ankommt.

Enteignungen werden nicht zu einem neuen Mieterparadies führen. Mehr Neubauten, vor allem Sozialwohnungen gerne von Genossenschaften statt von privaten oder städtischen Unternehmen, sind der einzige Weg das Wohnungsproblem in Griff zu bekommen. Die Milliarden die an Entschädigung nach der Enteignung der Wohnungsunternehmen fällig werden würden, wären so wesentlich besser investiert. Sie für die Ominpotenzphantasien populistischer Politiker auszugeben ist Unfug.

Also: Sei doch mal „Gegen den Staat“

 

 

 

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thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Der größte Fehler staatlicher Politik war, dass sie sich sauteuren und nicht dem Gemeinwohl verpflichteten Beratungsfirmen ausgeliefert hat. Ohne die Ernst&Young und die anderen kapitalistischen Beratungsgeier und deren Lautsprecher in den Medien, die übel Stimmung bei jedem vermeintlichen oder wirklichen staatlichen Fehler gemacht haben und noch machen,sähe es in diesem Land besser aus. Und zwar auf allen Ebenen. BER hat nicht nur die Politik versaut, dass waren die Beratungsfirmen und natürlich die ausführenden Firmen. Die Politik hat doch nur gemacht, was ihnen von vermeintlich kompetenten Beratern eingesagt worden ist. Das war beim KT GT, beimLWL und in Bethel so, wo ich es tw. hautnah mitbekommen haben. Die Zeche aber für diese Beratungsorgien und deren katastrophalen Folgen zahlt immer der Steuerzahler.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Fehler und falsche Entscheidungen gibt es immer. Der Wettbewerb unter Firmen zwingt zur Leistung zum Optimieren.

Dass der Staat nur dem Gemeinwohl dient,ist nicht plausibel.
Jeder hat Interessdn, jeder Abteilungsleiter will Macht etc.

Innovation und Optimierung sehe ich nur im Wettbewerb. Die Post hat das Anschrauben einer Telefondose als staatliche Akt betrachtet, der nur durch Beamte durchgeführt werden konnte. Heute macht das Oma Erna selber.

Die Postleistungen werden heute durch schnelle Mitarbeiter erledigt. Früher war die Geschwindigkeit der Briefträger deutlich langsamer…..

Fairer Wettbewerb hilt, der Staat muss kontrollieren. Berater sind doch im Wesentlichen dafür da, interne Strukturen aufzubrechen. Der Prophet im eigene n Land zählt doch nicht. Das gilt auch für die Privatwirtschaft.

Machen ist wie wollen, nur krasser.

Irgendwie musste ich auch wieder an die Usa Abenteuer der Landesbanken denken.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Btw: Wenn externe Berater beraten, müssen sie auch kontrolliert werden bzw die Ergebnisse müssen angenommen werden.
Hier liegt doch das Problem. Oft gibt es auch nur noch ein Oligopol , so dass kein Wettbewerb existiert.nehmen wir den Militärbedarf.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften sind vor ihrer Privatisierung keineswegs durch schlecht gepflegte Wohnungsbestände aufgefallen, dafür aber heute dir privatisierten. Sie waren auch nicht ihrgendeiner politischen Willkür ausgeliefert, sonderm dem Willen der Stadtparlamente, die im Gegensatz zum Vonovia Vorstand abgewählt werden können. Es gäbe die aktuelle Diskussion um Enteignung nämlich nicht, wenn sich private Vermieter, ob ihm kleinen wie im großen, nicht so verhalten würden, wie sie sich zu Zeit verhalten.

Fakt ist, dass die Notlage am Wohnungsmarkt von vielen von ihnen in jeder Weise schamlos ausgenutzt wird. Über den Mietspiegel profitieren dann auch noch alle anderen Wohnungseigentümer davon. Noch irrer ist es aber, das sich auf einmal die Täter als Opfer gerieren, wenn ihnen plötzlich ein anderer Wind entgegenschlägt. Wenn die Mieter nicht mehr bettelnd Schlange stehen, sondern die Praxis auf dem Wohnungsmarkt als das anprangern was sie zu Zeit in vielen Städten ist: systematische Abzocke auf Kosten der Allgemeinheit.

Die Journalisten die jetzt pauschal gegen die Enteignung anschreiben, anstatt sich mit der Praxis der Wohnungsgiganten und ihren vielen kleine Nachahmern zu beschäftigen, sollten sich nicht wundern, dass man sie in Zukunft als die bezeichnet wird, die sie in diesem Fall objektiv sind: Lobbyisten einer raffgierigen Eigentümergruppe, die die Gunst der Stunde rücksichtlos ausnutzt. Da bin ich doch lieber ein paar mehr oder weniger vertrauenswürdigen Politikerinnen und Politiker ausgelieftert, denen ich auch persönlich in ihrer Sprechstunde auf die Pelle rücken kann.

Helmut Junge
Helmut Junge
5 Jahre zuvor

Danke Arnold (4) für diesen Kommentar. Ich hatt auch eine solche Ahnung, aber kein Hintergrundwissen, weil ich auch keine —wohnung suche. Aber mindestens 100 freie Wohnungen in meiner Umgebeung, in die niemand einziehen mag, geben mir zu denken.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

@#4 Arnold Voss: Stefan hat die Dortmunder DoGeWo erwähnt, die vor vielen Jahren die Skandalimmobilie Hannibal in Dortmund-Dorstfeld durch Kauf vor dem Verfall durch Insolvenz des früheren Eigners rettete und in den Konzern einbaute. Dieselbe damals äußerst sozial agierende DoGeWo kapitulierte dann vor einigen Jahren vor dem Kosten- und Sanierungsdruck und veräußerte den Hannibal mit 450 (?) Mietern wieder, diesmal an eine windige, aber lautstark auftretende Holding inkl. Tochterfirmen, die sich deutschlandweit auf marode Großobjekte spezialisiert hat. Die zahlte recht viel für einen Sanierungsfall, versprach Bestandsschutz und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen als Bedingung für den Kauf – nichts davon ist heute übrig, weil das Windei "Intown" sich nicht an sozialpolitische Spielregeln hält und die Politik sich nicht an Marktkapital und -regeln halten will. Alle Mieter sind raus, der Koloss steht leer und verrottet, weil man aus Geldgier den falschen Käufer wählte.

Glaubst Du ernsthaft, dass man heute einem Politiker in seiner Sprechstunde dafür auf die Füße treten könnte oder dass die SPD dadurch Stimmen verliert????

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Helmut Junge #5

Nichts zu danken Helmut. Natürlich gibt es in Strukturwandelprozessen auch Leerstände. Aber leere Wohnung z.B. im Ruhrgebiet nützen nichts auf dem Wohnungsmarkt in Berlin, München oder Leipzig. Da macht dir jeder Wohnungsbesitzer mehr oder weniger höflich klar, wer du als Mieter zu Zeit bist: ein bettelndes Nichts.

Da darfst du dankbar sein, wenn sie bei Neuvermietungen oder bei Mietspiegelanpassung nicht bis ans Limit gehen. Wenn du befreundete Vermieter darauf hinweißt, dass die Zinsen noch genauso niedrig sind, wie beim Kauf ihrer Immobilien und sie nichts an der Wohnung getan haben, dann erntest du, wenn es gut geht, nur ein müdes Lächeln. Die Menschen werden nun mal nicht besser, wenn der "Markt" ihnen erlaubt, dich auszuplündern.

Und jetzt können sie das eben auch mit der Wohnung. Das macht die Menschen zunehmend wütend, denn sie müssen die Miete erarbeiten, während sie der Vermieter leistungslos erhöht. Und wenn du umziehst, bzw. eine Wohnung haben willst, dann musst du dich heutzutage finanziell bis zur Unterhose ausziehen, um überhaupt in die nähere Wahl zu kommen. Es sei denn du hast Beziehungen.

In Berlin verdoppelt sich der Immobilien Umsatz fast jedes Jahr einmal. In Anbetracht des insgesamt viel zu geringen Neubaus bedeutet das ökonomisch übersetzt, dass der Umsatz schlicht durch mehfrachen Weiterverkauf, d.h. durch Spekulation entsteht. Ich kenne Mieter derer Vermieter in den letzten Jahren 5 Mal gewechselt hat. Du weißt du irgendwann nicht mehr mal genau, wer gerade dein Hausbesitzer ist.

Wer in diesem Zusammenhang von neuem und für den Mieter bedrohlichen öffentlichen Wohnungsbesitz schwadroniert, der durch eine mögliche Enteignung entsteht , hat schlicht keine Ahnung, was zu Zeit auf dem Wohnungsmarkt abgeht, oder will sie nicht haben. Oder er/sie ist leitender Journalist/in und froh, dass sein/ihr Gehalt dafür sorgt, dass er/sie wohnungsmäßig unter seines/ihres gleichen bleiben kann.

Das CDU und FDP da ins gleiche Horn blasen, kann ich aus derer ideologischen Verblendung noch nachvollziehen. Dass das aber Menschen machen, die ansonsten noch bei Verstand sind und nicht über Wohnungsbesitz verfügen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Es sein denn, sie sind bezahlte oder sonst wie abhängige Lobbyisten. Aber dann sollten sie das auch zugeben.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Mir bleibt es ein Rätsel, was eine Enteignhng konkret bewirken soll.
Die Politik und jede Stadt als zuständige Einheit haben genügend Möglichkeiten, den Wohnungsmarkt zu beeinflussen.
Es wird immer attraktive Gegenden geben, die einfach die Nachfrage über den Preis regeln.
Es gibt doch jetzt schon kaum einen Markt, der so reguliert ist, wie der Wohnungsmarkt.

Harald Böhm
Harald Böhm
5 Jahre zuvor

So lange sich eine für den Eigentümer/Aktionär ausreichend hohe Rendite dadurch erwirtschaften lässt, in dem man den Wohnraum zum knappen und entsprechend teurem Gut macht, sich das Luxussanieren mehr lohnt als der teure Neubau, so lange wird sich an der Situation nichts ändern.

Sollte die öffentliche Hand wieder verstärkt in den Neubau bezahlbaren Wohnraums investieren, höre ich jetzt schon das Wehklagen der privaten Immobilienwirtschaft, die ihre Gewinnerwartungen bedroht sieht. Es könnte ja dazu führen, dass, Gott bewahre, die Höhe der Mieten sinkt: Man wird dann von kalter Enteignung sprechen.

Immerhin hat das Schwingen mit der Enteignungskeule eine intensivere öffentliche Diskussion in größerem Umfang in Gang gesetzt.

Den Initiatoren der Berliner Initiative "Deutsche Wohnen und Co enteignen" wünsche ich jedenfalls viel Erfolg bei ihrem Vorhaben.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Wird aktuell nicht extrem in Immobilien investiert, weil dank der Niedrigzinsen Alternativen fehlen und der dt. Immobilienmarkt international als unterbewertet gilt?

Wieso sollten Kapitalisten den Wohnungsmarkt verknappen?
Die Politik muss handeln:
– hässliche Wohntürme in Citynähe
– leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Was hätte der Rhein Ruhr Express die Mobilität fördern können
– Bessere Steuerung der Möglichkeiten, Mieten bei Modernisierung zu erhöhen
– niedrigere Wohnstandards, um Kosten zu senken. Subventionen wären der falsche Weg, boom towns mit billigen Service Kräften zu versorgen. Günstige Kosten müssen ein Standortvorteil sein.
– Pseudo Hotelbetriebe verhindern/besteuern.

Enteignung ist Klassenkampf aus der Mottenkiste

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Ke

Das ist ein ziemlich dummer Spruch. Zu Zeit werden nämlich viele Mieter enteignet, in dem ihnen, obwohl sich nichts an ihren Wohnungen ändert, immer mehr Miete abgenommen wird. Das bedeutet de fakto ein Einkommensreduktion ohne Gegenleistung. Das gleich gilt, wenn die Wohnung modernisiert wird, der Mieter das durch die höhere Miete bezahlt, die dann aber weiter zahlen muss, obwohl für den Vermieter keine weitere Kosten mehr entstehen.

Das nenne ich Ausbeutung durch Wohnungsbesitz. Du finanzierst dem Vermieter das Haus plus Wertsteigerung und wirst dabei immer ärmer, während er/sie dich über den Tisch zieht, weil es der "Markt" erlaubt. Glücklicherweise gibt es noch Hausbesitzer die versuchen in dieser Situation fair zu bleiben. Aber es werden immer weniger. Die Möglichkeit leistungsloser Gewinnaneignung ist nun mal sehr verführerisch. Erst recht wenn sie auch noch legal ist.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Harald Böhm # 11

Genau so ist es. Vonovia u.a. hatten eine Menge Geld und wäre nicht im Traum darauf gekommen, das alles in den Neubau zu stecken. Stattdessen kaufte man klammen und/oder dummen öffentlichen und quasi gemeinnnützigen Wohnungsbesitzern massenhaft Wohnungen ab, um aus diesen mehr Geld herauszupressen.

Es ist ein Mähr, dass das private Kapital generell am Neubau interessiert ist. So lange sich der Bestand viel leichter und vor allem viel schneller zur Gewinnmaximierung eignet geschieht genau das Gegenteil. Wer diese Gewinnmaximierung nicht einschränkt, wird keinen ausreichender Neubau erreichen, egal wieviel freie Grundstücke es gibt. Es sei denn, der Staat nimmt selbst Geld in die Hand oder unterstützt massiv bestehende und neu zu gründende Genossenschaften.

Deswegen ist die ernsthafte Enteignungsandrohung sehr wohl ein Mittel, den Neubau zu fördern. Allerdings nur in der Kombination mit ausreichendem Bauland und einer vorschriftsbezogenen Verbilligung des Bauens selbst. Da haben die Kriiker der Enteignung natürlich recht. Aber das eine schließt eben das andere nicht aus, bzw. ergänzt sich beides sehr gut. Und genau das passt den privaten Großeigentümern natürlich überhaupt nicht.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Klaus Lohmann # 6

In Dortmund kann man nantürlich nichts ändern, wenn man einem SPD-Mann auf die Pelle rückt, es sei denn du überzeugst Ulrich Sierau persönlich. 🙂

Ansonsten gilt, dass natürlich auch öffentliche und gemeinnützige Wohnungsbesitzer schwere Fehler begehen. Dummheit und Arroganz können dabei sehr wohl auch parteibuchbedingt sein. Aber das ist bei genügend lokalem Engagement und Druck politisch änderbar.

Der öffentliche Besitzung an Wohnungen ist keine Garantie für Fehlerlosigkeit, aber er ist eine Garantie, dass diese Wohnungen nicht als Ausbeutungsmittel missbraucht werden. Der innerstädtische Wohnungsmarkt ist bei boomenden Städten nämlich gar keiner. Er ist vielmehr ein räumliches Angebotsmonopol, das dem Besitzer Mietpreise erlaubt die unter wirklichen Marktbedingungen nicht erzielbar wären.

Das kann eine Kommune zulassen oder nicht. Das ist die politische Entscheidung die hinter der Enteignungsfrage steht, bzw. die Frage beantwortet, ob ein Kommune ihren vorhandenen innerstädtischen Wohn- und Grundbesitz verkaufen, respektive privatisieren soll.

In Deutschland gibt es dazu noch die alternative der Verpachtung, sprich der Privatisierung auf Zeit. Sie wurde aber von den meisten Kommunen nie ernsthaft in Betracht bezogen, obwohl sie das Mittel der Wahl gewesen wäre, ein private Markt- und Investitionsdynamik zu erzeugen, ohne die Kontrolle über die innerstädtische Entwicklung ganz zu verlieren.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Mieterhöhungen sind gesetzlich klar geregelt Hier kann die Politik natürlich eingreifen. Bei der Modernisierung ist das passiert und muss evtl weiter angepasst werden.

Modernisierte Häuser haben natürlich auch für das Stadtbild Vorteile. Viertel mit Mietstopp gibt es weltweit, so etwas will man nicht. Wohnen wie in der ddr war auch nichts, und in meiner Familie wohnten viele in Siedlungswohnungen, die auch in den 70er keine ausreichende Instandhaltung genossen haben.

Eine Wohnung ist auch eine Investition, sie sollte auch eine Rendite erwirtschaften, damit man Investitionen fördert. Dass es Inflation gibt, ist auch bekannt.

Ferner gehe ich davon aus, dass wir von Kaltmieten sprechen und nicht die absurden Steigerungen der Nebenkosten berücksichtigen.

Was hilft, ist Flexibilität und Wettbewerb, hier hat die Politik genügend Möglichkeiten auf allen Ebenen.

Eine weitere mögliche Entlastung besteht auch darin, unberechtigt hier lebende Menschen zur Ausreise zu bewegen, d.h. Gesetze durchzusetzen. Die höhere Bevölkerung sorgt auch für mehr Nachfrage….

Gentrifizierung will man nicht, Renovierung will man nicht, neue Wohnungen will man nicht, …
Einfach mal handeln, aber Enteignungen bringen nichts und sind eine Nebelkerze.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@ Arnold Voss Schön aufgedröselt. Allerdings scheint mittlerweile dieses großstädtische Mieteraussaugen auch in Klein-und Mittelstädte zum Alltag zu werden , wie ich letzthin bereits mehrfach in Printmedien las.
@ Harald Böhm "Haus und Grund" und die FDP v.a.
ke#2 Der Gedanke, dass das längere Warten auf den Briefträger auch mit der Veränderung, sprich v.a. der Vergrößerung der Zustellbezirke zu tun haben könnte, kommt ihnen nicht? Hermes kommt bei uns immer erst nach 17 Uhr. Da finde ich dann auch schon mal eine Benachrichtigung vor, dass ich nicht da war, obwohl wir zu Hause waren. Daraufhin bat ich darum, doch in Zukunft, Pakete in der Papiertonne abzulegen. Wäre einmal beinahe schief gegangen, da stand nämlich unsere Tonne voll bis oben hin zur Abholung an der Straße.
Bei der Bank bestellte Valuta bekommt man jedenfalls hier nicht mehr vor Ort, sondern von einem Privatunternehmen zugestellt. Nicht am nächsten Tag wie angesagt, sondern drei Tage später formlos in einem Umschlag vor die Haustür gestellt. Da ist mir die angeblich lahme und langsame Post allemal lieber.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

@#13 Arnold Voss: "… obwohl für den Vermieter keine weitere Kosten mehr entstehen"
Mit Verlaub – gepflegter Irrglaube. Selbstverständlich hat ein Vermieter bei Modernisierungsmaßnahmen auch Geldkosten ala Zinsen als längerfristige Belastung – zumindest mir geht es so, wenn ich neue Bäder oder Fenster oder Heizungen für meine Mieter benötige. Vielleicht wäre es sinnvoll, so langsam mal "den Vermieter" im Sinne der Diskussion sehr viel differenzierter zu benennen, als es diese altlinke Sprücheklopperei tut, und es mal standardmäßig mit "privaten Wohnungsbaugesellschaften" zu probieren. Dann reden wir evt. über die gleichen Protagonisten am Markt.

Und zu #14: Solange die Kommunen auf ihren vielen (Brach-)Flächen sitzenbleiben und sie nur noch als Grundbucheinträge für Kassa-Kredite nutzen, bleibt vielen Wohnungsbaugesellschaften ja nicht viel an Spielraum, außer eben den Bestand dort zu erweitern, wo das möglich ist, oder halt Luxussanierungen.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ KLaus Lohmann # 18

In einem von mir und 3 weiteren Kollegen verfassten Buch zur Innenstadtentwicklung gibt es ein ganzes Kapitel über verschieden Typern von Vermietern/Immobilienbesitzer. Aber hier geht es um eine bestimmte Marktsituation, die Vermieter zu immer ähnlicherem Verhalten bringt.

Natürlich kostet der Erhalt und die Modernisierung einer Wohnung nicht nur (Re) Innvestitionen sondern auch Zinsen, die im Einzelfall länger als die Umlage anstehen, in diese aber in der Regel eingerechnet sind. Wenn die Modernisierung aber dazu dient, zugleich auch den alten Mietebestand loszuwerden, um bei der Neuvermietung zusätzliche Gewinnmöglichkeiten zu erzielen, weil der Markt sie hergiebt, sind wir in einer anderen Verhaltensliga.

In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass, Je größer der Wohnungsbesitz ist, desto weniger das Interesse an einem langfristigen Mieterbestand ist, bzw. er, wenn möglich, mit einem bezahlfähigeren ausgetauscht wird. Nur diese Umschichtung macht überhaupt erst eine auf auf eine lanfristige Mieterhöhungsstrategie setzende Unternehmenskonzeption (Shareholderkonzept) möglich.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

17 t weigle
Zustelldienste, die insbesondere in den letzten Monaten einfach eine unterirdische Performance abliefern, muss man ignorieren.
Es ist unverschämt, dass man für eine Leistung, die man bezahlt, sein Eigentum irgendwohin gestellt bekommt oder dass die bezahlte Dienstleistung nicht ausgeführt wird. Zettel in den Kasten und weg.

Wie kann man sich wehren? Sachen nicht abholen?

Es ist wohl auch einfach so, dass wir diese Minderleistungen als gegeben betrachten und gewissenhafte Zusteller die Doofen sind.
Hier helfen wohl nur für die Unternehmen kostenintensive Aktionen der Kunden wie Reklamationen etc.

Helmut Junge
Helmut Junge
5 Jahre zuvor

Die Mietpreise spielten 1789 offenbar keine Rolle. Damals war das Grundnahrungsmittel Brot knapp.
Aus Arnolds Erläuterungen entnehme ich, daß die Mietpreisentwicklung eine ungeheure Brisanz haben, und daß nicht nur die Armen, sondern eher die berufstätige Mittelschicht betroffen ist. Denn die kann nicht allzuweit von ihrem Arbeitsplatz wegziehen.
Wenn der Mietspiegel in ihrem Umfeld steigt, kann ihr Vermieter die Miete erhöhen. Leistungslos sogar. Oder aber er renoviert die Wohnungen, die er besitzt, und verlangt dann mehr Miete. Einige Mieter können zahlen, andere nicht. Da sehe ich keine Lösungsmöglichkeit im Sinne der Mieter.
Die Forderung nach Enteignung finden, wer hätte das gedacht, finden mehr als die Hälfte der Berliner gut!
https://www.tagesspiegel.de/berlin/civey-umfrage-fuer-den-tagesspiegel-mehrheit-der-berliner-fuer-enteignung-von-grossvermietern/23837788.html
Wie schnell das geht!
Ich hatte dann die Idee, daß es wie 1789 werden könnte, habe Mietpreise 1789 geggogelt und bin zu meinem Erstaunen auf einen Artikel von Ende Dezember gestoßen, wo einem Journalisten der Süddeutschen dieser Gedanke auch schon gekommen ist. Leider vor mir.
https://www.sueddeutsche.de/politik/prantl-miete-mietpreisbremse-1.4270473
tja, liebe Politiker der Altklugparteien. Wenn ihr solche Artikel bewußt lest, wißt ihr, warum ihr alle erheblich an Sitzen verliert. Da braut sich was zusammen.
Der Ruf nach Enteignung hat Symbolkraft, und zwar egal, ob dadurch mehr Wohnungen gebaut werden, oder auch nicht. Nach der Revolution 1789 ist auch nicht mehr Korn gewachsen. Nur darum, um die Logik, geht es selten. Es geht immer um Gefühle.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Mir klingen die Gründe der Enteignungsfans zu konstruiert.
Insbesondere , wenn es um alte Siedlungswohnungen geht, die lange Zeit keiner haben wollte , bspw. im Ruhrgebiet.
Hat das Bevölkerungswachstum den Druck so erhöht?
Ich sehe in Do Nord immer wieder Wohnungen, die entweder keinen Mieter finden oder aber nicht vermietet werden sollen, also leer stehen.

Was die failed City Berlin will, interessiert mich nicht. Dort gibt es ein riesiges Umland , und die Kombination ' Szene Lage für wenig Geld ' gibt es nur bei den Hausbesetzern. Berlin will alles, natürlich vom Rest der Republik finanziert und bitte keine Einschränkung der Work life Balance.
Bebaut doch Tempelhof oder die Mauerzone.

Warum schwärmen hier so viele von den tollen Metropolen? Offensichtlich muss sich das Leben dort lohnen, auch wenn es schwierig ist , billiges Personal zu bekommen und man in Wohnklos lebt.
Alternativen gibt es genug in Deutschland. Viele Regionen sterben aus. Das ist die andere Seite der Medaille.
Vielleicht müssen die Arbeitgeber auch einfach mehr zahlen, wenn sie weiter Personal finden wollen, statt nach Wohngeld zu rufen.
Eigentlich ist das eine gute Ausgangslage bspw fürs Revier, aber wir ignorieren auch diese Chance wieder.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Ke

Ja, diese Entwicklung erhöht über kurz oder lang die Chancen für strukturschwache Gebiete wir das Ruhrgebiet. Aber nur dann, wenn auch das Arbeitsplatzangebot reicht, bzw. wächst. Aber erst einmal wird der Kampf für preiswerteren Wohnraum da geführt, wo die Leute lieber sind oder sein wollen und dafür steht beispielhaft Berlin. 85% der Bewohner sind dort Mieter und die meisten können und viele wollen dort nicht weg, weil sie eben dort bessere soziale, berufliche und sonstige Entwicklungschancen für sich gefunden haben. Die gibt Niemand so einfach auf.

Arnold Voss
Arnold Voss
5 Jahre zuvor

@ Helmut Junge

Ja so ist das, und ein paar Politiker begreifen es auch. Es geht ums Prinzip und darum wie mit dem Wohnen in Zukunft im Kapitalismus umgegangen wird. Der ist nämlich nicht nur auf diesem Gebiet hoch reformbedürftig, was die deutsche FDP offensichtlich am wenigsten begreift. Andere Vetreter der Oberschicht schon, aber leider nicht in Deutschland.

https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-das-kapitalistische-system-muss-mit-nachdruck-reformiert-werden/24191866.html?fbclid=IwAR0fz-qn194ifXhfl11eOxlilN-18ilNJxUhhVk7lq1Ys_hPv8FvCG3dscs&share=fb&ticket=ST-78614-dzVFd2Q2lyaX5mSiAjFq-ap1

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@ke Die Alternative zum Wohnen nahe am Arbeitsplatz ist ein langer Anmarschweg, in FFM kommen manche mit dem ICE(!!!) zur Arbeit, direkt aus Kassel oder Fulda. Aber den kann sich auch nicht jeder leisten, also Regionalexpress, dauert halt länger. Aber die meisten zwischendrin.haben die Möglichkeit mit dem ICE eh nicht. Ich habe schon 70 und 71, als ich bei der Post jobbte, dort Leute getroffen, die kamen aus der Nähe von Fulda. Schon damals waren die Unterschiede zwischen FFM/Rhein-Main und Osthessen in Sachen Wohnen riesig.
Was die Zustelldienste angeht, die sind schon seit Jahrzehnten am Markt, Hermes ist seit 2000 am Markt und gehört zur Ottogroup, Versandunternehmen seit der frühen Bundesrepublik.. Die sollten`s doch eigentlich können.Da ich viel bei eBay ersteigere, kann ich mir den Zustelldienst nicht aussuchen. Mit der guten alten Post habe ich eigentlich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Die Sache mit der Valuta ist auch schon länger her, jetzt wird halt vor Ort in Dänemark getauscht.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Berlin mag ich nicht 🙂
Die eher niedrigen Gehälter und auch das extreme Angebot an Hotelzimmern mit niedrigen Preisen passen nicht zu einer Metropole.
Ist die Umgebung zu strukturschwach? Liegt Polen zu nah?

Dann haben wir noch den failed State, der auf weitere Notopfer Berlin wartet. Mein Mitgefühl hält sich bzgl Berlin in Grenzen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

@#21 Arnold Voss: Eine Steilvorlage für die Mietrechts-Bekämpfer, die seit Jahrzehnten nur eins wollen: bei Modernisierung die Mieter rausschmeißen und grundgesetzkonform neue Verträge abschließen – Gentrifizierung allez! Ausreichend Lobby für Mietrechtsänderungen ist für solche Honks in Berlin vorhanden.

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