Junge Freiheit robbt sich an Christen-Führer an

Illu: Junge Freiheit

Es gibt da diesen Kongreß in Düsseldorf in diesen Tagen. "Kongreß christliche Führungskräfte" heißt der und ist irgendwie CDU nah. In diesem Jahr hat er das Motto: „Mit Werten führen“. Gut. Alle zwei Jahre findet der Kongreß statt. Manager aus Gemeinden, Klöstern oder Bibelgruppen sollen hier ihre Erfahrungen austauschen. Ein Bericht von Gastbaron Erwin Franke

Hier in Düsseldorf geht es um Themen wie „Gegen den Trend der Zeit“ und man stellt sich Fragen wie „Sind Christen bessere Unternehmer?“.

Und was ist das: Unter den Christen läßt sich eine Schar Populisten aus dem rechts-konservativen Lager blicken. Deren Themen haben ganz andere Inhalte und beschäftigen sich mit der Vorstellung neuer Parteien. Unter anderem ist die umstrittene rechtsdrehende Wochenzeitung „Junge Freiheit“ hier zu finden.

Zur Erinnerung: Die „Junge Freiheit“ hatte sich aus dem Verfassungsschutzbericht zu rechtsradikalen Aktivitäten heraus klagen müssen, sahen die Ordnungshüter dieses doch anders. Sebastian Edathy, Vorsitzender Bundestags-Innenausschuss sagte mal: "Die Junge Freiheit bewegt sich und zwar meiner Überzeugung nach ganz bewusst in einer Grauzone zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsradikalismus." Man kann das auch anders sagen. Die Junge Freiheit lebt vom und dient dem rechten Absatz der Gesellschaft.

Auf dem Christenkongreß wird diesen Rechtsaußen eine Bühne bereitet, auf der sie erfolgreich um Abos und freuden werben können. Irgendwie ist das ekelig.

Auch der Protest anderer Aussteller auf dem Kongreß über die braunen Mitaussteller macht nichts aus. Winfried Vollmer vom Organisationskomittee Workshop&Training aus Hamburg wiegelte die Kritik einfach ab. "Alles Populismus“ sagte er.  In etwa sagte er: Man hätte sich gestern nach den ersten Protesten von Ausstellern „mal das Impressum der „Jungen Freiheit“ angeschaut und Gerhard Frey nicht gefunden.“ Deswegen sei alles korrekt, man sehe keinen Anlaß zum Handeln. Tja.

Da ist wohl wer ganz bewusst blind auf dem rechten Auge, ein Blick in Internet hätte genügt, um Aufklärung zu erlangen, sofern dieses erwünscht ist. Und so sind die braunen Genossen der Freiheit schon ziemlich stolz auf die eingesammelten Abos von der christlicher Führerschaft.

Und das ist das eigentlich miese. Bei anderen Messen werden die Kameraden von der JF nicht gerne gesehen. Auf der Leipziger und Frankfurter Buchmesse gelten die braunen Herren als Gäste non Grata. Sie sind  dort Protesten ausgesetzt. In Düsseldorf aber können sich die Proto-Kanallien weiter ins Zentrum der Gesellschaft fortschleimen.

Hier auf dem Kongreß "Mit Werten führen" läuft fast jede christliche Führungskraft mit der Wochenzeitschrift unter dem Arm durch die Gänge. Andere kleben die Aufkleber der Jungen Freiheit „Political Correctness – nein Danke“ auf ihre Mappen (siehe Bild) oder nehmen sich die Tassen gegen das Denken mit.

Eigentlich darf das nicht sein. Oder?

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Paul Havers
Paul Havers
15 Jahre zuvor

Traurig, dass sich die Veranstalter nicht von diesem Gesocks distanzieren. Irgendwie passt für mich der christliche Glaube mit dieser rechte Suppe nicht zusammen. Ich kann nur hoffen, dass sie vielleicht doch noch ein Einsehen haben. Vielleicht decken sich aber auch die Ansichten. Dann kann man nur hoffen, dass diese Unternehmer keinen Erfolg haben, sondern der Krise zum Opfer fallen.

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Welche Religion ein Unternehmer hat, ist uninteressant, das Land ist säkularisiert, die Religion Privatsache und christiliche Unternehmen oder auch Einrichtungen werden an den Maßstäben der Verfassung gemessen.
Es gibt eine Christlich Demokratische Union, es gibt christliche (Schein)Gewerkschaften und eben auch christliche Unternehmen. Ob diese nun unbedingt zum Aushängeschild für Andersgläubige oder Agnostiker taugen, das sei dahingestellt.

Die Verbindung Christlicher Unternehmer allerdings mit einem „Blatt für den Nazi mit Abitur“ (H.L. Gremliza, KONKRET), die macht stutzig. Man kann durchaus gegen PC sein, der Maßstab ist der Anstand. Willy Brandt nannte Heiner Geißler „den schlimmsten Hetzer seit Goebbels“ – Willy Brandt hatte das Recht dazu denn anders als die meisten seiner Altersgenossen hatte er dem NS entschieden widerstanden und die Hetze Heiner Geißlers gegen Pazifisten waren ihm noch allzu bekannt.
Anders Helmut Kohl mit der späten Geburt. Als dieser seinen späteren Männerfreund Gorbatschow mit Goebbels verglich, da war es schlicht und ergreifend unanständig.
Unanständig, und damit zurück zur Jungen Freiheit, das wird gemeint. Das Recht, immer und zu jeder Zeit, die Sau rauslassen, das wollen sie. Uanstand, wenn christliche Ajatollahs den Holocaust zum „Babycaust“ umfälschen, Unanstand, wenn sie der Zensur das Wort reden und zurück in die Zeiten des unseligen „Schmutz und Schund Gesetzes“ oder des „Zwickelerlasses“ wollen. Passend zu diesen Ajatollahs Kurt Tucholsky: „Dem Schwein ist alles Schwein“. Und ergänzend, dieses politisch vollkommen unkorrekt, dem Wiederholungstäter und Liebling der Jungen Freiheit sei gewünscht, daß irgendwann die „Auschwitzkeule“ seine Tonsur trifft.

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