NRW-Salafisten laden nach Niedersachsen ein: Ansaar international e.V. sammelt Geld für Syrien

Ankündigung der Benefizgala von Joel Kayser von Ansaar Düsseldorf e.V., Screenshot
Ankündigung der Benefizgala von Joel Kayser von Ansaar Düsseldorf e.V., Screenshot

Der salafistische Hilfsverein Ansaar International e.V. aus Düsseldorf ist offensichtlich unbeeindruckt von der Ankündigung des NRW-Innenministers Ralf Jäger, den Fokus der Sicherheitsbehörden in Zukunft auf die Bekämpfung des gewaltbereiten Salafismus zu legen. Ansaar-Chef Joel Kayser, ein ehemaliger Hip-Hop Sänger, kündigte letzte Woche selbstbewusst auf YouTube eine Benefizveranstaltung für Syrien an. Sie sollte gestern im benachbarten Bundesland stattfinden. Ansaar ist beim Spendensammeln besonders erfolgreich: Im letzten Jahr sammelte der Verein allein für die Krisenregionen Gaza, Syrien und Somalia über 1,3 Millionen Euro ein. Zu dem Wohltätigkeitsevent in Niedersachsen waren zwei der bekanntesten Hassprediger eingeladen: Die Salafisten Abu Baraa und Shaik Abu Anas.

Der Artikel erschien in ähnlicher Version am Freitag in der Printausgabe der taz – die tageszeitung.

Salafistische Prediger nutzen regelmässig die Benefizveranstaltungen von Ansaar e.V. um Propagandaaktivitäten durchzuführen. Die beiden einschlägig bekannten Prediger wurden nach Braunschweig eingeladen, um die Herzen – vor allem aber die Geldbörsen der Gläubigen zu öffnen. Neben Snacks und Essen bot Ansaar den Gästen die Predigten von Shaik Abu Anas (Muhamed Ciftci) und Ahmahd Abu Baraa an.

Der Gastpredigern Abu Baraa gilt als Schlüsselfigur der deutschen Salafistenszene – mit guten Kontakten ins Ausland. Er predigt regelmäßig in der radikal-salafistischen As-Sahaba-Moschee in Berlin. Auf der Website der Moschee gibt Abu Baraa in Videos seine Sicht der islamischen Rechtsauslegung zum besten: Die Beschneidung eine Frau sei Allahs Wunsch, damit sie kein übergroßes Verlangen nach Intimität habe. Auf reichlich unappetitliche Weise lässt sich der Prediger über das weibliche Geschlecht aus und fährt fort, dass es einer Frau nicht erlaubt ist, ihrem Ehemann den Geschlechtsverkehr zu verweigern. Sie muss ihm gehorchen, wenn er sie „ins Bett“ ruft. Kommt sie dieser „Pflicht“ nicht nach, wann immer er wolle, ist sie eine große Sünderin und wird von einem Engel verflucht. Die Drohungen gehen weiter. Allah wird sie wegen der Weigerung mit ihrem Mann den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, zur Rechenschaft ziehen.

Abdul Abul Baraa: Werbebotschaft für Ansaar Internationa e.V., Screenshot
Abdul Abul Baraa: Werbebotschaft für Ansaar Internationa e.V., Screenshot

Ayse Demir (45), Vorstandssprecherin des Türkischen Bunds Berlin-Brandenburg (TBB) hat gerade im Namen des Verbands Strafanzeige gegen einen Berliner Prediger gestellt, der auf einem Video, das von dem islamistische Strömungen dokumentierenden Videokanal Memri-TV gezeigt wurde, dieselben frauenverachtenden Worte predigte. Dies sei als eine Aufforderung zu einer Straftat zu werten. In Deutschland ist Vergewaltigung in der Ehe verboten. Der Vorstand der Al-Nur-Moschee in Berlin entschied, dass der Imam Abdel Meoz Al-Eila dort nicht länger seine hetzerische Predigten halten darf. Es ist Zeit, dies auch im Fall von Abu Baraa zu fordern.

Auch Salafist Abu Anas ist eine treuer Freund des Hilfsvereins

Ein weiterer treuer Ansaar-Freund ist Muhamed Ciftci alias Abu Anas. Ihm räumt der niedersächsische Verfassungsschutz eine besondere Bedeutung bei der Verbreitung des politischen Salafismus ein. Er tritt nicht nur bundesweit, sondern auch international als Prediger und Islamlehrer auf. In Braunschweig hatte er gestern ein Heimspiel. Er predigt regelmäßig in der „Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft (DMG)“, die Ansaar als Veranstaltungsort gewählt hat. In der Moschee war auch ein junger Mann zu Besuch, der für die terroristische Sauerland-Gruppe muslimischer Konvertiten Zünder nach Braunschweig schmuggelte, wie der Tagesspiegel berichtete.

Abu Anas: Videopredigt in der Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft (DMG), Screenshot
Abu Anas: Videopredigt in der Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft (DMG), Screenshot

Anas, ehemaliger Vorsitzender des inzwischen aufgelösten salafistischen Vereins Einladung ins Paradies hat besten Kontakt zu einem der bekanntesten deutschen Konvertiten: Sven Lau. Der Erfinder der so genannten Scharia-Polizei sorgte bundesweit für Schlagzeilen.
Nach der Auflösung des Vereins gründete Anas eine salafistische Online-Islamschule, die radikale Inhalte an die Studenten vermittelte. Einer der 200 Anas-Schüler war laut Verfassungsschutz der ehemalige Leibwächter von Osama bin Laden. Bei Ausschreitungen von gewaltbereiten Salafisten in Bonn verletzte ein Islamschüler zwei Polizisten mit einem Messer – auch er hatte umfangreiche Islamstudien bei Anas hinter sich. Seine Missionierungstätigkeit setzt Anas heute in Form von Videobotschaften in der seiner „Islamothek“ fort. Doch nicht nur „edle Motive“ treiben ihn an. Der geschäftstüchtige Prediger verdient Geld mit einem islamischen Buchverlag und der Organisation von Pilgerreisen nach Mekka – Predigerbegleitung inklusive.

Ansaar International e.V. hat viele Verbündete

Auf den Veranstaltungen treten immer wieder dieselben Prediger auf. Die Szene ist eng miteinander verknüpft und gilt als gut vernetzt. Neben Sven Lau gehört ein weiterer Star der Salafisten-Szene gehört zu Anas Verbündeten: Pierre Vogel. Das niedersächsische Innenministerium ging am Freitag davon aus, dass auch er in Braunschweig auftreten werde. Für ihn ist die Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft kein Neuland. Er predigte nicht nur häufiger in der Moschee, sondern hielt dort auch ein mehrtätiges Islamseminar mit 200 Teilnehmern ab. Dabei hielt er mit seiner Haltung zur Scharia nicht hinter den Berg und predigte seinen Glaubensbrüdern:

„ …oder ob dieser Befehl in Sachen ist, die mit unserem sozialen Leben zu tun haben, wie man sich zu kleiden hat, Hijab, Bart etc. Oder, ob dieser Befehl mit etwas zu tun hat im Strafrecht. Wenn im Koran steht: ‚Der Dieb, die Diebin, schneidet ihre Hände ab’, dann steht das dort. Das hat Allah uns nicht umsonst offenbart.“

Die Aufforderung zum Handabhacken verstösst nicht nur gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung in Deutschland, sondern kann als Aufruf zu einer Straftat gewertet werden.

Spendensammeln für Allah?

Sicher ist, das auch in Braunschweig gestern Spenden eingesammelt worden sind. Da das Spenden für gläubige Muslime eine Pflicht ist, kommen bei solchen Veranstaltungen erhebliche Geldsummen zusammen. Dazu kommen Einnahmen aus Versteigerungen von gespendeten Wertgegenständen. Ein IPhone wird bei einer Benefizgala schon mal für 7.000 Euro ersteigert. Auch Uhren, Schmuck, Gold werden eingesammelt – selbst ein Auto wurden schon einmal gespendet.

Werbeflyer, Screenshot
Werbeflyer, Screenshot

Das Thema Spendensammeln ist zur Zeit vor allem auch deswegen brisant, weil es Vermutungen gibt, dass mit den eingesammelten Geldern und Wertgegenstände nicht nur Bedürftige in Syrien, sondern möglicherweise auch Dschihadisten direkt oder indirekt unterstützt werden. Die CDU möchte sich mit den Aktivitäten von Hilfsvereine wie Ansaar mit engen salafistischen Bezügen nicht abfinden und stellte eine Anfrage im niedersächsischen Landtag. Die Antwort von SPD-Innenminister Boris Pistorius (SPD) war ernüchternd: “Nach Angaben der Vereine kommt zumindest ein Teil der Spendengelder den Hilfskonvois und der Unterstützung von Familien in Syrien zugute. Die tatsächliche Verwendung der Gelder ist nach gegenwärtig vorliegenden Kenntnissen nicht verifizierbar“. Im Klartext heisst das: Die Behörden wissen nicht, wie die Geldströme genau verlaufen.

Die CDU fordert verstärkte Beobachtung der islamistischen Hilfsvereine

Nordrhein-Westfalen zählt, mit Schwerpunkt auf der Rhein-Ruhrregion, zu den Hochburgen der Salafisten – und ihrer Hilfsvereine. Der salafistische Bruderverein Helfen in Not e.V., für den Azaar-Redner Abu Anas auch schon kräftig die Spendentrommel rührte, ist in der rheinländischen Stadt Neuss ansässig, nur ein paar Kilometer von der Ansaar-Zentrale entfernt.
Die nordrhein-westfälische CDU möchte, dass Vereinsverbote geprüft werden, auch wenn das allein nicht ausreichend sei, wie Serap Güler, integrationspolitische Sprecherin der CDU Landtagsfraktion, betont: „Ein Verbotsverfahren ist als einzige Maßnahme nicht ausreichend. Selbst wenn ein Verbot gelingt, kann die Organisation unter einem anderen Namen weitergeführt werden. Deshalb setzen wir uns für die verstärkte Beobachtung ein, nicht nur der Vereine, sondern vor allem der einzelnen Akteure.“

Man kann davon ausgehen, dass die Christdemokraten sich auch für die gestrige Salafisten-Veranstaltung interessieren und weitere Fragen stellen werden. Das ist gut so, denn das Vorgehen der Hilfsvereine muss im Fokus der Politik bleiben.  Präventionsprojekte wie das vor kurzem initiierte „Wegweiser“  reichen im Kampf gegen Salafismus nicht aus. Der Druck der Behörden muss deutlich erhöht werden. Wer Wind sät, wird bekanntlich Sturm ernten und wer heute Hass predigt, wird möglicherweise schon morgen Menschen in den Dschihad schicken. Die Prediger-Riege von Ansaar bereitet schon jetzt den Boden für die Verführung von Menschen zu Gewalt und Terror.

Abu Anas: Der Islam und die Prophetenbeleidigung

Letzte Woche sprach Shaik Abu Anas zur Bewerbung der gestrigen Veranstaltung in der Moschee der Deutschsprachigen Muslimischen Gesellschaft über ein hochaktuelles Thema: Die Prophetenbeleidigung. Er rechtfertigte in seiner Video-Rede mehr oder weniger das Attentat auf Charlie Hebdot. Er beginnt mit den Worten „Sie zwingen uns zu sagen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist. Doch das stimmt nicht. Islam ist auch eine Religion des Krieges.“ Anas sagt weiter, dass wenn ein Nicht-Muslim den Propheten Mohammed beleidigt, ihm von einem fähigen Staat der Krieg erklärt werden würde. Dies sei in der Geschichte des Islam immer so gewesen.

Und Anas fährt fort: Wer sich über Allah, über seine Verse oder seinen Gesandten lustig macht, habe nach islamischen Recht und nach Meinung aller Imame und der vier Rechtsschulen die Todesstrafe verdient. „Das ist kein Spaß, liebe Geschwister im Islam“. Für Spaß hält das sicher niemand. Deutlicher kann man der freiheitlichen Demokratie kaum den Krieg erklären.

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Matthes
Matthes
9 Jahre zuvor

Die Website Memri TV ist kein islamistisches Videoportal. Dort werden vielmehr Auschnitte aus dem TV-Programm arabischer, iranischer und pakistanischer Sender ins Englische übersetzt und präsentiert, z.T. kann man die Ausschnitte nur mit einer personellen Anmeldung anschauen. Somit kann sich jeder ein Bild von der Hetze machen, die in diesen Ländern produziert wird. Diese Übersetzungen sind extrem nützlich, denn nicht jeder versteht diese Sprachen, würde aber doch gerne wissen, was das so gesendet wird. Da das dann auch übersetzt wird, ist dann überhaupt auch erst ein Anzeigenerstattung möglich. Ohne Kenntnis des Inhaltes würde man ja nicht zur Polizei rennen und dann sagen, schaut her, das sind Volksverhetzer.
Hier übrigens der Links zu dem Wikipedia-Artikel über Memri:
http://de.wikipedia.org/wiki/Middle_East_Media_Research_Institute
Da dieser Sachverhalt nicht richtig dargestellt wurde, hatte ich im übrigen keine Lust mehr den Artikel weiter zu lesen, denn Journalismus sollte doch korrekt recherchieren und nicht erfinden.

nussknacker56
nussknacker56
9 Jahre zuvor

Matthes, auch hauptberufliche Journalisten dürfen hin und wieder einen Fehler machen. Wenn es nur ein Fehler ist, sollte das weder ein wirkliches Problem sein noch kann dieser die Qualität eines ansonsten guten Artikels, wie es hier der Fall ist, schmälern.

Memri TV kann für jemand, der zum ersten Mal damit zu tun hat, durchaus irritierend sein und zu falschen Schlüssen verleiten. Die Autorin hat den Fehler gesehen, Sie haben etwas überreagiert, doch in der Bewertung der geschilderten Vorgänge sind wir uns dann hoffentlich wieder einig.

Softi
Softi
7 Jahre zuvor

An die Journalisten, ihr versteht weder den Islam noch die Muslime.

Stefan Laurin
Admin
7 Jahre zuvor
Reply to  Softi

@Softi: Wir verstehen es besser als die meisten Gläubigen.

berngz
berngz
7 Jahre zuvor

Wow, ich bin zu Tränen gerührt. So einen journalistisch perfekten Text habe ich seit Ewigkeiten nicht gelesen!
Warum beruht sich der Text auf so viele Vermutungen? Und warum geht es größtenteils um die Leute, die als Redner eingeladen worden sind, anstatt mehr um den Herrn Kayser? Warum gibt es keinen einzigen (!!) Beweis in Ihrem Text, dass Ansaar International Gelder an terroristische Gruppierungen zukommen lässt, wenn sie die Organisation doch als "salafistisch" betiteln?
Salafistisch dabei natürlich negativ konnotiert- das kann man herauslesen. Da stellt man sich doch bei den ca. 20 Erwähnungen die Frage, was das Wort überhaupt bedeutet?

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