
Der erste Juni 2025 war nicht der beste Tag für die, im Eigenverständnis, glorreiche russische Flugabwehr und Luftwaffe. Bei einer spektakulären Aktion, geplant und durchgeführt vom ukrainischen Nachrichtendienst SBU, wurden koordiniert vier russische Militärflughäfen erfolgreich angegriffen.
Laut ukrainischen Angaben, wurden mehr als 40 Kampfflugzeuge, darunter auch strategische Bomber, die mit nuklearen Waffen bestückt werden können, zerstört. Das russische Verteidigungsministerium dementiert diese Erfolgsmeldung.
Operation Spinnennetz
Die Angriffe seien abgewehrt worden, nur in zwei Regionen hätte man „einige Flugzeuge“ verloren. Russische Militärblogger, die sich in Zukunft von geöffneten Fenstern fernhalten und Einladungen zum Tee im Kreml freundlich, aber bestimmt, ausschlagen sollten, sehen das anders und sprechen von einem „russischen Pearl Harbour“ – eine etwas andere Sicht, als die des russischen Verteidigungsministeriums.
Der Angriff ist eventuell ein Wendepunkt für die Ukraine, beim Abwehr der seit drei Jahren andauernden russischen, (sehr) speziellen, Militäroperation.
Bei der fünften Kolonne des Kremls in Deutschland ist man über den ukrainischen Coup nicht begeistert. Im Verständnis der „AfD“ und ihrer Vertreter verschärft die, von Russland angegriffene, Ukraine die Eskalation. Ob Taurus-Lieferungen in die Ukraine oder die Zerstörung von strategischen Bombern der russischen Luftstreitkräfte: Was Putins Sieg, im Krieg gegen die Ukraine und den Westen, gefährden könnte, kritisieren Funktionäre der „AfD“ gerne.
Der Beginn des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der von Russland 2022 als (dreitätige) „spezielle Militäroperation“ definiert wurde und heute noch in Russland nicht als „Krieg“ bezeichnet werden darf, jährte sich am 24. Februar 2025 zum dritten Mal. In Putins Russland ist die Verwendung von Wörtern wie „Krieg“ oder „Invasion“, wenn es um die Berichterstattung zur „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine geht, immer noch verboten.
Die Verwendung des Wortes Krieg war auch in Deutschland zeitweise verboten: Durch das NS-Regime, nach dem Überfall auf Polen. Den Deutschland als „Verteidigung“ verkaufen wollte. Statt „spezielle Militäroperation“ nutze die NS-Propaganda das Wort „Strafaktion“, wegen angeblicher Provokationen und Überfälle Polens. Gemeint war damit unter anderem, der, durch ein SS-Kommando fingierte, Angriff auf den Sender Gleiwitz.
Dem russischen Diktator Putin wird ein aktueller Facebook-Beitrag, des mutmaßlichen Kollaborateurs und MdB Reinhard Mixl (Alternative für Russland), deswegen mutmaßlich nicht sonderlich gefallen: In seinem Beitrag vom 1. Juni 2025 warnt das Mitglied der Kreml-Fraktion im Bundestag davor, dass Deutschland „faktisch Kriegspartei“ wäre, falls bei der erfolgreichen Operation „Spinnennetz“ des SBU deutsche Technik zum Einsatz gekommen sein sollte.
Der Beitrag des Kreml-Schergen ist auf sehr vielen Ebenen kompletter Bullshit.
„Diplomatie statt Kriegstreiberei“
„Angriff auf Russland!“ ist auf einer Collage zu lesen, auf der im Hintergrund viel Rauch, über einem russischen Luftwaffenstützpunkt, zu sehen ist. Weiter ist dort zu lesen „Diplomatie statt Kriegstreiberei“ neben „Reinhard Mixl, Mitglied des deutschen Bundestages“ und dem Logo des rechtsextremistischen Verdachtsfalls, aka „AfD“.
Im dazugehörigen Text im Facebook-Beitrag von Rainhard Mixl ist dazu zu lesen:
Die Ukraine meldet einen koordinierten Großangriff auf vier russische Luftwaffenstützpunkte, darunter die Basis Belaja in Irkutsk – 4200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Über 40 strategische Bomber und Frühwarnflugzeuge sollen durch Drohnen zerstört worden sein, mutmaßlich nach monatelanger Vorbereitung durch den ukrainischen Geheimdienst. Sollte bei dieser Operation deutsche Technik – etwa Drohnensysteme, Steuerungssoftware oder Aufklärungshilfe – zum Einsatz gekommen sein, ist die Bundesrepublik faktisch Kriegspartei. Die AfD warnt eindringlich: Mit jedem weiteren Schritt dieser Eskalationsspirale wächst die Gefahr eines europäischen Großkonflikts. Deutschland muss seine Waffenlieferungen sofort beenden und endlich auf Diplomatie statt Kriegstreiberei setzen.

Dieser Beitrag ist auf mehreren Ebenen irreführend, falsch und als reine Kreml-Propaganda (Davon abgesehen, dass Rainhard Mixl entgegen der Kreml-Richtlinien etwas über „Kriegsparteien“ schreibt!) zu erkennen: Der koordinierte Angriff auf mehrere militärische Flugplätze in Russland durch Drohnen, bei dem keine zivilen Opfer zu Schaden kamen, ist kein „Angriff auf Russland“.
Der Angriff fand durch Russland, am 24. Februar 2022, statt. Auf die Ukraine. Seitdem befindet sich die Ukraine in einem Verteidigungskrieg. Der Umstand, dass die Ukraine russische Bomber ausschaltet – die seit Jahren ukrainische Zivilisten, Infrastruktur und die ukrainischen Verteidigungskräfte ins Visier nehmen – ist kein „Angriffskrieg“, sondern eine – auch laut Clausewitz – Notwendigkeit: Um zu verhindern, dass die feindliche Macht einem ihren Willen aufzwingt, muss der Verteidigende irgendwann zum Angriff übergehen.
Putins Strategie der psychologischen Kriegsführung, die im Westen die Angst vor einer Eskalation bis hin zu einem Atomkrieg schüren soll/schürt, wird von MdB Rainhard Mixl in seinem Beitrag offen umgesetzt:
Sollte bei dieser Operation deutsche Technik – etwa Drohnensysteme, Steuerungssoftware oder Aufklärungshilfe – zum Einsatz gekommen sein, ist die Bundesrepublik faktisch Kriegspartei.
Nach der Logik des AfD-MdB könnte die Ukraine oder einer der sie unterstützenden Staaten, aktuell – durch das Völkerrecht gedeckt – Iran, Weißrussland oder Nordkorea ins Visier nehmen: Staaten, die Russland logistisch unterstützen, Kombattanten stellen oder Drohnen liefern. Die Drohung, dass „Deutschland Kriegspartei werden könnte“ wenn es die Ukraine irgendwie unterstützt, hört man aus dem Kreml seit Beginn des Krieges: Als es um die Lieferung von Helmen ging, als die Lieferung von Panzern oder Flugabwehrsystemen in Deutschland diskutiert wurde.
Einen Krieg mit der NATO kann sich Russland (noch) nicht erlauben. An der Ukraine hat sich Russland bisher verschluckt, einen weiteren Kriegsschauplatz kann Russland momentan nicht „bedienen“ – dieser Umstand führte mit zum Machtverlust des syrischen Diktators Assad.
Operation „Spinnennetz“ als Gamechanger
Die Ausschaltung eines Großteils der strategischen Bomberflotte durch den koordinierten Drohnenangriff vom 1. Juni 2025, schwächt die russische Angriffsfähigkeit erheblich: Der Verlust der Langstreckenbomber des Typs Tupolew T-95 (NATO-Codename „Bear“), die als Gegenstück zu den strategischen US-Bombern des Typs B-52 gesehen werden können, wird Russland kaum kurzfristig ausgleichen können. Seit dem Zerfall der Sowjetunion, werden diese Relikte des Kalten Krieges, die auch mit nuklearen Waffensystemen bestückt werden können, nicht mehr gebaut.
Bomber, des vom ukrainischen Drohnenangriff betroffenen Typs, kamen auch beim Überfall auf die Ukraine zum Einsatz: Marschflugkörper, in unbekannter Anzahl, wurden von T-95-Bombern auf die Ukraine abgeschossen. Die Zerstörung ein Großteil dieser Flugzeuge, könnte sich als Gamechanger im dreijährigen Krieg / in der dreijährigen Spezialoperation erweisen. Russland wird auf die Attacke reagieren. Mit Angriffen auf ukrainische Städte. Die ohnehin erfolgen. Selbst an den Osterfeiertagen nahm die russische Soldateska ukrainische Städte ins Visier und töteten in Sumy 34 Menschen.
Die Forderung „Diplomatie statt Kriegstreiberei“ sollte das MdB an den russischen Präsidenten stellen: Durch den Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, kann die „spezielle Militäroperation“ einseitig und schnell beendet werden. Putin hat bei den letzten Gesprächen in Istanbul gekniffen.
Der Umstand, dass die AfD sich an Russlands „Infokrieg gegen den Westen“ beteiligt, verwundet nicht wirklich. Geldzahlungen aus Russland und China an Funktionäre sind bekannt (Die AfD gibt sich patriotisch. Doch mögliche Geldzahlungen aus Russland und ein mutmaßlicher Chinaspion entlarven sie als Landesverräter. Nach SPIEGEL-Recherchen entwarf der Kreml sogar ein »Manifest« für die Partei.), dass die fünfte Kolonne des Kremls trotzdem in Umfragen und bei Wahlen Höhenflüge erzielt, beweist: Die Gesamtstrategie der Politik gegen die Kollaborateure ist falsch.
Als fünfte Kolonne werden der Subversion verdächtigte Gruppen bezeichnet, die insgeheim mit den Interessen einer äußeren feindlichen Macht sympathisieren und tatsächlich oder vermeintlich mit dieser kollaborieren. (Quelle: Wikipedia)
Der Beitrag von Rainhard Mixl ist kein Einzelfall, seit Beginn der „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine betätigen sich Vertreter (Wie z.B. Jörg Dornau, MdL in Sachsen, der durch fragwürdige Geschäftsmodelle in Belarus zuletzt mediale Aufmerksamkeit erhielt!) der Partei als Sprachrohre des Kremls.
Kreml-Sprachrohre
Auch auf der AfD-nahen Website „Deutschland-Kurier“ werden inzwischen Pressemitteilungen, die vom Inhalt her auch direkt aus dem Kreml kommen könnten, umkommentierten übernommen und von AfD-Funktionären auf Facebook geteilt.
„Oreschnik-Raketen auf Taurus-Werk in Bayern? Diskussion im russischen Staatsfernsehen über Vergeltungsschlag“ ist am 28. Mai 2025 auf „Deutschland-Kurier“ zu lesen. Als Foto zu diesem Beitrag, hat die Redaktion des „Deutschland-Kurier“ zwei in den Himmel steigende Raketen, die anscheinend Oreschnik-Raketen (SS-X-34) darstellen sollen, gewählt.
Der Beitrag selbst ist herzlich nüchtern:
Nach der Ankündigung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), die Reichweitenbeschränkung für alle an die Ukraine gelieferten Waffen aufzuheben, also gegebenenfalls auch für deutsche Taurus-Marschflugkörper, wird im russischen Staatsfernsehen bereits über mögliche Vergeltungsschläge diskutiert.
In der Sendung „60 Minuten“ brachte der Chefredakteur der Militärzeitschrift Nationale Verteidigung, Igor Korotschenko, einen russischen Raketenschlag gegen das Taurus-Werk im oberbayerischen Schrobenhausen ins Gespräch. Er bezeichnete die von Berliner Altparteien-Kriegstreibern immer wieder geforderte Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine als „unakzeptable Provokation“. Darauf müsse Russland entsprechend reagieren.
Als Vergeltungsmaßnahme schlug Korotschenko einen nichtnuklearen Schlag gegen das Taurus-Werk in Schrobenhausen (Oberbayern) vor. Zwei Oreschnik-Raketen mit konventionellen Gefechtsköpfen und Hyperschallgeschwindigkeit würden reichen, um die Produktion im Taurus-Werk für die nächsten fünf bis sieben Jahre lahmzulegen.
Was an dem Beitrag bemerkenswert ist: Ein Medium, das in einem Umfeld operiert, in dem sich deutsche Patrioten tummeln, übernimmt kommentarlos die Drohung eines russischen Propagandisten, der auf einer Sanktionsliste steht. Was daneben auffällt: Entweder übernimmt Igor Korotschenko AfD-Rhetorik („Altparteien“) oder die AfD-nahe Website hat die „Warnung“ von Igor Korotschenko selbst „erweitert“. In beiden Fällen kann man von aktiver Kollaboration sprechen. Die Drohung, deutsche Bürger zu töten – was bei einem Raketenbeschuss aus Russland der Fall wäre – scheint den „patriotischen“ Betreibern des „Deutschland-Kurier“ ziemlich egal zu sein. Einen weiteren Kommentar oder einen Widerspruch zu der Meldung sucht man vergeblich. Eine Distanzierung der „AfD“ zu diesem Beitrag ist nicht zu finden.
Das Gegenteil ist der Fall. Mitglieder der AfD teilen diesen Beitrag in den sozialen Medien, z.B. MdB Kay-Uwe Ziegler:

Das Foto der beiden Raketen, das auch auf „Deutschland-Kurier“ genutzt wurde, ist für den Facebook-Beitrag mit dem Bild eines Taurus-Marschflugkörpers zu einer Grafik vereint worden. Der Text dazu, ist ebenso unkritisch wie der Originaltext im Beitrag: „Oreschnik-Raketen auf Taurus-Werk in Bayern? Diskussion im russischen Staatsfernsehen über Vergeltungsschlag“.

Vereinzelt gibt es kritische Kommentare zu der Propaganda des Kremls auf in den Beiträgen der AfD-MdBs auf Facebook: Die Reaktion auf die Kritik an der Kreml-Propaganda ist in den Facebook-Kommentaren immer ähnlich: „Wir haben den ersten freiwilligen deutschen Soldaten!“
Die „AfD“ macht genau das, was Ex-KGB-Offizier Putin mit seiner hybriden Kriegsführung erreichen möchte: Den Westen, das westliche Verteidigungsbündnis und Werte wie „Freiheit“ und „Demokratie“ in Frage zu stellen.
Zum Umgang mit feindlichen Kombattanten
Aktuell beschränkt sich die Diskussion zum Umgang mit der „AfD“ wieder auf die Verbotsdebatte. Der Staat hat, nicht ohne Grund, die hohe Hürden für ein Verbotsverfahren gelegt. Nicht ohne Grund hatten sich die rechtsextremen „Kameradschaften“, die schnell verboten werden können, in Dortmund irgendwann in der Kleinstpartei „Die Rechte“ (Die sich selbst am 18. März 2025 auflöste!) gesammelt. Die „aktiv kämpferische“ und „aggressive Weise“, mit der Putins Truppe die freiheitlich-demokratische Grundordnung beseitigen möchte, dürfte schwer nachweisbar sein. Ein Verbotsverfahren, das scheitert, würde den Rechtsradikalen weiteren Auftrieb geben.

Wo die „AfD“ bestimmt, ist eine Erfolgsbilanz nicht erkennbar. Vielleicht sollte sowas eher thematisiert werden. Die rechtsradikale Gurkentruppe als das zu behandeln, was sie ist: Eine Ansammlung von feindlichen Kombattanten, die in Putins Sinne agieren und in Talkshows nichts zu suchen haben. Einen Mehrwert an Information bringen Aussagen von Tino Chrupalla selten.
Der verlängere Arm des Kremls ist bei den Wahlen zu den Ausschussvorsitzenden im Deutschen Bundestag – in sechs von 24 Ausschüssen reklamiert die „AfD“ den Vorsitz für sich – durchgefallen. Die „AfD“ suhlt sich dabei in der Opferrolle, weil sie nicht gewählt wird und die Ausschussvorsitzenden früher nach einem Schlüssel eingesetzt wurden, der sich nach der Größe der Fraktion richtet. Diese ungeschriebene Gesetz gilt nicht mehr, seit die „AfD“ im Bundestag sitzt. Einer kremltreuen Truppe den Zugang zu bestimmten Informationen macht Sinn. Vielleicht wäre es sinnvoll, die Opferrolle, in der sich die Rechtsradikalen gerne sehen, weniger in den Medien zu thematisieren und stattdessen klar zu sagen was sie sind. Wenn es die Interessen Deutschlands, sich vor der russischen Aggression zu schützen, betrifft:
Eine Ansammlung von potenziellen Verrätern, die eigentlich auch nach Russland emigrieren könnten.
Putintreue, antiwestliche, Kombattanten. Die schlechteste Alternative für Deutschland, die man sich denken kann.