Ressentiment oder Ökonomie

Selbst PolitikjournalistInnen und halb oder ganz linke PolitikerInnen verstehen bis heute nicht den Unterschied zwischen einem privaten und einem öffentlichen Haushalt, ganz zu schweigen von der globalen Ökonomie.

Ihre Weisheit erschöpft sich in dem Satz: „Man kann nur ausgeben, was man auch eingenommen hat.“ Und wer sich daran nicht hält, ist günstigstenfalls ein Schlawiner, will mit weniger Arbeiten mehr verdienen und hat recht häufig dunkle Haare und auch einen dunkleren Teint. Denn es ist ja bekannt, da unten am Mittelmeer ist nicht nur schöneres Wetter, da besteht das Leben vor allem aus Pausen, wie fast alle von uns aus unseren Urlauben wissen.

Diese Klippschulwirtschaftslehre verbindet sich auf das Feinste mit alten rassistischen Ressentiments und bildet ein stimmiges Weltbild, auf das unsere Regierung und unsere Kanzlerin ihre Bewältigung der griechischen Finanzkrise bauen. Ohne von übermässigen inländischen Debatten gestört zu werden, können so die Interessen deutscher Banken und Rüstungskonzerne, die veritabel im Griechenland-Geschäft engagiert sind, gewahrt werden. Denn der wichtigste Punkt für Merkel und Co. ist, dass deren Forderungen auf Heller und Cent beglichen werden. Und dafür müssen die gleichen GriechInnen, die schon unter ihren korrupten Regierungen gelitten haben, eben nun noch einmal leiden, mit Renten- und Lohnsenkungen. Hiesige ArbeitnehmerInnen haben davon überhaupt nichts. Im Gegenteil: durch ihre eigenen Reallohnverluste, hervorgerufen vor allem durch jahrzehntelang allzu bescheidene Tarifabschlüsse, haben sie zu den Voraussetzungen der Griechenland-, die auch eine Irland-, Italien-, Portugal- , Spanien-, Baltikum-, Balkan-, EU- und Europakrise ist, selbst beigetragen.

Der Exportvizeweltmeister Deutschland, der den Löwenanteil seiner Exporte im EU-Raum und Europa realisiert, hat alle seine potenziellen Konkurrenten kaputtkonkurriert, weil hierzulande die üblichen Verteilungskämpfe zwischen Unten und Oben viel deutlicher als in anderen demokratischen Ländern zugunsten von Oben ausgegangen sind. Von den Produktivitätsfortschritten, die natürlich im globalen Wettkampf die entscheidende Rolle spielen, hat Unten in Deutschland niemand etwas abbekommen. Die anderen EU-Länder finden das nicht amüsant, denn solche Handelsungleichgewichte können naturgemäß nicht von Dauer sein, und dann ist Schluss mit den lustigen Exportüberschüssen.

In dieser Lage sind wir jetzt in Europa. Und die Bundesregierung lässt nun heftig den „hässlichen Deutschen“ raushängen, und glaubt sich das leisten zu können, weil das in der inländischen Öffentlichkeit ja niemand thematisiert. Sie verweigert sich kooperativen Lösungen in EU- und Euro-Raum und setzt brutal das durch, was sie als „deutsche Interessen“ definiert, bzw. von der Zeitung deutscher Klippschüler definieren lässt. Im Unterschied zur hiesigen biodeutschen veröffentlichten Meinung ist die Debatte der Deutschland-Griechen, wie sie z.B. auf dem Premium-Radiosender Funkhaus Europa zu verfolgen ist, angenehm selbstkritisch und differenziert. Aber wer hört das schon?

Wie kann es nur zu so einem Demokratie-Desaster in der Ökonomie-Debatte kommen? Ist es die deutsche Inflationstraumatisierung aus den 20er Jahren? Noch nicht einmal meine Eltern haben die miterlebt; meine mittlerweile allesamt verstorbenen Großeltern haben sie mitbekommen, und ja, von ihrer Sparparanoia haben wir Enkel sogar über ein ansehnliches Erbe profitiert. Und ich würde die These wagen, dass die 12 Jahre Faschismus hierzulande auch in diesem Bereich bis heute historisch wirksame Zerstörungsschneisen in Wissenschaft und Ökonomieöffentlichkeit hinterlassen haben, da sie in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zum Teil bewusst nicht bearbeitet sondern restauriert wurden.

Das führt dazu, dass wir heute von amerikanischen Präsidenten belehrt werden müssen, wie Banken besser kontrolliert werden sollen, oder von einem ideologisch eigentlich reaktionären französischen Präsidenten, wie man eine rationale Konjunkturpolitik macht. Und ausgerechnet ein rechter Luxemburger, Jean-Claude Juncker, muss in deutschen Rundfunkinterviews den Sinn einer europäischen Griechenlandsolidarität erklären, weil deutsche Regierungsmitglieder dazu zu feige sind. Und nur in wenigen, vor allem wenig massenwirksamen inländischen Medien wird Anschluss an diese Debatte gehalten , z.B. von den Kolumnisten Fricke, Münchau und Zeise in der deutschen Financial Times.

Das wird alles auf uns zurückfallen, auch und gerade ökonomisch. Die europäischen Freundinnen und Freunde werden das deutsche Verhalten in dieser Krise nicht vergessen. Zu diesem ökonomisch unsinnigen Verhalten gehört ja ausserdem das moralische und menschenrechtliche Desaster der deutschen Rolle in der europäischen Flüchtlingspolitik. Hier lassen wir die nämlichen Länder Griechenland, Italien, und Spanien genauso alleine. Unsere Regierung scheint die Szenerie, in der nicht nur jährlich tausende jämmerlich im Mittelmeer ersaufen, sondern sich auch rassistische Progrome mit sichtbarer Förderung durch Mafia und reaktionäre Regierungen und Parteien häufen, mit Wohlgefallen zu betrachten, nach dem Motto: „Siehste, Einwanderung bewirkt eben sowas.“
Nur, wenn man das will!

Einwanderung bedeutet immer auch Innovation, ökonomisch, kulturell, sozial. Wer sich so konservativ abschottet, wie wir Deutsche es unseren Regierungen erlauben, der wird in Kürze nicht nur demografisch, sondern vor allem ökonomisch den Allerkürzesten ziehen. Ich wage, die These, dass nicht nur China oder Indien, sondern auch Länder wie, wenn dort erst massentauglicher Internetzugang geschaffen wurde – und das steht bevor – sogar ehrgeizige Länder wie Äthiopien oder Ruanda uns innovatorisch in schätzungsweise nur 50 Jahren noch was vormachen werden. Während wir ihre Leute nicht reinlassen und auch keine Geschäfte mit ihnen machen wollen, weil sie uns zu doof, zu schwarz und zu korrupt sind (Siemens oder Daimler sind dort aber sehr wohl bekannt!), machen sie ihre Geschäfte eben mit Chinesen oder Brasilianern. Sie brauchen uns nicht.
Entscheidend für die Wachstumsperspektiven einer Volkswirtschaft ist, ob die Menschen glauben, dass die Zukunft besser wird, als Gegenwart und Vergangenheit. Ein Land, in dem die Alten eine wachsende Mehrheit stellen, das sich einmauert und in dem diese Mehrheit glaubt, „früher war alles besser“, wird ihnen bald hinterhergucken .

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FS
FS
14 Jahre zuvor

Sorry, aber diese Phillippika ist nur eines: wirr.

Der Grundsatz, dass man nur das ausgeben kann, was man auch eingenommen hat stimmt nur dann nicht wenn man sich verschuldet. Und das, das führt dann zu den unfassbaren Verhältnissen nicht nur in Griechenland sondern auch in Deutschland, wo wir mittlerweile einen Großteil der Steuern für Zinsen verwenden müssen. Dass die Griechen seit langem unseriös wirtschaften (Stichwort: mit falschen Zahlen erschlichener Euro-Beitritt) ist die schlichte Wahrheit, deren Nennung nichts, aber auch gar nichts mit Rassismus zu tun hat. Und was diese Tatsache mit dem Flüchtlingselend im Mittelmeer zu tun hat weiß wohl nur der Verfasser. Zuletzt: Ruanda und Äthiopien überholen uns? Ganz sicher. Sobald die Sonne auf die Erde stürzt.

Frank
Frank
14 Jahre zuvor

Alles, was an dieser Welt komplex, neu und herausfordernd ist, ist den meisten Deutschen zuwider. Darüber wollen sie nicht nachdenken, dafür suchen sie einfache Lösungen. Da gebe ich dem Autor recht.

In mancher Hinsicht empfinde auch ich unser Land als mittelalterlich. Sebastian Haffner schrieb 1939, die deutschen Konservativen dienen ihrem Kaiser gerne und zahlen ihm seine Steuern, wenn er ihnen dafür bloß ein ungestörtes Leben und seine Privatspäre garantiert. Und so ist es auch noch heute.

Die Liberalen sind bei uns eine oberflächliche, hysterische und oberlehrerhafte Protestpartei, die so tut als kämpfe sie für die Freiheit. Dabei schützt sie nur die Privilegien der Oberschicht. Von Ökonomie verstehen die in der Tat nicht viel.

Und dem CDU Mittelstand fällt eben zur Internetökonomie auch nicht viel mehr ein, als weiter so mit Stahl und Mörtel. Und die Angestellten immer kurz halten, und die Regierungen immer annölen. Und alles Neue ist bedrohlich. Und Steuerhinterziehung ist nur eine Form von Protest.

Dass Griechenland von seinen EU-Nachbarn vor allem Schutz vor diesen gnadenlosen Spekulanten suchte, hatte aus unserer Regierung niemand begriffen. Da wetteten Banken die staatlichen Subventionen, die eigentlich die Kreditwirtschaft wieder in Gang bringen sollten, lieber auf den Bankrott Griechenlands. Und Merkel schaute zu und meinte allen Ernstes, „Wir werden Griechenland helfen wenn es sein muss, aber zu Marktbedingungen.“ Klar, Marktbedingungen – nur waren die von den Spekulanten schon hochgetrieben worden.

Dieses einmalig bräsige Statement zeigt, dass der Autor mit seinem Klippschulenvergleich absolut recht hat. Wir verstehen nichts vom Kapitalismus und wissen deshalb auch nicht wie wir ihn zähmen sollen.

Und die politischen Dimensionen dieses Great Game verstehen wir erst recht nicht. Aber wir geben unserem Nachbarn in Not schlaue Ratschläge. Peinlich!

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

Den maximalen Gewinn macht eine Bank, wenn sie es schafft einerseits durch die Rating-Agenturen den Schuldner als hoch riskant einzustufen, sprich die Zinsen hoch zu schrauben, und andererseits durch politischen und sonstigen Druck dafür zu sorgen, dass die Schulden auf jeden Fall komplett mit Zins- und Zinseszins von wem auch immer zurück gezahlt werden. D.h. dass sie Geld für ein Risiko kassiert, das real gar nicht existiert.

Das genau geschieht zur Zeit mit Griechenland unter Beratung der Deutschen Bank. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass sich Griechenland zum großen Teil selbst in die Schuldenkrise hinein manövriert hat. Dass Banken und Spekulanten diese Krise jetzt noch weiter verschärfen (können) liegt wiederum daran, dass die versprochenen Banken- und Finanzreformen in Europa bislang nicht mal im Ansatz durchgesetzt worden sind.

Auch und gerade die deutsche Regierung läßt sich von der Finanzlobby nach wie vor an der Nase herumführen. Auf Kosten des deutschen Steuerzahlers u n d der Griechen.

Patrizia
Patrizia
14 Jahre zuvor

@Frank
Naja, es ist immer super wenn man für seine Probleme einen „boogeyman“ hat.
Es gäbe zum obigen Artikel sehr viel zu schreiben … aber das würde an den fest
eingefahrenen Ansichten bestimmt nichts ändern.

Im Fall Griechenland darf zumindest daran erinnert werden, dass das Land schon
vor der Einführung des € hoch verschuldet war. Es darf auch daran erinnert
werden, dass Griechenland die Kriterien, – unabhängig davon, ob diese sinnvoll
oder nicht sinnvoll sind -, deren Erfüllung für die Einführung des € eigentlich
notwendig gewesen wären, nie erfüllt hat. Des weiteren darf an dieser Stelle auf
die hohen EU-Transferleistungen verwiesen werden, welche jährlich in Richtung
Griechenland fliessen … und das nicht erst seit gestern.
Als NichtEUBürgerin kann mir dies egal sein, ich weiss, trotzdem möchte ich doch
darauf hinweisen, dass niemand gegen ein Land oder eine Währung spekuliert,
wenn die Volkswirtschaft oder die Volkswirtschaften, welche „dahinter stehen“
konkurrenzfähig sind.

Anders ausgedrückt, hätte ein asiastisches oder afrikanisches Land in der
Vergangenheit ähnlich hohe EU-Hilfen erhalten wie Griechenland, würde es heute
im Vergleich sicher besser dastehen, als dies bei Griechenland der Fall ist. Sich nur
darauf zu berufen, wir sind „die älteste Demokratie der Welt“ oder wir sind die
„superschlauen EuropäerInnen“ oder wir haben einige superchice Steinfiguren
reichen nicht aus, um auf die Artenschutzliste zu kommen. Wieso sollen denn
InderInnen, VietnamesInnen oder KenianerInnen länger und härter für ihr tägliches
Einkommen arbeiten müssen, als GriechInnen, welche zu zehntausenden den
Unisitzplatz nach einigen Jahren gegen einen Bürositzplatz in irgendeinem
Verwaltungsgebäude tauschen und dort ihre Arbeitszeit auf fünf Stunden am Tag
begrenzen ???

Die „europäische Überheblichkeit“ hat was 🙂 … und das ist keineswegs auf die
Elite in den jeweiligen Ländern beschränkt.

An der deutschen verantwortlichen Politik gibt es im Zusammenhang mit dem
„griechischen Problem“ sicher einiges zu kritisieren … die Diplomatie war ja noch
nie eine Stärke dieses Landes. Frau darf aber an dieser Stelle darauf hinweisen,
dass, wenn Deutschland den Weg der Reformen in der Vergangenheit nicht gegangen wäre, ob jetzt intuitiv oder überlegt, es um den wackeligen € noch viel,
viel schlechter bestellt wäre. Zu schreiben Deutschland und dessen Politik hätte
die europäische Konkurrenz an die Wand gefahren ist sowas von blöd, ganz egal
welcher selbsternannte Prof das behauptet. Tatsache ist, dass ohne Länder wie
Deutschland, Niederlande oder auch Frankreich die internationale Konkurrenz die
europäischen Länder ökonomisch schon lange zu einem Zwergendasein mit all den
vielen negativen Auswirkungen degradiert hätte.

Es gebe dann viele „Griechenlands“ in Europa; allerdings mit dem kleinen, feinen
Unterschied, dass niemand an diese heruntergewirtschafteten Länder
Geldtransfers leisten könnte. Voilà 🙂

so, so
so, so
14 Jahre zuvor

ja diesen Satz, daß man nicht mehr ausgeben kann als einnehmen, habe ich auch schon immer bewundert. Das schleudert jeder Ökonomieexperte dem Laien, insbesondere dem Bruder Leichtfuß von der linken Ecke entgegen. Alles Banausen.
Dabei ist an dem Satz schon merkwürdig, daß hier eindringlich vor etwas gewarnt wird, was – entsprechend dem Satz – gar nicht geht. So als würde man beständig warnen, daß man nicht fliegen kann. Und das angesichts einer Situation, wo jemand gerade fliegt. Sonst wäre die Warnung ja überhaupt nicht nötig! Oder ökonomisch gesagt, angesichts einer Verschuldung wird gewarnt, daß das überhaupt nicht geht. Das ist auch insofern erstaunlich, als es ja rein sachlich tatsächlich nicht geht: Alles was man konsumiert muß vorher produziert werden. Das ist ja schlicht, wenn man so will, ein Fakt. Anders geht es nicht! Nun hat die Menschheit es im Kapitalismus damit zu tun, daß die schlichte Existenz oder die Möglichkeit eine Sache zu produzieren noch lange nicht heißt, daß sie dem Konsum zur Verfügung steht. Ohne Geld geht da nichts. Und nun ist das Interessante, was aber kein Schwein interessiert, daß entgegen aller „Geld ist Mittler zwischen Produzent und Konsument“ – theorie Geld den Konsum beschränkt unter das Niveau, das die Produktion zuließe. In der brutalsten Form verrecken Leute an Hunger bei gleichzeitiger Brachlegung von Ackerflächen. Allerdings: Wer Zins zahlen kann bzw. von wem dies vermutet wird, der kann seine Konsumtionsfähigkeit per Kredit steigern. Er bekommt einen Vorschuß, der übrigens schon längst nicht mehr so gestrickt ist, daß hier bereits verdientes Geld weitergereicht wird, sondern dieser Vorschuß ist geschöpft. Sprich die Bank kreiiert Geld über das so genannte Buchgeld. Also stimmt es überhaupt nicht, daß man nicht mehr ausgeben kann, als einnehmen.Schon gar nicht wenn es um einen Staat geht. Das was den Spruch so plausibel machen soll, gilt nämlich nur per staatlichem Beschluss. Wer mehr ausgibt als er einnimmt kann das zwar machen, falls er einen Kreditgeber findet, aber zum Schluß kommt der Gerichtsvollzieher. Allerdings gibt es den auf der staatlichen Ebene nicht. Deshalb ist es die Regel, daß Staaten mehr ausgeben als sie einnehmen, und die einzige Konsequenz ist, daß periodisch ein Staatsbankrott oder eine Währungsreform passiert, und das Spiel von neuem beginnt. Soviel zu einer Basisweisheit aller Ökonomieexperten.

Tom
Tom
14 Jahre zuvor

@FS: *Seufz*
.
Am Anfang wirtschaftlichen Handelns steht heutzutage der Kredit. Nur die allerwenigsten Unternehmen/Unternehmen könnten es sich leisten, aus der prall gefüllten Schatulle zu investieren. Jedem Staat (der nicht gerade neue Ölquellen findet) geht es da genauso. Die »unfassbaren Verhältnisse« in Deutschland sind entstanden, weil man die Schulden in Zeiten eines Aufschwungs nicht zurückzahlte, es mussten ja unbedingt immer mehr Steuergeschenke zu den Wahlen versprochen und danach gehalten werden.
.
Die Politiker wollen nicht akzeptieren, dass gerade auch der Staat mit seinen öffentlichen Einrichtungen ein äußert mächtiger Wirtschaftsakteur ist, indem er Lehrern, Ärzten, usw. ein Gehalt gibt, welches wieder in die Wirtschaft fließt. Gibt flächendeckend es weniger Lehrer, Ärzte, usw. gibt es einen wirtschaftlichen Abschwung. Wie groß dieser ist, hängt von der Höhe den Einsparungen ab. Und an Einsparungen beim Personal hat der Staat ja in den letzten 20 Jahren ganze Arbeit geleistet.
.
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Wenn man akzeptiert, dass es über Jahrzehnte hinweg Steuersenkungen und Steueranhebungen geben muss, und wenn man Steuern auch zu Lenkung der Wirtschaft einsetzen will, muss man wissen, wann was zur richtigen Zeit mit welcher Dosis erfolgen muss.
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Steuern können nicht nur in Aufschwungphasen erhöht werden, sie müssen es auch. Nur so kann man auf Kredit finanzierte Investitionen wieder reinholen und Schulden zurückzahlen. Und hat Geld um gegen die nächste Krise gegenzusteuern. Ist eine Wirtschaftkrise vor der Tür und die Unternehmen müssen sparen, muss der Staat genau das Gegenteil tun, Steuern senken und investieren; natürlich mittels Aufnahme von Krediten, wie denn sonst. Die gegenteilige Strategie hat doch in den letzten 25 Jahren versagt. Oder gehts der Bevölkerung besser als vor 25 Jahren?
.
Unsere wirtschaftspolitischen Entscheidungen kranken aber daran, dass die Politiker aus politischen (in der Regel rein wahltaktischen) Gründen wirtschaftspolitische Entscheidungen treffen.
.
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Geflissentlich wird auch übersehen — wie im Fall Griechenland —, dass ein Land irgenwann zahlungunfähig wird, wenn man ihm ständig Kredite geben muss, damit es unsere Produkte kaufen kann. Wer war denn so doof, dort Geld zu investieren? Natürlich (auch) unsere Banken! Mal ehrlich: Das einzige Interesse unserer Regierung liegt darin, deutsche Banken, Investmentfonds u.a. zu schützen, die so dämlich waren und ihr Geld in Griechenland versenkten. Offenbar war für diese Banken Griechenland die ganze Zeit solvent. Jetzt waren genau diese Loser, die in einer freien Marktwirtschaft vom Markt verschwinden müssten, so gerissen, die Bürger für ihr Versagen bezahlen zu lassen. Und allen voran Merkel schiebt diesen Banken die Zukunft unserer Bevölkerung in der Allerwertesten.

Beate
Beate
14 Jahre zuvor

Sehr schöner Beitrag.
Und gar nicht wirr.
Länder tauschen Dienstleistungen und Waren gegen Dienstleistungen und Waren.
Angeblich soll sich das Kapital exportieren lassen.
Maschinen, Sachkunde, usw. werden dann in andere Länder exportiert.
Aber der Zweck ist letztlich nur der Tausch von immer mehr Waren und Dienstleistungen.
Die Frage ob die Austauschrelationen immer gerecht sind, stellt sich sich die Neoklassik nicht.
Der Markt hat immer Recht.
Irgendwie sorgt der freie Wechselkurs dafür, dass es keine Handelsbilanzdefizite oder -überschüsse auf Dauer geben kann.
In einer Währungsunion , USA – China Chimerica, oder der Eurozone ist es plötzlich ganz anders.

Das Geld erlaubt es den in Deutschland produzierten Waren sich seine Käufer in Griechenland oder Frankreich zu kaufen. Banken geben Kredit, verbriefen die Kredite als handelbare Wertpapiere, und verkaufen die Wertpapiere an die Produzenten der Waren als Wertanlage.
Ein perfekter Wirtschaftskreislauf.
Das deutsche Lohndumpingmodell hätte sonst nicht funktionieren können.

Interessant wäre es einmal dazustellen, wie die Austauschrelationen zwischen Bayern und NRW oder Mecklenburg-Vorpommern sind.
Was können Politiker tun, damit die Bayern mehr Waren und Dienstleistungen aus Mecklenburg-Vorpommern kaufen?
Wie geht dass, ohne Arbeitsplätze in Bayern abzubauen?
Die Neoklassik sagt, die Löhne in Mecklenburg-Vorpommern müssen noch mehr sinken.
Was tun dann Unternehmer, die für den dortigen lokalen Markt, Mecklenburg – Vorpommern, produzieren?
Ihre Investitionen trotzdem ausweiten?
Ist am Ende nur das Produktionsniveau gesunken und der Wohlstand verschwunden?

Viel Vergnügen beim Nachdenken.

Beate
Beate
14 Jahre zuvor

Gesamtwirtschaftlich gibt es kein Sparen.

„Aller Sozialaufwand muss immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode bezahlt werden.“

Kapitalgedeckte Pflegeversicherung ist der Lacher des Jahres.

Frank
Frank
14 Jahre zuvor

@Arnold Voß und Patrizia:

Ja, Griechenland hat sich selbst darein geritten. Das sehe ich auch so. Da bin ich auch nicht festgefahren. Ich beziehe mich nur auf die Entwicklung der letzten 3 Wochen, die von heißlaufenden Spekulationen geprägt waren.

Und ja, wenn es um Griechenland nicht wirklich schlecht stünde, würde niemand darauf spekulieren. Aber das ist genauso, als würde man im Krieg auf den steigenden Wiederverkaufswert seiner Feuerversicherung spekulieren. Mit Derivaten am Niedergang anderer Leute zu verdienen, das geht gar nicht und muss abgestellt werden. Derivate dürfen nur zur Absicherung eigener Positionen verwendet werden.

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

„Es gebe dann viele ´Griechenlands` in Europa; allerdings mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass niemand an diese heruntergewirtschafteten Länder Geldtransfers leisten könnte. Voilà“, schreibt die Nicht-EU-Bürgerin Patricia (#4), die möglicherweise Schweizerin ist (?), auf jeden Fall aber nicht den Konjunktiv 1 und 2 auseinanderhalten kann. Sie meint freilich, es GÄBE dann viele Länder in Europa „mit dem kleinen, feinen Unterschied“, wenn nicht „Länder wie Deutschland, Niederlande oder auch Frankreich (?)“ ökonomisch wie währungspolitisch für Recht und Ordnung sorgen würden. Patricia bestätigt mit ihrem Kommentar – unfreiwillig – die Kernaussagen dieses äußerst gelungenen Beitrags, ohne sich auch nur den Anschein zu geben, sich mit den Argumenten Martin Boettgers ernsthaft befassen zu wollen, geschweige denn, sich die Mühe zu machen, auch mal einen Text aus dem nicht-germanophilen Spektrum zu lesen. Nein, sie „darf an dieser Stelle auf die hohen EU-Transferleistungen verwiesen werden, welche jährlich in Richtung Griechenland fließen … und das nicht erst seit gestern“, was ihr als „Nicht-EU-Bürgerin“ zwar egal sein könne; doch allein der Gedanke, von diesen mediterranen Tunichtguts ausgenommen zu werden wie eine Weihnachtsgans treibt die – wie ich annehme – Bürgerin des alpinen Hehlerstaates (und das nicht erst seit gestern) in ihre landestypischen Reflexe. Martin Boettger hat Recht: die deutsche Außenhandelspolitik steht auch ganz unabhängig von der Vulkanasche absehbar vor ihrem Ende. Die strahlenden Gesichter auf der Hannover Messe sollten da genauso wenig drüber hinwegtäuschen wie das patrizische Gehabe einer Das-Boot-ist-voll- Ideologin.

so, so
so, so
14 Jahre zuvor

also das Lustige bei manchen Beiträgen hier ist schon, daß sozusagen als Naturgesetz geglaubt wird, daß ein Staat pleite geht, zahlungsunfähig wird. Zumindest bei den mächtigen Staaten dieser Welt ist das aber ein staatlicher Beschluß (den es deshalb auch so nicht gibt). Schließlich ist es der Staat, der seine Bürger auf das Privateigentum, die Kokurrenz (Monopolgesetze) und das Geldverdienen (gesetzliches Zahlungsmittel) verpflichtet. Es hat x Ökonomieformen gegeben, wo das anders war. Nur die per staatlicher Gewalt durchgesetzten Verkehrsformen erfordern es, daß man Geld braucht, um an die Dinge zu kommen, die man braucht. Nur über den mächtigen Staaten gibt es ja keine Gewalt, die sie darauf verpflichtet, sich an diese Verkehrsformen zu halten. Wenn dann tun sie es freiwillig. Und ebenso auch was das Pleitegehen betrifft. Und deshalb sieht das auch anders aus, als bei der schwäbischen Hausfrau. Staaten annulieren ihre Schulden. Das mag in der Form einer Inflation geschehen oder sonstwie, aber diese Macht hat ein Staat. Ebenso, daß er einen Übergang zu Notstandsbewirtschaftung macht etc.. Stellt sich halt die Frage warum um alles in der Welt der normale Bürger, sich die Sorgen des Staats machen soll. Notwendig ist das ebensowenig wie der Staatsbankrott.

Martin Boettger
Martin Boettger
14 Jahre zuvor

Danke für die interessanten Kommentare, selbstverständlich auch und gerade die Kritischen ;-).
Ohne dass ich es bestellt habe oder die Dame auch nur kannte, ist heute in der Süddeutschen (nur Printausgabe, leider nicht online), eine interessante Außenansicht von Ulrike Guèrot, Leiterin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relation (ECFR):“Eine Stütze für den Euro – Gerade Deutschland muss in der Griechenland-Krise auf einen neuen Rahmen für die Währung dringen“. Für alle, die Zeit und Gelegenheit finden, möchte ich Elke Heidenreich zitieren: „Lesen!“ (SZ S.2 unten)

so, so
so, so
14 Jahre zuvor

@beate

als Gengnerin der Neoklassik muß man nicht unbedingt zum Keynesiaismus „überlaufen“. Das Störende daran, daß man nur die Löhne senken muß, damit das mit den Austauschrelationen stimmt, ist für mich nicht daß die Nachfrage ausbleibt sondern daß die Löhne die Einkommen von 90% der Menschheit sind und die Neoklassik völlig ungeniert die Verelendung der abhängig Beschäftigten fordert, damit das System funktioniert. Man kann auch so sagen, daß in diesem System der Produktivere den Unproduktiveren enteignet. Das gilt gerade auch zwischen Staaten (s. diesen Blog-Beitrag). Die Neoklassik gibt dem doch nur den Anschein der Zweckmäßigkeit. Genau das wird ja nun auch gegenüber Griechenland gepredigt und von den anderen Staaten – speziell Deutschland – erzwungen. Haben halt über ihre Verhältnisse gelebt. Daß man in diesem Fall sich mal die Verhältnisse kritisch betrachtet, das kommt nicht in Frage.

Beate
Beate
14 Jahre zuvor

@13

Ich weiss nicht.

Ist es nicht die Aufgabe einer Bank, darauf zu schauen, dass die Kredite zurückgezahlt werden können. Sie finanziert doch im allgemeinen Projekte.
Ich finde es schön wenn der Produktivere es dem Unproduktiveren ermöglicht, durch den Kauf von Maschinen, Sachkunde, usw. sich zu verbessern.
Es ist kein Nullsummenspiel, in Summe sind der Unproduktive und der Produktive reicher geworden. Sie können in Summe mehr konsumieren.

Na ja, irgendwer muss Entwicklung planen. Der Markt hat kein Ziel.

Und wenn Banken in Griechenland lieber den Bau von Villen finanzieren, sollen die Eigner der Banken für die Verluste aus diesen Investments zu 100% einstehen.

Der IWF wird nichts für Griechenland bewirken, der ist planlos für die industriepolitische Entwicklung Griechenlands.

Man senke die Löhne und aus dem Überraum entstehen Produktionskapazitäten für Produkt X ist nur die Installierung von Ausbeutungsmechnismen für die Hauptgeldgeber des IWF.

so, so
so, so
14 Jahre zuvor

@beate

moment, ich habe nicht gesagt, daß das so sein muß. Nur unter den gegebenen Bedingungen ist es so, daß der Produktivere den Unproduktiveren enteignet. Aber ich glaube da sind wir uns einig incl. der Konsequenzen. Daß eine Bank allerdings irgendeine Aufgabe hat, das ist aus dem Schatzkästlein der Volkswirtschaftslehre, wo alles sinnvoll zusammenwirkt. Der Bank gehts halt wie allen Anderen um Gewinn, und das ist ihr Zweck. Eine Aufgabe in dem Sinn hat sie doch nicht. Das denkt sich die Volkswirtschaftslehre immer dazu gemäß der „unsichtbaren Hand“. Und wie es so schön heißt, sie ist deshalb unsichtbar, weil es sie nicht gibt. Ebenso ist es mit der Aufgabe der Banken die Realwirtschaft mit Geld zu „versorgen“. Daß sie diese nicht hat, merkt man ja daran, daß sie es nicht tut, wenn es gerade am Nötigsten ist. Siehe die aktuelle Furcht vor einer Kreditklemme.

Patrizia
Patrizia
14 Jahre zuvor

@Werner Jurga
Es ist natürlich sehr schön für Sie und ihre Sprachkenntnisse, wenn Sie Konjunktiv
1 und 2 auseinanderhalten können. Wären Ihre Denkfähigkeiten von gleicher
Qualität, hätte Ihnen auffallen müssen, dass es auch mir hin und wieder gelingt
diese Modi-Anwendungen richtig rüberzubringen ;-). Schreibfehler kommen vor.

Die Unterstellung bei der Schweiz würde es sich um einen „Hehlerstaat“ handeln
darf ich an dieser Stelle zurückweisen. Ich behaupte ja auch nicht, dass es sich
bei Deutschland um einen Nazi-Staat handelt nur weil einige Nazi-Parteien den
Sprung in die Landtage geschafft haben …und ich unterstelle in Deutschland auch
keiner Majorität Sympathien mit den abgehalfterten Stasitypen zu haben, nur weil
von diesem schwachköpfigen Loserverein sich einige in Redaktionsstuben oder
Parlamenten herumtreiben. Also immer hübsch cool bleiben :-).

Meine Kernaussage war, und dazu haben Sie nichts geschrieben, dass …

— die Reformen in Deutschland zu einer wesentlichen Verbesserung der
Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt geführt haben
und dies weder indirekt noch direkt etwas mit der griechischen Misere zu tun hat.
In Griechenland gibt es keine Automobil-, Maschinenbau-, Chemie- oder
Pharmaindustrie. Also jetzt erklären Sie uns doch bitte einmal, welche Industrie
durch angebliches deutsches Lohndumping in Griechenland vor die Wand gefahren
wurde. Oder teilen Sie uns doch bitteschön einmal mit, wieso in Griechenland
keine internationalen Firmen investieren, auch keine Schweizer Firmen, obwohl das
Lohnniveau, schon aufgrund der €-Schwäche und der Franken-Stärke/$-Stärke,
offenbar äusserst attraktiv ist; übrigens attraktiver als in der naheliegenden Türkei
weil dort nach der durchgeführten Währungsreform, die Preise stabil sind und das
Lohnniveau gestiegen ist. Wie erklären Sie sich denn die mangelnde Konkurrenz-
fähigkeit Griechenlands … doch wohl nicht mit dieser schwachsinnigen Aussage,
dass deutsches Lohndumping diese Situation verursacht hätte.

Dann schreiben Sie … Zitat
>>>Die strahlenden Gesichter auf der Hannover Messe sollten da genauso wenig drüber hinwegtäuschen wie das patrizische Gehabe einer Das-Boot-ist-voll- Ideologin.<<<

Was für ein Brett vor dem Kopf nennen Sie eigentlich ihr Eigen ? … oder welcher
Nagel im Kopf quält Sie denn ? … Ich bin keine "Das-Boot-ist-voll-Ideologin"!
Ganz im Gegenteil, und da teile ich die Auffassung des Autors, dass Einwanderung
in Europa ein MUSS ist. Das ist nicht nur für die Altersgesellschaft in Deutschland
ein muss, sondern auch für jene in Griechenland, wie für fast alle Länder in Europa.
Naja, vielleicht sind Sie nur ein Opfer Ihres Altersstarrsinns und müssen andere
katalogisieren … tun Sie was Sie nicht lassen können 🙂

Werner Jurga
14 Jahre zuvor

@ Patricia
Sie beklagen sich darüber, dass ich nichts zu Ihrer Kernaussage geschrieben hätte (Konjunktiv I oder II ?), dass „die Reformen in Deutschland zu einer wesentlichen Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt geführt haben und dies weder indirekt noch direkt etwas mit der griechischen Misere zu tun hat“.
Also gut: „die Reformen“ – also vermutlich die Agenda-Politik – haben die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt, also auch innerhalb der Eurozone, ganz erheblich erhöht. Und die „griechische Misere“ hat nicht direkt etwas damit zu tun. Sie haben Recht: ich habe mich in meinem Kommentar (1. Seite, ‚ 10) überhaupt nicht zu Griechenland geäußert.
Aber bitte: der indirekte Zusammenhang ergibt sich zum einen daraus, dass die deutsche „Standortpolitik“ den Euro tendenziell aufgewertet hatte, was die griechische Position gegenüber Nicht-Euro-Ländern (bspw. aus dem Mittelmeer-Raum) geschwächt hatte. Zum anderen ist es innerhalb der Eurozone einfach so, dass die Exportüberschüsse des einen die Handelsdefizite des anderen sind.
Das ist keine Meinungsäußerung, nicht einmal eine Tatsachenbehauptung; es ist die Definition. Eine Binse, wenn Sie so wollen; aber sie ist unumstößlich, selbst wenn in Griechenland weder Autos noch Pharmaka produziert werden sollten (da bin ich mir gar nicht so sicher; was glauben Sie, wo überall Autos gebaut werden?!), selbst wenn die Handelsvolumina zwischen Deutschland und Griechenland relativ gering sind.
Es ging mir nicht, und es geht im hier zur Debatte stehenden Artikel von Martin Boettger nicht um die Genese der fundamentalen Krise der griechischen Gesellschaft. Thema ist die Bräsigkeit, mit der viele Deutsche – und ja: auch viele Holländer, einige Belgier und andere (Sie zum Beispiel) – dogmatisch an den Glaubenssätzen der schwäbischen Hausfrau festhalten, was, wie heute Finanzminister Schäuble nachdrücklich bemerkte, ein riskantes „Spiel“ ist, das in die Katastrophe führen könnte.
In einem Beitrag vor zehn Tagen hatte ich mich ein wenig ausführlicher dazu geäußert:
https://www.xtranews.de/2010/04/11/notfallplan-suizidsekte-in-der-schuldenfalle-2/
Die Argumentation dieses Textes orientiert sich an den von Boettger im Beitrag genannten FTD-Autoren. Sie muss deshalb nicht stimmen; aber kennen sollte man sie schon.

Beate
Beate
14 Jahre zuvor

@Patrizia

Aber Griechenland verkauft doch Waren in andere Länder die eine Chemie- oder Automobilindustrie haben.
Natürlich leidet Griechenland darunter wenn Deutschland die Wirtschaft anderer Länder mit Automobil, usw. Industrie schwächt.

Das ist doch ein billige Polemik von Herrn Hüther oder aus einer Abteilung des Aussenministeriums , eifach zum Schießen.

Patrizia
Patrizia
14 Jahre zuvor

@Werner Jurga

ich zitiere …
>>> Zum anderen ist es innerhalb der Eurozone einfach so, dass die Exportüberschüsse des einen die Handelsdefizite des anderen sind.
Das ist keine Meinungsäußerung, nicht einmal eine Tatsachenbehauptung; es ist die Definition. Eine Binse, wenn Sie so wollem …<<<

Tja, Sie scheinen die Aussage Ihrer "Binse" nicht wirklich einordnen zu können,
sonst würden sie diese nicht in einen kausalen Zusammenhang mit der Existenz
oder Nichtexistenz der €-Zone stellen. Im bilateralen Handel zwischen Ländern,
z.B. Schweiz – Deutschland oder Deutschland – Korea sind die Exportüberschüsse
des einen immer die Importüberschüsse (Handelsdefizite) des anderen. Diese
"Binse" hat ihre Gültigkeit auch ausserhalb der €-Zone.

Hätten Sie ernsthaft versucht die Zusammenhänge der €-Stärke, für den Markt
war es mehr eine $-Schwäche, in den letzten Jahren zu analysieren,dann wären
Sie auf viele mögliche Gründe gestossen … aber sicher nicht auf einen Grund
namens "Lohndumping" in der deutschen Industrie. Der Einfluss von leicht
steigenden oder leicht sinkenden Reallöhnen auf die Bewegungen einer Devise,
hier des €, am Kapitalmarkt sind marginal.
Wenn Sie des Weiteren z.B. die schon jahrzehntelangen Leistungsbilanzdefizite
Griechenlands analysiert hätten,wären Ihnen ganz sicher aufgefallen, dass diese
Defizite,besonders im Warenverkehr, keinesfalls irgendetwas mit dem € oder den
Lohnkosten in der deutschen Industrie zu tun haben können. So einen
Zusammenhang herzustellen ist abenteuerlich, wobei noch zu erwähnen wäre,
dass Leistungsbilanzdefizite per se nicht schlecht sein müssen, denn sie können
natürlich immer durch Kapitalzuflüsse ausgeglichen werden.Diese Kapitalzuflüsse
dürfen aber nicht in einem alles auffressenden Bürokratenapparat verschwinden,
sowas können sich nur Länder wie Saudi-Arabien oder Kuweit leisten und auch
nur dann,wenn sie nicht nebenbei Milliarden in den Sand setzen oder im globalen
Geldmarkt versenken.

Noch eine Bemerkung zu ihrem Artikel unter dem angegebenen Link …da zitieren
Sie unter anderem einen gewissen Herr Münchau von der Financial Times, ein
Grund mehr keine überflüssige Zeit für solche Artikel zu vergeuden, mit der
Bemerkung, "dass der Konsum in Deutschland schon jahrelang stagniert,dass die
Realkommen stagnieren … und weiteres blabla" … vielleicht empfehlen Sie bei
Gelegenheit diesem "rennomierten Wirtschaftsjournalisten" sich mit dem Lesen
von Unternehmensbilanzen auseinanderzusetzen. Wie ein Unternehmen das jahrelang eine Minirendite einfährt oder tiefrote Zahlen schreibt für erhebliche
Steigerungen der Realeinkommen bei seinen Mitarbeitern sorgen soll, bleibt wohl
das persönliche Geheimnis des Herrn Münchau (oder doch Münchhausen ?)

Was die kräftigen Reallohnsteigerungen im griechischen Bürokratenapparat oder
auch bei der spanischen Bau- und Immobilienbranche bewirkt haben, können Sie
ja jetzt schön nachvollziehen … 🙂 … es Bedarf kräftiger Geldtransfers seitens
der EU … 🙂 … um diese Reallohnsteigerungen nicht wieder kürzen zu müssen.
Streng genommen müssten ja alle EuropäerInnen glatt das doppelte verdienen,
finden sie nicht ? Allein die Tatsache "Mitglied dieses sooooooo elitären Kreises"
zu sein ist ja sowas von cooooooool und prädestiniert jede und jeden dazu über
viel, viel längere Urlaubszeiten und viel, viel kürzere Arbeitszeiten zu verfügen, natürlich bei mindestens gleichem realen Einkommen und nach Möglichkeit noch
höherer Kaufkraft, als dies z.B. JapanerInnen, KoreanerInnen, AmerikanerInnen
… die vielen ChinesInnen und InderInnen lasse ich gleich mal aussen vor …
möglich ist.

Der Devisenmarkt sieht das etwas nüchterner und hat sich auf den Club der
Blinden und Lahmen eingeschossen 🙂 … naja, so schlimm wird es hoffentlich
nicht werden.

Frank
14 Jahre zuvor

Dem ersten Kommentar kann ich nur zustimmen.
Griechenland hat außerdem ein paar Mal die Schuldengrenze, die im Maastricht Vertrag vorgezeichet ist, überschritten. Von daher zeigt sich hier deutlich, dass sie die Mitgliederbedingungen nicht anhalten. Wenn sie dies weiter tut, dann sollte sie überdenken, ob sie aus der Währungsunion nicht ausscheiden soll.

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