Zehn Jahre Deutsches Fußballmuseum in Dortmund – ein trauriger Geburtstag

Großer Bahnhof bei der Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund 2015. Foto: Robin Patzwaldt

Am 25. Oktober 2025 feiert das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund seinen zehnten Geburtstag. Zehn Jahre, in denen der DFB mit großem Anspruch ein „Ort der Erinnerung und Emotionen“ schaffen wollte. Zehn Jahre, in denen aber auch deutlich wurde, dass die Erwartungen vieler Besucher und Beobachter nicht erfüllt wurden.

Im Rückblick wirkt das Museum wie ein Symbol für die Selbstinszenierung des deutschen Fußballs – glänzend verpackt, aber inhaltlich erstaunlich dünn.

Glanz statt kritischer Auseinandersetzung

Schon bei der Eröffnung 2015 wurde das Museum als „Erlebniswelt“ angepriesen. Die Eintrittspreise waren erschreckend hoch, die Architektur modern, die mediale Inszenierung spektakulär. Doch wer auf eine tiefgehende, kritisch-historische Auseinandersetzung mit dem deutschen Fußball hoffte, wurde enttäuscht.

Stattdessen dominieren bis heute Pokale, Heldengeschichten und multimediale Showelemente. Die Weltmeisterschaft 2014, die „Sommermärchen“-Euphorie von 2006 und legendäre Spiele nehmen breiten Raum ein – unbequeme Themen wie Korruption, Rassismus, Gewalt oder der Umgang mit der NS-Zeit werden dagegen nur am Rand behandelt.

Besucherflaute und finanzielle Schieflage

Auch wirtschaftlich blieb das Projekt weit hinter den Versprechen zurück. Die kalkulierten Besucherzahlen wurden zu häufig verfehlt, was zu deutlichen Mindereinnahmen führte. Anstatt wie geplant ein Selbstläufer zu sein, musste das Museum mehrfach finanziell gestützt werden – auch mit öffentlichen Mitteln.

Für die Stadt Dortmund wurde das Museum damit zunehmend zur Belastung. Ursprünglich hatte man auf einen deutlichen wirtschaftlichen Impuls gesetzt, etwa durch zusätzlichen Tourismus, Gastronomie und Steuereinnahmen. Stattdessen schlugen Zuschüsse, Infrastrukturmaßnahmen und geringere Einnahmen stärker zu Buche als erwartet. Der prestigeträchtige Bau entwickelte sich nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell zu einem schwer kalkulierbaren Risiko.

Fehlende Strahlkraft über den Fußball hinaus

Auch inhaltlich blieb das Museum hinter seinem Anspruch zurück. Die versprochene Strahlkraft über den Fußball hinaus – als Ort des gesellschaftlichen Diskurses und der Forschung – hat sich nie entfaltet. Statt ein lebendiger Raum der Debatte zu sein, wirkt das Museum heute eher wie ein aufwendig gestalteter Souvenirshop der Fußballvergangenheit. Veranstaltungen mit Tiefgang sind selten, Diskussionsformate zur gesellschaftlichen Rolle des Fußballs fehlen weitgehend.

Ein Prestigeprojekt ohne kritischen Kompass

Besonders deutlich wird die Schieflage beim Blick auf die Trägerschaft: Das Museum ist ein Prestigeprojekt des DFB – finanziert auch aus dessen Mitteln und geprägt von seiner Perspektive. Kritische Distanz zur eigenen Organisation war nie vorgesehen. In Zeiten, in denen der Verband selbst mit Skandalen und Vertrauensverlust kämpft, wirkt diese Einseitigkeit umso problematischer.

Zehn Jahre nach seiner Eröffnung steht das Deutsche Fußballmuseum sinnbildlich für eine vertane Chance. Es hätte ein Ort werden können, an dem Fußballgeschichte nicht nur gefeiert, sondern auch reflektiert und diskutiert wird. Stattdessen dominiert der Glanz vergangener Triumphe – während die kritischen Töne leise bleiben. Zum Jubiläum wird sicher gefeiert. Aber eigentlich wäre eine ehrliche Bestandsaufnahme nötiger.

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