››Wir Festivalmacher hängen gerade alle in der Luft‹‹

Für das Ruhrpott Rodeo gibt es durch die Corona-Pandemie aktuell viele Fragezeichen

Alex Schwers kommt aus Gladbeck und organisiert seit vielen Jahren das ›Ruhrpott Rodeo‹, was mittlerweile in der Festival-Saison das wichtigste Punk-Festival in unseren Breitengraden ist. Jedes Jahr findet das Festival mit über 50 Bands am Flugplatz Schwarze Heide in Hünxe bei Bottrop statt. Im Zuge der Corona-Pandemie gerät derzeit alles ins Stocken. Wir haben uns bei Alex erkundigt, ob das Festival überhaupt – und zu welchen Bedingungen stattfinden kann.

Alex, wie ist gerade der Stand der Dinge, was das Ruhrpott Rodeo angeht – können sich Punkrock-Fans schon auf die Auftritte von Social Distortion, Anti-Flag und die Suicidal Tendencies im Juli freuen?

››Wir sitzen gerade auf heißen Kohlen, wir planen weiter – aber wir wissen nicht was passiert, denn wir Festivalmacher hängen gerade alle in der Luft. Jeder intelligente Mensch weiß derzeit, dass keiner was weiß. Ich muss eigentlich so langsam in Verbindlichkeiten gehen, denn von Tag zu Tag wird unser Kostenapparat immer größer.‹‹

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Neue Kreator Single: ›666 – World Divided‹

Im Jahr 1985 erschien mit „Endless Pain“ die erste LP von Kreator. Aus kleinen Verhältnissen stammend hat sich die Band zur Weltmarke etabliert, Fans haben sie in Südamerika, Australien oder Japan – und spielten über 2.000 Konzerte in über 60 Ländern. Heute melden sie sich mit einer neuen Single zurück

Ihr Proberaum ist noch immer in Altenessen, ganz nah an der Zeche Carl. „Es gibt keinen Grund das zu ändern“, sagt Mille – und diese heimatverbundene Bodenständigkeit wirkt sympathisch und plausibel. Nach drei Jahren veröffentlicht die Band heute einen neuen Track: „Wir freuen wir uns, euch unsere brandneue Single ›666 – World Divided‹ präsentieren zu dürfen“, sagt Bandkopf, Sänger, Songschreiber und Gitarrist Mille Petrozza. „Mehr als je zuvor ist die Message dieses Songs wichtiger: wir müssen zusammenhalten in dieser immer gespalteneren Welt. Passt auf euch auf und am wichtigsten: Stay Metal!“



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Im Zeichen der Corona-Krise: Moers Festival hat keine Eier zur Absage

Noch soll das für Pfingsten (29. Mai bis 1. Juni 2020) geplante Moers Festival wie geplant stattfinden.

Moers PK 2020 Screenshot
Moers 2020 Online-Pressekonferenz, Screenshot

In einer maximal verstörenden Online-Pressekonferenz am heutigen Vormittag zeigte sich, dass die aktuellen Macher und Macherinnen des renommierten Moers Festivals vor allem eines sind:

Mutlos, unentschieden – und provinziell wie Moers, die kleinste Großstadt Deutschlands.

Während aufgrund der Corona-Pandemie etwa die Olympischen Spiele, das Glastonbury Festival und die Ruhrfestspiele abgesagt wurden, fanden die Moerser Provinzler bislang noch nicht zu einer solchen verantwortungsvollen Entscheidung.

Der gern im Look eines evangelischen Pfarrers – schwarzer Anzug, weisses Hemd – auftretende künstlerische Leiter Tim Isfort scheute sich nicht, auf der durchchoreografierten Veranstaltung, zu der keine Fragen zugelassen waren, das geplante Programm so bekanntzugeben, als wäre die Welt nicht aus den Angeln:

Stammgast John Zorn würde das Event wie üblich mehrfach und in unterschiedlichen Formationen beehren. Weitere grosse Namen wären etwa Heiner Goebbels, Wolfgang Puschnig und John Scofield.

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DAF: Gabi Delgado-López ist gestorben

Sequenzer, Synthesizer, Schlagzeug & Sprechgesang – so schrieben DAF Geschichte | Foto: Grönland

Mit minimalistischen, rein rhythmusbasierten Tracks schrieben Deutsch Amerikanische Freundschaft Musikgeschichte. Ihre Mischung aus kühler Ästhetik und sloganbasierten Texten machte dieses Duo Anfang der 1980er-Jahre zu einem wichtigen Vordenker in Sachen Beat, Sound, Komposition und Vision. Ihr Ansatz: alles hinterfragen, alle provozieren und Musik komplett neu definieren. Nun ist gestern Sänger Gabi Delgado-López im Alter von 61 Jahren verstorben.

Irgendwann in der Hochphase des Punk trafen sich Drummer und Musikstudent Robert Görl und der gefährliche Frontmann Gabi Delgado López im Düsseldorfer Szene-Club Ratinger Hof. Gabi sagte einmal dazu: „Die Idee des Punk war natürlich faszinierend. Aber die Musik war viel zu herkömmlich, viel zu traditionell mit Gitarre, Bass und Schlagzeug – das war nicht Punk, sondern ein Aufguss der 1950er Jahre. Wir wollten nie eine Rock-’n’-Roll-Kapelle sein, aber auch nicht wie Kraftwerk klingen.

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Wo is datt Toilettenpapier? Das Lied zur Lage der Nation

Ein oft kopierter Witz auf Twitter spottet: Irgendwann erklären wir unseren Enkeln, wie  chinesische Fledermaussuppe eine deutsche Klopapierkrise verursachte.

Doch die Lage ist ernst . Deshalb haben die Berliner Rapper von Hepatitis Blau ihre ergreifende Ballade vom 2010er Album Apocalypse Blau Reflux wiederbelebt: Wo is datt Toilettenpapier? (auch auf Spotify)

Bohren & der Club of Gore veröffentlichen heute ›Patchouli Blue‹

Bohren & der Club of Gore – eine einzigartige Band mit viel Charakter / Foto. Kim von Coels

Unser Autor Peter Hesse kennt die Band Bohren & der Club of Gore aus Mülheim an der Ruhr seit vielen Jahren. Da heute mit ›Patchouli Blue‹ das neunte Studio-Album der Doom-Jazzer erscheint, hat Peter zu jedem der 11 Albumsongs ein Ereignis aufgeschrieben, was in seinem persönlichen Erinnerungskosmos eng mit der Band verbunden ist.

1.) Meine Welt ist schön
Ostern 1997 – ich verbringe einen Urlaub mit meinem Bruder an der spanischen Mittelmeerküste in Calpe. Bei Regenwetter spielen wir viel Schach, meist verliere ich – bei einer besonders derben Partie zu meinen Ungunsten gibt es sogar eine kleine Schlägerei. Aber wie das so ist unter Brüdern: kurz darauf ist alles vergessen. In diesem Urlaub hören wir immer wieder ein Mix-Tape. Neben Jon Spencer Blues Explosion, DJ Shadow oder Funny Van Dannen bleiben meine Ohren immer wieder am „Track 3“ vom Bohren-Album ›Midnight Radio‹ (1995) hängen, der so klingt, als hätte David Lynch einen Autounfall von Chris Isaak in Zeitlupe gefilmt. Und diese unverwechselbare Spookyness hat die Band bis heute behalten.

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Wie klang das Jahr 2019 ?

Saint Vitus live im Dortmunder Club Junkyard – Foto: Peter Hesse

Wild und bescheiden, gefährlich und beschwerlich oder aufregend und komplex? Gab es richtig gutes Zeug? Hat der Bass geknallt? Unser Autor Peter Hesse hat ein Mix-Tape mit 10 Tracks aus dem Jahr 2019 zusammengestellt, die ihm eine Menge bedeuten. Zwischen Storytelling, Blues, Post-Rock, Hip Hop, flirrender Elektronik und Heavy Metal wird es so vielseitig, wie das Jahr auch war.

DEICHKIND – Richtig Gutes Zeug (DJ HELL REMIX)
Deichkind sind offen in alle Richtungen und stellen immer die richtigen Fragen. Vor zwei Jahren sagte mir Deichkind-Vordenker Porky mal im Interview für den coolibri: „Wir sind nicht so solche Klischee-Leute, die jetzt nur an einem Stil hängen – sonst hätten wir uns jetzt auch nicht von einem reinen Hip Hop Ding lösen können. Ich bin jetzt auch nicht nur ein stumpfer Rocker, der Pantera und AC/DC auflegt. Ich mag auch Jazz sehr und Afrikanische Musik. Heute morgen war ich hinterm Haus Holz hacken – und dazu lief der Soundtrack vom Film „Taxi Driver“, den der Komponist Bernhard Hermann komponiert hat.“

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Ein Hoch auf Zeitgenossen wie Frank Zander & Co.

Frank Zander. Quelle: Wikipedia, Foto: Udo Grimberg, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

Es sind komplizierte Zeiten, wie wir jeden Tag auf das Neue feststellen müssen. Viele Zeitgenossen meckern und fordern den lieben langen Tag lang. Sicherlich nicht immer völlig zu unrecht. Trotzdem tut es einfach auch einmal gut zu sehen, dass es noch immer Leute gibt, die lieber selber aktiv werden, aktiv etwas verbessern, anderen helfen wollen und nicht übermäßig viel darüber sprechen.

In diese Kategorie gehört mit Sicherheit auch der Sänger Frank Zander. Wie in den Jahren zuvor organisiert er auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit Freunden und seiner Familie eine Weihnachtsfeier für ca. 3000 Obdachlose und Bedürftige.

Es sind Aktionen wie diese, die in so unruhigen Zeiten gar nicht hoch genug bewertet und eingeschätzt werden können, weil sie ein Zeichen der Solidarität und der Hoffnung sind. Toll, wenn jemand etwas auf die Beine stellt, was Anderen hilft, denen es zurzeit nicht so gut geht.

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Erinnerungen an die Multicoloured Shades

In den 1980er Jahren waren die Multicoloured Shades eine Art Legende. Schon John Peel spielte ihre erste Maxi, die 1984 vom Dortmunder Plattenladen Last Chance aufgelegt worden ist. In ihrer westfälischen Heimat hatten die Bandgründer, also Sänger Pete Barany, Gitarrist Eddie Wagner, Michael Doering am Bass, dazu der Organist Detlev ‚Det Bizarre‘ Bizer sowie Schlagzeuger Martin Heimes leichtes Spiel.

Sie waren bekannt in der Szene und sind noch heute unter Musikern sehr geschätzt. „Damals habe ich die Multicoloured Shades für mich entdeckt – und das, was die gemacht haben, war keinen Deut schlechter als das, was von den Fuzztones oder Miracle Workers kam. Auf mich hatte ihr Sound so eine große Strahlkraft, dass ich mich bis heute dieser Art von Musik verpflichtet fühle.“ Das sind die Worte von Christian ›Doktor‹ Koch, der der musikalische Kopf der Band Vibravoid aus Düsseldorf ist.

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