Rüttgers for President?

Gestern abend gab es einen gemütlichen Abend mit einigen Leuten, die sich üblicherweise gut in NRW auskennen. Am Rande dieses Treffens kursierte folgende Geschichte:

NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) soll das Amt des Bundespräsidenten anstreben. Er will angeblich schon im Mai 2014 antreten, um sich in das höchste deutsche Amt wählen zu lassen. Dies sei sogar mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abgesprochen worden. Die Kanzlerin habe auch bereits ihre Zustimmung signalisiert.

Kann sein, das das stimmt. Kann auch sein, dass es nicht stimmt. Im Moment ist es ein Gerücht. Aber zumindest ein gutes.

Bottrop Weltweit

Ich habe gerade diesen schönen Webspot bei nervo.tv gefunden. Wenn man genau hinsieht, erkennt man vorne den Bottroper Tetraeder. 🙂

 

Schade, dass es nicht wirklich so ist.

(P.S. Wenn der Film nicht von alleine startet, bitte auf das Bild Doppelklicken.)

Warum nicht alle?

Essen, Gelsenkirchen, Bottrop, Herne, Gladbeck, Mülheim, Duisburg und Oberhausen wollen ihre Gewerbeflächen gemeinsam vermarkten. Warum machen die anderen Städte nicht mit?

Auf der Immobilienmesse Expo Real in München haben Essen, Gelsenkirchen, Bottrop, Herne, Gladbeck, Mülheim, Duisburg und Oberhausen verkündet, dass sie nun ihre Gewerbflächen gemeinsam vermarkten wollen. Vor ein paar Jahren haben Gelsenkirchen und Essen erste Schritte in diese Richtung unternommen und angefangen ein paar Flächen unter dem Label Neue Schlosslagen anzubieten. Dass die acht Städte nun zusammen arbeiten ist ein schöner Erfolg und natürlich ein Schritt in die richtige Richtung. Nur warum machen die anderen Städte nicht mit? Anfang des Jahres hatte auch die Wirtschaftsförderung in Dortmund Ideen, die in die gleiche Richtung gingen. Und jetzt fehlt Dortmund. Und Bochum auch. Und viele andere Städte. Ich weiß, dass sie in ein paar Jahren folgen werden – aber warum muß es immer so lange dauern? Warum können die Kirchturmpolitiker nicht über ihren Schatten springen? In Datteln werden Städte sogar bald gemeinsam ein Gewerbegebiet betreiben und sich die Steuereinnahmen teilen – übrigens wird Dortmund dort dabei sein. Ach, immer diese Lahmarschigkeit… 

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Bochum: Protest gegen Nazi-Aufmarsch

Am 25. Oktober wollen Neonazis in Bochum demonstrieren. Wie schon vor einigen Wochen in Dortmund wehrt sich die ganze Stadt gegen Aufmarsch.

Unter dem Motto "Wir sind Bochum. Nazis sind es nicht" stellt sich ein breites Bündnis gegen die Nazis. Gewerkschaften, Parteien, Vereine, religiöse Organisationen und Unternehmen wollen die Nazi-Demo verhindern und rufen die Bürger auf am 25.Oktober ab 10.30 Uhr in die Bochumer Innenstadt zu kommen und gegen die Rechtsextremisten zu protestieren.   

Hypo Real Estate: Es lag am Fachkräftemangel!

Wir kennen das: Man steht an der Supermarktkasse und hat fünf Euro zu wenig in der Brieftasche. Oder im Wintermantel taucht ein 20 Euro Schein auf. Kaum jemand hat den vollen Überblick über seine Finanzen.

 Kaum anders ging es der Hypo Real Estate. Die stellte Ende vergangener Woche fest, dass ihr nicht nur 35 sondern 50 Milliarden Euro fehlen. Gut, daran wäre fast das gesamte deutsche Finanzwesen zusammengebrochen, aber ein Blick auf die Internetseite der Bank liefert eine Entschuldigung: Der Hypo fehlten schlicht die Experten um solche Fehler zu erkennen. Händeringend wird auf der Internetseite ein "Mitarbeiter Business Control (m/w)" gesucht. Seine Aufgaben: "Mitwirkung bzw. Betreuung rechnungswesensrelevanter Themen", "Mitwirkung bei der Plausibilisierung, Bewertung und Bilanzierung von Finanzinstrumenten" sowie "Qualitätssicherung ausgewählter Sachverhalte im Zusammenhang mit der Erstellung des Konzernabschlusses". Tja, und so einen hatten sie nun einmal nicht. Da mussten dann die Jungs von der Deutschen Bank ran. Das der Fachkräftemangel solche Auswirkungen hat, hätte ich nie gedacht. Und das bei einem solchen Gutmenschenunternehmen, wo doch jeder gerne arbeiten will: "Offenheit, Fairness und Transparenz", so die Selbsbeschreibung des Unternehmens,"kennzeichnen die Unternehmenskultur der Hypo Real Estate Group. Die Gruppe nimmt durch zahlreiche Projekte ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und fördert eine nachhaltige und lebenswerte Umwelt."

Lahme Justiz im Telekom-Datenskandal

Über 17 Millionen Kundendaten sind bei der Telekom-Tochter T-Mobile im Jahr 2006 gestohlen worden. Nach einer Anzeige des Konzerns nahm die Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen auf – und stellt sie ein. Offenbar ohne wichtige Zeuge zu vernehmen.

Beim Thema Datenschutz ist man bei der Telekom mittlerweile einiges gewohnt. Seit Mai wissen wir, dass Journalisten und Aufsichtsräte ausspioniert werden, der Zugang zur zentralen Kundendatenbank unzureichend gesichert war und detaillierte Telefonrechnungen von T-Mobile-Aufsichtsräte ohne deren Wissen gesammelt wurden. Der am Wochenende bekannt gewordene Diebstahl von über 17 Millionen Adressen, Telefonnummer, Geburtsdaten von T-Mobile-Kunden passt, um das Bild abzurunden.

Immerhin hat die Telekom eine interne Untersuchung eingeleitet und Anzeige erstattet, auch wenn sie bewusst darauf verzichtete, die betroffenen Kunden zu informieren. Mit der Anzeige nahm die Staatsanwalt Köln die Ermittlungen auf, führte laut Telekom Durchsuchungen und Befragungen aus. Ein Schuldiger für den Datenklau fand sich indes nicht. Zwei T-Mobile-Mitarbeiter mussten ihren Hut nehmen – nachzuweisen war ihnen die Tat nicht. Im Juni dieses Jahres stellten die Kölner ihre Untersuchung ein.

Seltsam, denn mindestens eine Spur blieb offen. Der Mainzer Erotikunternehmer Tobias Huch hatte sich schon 2006 bei der Telekom gemeldet und denen erzählt, dass ihm aus Österreich die 17 Millionen Datensätze zugespielt wurden. Die Daten lagern auf seinem Rechner, verwendet habe er sie nicht, sagte er mir heute. Er will die Daten weg haben, denn er weiß, dass sie illegal sind. Doch weder Telekom noch Staatsanwaltschaft werden bei ihm vorstellig. Durch Zufall trifft der Unternehmer nun Bundesjustizminister Gabriele Zypries im Flugzeug. Jetzt hat er endlich jemanden, den er auf das Thema aufmerksam machen kann. Die Ministerin hört zu und informiert die Telekom.

Erst jetzt ruft die Telekom an, und zwar ein Vertreter der internen Sicherheit. Leider kann Huch den Anruf nicht persönlich entgegennehmen. Der Sicherheitsmann hinterlässt seine Telefonnummer bei einer Mitarbeiterin von Huch. Dieser ruft den Sicherheitsmann zurück, immer wieder, wie er erzählt. Doch keiner nimmt ab. Denn dem Sicherheitsmann ist aufgefallen, dass Huch einen Medienverlag hat und da denkt er sich, dass ist ein Fall für die Presseabteilung. Und so verläuft sich die Geschichte. Nach einigen Anrufen greift Huch nicht mehr zum Hörer, er verzweifelt wie eine Kunde in der Telekom-Hotline.

Merkwürdig ist, warum die Staatsanwaltschaft Köln sich nicht an Huch gewendet hat. Die Telekom hatte ihn nach meinen Informationen schon früh als Zeuge benannt und auf die Daten in seinem Besitz hingewiesen. Offen bleibt auch, warum sich nicht die Telekom mit Huch in Kontakt setzte. Dies geschah erst heute morgen, wie er sagt. Huch hat die Sache nun seinen Anwalt übergeben, was kein dummer Zug ist. Denn falls ein Sündenbock gesucht wird, liegt der Fingerzeig auf einen Erotikunternehmer nahe. So plump funktioniert leider manchmal die Welt.

Der Datenklau wäre versandet, hätte nicht der "Spiegel" am Wochenende umfangreich darüber berichtet. Nun sind alle aufgeschreckt. Die Telekom und die Staatsanwaltschaften in Köln und Bonn. Die Telekom, weil sie ihre Kunden über einen weitere Datenschlamperei informieren muss. Die Staatsanwälte in Köln, weil sie offenbar nicht viel taten. Und ihre Bonner Kollegen, weil sie einen weiteren Datenskandal der Telekom bearbeiten müssen.

Die Bonner untersuchen bereits die Spitzelattacke auf Aufsichtsräte und einen weiteren Fall von Datendiebstahl. Jetzt lassen sie sich die Akten aus Köln kommen. Gut möglich, dass die Untersuchung weitergeht und der Datenentwender noch gefunden wird. Hinweise auf einen möglichen Täter gibt es schon: Huch hält einen Mitarbeiter der Geschäftskundensparte T-Systems, bei der viele Telekom-Daten lagern, für den Täter. Er kenne den Namen, wie auch die Telekom, beteuert er.

Nachtrag am 8. Oktober:

Wie ich hörte, werden die Daten bei Huch nun zumindest gesichert. Am Mittwoch war ein Auszug der Liste bei der "Bild"-Zeigung abgedruckt. Jetzt will der Landesbeauftragte für den Datenschutz Rheinland-Pfalz die Daten gegen weiteren Missbauch absichern. Zumindest so lange, bis eine Staatsanwaltschaft sich dem Fall annimmt. Zur Erinnerung: Noch sind ist das Verfahren eingestellt.

 

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Die klassische Tragödie

Foto: Ruhrbarone

 

Im Intendanten-Streit an der Essener Philharmonie geht es um die Macht in der Kulturhauptstadt.

FAZ-Kollege Andreas Rossmann machte sich vor ein paar Tagen diesen Reim darauf. Essen sei eine Stadt ohne breites Bürgertum, dessen kulturelle Aufgaben würden deshalb traditionell Mäzene der regionalen Wirtschaft übernehmen. Gesagt getan. Als vor zwei Wochen der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie (TuP), eine hundertprozentige Tochter der Stadt Essen, den Philharmonie-Intendanten Michael Kaufmann wegen wiederholter Etatüberschreitung fristlos kündigte, ging also kein Aufschrei der Bürgerlichen durch die Stadt. Sondern ein Großindustrieller. Und der klingt so:

Ein just gegründetes Kuratorium für die Essener Philharmonie versammelt die geschäftliche Beletage der Stadt. Und unter Führung von MAN-Ferrostahl-Manager Matthias Mitscherlich  – hat jetzt eigentlich andere Sorgen – wird gegen die Aufsichtsratentscheidung getrommelt und gefeuert und gedroht. Kaufmann habe "zuverlässig" für "Qualität" gesorgt. Seine Rückkehr sei ein "conditio sine qua non" für alle weiteren Entwicklungen in der Kulturstadt, heißt es. Dazu wird das Kuratorium um den ostdeutschen Klassikopa Kurt Masur (Ehrenmitglied), die Gattin des RWE-Chefs oder den Chefredakteur der NRZ erweitert. Äußerst hilfreich und machtvoll wendet sich in Berthold Beitz der letzte echte Ruhrbaron gegen die Demission des als Kaufmann wenig begnadeten Impressarios an der Huyssenallee. Die Aufsichtsräte handelten "unseriös", "unverantwortlich", das Schicksal des einstigen Saalbaus stehe auf dem Spiel. Usw. Masur will in dem Haus erst wieder dirigieren, wenn Kaufmann zurück ist. Gedroht wird auch damit, aus dem Sponsoring der Kulturhauptstadt auszuscheiden. Immerhin: Vielleicht treffen sich der scheidende Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger und der Kuratoriums- und Stahlboss Mitscherlich noch in dieser Woche zum Gespräch. Was jedoch wenig bringen wird, wenn die städtischen Dezernenten Hülsmann und Scheytt weiter bei ihrer Linie bleiben.

1) Ich deute den Krieg der Kapitalisten für Kaufmann ohnehin anders. Im Kern geht es um die Macht in Essens Kulturpolitik. Gerade vor der Kulturhauptstadt. Ob die bestimmen, die zahlen – oder die, die die Verantwortung tragen, oder die, die wählen?! Essen, das Ruhrgebiet tut sich ja tatsächlich schwer mit seinem Bürgertum, vor allem die Großunternehmer.

Die "Causa Berger Bergmann" (FAZ) der frisch gebackene Geschäftsführer der TuP, spielt da eine Nebenrolle. Wenn es auch merkwürdig ist, dass Bergmanns quasi erste Amtshandlung die Kündigung eines leitenden Angestellten ist. Läuft es so wie dazumal, wird der Philharmoniechef übrigens in einer Woche wieder in Ehren eingesetzt, ein bedauerliches Missverständnis bemüht und der neue Geschäftsführer in die Wüste geschickt. Läuft es anders, ist Essen und das Ruhrgebiet tatsächlich auf dem Weg zu mehr Bürgerlichkeit, einer demokratischeren Kulturhauptstadt.                              

Denn 2) Was lustig ist: WAZ  – natürlich sitzt auch WAZ-Eigner Stephan Holthoff-Pförtner in dem Philharmonie-Kuratorium – und NRZ wollten nicht nur die Großkopferten, auch den einfachen Bürger eine Stimme geben. Flugs wurde ein Internet-Forum eingerichtet mit Voting und Kommentarlink. Während der Stand der Abstimmung geheim ist, sind die derwesten-Kommentare schon jetzt zu lesen. Und, Überraschung, die allermeisten zeigen tatsächlich Verständnis für die Kündigung eines Intendanten, der mehrfach seinen Etat überzogen haben soll. Dazu hagelt es auch noch reichlich Kritik am Führungsstil des angesehenen Kulturmanagers. Bisher ein Eigentor von Rüdiger Oppers (NRZ) und den seinen.

PS: Ob Kaufmann tatsächlich eine solche Wucht als Intendant war und ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber ich vermute, es kann nicht wirklich schwer sein, einen Nachfolger zu finden für die Intendanz an einer der größten, klangschönsten Klassikbühnen Europas.

 

Wie läuft die Finanzkrise und warum tut uns das allen weh?

Anbei habe ich eine nette, einfache Erklärung gefunden, warum uns die US-Finanzkrise alle trifft.

Man kann dabei die beknackten Kredite für Häuser, die man sich nicht leisten kann, auch durch Cross-Border-Leasing ersetzen. Im Kern geht es immer um das gleiche: Die cleveren US-Finanzhaie haben sich in New York etwas ausgedacht, mit dem sie die kleinen dummen Fische in Übersee verputzen können.

Sie haben das Blaue vom Himmel versprochen – sei es eine Sammlung fauler Bau-Kredite als neues innovatives Wertpapier, oder eine geteilte Steuerersparnis für eine alte Müllverbrennungsanlage in Höhe von 16 Mio Euro – für eine Firma wie die Abfallgesellschaft Ruhr. Und immer hieß es kein Risiko, wie die Bochumer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz etwa versprach, als es um das dortige Cross-Border-Geschäft ging.

Jetzt heißt es halt:  Wir haben Mist gemacht.

Einfach auf das Bild klicken und die erhellende PDF öffnen.