DFB-Manager Oliver Bierhoff erwischt zielsicher den nächsten Fettnapf

Oliver Bierhoff, der Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft. Quelle: Wikipedia, Foto: Steindy (talk) Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft bereitet sich aktuell in den Niederlanden auf die kommenden beiden Länderspiele vor. In den Niederlanden? Richtig gelesen! Die DFB-Elf residiert derzeit in einem Hotel in Venlo. Eine organisatorische Auffälligkeit mit der sich auch Team-Manager Oliver Bierhoff auf einer Pressekonferenz am heutigen Montagmittag konfrontiert sah.

Seine etwas patzig vorgetragene Antwort legte allerdings nahe, dass man bei der DFB-Führung, trotz aller gegenteiliger Beteuerungen zuletzt, die verlorengegangene Fan-Nähe wieder herstellen zu wollen, noch immer nichts verstanden hat, warum die Nationalmannschaft immer mehr die Bindung zum ’normalen‘ Fußballfan in diesem Lande verloren hat, die Identifikation der Anhänger mit der Mannschaft zuletzt augenfällig zurückging.

Wie könnte man sonst auch die Vorbereitung freiwillig im benachbarten Ausland absolvieren, statt wie sonst üblich innerhalb Deutschlands, wo die allermeisten Fans des Teams leben?

Die etwas angefasst vorgetragene Antwort von Bierhoff auf die Frage nach dem ‚Warum‘ klang auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbar: „Wir hatten doch gerade Europa-Wahl. Also die Fragen wundern mich echt. Wir alle diskutieren hier, wir wollen zusammenrücken.“

Um dann, um Lockerheit bemüht, fortzufahren: „Erst einmal wollte ich wissen, wo das halbe Ruhrgebiet am Wochenende einkaufen geht. Deswegen wollten wir alle die Gegend hier einmal kennenlernen. Wir haben auch häufig hier, zum Beispiel Andi Köpke und ich, über die Spiele früher diskutiert. Das war ja Krieg, auch zwischen den Spielern und den Fans. Doch das ist nun doch freundschaftlich, friedlich – inzwischen sehen wir da keine Grenzen mehr.“

Klingt grundsätzlich völlig nachvollziehbar. Die Grenzen innerhalb der EU haben ihre Bedeutung verloren. Das finden die Allermeisten von uns gut. Vor dem Hintergrund, dass dem DFB aber ja erst vor wenigen Monaten verlorengegangene Fan-Nähe vorgeworfen wurde, wirkt diese Entscheidung jedoch zumindest ungeschickt.

Will der DFB ernsthaft mehr Fan-Nähe demonstrieren und praktizieren, quartiert er sich doch nicht in einem Nachbarland ein, bevor er ein EM-Quali-Spiel bestreitet. Da kann man Besserung geloben, so viel man will. Handelt man den eigenen Ankündigungen entgegengesetzt, wachsen selbstverständlich Zweifel und Unmut bei den Fans. Und vor diesem Hintergrund dürften Bierhoff auch die unbequemen Journalistenfragen vom Mittag wahrlich nicht wundern.

Die DFB-Spitze scheint vom ‚gesunden Menschenverstand‘, von ihrem Instinkt, noch immer völlig verlassen, sonst würde sie sich nicht freiwillig so angreifbar machen.

Zudem rächt sich so auch einmal mehr, dass der proklamierte Neuanfang nach der desaströsen WM 2018 in Russland lediglich ein reines Lippenbekenntnis blieb. Auch in Sachen Fan-Nähe, wie dieses kleine Beispiel erneut eindrücklich zeigt….

 

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Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Wenn Frau Merkel einen funktionsfähigen Flieger hätte, würde sie dann in die Niederlande fliegen, um das eigene Nationalteam zu besuchen?
Regional und Klima scheint wenig zu interessieren. Über den Umsatz hätten sich bestimmt auch dt, Hotels gefreut.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Es ist Urlaubszeit, da sind genügend Deutsche in den NL. So wie bspw. vor der letzten WM, als man in den NICHTDEUTSCHEN Alpen war. Mit dem DFB ist es hier wie mit der SPD. Wenn Bierhoff oder andere über`s Wasser laufen würde, stünde hier nur, dass sie nicht schwimmen können. Und was Publikums-oder Fannähe angeht, da sollte man, wenn man Pay-TV Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen. Dein Artikel zum Pay-TV war meilenweit vom Fan entfernt.

Helmut Junge
5 Jahre zuvor

Venlo ist von Duisburg oder Oberhausen schneller zu erreichen als Dortmund. Ich fahre dort auch häufiger hin als nach Dortmund. In Venlo spricht praktisch jeder Deutsch. Einkaufsstadt für Deutsche eben.

thomad weigle
thomad weigle
5 Jahre zuvor

20.000 Zuschauer beim Training der DFB-Elf in Aachen. Beste Stimmung, fröhliche Kinder, Deutschlandfahnen.Das Leben bestraft nicht nur die, die zu spät kommen, manchmal auch die, die zu früh schreiben.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@Robin Dann ist das wohl so. Nur wie sich Dein Begriff von Fannähe definiert, wird mir immer rätselhafter, auch ob Deines vollständigen Eintretens für das Pay-TV. Andererseits ist das Verteilen von 30.00 kostenlosen Tickets für ein öffentliches Training der Nationalmannschaft für Dich keine Fannähe.

thomad weigle
thomad weigle
5 Jahre zuvor

@ Robin Alle tun es, okay. Nur warum dann der böse Artikel über den DFB? Sicher war es früher anders und davor war noch es ganz anders. Da haben Spieler und Anhänger im selben Betrieb geschafft, man tankte oder holte seine Wurst beim lokalen Fußballstar. Gerne der kaufte der Anhänger seinen gebrauchten VW oder Opel in Essen bei einem WM-Helden. Der war tatsächlich anwesend und in seiner Stammkneipe hieß es, "Helmut, erzähl mich das Tor."- "Mario, erzähl mich das Tor" ist heute unvorstellbar.
Dann ist halt das, was in Aachen ablief, die größtmögliche Fannähe. Das Fans die Möglichkeit gibt, umsonst und draußen die besten Spieler der Republik live und in 3D zu sehen.

thomad weigle
thomad weigle
5 Jahre zuvor

@Robin Gerade die Hotelbuchung in den NL nahe der deutschen Grenze würde ich unter "Pflege gutnachbarlicher Beziehungen" einordnen. Da lag ja in der Vergangenheit mit den NL einiges im Argen.

trackback

[…] im Blog der ‚Ruhrbarone‘ haben lange darüber geklagt und intensiv diskutiert, mehr Veränderungen […]

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[…] Und der DFB? Trotz gegenteiliger Aussagen nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Russland 2018, zeigt dieser keine, oder zumindest kaum, entsprechende Lernbereitschaft. […]

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[…] von Oliver Bierhoff organisierte Reise beschäftigte sich mit Fragen der Digitalisierung. Die Teilnehmer informierten […]

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[…] der Fehltritte ist das jüngst gezeigte Verhalten aber auch nur ein weiterer in einer langen Liste der Fehltritte und Peinlichkeiten. Der vielkritisierte Claim ‚Die Mannschaft‘, die damit einhergehende […]

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[…] hat Bierhoff zweifelsohne viele Fehler gemacht, vermittelte teilweise den Eindruck, dass er von einem Fettnapf in den nächsten wankte. Den Fans fiel es immer schwerer sich mit ‚Der Mannschaft‘ zu identifizieren. […]

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