EM 2024: Erneuter Shitstorm beim Kommentar von Claudia Neumann im ZDF, während Christina Graf bei der ARD vom Publikum akzeptiert wird

Claudia Neumann. Foto: Copyright: ZDF/Peter Kneffel

Schon nach den ersten Tagen der Fußball-Europameisterschaft 2024 hat uns auch ein Thema wieder, welches bei jeder Sportveranstaltung von nationalem Rang regelmäßig die Gemüter quer durch die Republik erhitzt.

Am frühen Sonntagabend, beim Spiel zwischen Dänemark und Slowenien (Endstand 1:1), schoss plötzlich ein fünf Jahre alter Artikel aus unserem Archiv wieder an die Spitze unserer meistgelesenen Artikel des Tages. Es ging darin um Kritik an der TV-Kommentatorin Claudia Neumann, die schon seit Jahren immer wieder für Diskussionen unter den Fußballfans sorgt.

Grundsätzlich haben es die Kommentatoren von Länderspielen hierzulande nicht leicht. In der Regel werden diese Begegnungen ja seit vielen Jahren schon von Sendern verbreitet, die sonst vergleichsweise wenig Fußballspiele live und in voller Länge übertragen dürfen. Dementsprechend haben sich die etablierten (und besten) Personen aus diesem Bereich längst bei den Sendern versammelt, welche die Übertragungsrechte an den Ligaspielen besitzen.

Bei den Welt- und Europameisterschaften, die im Regelfall jeweils nur alle vier Jahre im Angebot sind, übertragen dementsprechend häufig Reporter und Kommentatoren das Geschehen, die mit diese Aufgabe nur vergleichsweise selten betraut sind, und welche es eben auch aus irgendwelchen Gründen bisher nicht zu den bei Fußballfans häufiger eingeschalteten Sendern und Streaming-Diensten geschafft haben. Und das merkt man den Reportagen dann halt zwangsläufig auch fast immer deutlich an.

Gegen Claudia Neumann wehren sich viele Zuschauer schon seit Jahren. Das ZDF stellt sich regelmäßig schützend vor sie, wehrt Kritik an Neumanns Leistungen häufig plump damit ab, indem man behauptet, die Aufregung, welche diese regelmäßig verursacht, entstehe nur deshalb, weil viele Zuschauer eine Frau in der Rolle nicht akzeptieren wollten.

Auf die ‚Sexismus‘-Karte zu setzen, trifft bei näherer Betrachtung allerdings nur einen relativ geringen Teil des Ganzen. Natürlich gibt es diese plumpen und unqualifizierten Meinungen auch, die undifferenziert und sexistisch ausfallen. Viele Kritiker argumentieren allerdings durchaus sachlich und berechtigt gegen Neumanns Auftritte am Mikrofon.

Das erkennt man unter anderem auch daran, dass die Aufregung bei den Auftritten der ZDF-Kommentatorin auch nach Jahren noch nicht abebbt. Einen Gewöhnungseffekt scheint es hier nur sehr begrenzt zu geben, wenn denn überhaupt. Auch am gestrigen Sonntag, bei ihrem ersten Auftritt während der EM 2024 zog Claudia Neumann sich wieder den Ärger vieler Zuschauer zu. Nicht nur, dass Artikel aus unserem Archiv, sich plötzlich wieder ungeahnter Beliebtheit erfreuten, auch beim Nachrichtendienst ‚X‘, früher Twitter‘, war das Thema plötzlich an der Spitze der Trends. Erstaunlich, für den Kommentar zu einem so unspektakulären Spiel wie das Duell zwischen Dänemark und Slowenien.

Mag das zu einem gewissen Teil gestern vielleicht auch daran gelegen haben, dass Neumann das Pech hatte ausgerechnet direkt nach dem derzeit für Magenta TV/RTL die EM kommentierenden Wolf-Christoph  Fuss (Niederlande gegen Polen, 2:1) folgen zu müssen, der sich bei Fußballfans aufgrund seiner jahrelangen Arbeit für Sky und Sat1 besonders großer Beliebtheit erfreut, hat am Samstag die andere weibliche Kommentatorin bei dieser Europameisterschaft, Christina Graf, die für die ARD im Einsatz ist, doch erst bewiesen, dass es eben auch als Frau möglich ist Fußballspiele auf der nationalen Bühne zu kommentieren, ohne dadurch gleich einen veritablen Shitstorm aufzulösen.

Graf, die einst als erste Frau für Sky die zweite Bundesliga kommentierte (2013-2018), inzwischen aber regelmäßig für die ARD im Einsatz ist, blieb in ihrem Kommentar des Spiels Spanien gegen Kroatien im besten Sinne unauffällig und stand demzufolge auch deutlich weniger im Blickpunk als Neumann einen Tag später.

Das Beispiel Christina Graf zeigt also, dass es keinesfalls in erster Linie eine sexistische Debatte ist, die Neumann regelmäßig in die Negativschlagzeilen befördert. Es ist schlicht und einfach ihre Art zu kommentieren, die viele Zuschauer aufregt. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass diese Wellen der Aufregung, die alle Kommentatoren bei diesen Großereignissen mehr oder weniger ausgeprägt betrifft, im Falle Neumanns regelmäßig  mit Abstand am heftigsten ausfallen?

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
2 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
trackback

[…] da auch (insbesondere schon nach dem ersten EM-Spiel in der Stadt) viel gemeckert wurde, konnte ich nach diesen Eindrücken am Donnerstag sehr gut verstehen. Im Vergleich dazu kamen […]

trackback

[…] fiel der Name ‚Westfalenstadion‘ auf der ganz großen Bühne mindestens ein halbes Dutzend mal. Kommentatorin Christina Graf verwendete ihn fast durchgängig, wenn sie den Ort des Geschehens hervorheben wollte. Auf den […]

Werbung