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Die IGA ist keine Bewährungsprobe für das Ruhrgebiet

Blätter in Bochum


In der WAZ schreibt Matthias Korfmann, die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) sei eine Bewährungsprobe für das Ruhrgebiet. Das Gegenteil ist der Fall.

Die IGA, schreibt Matthias Korfmann in seinem Kommentar in der WAZ, „gibt dem Revier eine neue Chance, sich zu bewähren. Zu zeigen, dass es eben doch zusammenarbeiten kann, wenn es drauf ankommt.“. Nein, dem ist nicht so. Die IGA ist eines der vielen Beispiele dafür, dass die Städte im Ruhrgebiet beim Abgreifen von Subventionen recht geübt sind: Man bewirbt sich um ein wohlklingendes Vorhaben, dann holt jeder entweder Projekte aus der Schublade, für die bislang kein Geld da war oder denkt sich flott neue Ideen aus, das ganze bekommt einen Stempel wie „Bewerbung für die Internationale Gartenbauausstellung“ und dann hofft man auf Geld vom Land, EU und Bund – irgendwer wird schon zahlen.

Mit echte Zusammenarbeit hat das nichts zu tun, es ist eher eine lose Marketingkooperation, die vorgibt, dass es sich um Zusammenarbeit  handelt.

Eine Gartenbauausstellung verteilt auf zahlreiche Standorte ist natürlich Unsinn, sie ist für die Besucher von Auswärts eine Zumutung und da das viele Geld mit der Gieskanne verteilt wird, wird auch keiner der Einwohner das Gefühl haben, hier sei etwas Einzigartiges geschehen.  Das Gefühl stellt sich nur ein, wenn man die Mittel konzentriert. Die Beispiele dafür nennt Korfmann selbst: Nordsternpark, Gruga, Westfalenpark.

Eine Bewährungsprobe wäre es, einen gemeinsamen Nahverkehr aufzubauen und die zahlreichen ÖPNV-Gesellschaften zusammen zu legen. Oder aus den Sparkassen ein gemeinsames, starkes Institut zu machen. Ämter zusammen zu legen. Eine gemeinsame, starke Wirtschaftsförderung aufzubauen.  Gewerbegebiet zu schaffen, bei denen sich die Städte, unabhängig wo sie liegen, die Steuern teilen. Oder einen großen, gemeinsamen Park zu schaffen. Gerne an der Ruhr oder an der Emscher.

Die IGA so wie sie geplant ist fällt ganz sicher nicht in diese Kategorie.

 

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Dass der Nordsternpark, für mich eine der schönsten "neueren" Parkanlagen des Ruhrgebiets, bis auf die paar Stunden zur ruhr2010 eher einen Dornröschenschlaf macht, was den Bekanntheitsgrad, die gewerbliche Infrastruktur drumherum und die Vermarktung angeht, ist für mich eh' eine ziemliche Enttäuschung. Nur gut, dass wenigstens "Karl am Kanal" für Mopedfans weiter stattfindet…

teekay
teekay
5 Jahre zuvor

Derartige Aktionen sind aber nur komplett wenn man die olle Rhetorik von "Im Ruhrgebiet rauchen nicht nur Schlote, sondern es gibt auch gruen" raus holt. Was anderes habe ich in den letzten 25 Jahren eigentlich nicht gehört, obwohl das Ruhrgebiet ja mittlerweile schon bestens ergruent und industriemuseums-tauglich gemacht wurde.

ke
ke
5 Jahre zuvor

Das Projekt "Emscher Nordwärts" in Dortmund ist sicherlich eine große Chance für die Stadt.
Wenn eine IGA dafür gut ist, ein paar Fördermillionen zu kassieren, ist das OK.

Ebenso ist die begrünte Emscher mit guten Radwegen etc. eine riesige Chance für die Schmuddelkinder im Norden des Reviers. Hier gibt es schon einige Oasen, die aber noch besser verbunden werden könnten.

Dann hätte das ganze auch ein Konzept und könnte die Emscherrenaturierung abschließen. Von Köttelbach zur Freizeitoase ist sicherlich auch eine gute Story.

Wenn ich an die vielen versenkten Millionen im Osten denke, wäre dies wenigstens in Dortmund etwas, das auch der nicht so privilegierten Bevölkerung Freizeitwert bringen könnte und die guten Erfolge der Emscherrenaturierung abrunden würde.

Nina
Nina
5 Jahre zuvor

Bewährungsprobe wäre es, wenn man die Gelder den Kommunen zur Verfügung stellte, um die Innenstädte zu bepflanzen, nachdem man nahezu sämtliche Stadtgärtnereien den Hahn zugedreht hat.
Aber nö, so eine langweilige Rentner-Veranstaltung ist ja viel doller. Einmal die ganze Suppe aufbauen, die Suppe abbauen und den kläglichen Rest, der an Bepflanzung im Boden bleibt und der Stadt überlassen wird, bald vergammeln lassen.

Puck
Puck
5 Jahre zuvor

In der WAZ wurde unlängst auch die Nachhaltigkeit der "Grünen Hauptstadt" Essen abgefeiert: Diese potthässlichen Plastik-Pflanzringe wurden wieder aufgestellt in der City… wahrscheinlich weil ansonsten von der ganzen Aktion "grüne Hauptstadt" übers Jahr sonst nix zu merken war außer diesen peinlichen geschmacklosen Dingern…

Der Artikel spricht mir aus dem Herzen. Jeder der wie ich jeden Tag mit Bus und Bahn unterwegs ist weiß, wovon die Rede ist…

Detlev Winkler
Detlev Winkler
5 Jahre zuvor

Statt das nächste irgendwie -nach der wirklich substantiellen IBA 1999, von der man heute noch zehrt – Internationale Dingenskirchen Events zu inszenieren, sollte man sich um die öffentliche Infrastruktur kümmern. Strassen, Schiene, Bahnhöfe, Fernverkehr, Nahverkehr, Bus- und Bahn, Freizeiteinrichtungen, Freibäder, Schulen, Kindergärten und Kitas, Parks usw. usf … Da wäre Platz für sinnvolles Engagement für die nächsten 20 Jahre!

Alf
Alf
5 Jahre zuvor

Bevor die ÖPNV-Gesellschaften zusammen gelegt werden, müssen wir darüber nachdenken, ob die Xanten und Alpen, sowie andere kleinere Städte dem Ruhrgebiet angehören.

Robert Müser
Robert Müser
5 Jahre zuvor

Bevor hier wieder der Spruch mit der Zusammenlegung der diversen Verkehrsgesellschaften im Ruhrgrbiet ausgewalzt wird, empfehle ich mal eine Beschäftigung mit der aktuellen Rechtslage in NRW.

Die jeweilige ÖV-Gesellschaft fährt seit Jahren nur noch die Leistungen, die der sogenannte Aufgabenträger des ÖPNV beim Verkehrsunternehmen bestellt hat. Aufgabenträger sind in NRW entweder die kreisfreien Städte oder Kreise.

Die BoGeStra (also die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG) bedient z.B. ein sehr großes Gebiet zwischen Gelsenkirchen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis, verkehrt aber auch in Bochum, Dortmund, Kreis Recklinghausen und Herne. Trotzdem sind die Verkehrsbeziehungen bei diesem Verkehrsunternehmen über die jeweiligen Kommunalgrenzen tw. sehr schlecht, weil die Leistung von den Kommunen nicht bestellt wird.

Auch der Zusammenschluß zwischen den Verkehrsbetrieben in Essen und Mülheim/Ruhr zur Ruhrbahn hat nicht dazu geführt, dass das Angebot in diesen Städten besser wurde, da in Essen und Mülheim vollkommen unterschiedliche Vorstellungen zum Nahverkehr herrschen. So will Mülheim die Straßenbahn loswerden, während Essen sie ausbauen will – Mülheim will die Takte ausdünnen, während Essen verdichten will.

Das Problem mit dem ÖPNV im Ruhrgebiet würde sich m.E.n. nur dann nachhaltig verbessern, wenn das Land seinen Nahverkehr komplett anders organisieren würde – ein Blick nach Hessen oder Baden-Württemberg ist das hilfreich, wo das Land die verschiedenen Betriebe zu größeren Einheiten zusammengefasst hat und die Vergabekompetenz in überregionalem Einheiten gebündelt hat. Auf eine solche Neuorganisation des öffentlichen Verkehrs in NRW werden wir bis an den St-Nimmerleins-Tag warten müssen, da alle Landesregierungen seit den 1980er Jahren bis heute keinerlei Interesse an einer Reform haben.

Norbert
Norbert
5 Jahre zuvor

Das Schlimme ist, dass viel Kapazitäten in den Verwaltungen blockiert werden, um eine Bewerbung auf den Weg zu bringen, bei der alle wissen, dass sie keine Chance hat.

@ke: Nordwärts funktioniert doch genauso: Sachen aus der Schublade: Kein Geld für da werden gebündelt und als großes Ding verkauft. Genau das gleiche bei der "emissionsfreien Innenstadt", bei der es um alles mögliche geht, nur nicht um ernsthafte Bemühungen, Emissionen zu senken.

Müser In Baden-Württemberg gibt es für fast jeden Landkreis einen eigene Verkehrsverbund, der sein eigenes Süppchen kocht. Man stelle sich vor, Dortmund wäre ein Verkehrsverbund, Bochum einer, der Kreis Unna einer …

ke
ke
5 Jahre zuvor

#9 Norbert
Es ist doch OK, wenn dieses Projekt gefördert wird.

Dann gibt es Emscherland 2020 für die Landesgartenschau mit Herne, CAS, RE und Herten im Emscherbereich.

Wenn die Emscher einen Impuls setzen kann, ist das für mich für die Schmuddelkinder im Ruhrgebietsnorden eine gute Chance.

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