Die Städte des Ruhrgebiets setzen auf Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz begeistert auch die Städte im Ruhrgebiet. Bild: OpenAI / DALL·E


Der KI-Boom hat auch die Städte des Ruhrgebiets erfasst. Mit zahlreichen Projekten wollen sie die Chancen nutzen, die ihnen diese Technologie bietet. 

Normalerweise läuft es in Deutschland so ab: Wenn eine neue Technologie auch nur am Horizont zu erahnen ist, melden sich die Bedenkenträger, mit Steuergeldern gepäppelte NGOs verbreiten Horrorszenarien und fahren routiniert ihre Proteste hoch. Die Folge: Die Menschen sind verunsichert und Politik und Verwaltungen verfallen in Schockstarre. Bei der Künstlichen Intelligenz ist es anders. Die Menschen nehmen die neue Technologie begeistert an, erschließen ihre Möglichkeiten spielerisch, probieren sie aus, setzen sie zunehmend in ihrem Alltag ein und bauen eine Beziehung zu den großen Sprachmodellen auf, die mehr digitale Gesprächspartner als schlichtes Softwaretool sind.

Für Nick Turley, den Produktchef des KI-Sprachmodells ChatGPT bei OpenAI, ist Deutschland ein wichtiger Markt. Der Süddeutschen Zeitung sagte Turley: „In keinem anderen europäischen Land nutzen so viele Menschen ChatGPT. Bei den zahlenden Kunden liegt Deutschland in den Top-3-Märkten weltweit. Nur in den USA gibt es mehr Entwickler, die mit unserer Technologie eigene Produkte bauen. Das hat mich beeindruckt und freut mich.“

NRW arbeitet im KI-Bereich eng mit Microsoft zusammen und will eine KI-Gigafabrik ansiedeln. Der Wettbewerb wird hart, aber NRW hat gute Chancen, sich durchzusetzen. Nachdem dieses Blog vor wenigen Wochen darüber berichtete, wie die Landesregierung künftig KI einsetzen will und wie die Stadt Gelsenkirchen dabei ist, erste Projekte umzusetzen, wollten wir nun wissen, wie weit die anderen Großstädte im Ruhrgebiet sind. Das Ergebnis: Die Ruhrgebietsstädte haben die wachsende Bedeutung von KI nicht nur erkannt, sondern haben eine Vielzahl von Projekten gestartet. Die meisten von ihnen haben erkannt, dass der Einsatz von KI-Systemen ihnen helfen kann, die Folgen des demografischen Wandels aufzufangen. Bis zum Jahr 2036 werden nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 16,5 Millionen Babyboomer in Rente gehen. Sie werden nicht nur in Unternehmen Lücken hinterlassen, sondern auch in den Verwaltungen. Weder mit Qualifizierung noch mit Zuwanderung allein wird die Entwicklung aufzufangen sein. Während KI die Arbeitsmärkte in Ländern mit einer jungen Bevölkerung hart treffen könnte, ist sie für überalternde und schrumpfende Gesellschaften vor allem eine Chance, die schrumpfende Zahl an Beschäftigten aufzufangen.

Vielfach geht es in den Projekten der Städte um den Einsatz von Chatbots in der Kommunikation mit den Bürgern, die Auswertung von Geodaten und Bildern, um zum Beispiel Straßenschäden zu erkennen und Abwasserkanäle zu überwachen, Dokumentenverarbeitung und Erstellung von Sitzungsprotokollen, Gefährdungsbeurteilungen und die Übernahme einfacher Verwaltungsroutinen. Ebenso erstaunlich wie erfreulich: Kirchturmdenken spielt beim Thema KI keine Rolle. Die Städte sind bereit, mit IT.NRW zusammenzuarbeiten, einer Initiative des Landes, die technische Unterstützung anbietet. Sie kooperieren mit Hochschulen und zeigen sich offen für interkommunale Zusammenarbeit.

Teilweise erarbeiten sie eigene KI-Leitlinien oder Governance-Strukturen. Bei allen spielen Rechts- und Datenschutzaspekte eine zentrale Rolle, und es wird großer Wert auf Transparenz und ethische Grundsätze gelegt.

Bochum: KI im Einsatz – mit Chatbot, Vektorsuche und offenem Blick für Open Source

Die Stadt Bochum sieht in Künstlicher Intelligenz ein zentrales Werkzeug für die Verwaltung der Zukunft. Wie in Wirtschaft und Gesellschaft werde KI auch im öffentlichen Sektor an Bedeutung gewinnen, insbesondere zur Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Schon heute wird KI in Bochum genutzt, etwa zur Automatisierung von Arbeitsschritten in Fachverfahren. Alle städtischen Beschäftigten haben Zugang zu generativer KI und Automatisierungstools – etwa zur Dokumentenanalyse und Weiterverarbeitung.

Aktuell arbeitet die Stadt an einem Chatbot für bochum.de, der Bürgerinnen und Bürger gezielt zu den richtigen Informationen führt. Zudem soll die Suchfunktion auf städtischen Websites mithilfe von Vektor-Technologie intelligenter werden.

Bochum sieht in KI eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zumindest punktuell zu begegnen. Zwar könne der demografische Wandel nicht vollständig durch Automatisierung ausgeglichen werden, doch entlaste KI bestimmte Aufgabenbereiche deutlich.

Im Blick hat die Stadt auch die Rolle von Open-Source-Modellen und öffentlich verfügbaren KI-Angeboten, etwa von IT.NRW oder der EU. Diese gelten als kostengünstig, datenschutzfreundlich und souverän einsetzbar – zugleich müsse aber je nach Anwendungsfall zwischen Offenheit, Leistungsfähigkeit und praktischer Einsetzbarkeit abgewogen werden. Aktuell setzt man bewusst auf eine Kombination aus Modellen wie GPT-4o, Mistral und Microsoft-Diensten.

Bochum beteiligt sich aktiv an interkommunalen Arbeitsgruppen wie Urban.KI oder der AG Digitalisierung des Deutschen Städtetags und arbeitet je nach Bedarf auch mit externen Dienstleistern oder Hochschulen zusammen.

Bottrop prüft KI-Szenarien und startet Pilotbetrieb

In Bottrop ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz und automatisierter Verfahren inzwischen fester Bestandteil strategischer Überlegungen in der Verwaltung. Laut Dr.-Ing. Tim Hussein, dem Leiter der städtischen IT und Chief Digital Officer, wird KI vor allem in der Vorprüfung von Verwaltungsvorgängen eine zentrale Rolle spielen. Zwar seien Anwendungen zur abschließenden Entscheidung aktuell noch nicht vorgesehen, doch viele Szenarien würden bereits geprüft.

Ein konkretes Projekt, das derzeit umgesetzt wird, ist die automatisierte Erstellung von Sitzungsprotokollen. Damit betritt Bottrop Neuland und erprobt parallel eine erste interne KI-Infrastruktur, die derzeit im Pilotbetrieb eingesetzt wird. Diese wurde unter Berücksichtigung strenger Datenschutzauflagen entwickelt.

Besonders betont wird der zukünftige Stellenwert von Open-Source-Modellen. Auch bei der Zusammenarbeit mit Partnern ist Bottrop gut vernetzt: Die Stadt kooperiert mit der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und dem Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein sowie weiteren Partnern.

Dortmund: KI mit Augenmaß – zwischen ethischem Anspruch und strategischem Aufbau

In Dortmund wird Künstliche Intelligenz als strategisch wichtige Zukunftstechnologie verstanden, die Verwaltungsvorgänge in vielen Bereichen unterstützen kann – etwa durch generative Textverarbeitung oder datenbasierte Mustererkennung in Fachanwendungen. Die Stadt betont jedoch, dass Qualität und Verantwortlichkeit des Verwaltungshandelns auch in Zukunft bei den Mitarbeitenden liegen müssen. Entscheidungsprozesse sollen nicht an KI ausgelagert werden – weder technisch noch organisatorisch.

Dortmund verfolgt einen vorsichtigen, aber strukturierten Weg: Der Aufbau einer KI-Governance ist im Gang, eine erste Leitlinie („KI verantwortlich gestalten“) bereits beschlossen. Ein zentrales Vorhaben ist aktuell der stadtweite Zugang zu großen Sprachmodellen für Mitarbeitende – mit dem Ziel, Erfahrungen zu sammeln, Kompetenzen zu fördern und gleichzeitig Sicherheit im Umgang mit KI zu schaffen. Auch Chatbots zur Verbesserung des Bürgerservices stehen auf der Agenda.

Obwohl KI-Systeme im engeren Sinne derzeit offiziell noch nicht im Einsatz sind – insbesondere nicht auf Basis generativer Sprachmodelle wie ChatGPT – gibt es schon viele Berührungspunkte: in der Cybersicherheit, durch Suchmaschinen wie Gemini oder durch sogenannte „Schatten-KI“-Nutzung, also inoffizielle KI-Nutzung durch Mitarbeitende. Diese informellen Nutzungen sollen durch klare Regelungen in kontrollierte Bahnen gelenkt werden.

Langfristig sieht Dortmund Open-Source-KI als Schlüssel zur digitalen Souveränität. Die Stadt fordert hierfür mehr Ressourcen und Investitionen – auch auf Landes- und EU-Ebene. Zwar sind viele dieser Modelle (wie die von IT.NRW) derzeit noch nicht einsatzbereit, Dortmund ist jedoch in interkommunalen und verbandlichen Netzwerken aktiv, um sich auf diese Entwicklungen vorzubereiten.

Die Stadt ist eng mit Hochschulen, Start-ups und externen Partnern vernetzt. Kontakte bestehen etwa zur FH Dortmund, HSPV und dem Dortmunder Systemhaus. Weitere Verbindungen zu Wissenschaft und Wirtschaft – etwa zum Lamarr-Institut – sollen folgen. Die städtischen Projekte werden dabei nicht nur als technischer Fortschritt gesehen, sondern auch als Beitrag zur Innovationskraft des gesamten Ruhrgebiets.

Duisburg setzt auf KI – von smarter Kanalinspektion bis hin zu Chatbots und Bürgerdialog

Die Stadt Duisburg verfolgt einen umfassenden Ansatz für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Verwaltung. Ziel ist es, Effizienz und Qualität von Prozessen ebenso wie die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern zu verbessern. KI wird als strategisches Instrument betrachtet, das dabei helfen kann, neue Servicekanäle zu etablieren, hochauflösende Bilder zu generieren oder Verwaltungstexte zu erstellen.

Bereits heute nutzt Duisburg KI in verschiedenen Bereichen: Die „Mein Duisburg“-App enthält einen Mängelmelder, der automatisch Fotos analysiert und den Mangel klassifiziert. Weitere Anwendungen finden sich in der Wohnlagenbewertung, der Gebärdensprachen-Übersetzung der Website, der Flurstücksanalyse sowie bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD). Dort kommt KI unter anderem bei der Kanalinspektion, auf Recyclinghöfen, zur Analyse von Verkehrszeichen und im internen Chatbot „wbdGPT“ zum Einsatz.

Im April 2025 hat die Stadt eine eigene Orientierungshilfe für den Umgang mit KI beschlossen, die den rechtssicheren, ethischen und zweckorientierten Einsatz regelt. Parallel laufen Fortbildungsangebote und ein aktiver Austausch mit anderen Städten, Hochschulen und Institutionen wie dem Zentrum für angewandte Künstliche Intelligenz (ZaKI.D). Weitere Projekte – etwa zur Dokumentenauswertung und Prozessaufnahme – sind in Vorbereitung.

In puncto Open Source KI-Modelle wie LLaMA sieht Duisburg zwar das Potenzial, betont jedoch den hohen Ressourcenbedarf. Die Stadt spricht sich daher für gemeinschaftliche Lösungen auf Landes- oder Bundesebene aus. Kooperationen mit Städten wie Ulm, Essen oder Stuttgart sowie mit dem Land NRW sollen die Entwicklung effizienter, sicherer und kostensparender Systeme ermöglichen.

Essen entwickelt umfassende KI-Strategie zur Verwaltungsmodernisierung

Die Stadt Essen baut ihre KI-Aktivitäten auf der 2023 beschlossenen Digitalstrategie auf und entwickelt derzeit eine eigenständige KI-Strategie. Grundlage ist die „Charta Digitale Ethik“, die der Stadtrat 2024 verabschiedete. Diese legt fest: Der Mensch entscheidet, KI assistiert. Verwaltungshandeln soll auch im KI-Zeitalter nachvollziehbar, diskriminierungsfrei und rechtskonform bleiben. Der Einsatz von KI wird konsequent am Gemeinwohl und am Nutzen für Bürgerinnen und Bürger, Beschäftigte und Unternehmen ausgerichtet.

Hintergrund ist unter anderem der demografische Wandel: Bis 2033 wird etwa ein Viertel der Mitarbeitenden die Stadtverwaltung altersbedingt verlassen – gleichzeitig steigt die Nachfrage nach digitalen 24/7-Services. KI soll helfen, diesen Spagat zu bewältigen. Erste Anwendungen sind bereits im Einsatz, etwa LIDAR-gestützte Geodatenfahrzeuge zur Erkennung von Straßenschäden, Robotic Process Automation für Routineaufgaben, oder das System iManSys zur Gefährdungsbeurteilung. Zudem werden generative KI-Tools wie ChatGPT, Microsoft Copilot, SUMM AI und Transkribus für Textverarbeitung, Übersetzung, Transkription und Code genutzt.

Darüber hinaus befinden sich zahlreiche KI-Projekte in Entwicklung: etwa ein FAQ-Chatbot, ein Serviceportal-Chatbot für die Behördennummer 115, ein Verwaltungschatbot für unterschiedliche Anliegen oder die maschinelle Übersetzung städtischer Webseiten. Auch ein internes Large Language Model (LLM) für vertrauliche Dokumente ist in Arbeit.

Essen arbeitet dabei eng mit Partnern wie IT.NRW, der FOM Hochschule und Technologieanbietern zusammen. Ergänzt werden die Projekte durch ein umfassendes Regelwerk, darunter eine IT-Sicherheitsrichtlinie, ein Schulungskonzept, Anwendungshilfen zur KI-Risikoeinstufung sowie ein Transparenzregister für eingesetzte Systeme. Die Stadt verfolgt einen ganzheitlichen, strategisch eingebetteten Ansatz, der Pilotprojekte systematisch zusammenführt – mit dem Ziel, die Verwaltung zukunftsfest aufzustellen.

Hamm bereitet KI-Offensive mit Chatbot, Schulungen und Laborprojekten vor

Auch in Hamm wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz als ein selbstverständlicher Bestandteil moderner Verwaltung betrachtet – vergleichbar mit der Einführung von Internet oder Smartphone. Der tatsächliche Erfolg hängt laut Stadtverwaltung jedoch nicht nur vom technologischen Fortschritt, sondern wesentlich vom Engagement der Mitarbeitenden, der finanziellen Ausstattung sowie politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen ab.

Aktuell plant Hamm die Einführung eines mehrsprachigen KI-gestützten Chatbots für Bürgeranfragen. Parallel dazu wird ein verwaltungsinternes KI-Labor eingerichtet, um konkrete Einsatzszenarien zu erproben. Eine Dienstanweisung zum rechtskonformen KI-Einsatz ist bereits ausgearbeitet, und demnächst starten Schulungen für Beschäftigte. Bereits im Einsatz sind zwei KI-gesteuerte Ampeln im Stadtgebiet.

KI soll laut Stadtverwaltung dazu beitragen, den Folgen des demografischen Wandels zu begegnen – etwa durch Automatisierung, Prozessoptimierung und die Entlastung von Routinetätigkeiten. Damit könne KI auch helfen, die Attraktivität der Verwaltung als Arbeitgeberin zu sichern.

Hamm steht Open-Source-Modellen und öffentlich geförderten KI-Projekten positiv gegenüber und prüft deren Einsatz aktiv. Erste Erfahrungen sammelte die Stadt bereits in einer Kooperation mit Studierenden der Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL), aus der wichtige Impulse für die Entwicklung des Chatbots hervorgingen.

Hagen: KI soll Prozesse beschleunigen – und Müllkippen erkennen

Die Stadt Hagen erwartet, dass Künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren eine zunehmend wichtige Rolle in der Verwaltung spielen wird – vor allem bei der Automatisierung regelbasierter Abläufe und bei datengetriebenen Entscheidungen etwa in der Verkehrsplanung, Hochwasservorsorge oder Lärmanalyse. Auch im Bürgerkontakt ist KI geplant: Ein Chatbot für hagen.de sowie das Intranet soll Bürger:innen bei Anfragen unterstützen und gleichzeitig Beschäftigten beim internen Wissensmanagement helfen. Darüber hinaus prüft die Stadt, wie KI im Sitzungsdienst eingesetzt werden kann – etwa zur Transkription und Protokollerstellung.

Schon heute nutzt Hagen KI in mehreren Bereichen: Der städtische Abfallbetrieb testet ein System, das wilde Müllkippen während der Tour automatisch erkennt und an die Leitstelle meldet. Künstlerverträge in der Stadthalle werden mithilfe von KI auf relevante Inhalte gescannt. Auch das Kanalnetz wird testweise per Kamerabefahrung erfasst und mit KI auf Schäden analysiert. In der Smart-City-Strategie kommen neuronale Netze bei der Verkehrsdatenerfassung zum Einsatz, ebenso ist ein System zur KI-gestützten Waldbrandfrüherkennung geplant.

Für die Stadt Hagen ist klar: KI kann ein Schlüssel sein, um dem demografischen Wandel zu begegnen. Auch wenn der Personalbedarf nicht überall kompensiert werden kann, sollen KI-Anwendungen dabei helfen, Verwaltungsleistungen trotz fehlender Stellen effizient aufrechtzuerhalten.

Open-Source-Modelle und öffentlich verfügbare KI-Systeme gelten als vielversprechend – insbesondere aufgrund geringerer Kosten, höherer Transparenz und interkommunaler Anschlussfähigkeit. Voraussetzung für den Einsatz sei aber ein verlässlicher Rahmen bei Datenschutz und IT-Sicherheit sowie die Qualifikation der Mitarbeitenden. Hagen arbeitet im KI-Bereich unter anderem mit der FernUniversität Hagen zusammen.

Herne: KI als pragmatisches Werkzeug gegen Fachkräftemangel und für mehr Effizienz

Die Stadt Herne sieht in Künstlicher Intelligenz ein strategisches Werkzeug, um wiederkehrende, zeitaufwändige Verwaltungsvorgänge effizienter zu gestalten. Ziel ist nicht die Ersetzung von Fachkräften, sondern die Entlastung – insbesondere angesichts wachsender Personalengpässe in Bereichen wie dem Sozialamt oder der Ausländerbehörde. KI soll Mitarbeitende bei der Entscheidungsfindung unterstützen, etwa durch automatisierte Vorschläge, ohne dabei die Verantwortung an Maschinen zu delegieren.

Um den KI-Einsatz gezielt zu fördern, wurde ein eigener Fachbereich „Digitalisierung“ eingerichtet. Dort werden Projekte zur Verwaltungsmodernisierung, Smart City und IT gebündelt. Aktuell verfolgt Herne mehrere konkrete KI-Projekte:

  • Straßenzustandserfassung: In Zusammenarbeit mit Edgital, einer Tochterfirma von Hochtief, wird KI zur Analyse von Straßenschäden eingesetzt. Müllfahrzeuge liefern per Kamera und Sensorik die Datenbasis.
  • BeOpenAI: Als Partner in einem EU-weiten Förderprojekt soll Herne hochwertige Datensätze – etwa aus der Mobilität oder Geoinformation – KI-gestützt aufbereiten und für die Stadtentwicklung nutzbar machen.
  • Wohngeldstelle: Im Rahmen eines Proof of Concept wird der Einsatz einer KI-basierten Software erprobt, die Anträge automatisiert prüft und der Sachbearbeitung strukturierte Hinweise gibt. Entwickelt wurde das System gemeinsam mit einem süddeutschen Start-up.
  • Ausländerbehörde: Geplant ist ein KI-gestütztes E-Mail-System zur automatisierten Sortierung und Bearbeitung eingehender Nachrichten. Eine Dublettenprüfung soll Mehrfacheingaben erkennen.

Neben diesen konkreten Anwendungsfällen setzt Herne auch auf Austausch und Expertise. So arbeitet die Stadt mit dem KI-Lehrstuhl der Universität Bremen zusammen und engagiert sich in kommunalen Netzwerken zum Thema. Auch wenn vergangene Projektanträge (z. B. im Rahmen von „Urban KI“) nicht bewilligt wurden, bleibt die Stadt bestrebt, neue Fördermöglichkeiten zu nutzen.

Open-Source-Lösungen von Landes- oder EU-Ebene begrüßt Herne ausdrücklich. Sie werden als wichtige Ergänzung zur kommunalen Digitalisierung gesehen – gerade in Zeiten knapper Ressourcen.

Die Ruhrgebietsstädte haben sich im Bereich KI auf den Weg gemacht. Die Vielzahl ihrer Projekte zeigt: Sie meinen es ernst und wollen die Chancen ergreifen, die sich ihnen bieten. Die Technologieoffenheit, die sie an den Tag legen, ist beeindruckend, und ihr Engagement beeindruckt vor allem vor dem Hintergrund knapper Budgets. In den kommenden Monaten und Jahren wird KI auch für die Verwaltungen zum Alltag gehören. Für die Bürger wird das vielfach zu einer Verbesserung der Servicequalität führen. Und die Städte werden in der Lage sein, den Rückgang der Beschäftigten aufzufangen. Dass dies auch die Haushalte entlasten wird, ist ein weiterer Vorteil.

 

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