
Kaum einer außerhalb Duisburgs hat davon Notiz genommen, doch der MSV ist tatsächlich seit ein paar Tagen zurück in der 3. Liga – eigentlich eine gute Nachricht für einen Klub, der sich über Jahre hinweg durch sportliche Talfahrten und strukturelles Chaos selbst ins Abseits manövriert hat. Doch trotz des sportlichen Erfolgs in der Regionalliga West bleibt der große mediale Knall aus. Keine bundesweiten Schlagzeilen, keine hitzigen Debatten in Fußballtalks, nicht einmal ein spürbarer Hype in sozialen Netzwerken. Der Aufstieg der „Zebras“ wirkt eher wie ein leises Aufatmen denn ein lauter Neubeginn. Und das hat Gründe – unangenehme, aber ehrliche.
Zunächst einmal: Der MSV der Gegenwart ist längst nicht mehr das, was er einmal war. Die Erinnerungen an Bundesliga-Zeiten, DFB-Pokalfinals oder internationale Auftritte sind inzwischen so weit entfernt, dass sie für eine ganze Generation an Relevanz verloren haben.
Die Marke MSV ist verblasst – nicht nur sportlich, sondern auch emotional. Duisburg ist kein Sehnsuchtsort mehr für Fußballromantik. Stattdessen steht der Verein inzwischen sinnbildlich für sportlichen Niedergang, interne Querelen und strukturelle Rückständigkeit. Das bremst jedweden Optimismus abseits der eigenen Anhängerschaft sehr rasch aus.
Hinzu kommt, dass der Aufstieg in Liga 3 keine Sensation war – sondern eher eine sportliche Pflichtaufgabe. Als einziger echter Traditionsklub mit Profi-Infrastruktur war der MSV in der Regionalliga West von Beginn an der klare Favorit. Der Aufstieg war nicht die Kür, sondern die notwendige Reaktion auf einen selbst verschuldeten Absturz.
Wer seine Erwartungen so niedrig hängen muss, dass bereits der Schritt zurück in den semiprofessionellen Drittliga-Alltag als großer Erfolg gewertet wird, der offenbart letztlich, wie tief der eigene Fall wirklich war.
Und auch die 3. Liga selbst trägt ihren Teil zur gedämpften Euphorie bei. Sie ist inzwischen eine brutal umkämpfte, aber medial weitgehend irrelevante Zwischenwelt. Kaum TV-Präsenz, wenig Glamour, ein Ort der Zermürbung. Der MSV steigt nicht auf in den Profifußball, sondern lediglich in die Vorhölle desselben – mit langen Auswärtsfahrten, klammen Etats und begrenztem Entwicklungspotenzial. War der Abstieg in Liga 3 einst ein Grund für Tränen an der Wedau, kann man den Aufstieg dorthin eben kaum überzeugend als Grund zu großer Freude verkaufen.
So verwundert es auch nicht, dass außerhalb der Duisburger Blase kaum jemand Notiz vom Aufstieg der Meidericher nimmt. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, ja – aber eben auch nur ein kleiner. Ein Schritt, den viele Klubs vor dem MSV gegangen sind, ohne dass sie je nachhaltig in der Fußballlandschaft zurückgekehrt wären.
Der MSV Duisburg hat es zurück in den bezahlten Fußball geschafft. Doch wer glaubt, dass das allein garantiere Bedeutung, der hat den deutschen Fußball der Gegenwart nicht verstanden.
Der MSV war eigentlich immer ne graue Maus, nicht ganz so grau wie der VFL Bochum, trotz der Vizemeisterschaft 64unter Riegelrudi und der Pokalfinals. Der einzige wirkliche Aufreger bundesweit war 63 die Verpflichtung vom „Boss“ Rahn, der dann auch noch die „Ehre“ hatte, als erster in der BL vom Platz gestellt zu werden. In Aachen regte man sich allerdings 63 fürchterlich auf, weil man zu recht glauben durfte in die BL aufgenommen zu werden, dann aber wegen eines geringfügig schlechteren Torverhältnisses 62/63 als der MSV das Nachsehen hatte.
Hat das ein Essener geschrieben?
Nein, ein Dortmunder. 😉
Hinter welchem Mond lebt @RobinPatzwaldt? Die Aufstiegssaison des MSV wurde in allen großen Sport-Portalen des Landes, von vielen Zeitungen und Sendeanstalten begleitet. Unter anderem ganz intensiv auch bei @zwwdf
und @11Freunde_de
(mit Titelstory).
Wir haben wohl leicht unterschiedliche Vorstellungen von den großen Themen des Fußballs in diesem Lande und den relevanten Informationsquellen, Markus Peters. 😉
Ein Aufstieg mit Bedeutung – warum der MSV Duisburgs Rückkehr in die 3. Liga mehr ist als nur ein Pflichtsieg
Es ist leicht, auf einen Traditionsverein wie den MSV Duisburg herabzublicken. Zu oft ist in der Vergangenheit von verpassten Chancen, Chaos hinter den Kulissen und sportlicher Bedeutungslosigkeit die Rede gewesen. Doch wer den jüngsten Aufstieg in die 3. Liga bloß als notwendiges Übel oder als müden Pflichtsieg abtut, verkennt, was sich in Duisburg tatsächlich bewegt hat – und welche Bedeutung dieser Schritt für die Region, den Klub und seine Fans hat.
Zugegeben: Der MSV ist aktuell kein Glamourklub. Keine schillernden Stars, keine Bundesliga-Ambitionen auf kurze Sicht, keine mediale Dauerpräsenz. Aber ist das wirklich der Maßstab? Muss jeder sportliche Erfolg daran gemessen werden, wie viele Retweets er generiert oder wie prominent er in den Talkrunden der Republik diskutiert wird?
Der Fußball lebt nicht nur von Sensationen und Märchen, sondern vor allem von Beharrlichkeit, Gemeinschaft und Identifikation. Und genau darin liegt die Bedeutung des MSV-Aufstiegs. Nach Jahren der sportlichen Depression, wirtschaftlichen Engpässe und der drohenden Bedeutungslosigkeit hat sich der Verein aufgerafft, neu sortiert und das sportlich Notwendige geschafft. Das mag für Außenstehende wie ein kleiner Schritt wirken – für viele rund um die Wedau fühlt es sich jedoch wie das Ende eines langen Tunnels an.
Der Aufstieg ist eben nicht bloß ein Reparaturversuch nach dem Absturz, sondern ein Zeichen von Leben. Von Widerstandskraft. Von einer Fanszene, die sich nicht abgewendet hat, sondern Woche für Woche in der Regionalliga Präsenz gezeigt hat – in einer Liga, in der es weder Rampenlicht noch lukrative Gegner gibt.
Und auch die 3. Liga sollte man nicht so geringschätzig betrachten, wie es gerne getan wird. Ja, sie ist ein hartes Pflaster. Aber sie ist auch ein Ort, an dem Fußball noch geerdet ist, an dem Leidenschaft, regionale Verbundenheit und echtes sportliches Kräftemessen zählen. Der Weg in diese Liga ist kein “Schritt in die Vorhölle”, sondern ein realistischer, harter Wiedereinstieg in den bezahlten Fußball. Wer meint, dies sei bedeutungslos, hat wohl vergessen, wie viele Clubs selbst an dieser Hürde gescheitert sind.
Natürlich darf man den MSV nicht verklären. Der Weg zurück in die Bundesliga ist lang – wenn er überhaupt realistisch ist. Aber es geht nicht immer nur um den ganz großen Wurf. Manchmal ist es ein echter Erfolg, sich selbst wieder ernst nehmen zu können, Strukturen aufzubauen und sportliche Grundlagen zu legen. Das hat Duisburg geschafft – und das verdient Anerkennung, nicht Spott.
Wer den Aufstieg der Zebras bloß als leises Aufatmen abtut, hat den emotionalen Wert des Fußballs nicht verstanden. Denn manchmal sind es gerade die leisen Töne, die echte Stärke zeigen.
Sie haben einiges geschrieben, dem nicht zu widersprechen ist. Es ist allerdings auch so, dass viele Zebras in den letzten Jahren immer mal wieder mit einer kompletten Löschung aus dem Vereinsregister gerechnet haben, und sich nun sehr darüber freuen, dass der MSV zumindest wieder drittklassig spielt. Vielen gefällt auch die (innerstädtische?) Euphoriewelle.
Der MSV Duisburg hat Zuschauerzahlen, wie so gut wie nie zuvor und vor kurzem die 10.000 Mitgliedermarke geknackt.
Mir ist natürlich bewusst, dass man darüber als Dortmunder nur müde lächeln kann.
Es ist auch so, dass man Zeigler und 11Freunde maximal in Bremen und Bielefeld kennt, ich habe von beiden (in Südbaden), eigentlich noch nie was gehört.
Umso mehr freut es mich, nun einen Kommentar mit überregionaler Relevanz gelesen zu haben 🙂
Danke und liebe Grüße aus Kehl.
Oh Mann, da lebt wohl jemand hinterm Mond oder hat kein Zugang zu Social Media. Mehr medial geht eigentlich kaum. Alleine die Fans haben so viel Aufmerksamkeit gezogen, na ja, komm…
Ausserhalb Duisburgs kam davon nicht viel an. Innerhalb der eigenen Fanszene mag das naturgemäß anders gewirkt haben. Hier im Großraum Dortmund war das schon, wenn überhaupt, nur noch bei den allergrößten Fußballfreaks ein Thema. Kumpels von mir aus Nürnberg hatten vom Aufstieg des MSV gar nichts mitbekommen. Die haben das erst von mir erfahren. War wohl ein regionales Phänomen. Und genau darum ging es in dem Text. Früher war der MSV mal ne größere Nummer, wenn auch nie ne wirklich große, wie Thomas eingangs ja schon schrieb. Grüße! 😉