Werbung

Diese blödsinnige Olympiadebatte ist einfach nicht totzukriegen

Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

Es gibt Debatten, die verfolgen einen scheinbar durch das gesamte Leben. Das Bestreben Olympische Spiele einmal wieder nach Deutschland zu holen gehört dazu. Nach Berlin, München und Hamburg in den vergangenen Jahren, ist aktuell einmal wieder das Ruhrgebiet als möglicher Gastgeber der Spiele von 2032 im Gespräch.

Zusammen mit dem Rheinland soll der ‚Traum‘ von Olympia in 13 Jahren Realität werden. Dabei ist schon dem interessierten Laien klar, dass das keine wirklich erfolgversprechende Idee ist. Warum also wird ständig über etwas diskutiert, das ohnehin nicht Realität werden wird?

Es wabert aktuell durch viele Medien: Die Rhein-Ruhr-Region könnte sich für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele des Jahres 2032 bewerben. NRW treibt entsprechende Pläne derzeit voran. Oberbürgermeister und Opposition unterstützen das Vorhaben, fordern in diesem Zusammenhang aber Bundesmittel. Das berichtete die Rheinische Post aus Düsseldorf.

Auch in der ‚Aktuellen Stunde‘ des WDR-Fernsehens gaben am Montagabend mehr oder weniger hochrangige Persönlichkeiten der Region einmal mehr zum Besten, warum die Idee ihrer Meinung nach eine gute ist.

Das erstaunt, denn die Energie und das Geld für eine Bewerbung kann man sich eigentlich sparen.

Nicht nur, dass es ohnehin ziemlich unvorstellbar ist, die gesamte Sportwelt in gut einem Jahrzehnt in den Städten zwischen Köln und Hamm zu begrüßen, es wäre auch wirtschaftlich schlicht nicht zu verantworten.

Denn schon im Anfangsstadium der Pläne wird ganz klar, es ginge nur mit Fördergeldern in immenser Höhe. Viele Entscheidungsträger wollen Olympischen Spielen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2032 nur zustimmen, wenn sich der Bund finanziell beteiligt.

„Die Olympiabewerbung ist ein immenses Imageprojekt für ganz Deutschland. Es erfordert ein klares Bekenntnis für Olympia aus Berlin, und dazu gehören natürlich auch finanzielle Mittel des Bundes“, sagte beispielsweise Uwe Richrath, SPD-Oberbürgermeister von Leverkusen in der Rheinischen Post.

Schon an diesem Punkt muss das Projekt scheitern, denn die Städte des Ruhrgebiets sind größtenteils gar nicht in der Lage selber überhaupt etwas beizusteuern. Stärkungspaktgemeinden, die nicht einmal mehr ein Verkehrsschild aus eigenen Mitteln finanziert bekommen, wollen die marode Infrastruktur des Ruhrgebiets komplett mit Bundesmitteln aufpimpen? Das wird in anderen Regionen sicherlich Widerspruch hervorrufen.

Und so etwas wäre mit einem grundlegenden Aufbauprogramm für das Ruhrgebiet nach dem Vorbild des Aufbaus Ost sicherlich auch besser möglich. Denn es liegt in der Region inzwischen so viel im Argen, dass unsere vielfach darbenden Sportstätten wohl noch das kleinste Problem des nächsten Jahrzehnts sein werden.

Doch spätestens wenn die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Josefine Paul, sagt: „Olympische und Paralympische Spiele in NRW müssen von der Bevölkerung getragen werden“, dann wird endgültig klar, dass es nicht dazu kommen wird.

Denn Olympiabewerbungen sind zuletzt schon in München und Hamburg krachend an den Bedenken der Bürger gescheitert. Warum sollte das hier in NRW im nächsten Anlauf völlig anders sein?

Gerade die Bürger im Ruhrgebiet haben aktuell doch ganz andere Sorgen als eine Olympiabewerbung, die, selbst wenn man sie mit viel Engagement durchziehen würde, die finanziellen Aufwendungen in Kauf nimmt, zu 99 Prozent ohnehin in einer Niederlage gegen eine blühende Weltmetropole enden würde.

Diese Energie und das Geld sind anderswo deutlich besser aufgehoben. Und das sage ich als ein großer Sportfan…

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
7 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
4 Jahre zuvor

Brot und Spiele, das in Stein gemeißelte Politik-Grundprinzip. Wer allerdings glaubt, mit einem solchen Mega-Event würde man die "heimische Wirtschaft" stärken können und mit "heimisch" dann regionale Unternehmen meint, dem sei zum einen eine kurze Wirtschaftlichkeits-Analyse der Spiele in Rio, "Private Spiele?" der Heinrich-Böll-Stiftung empfohlen (https://www.boell.de/sites/default/files/neu_web_1906_e-paper_bustamante_olympiabrasil_v101.pdf), und andererseits nochmals gesagt, dass mit den "ganz Großen" unter den Profiteuren staatlicher Spiele-Förderung bei uns nicht die Unternehmen des Ruhrgebiets gemeint wären, sondern die wirklich ganz großen Firmengeflechte.

Überdies war Olympia in Rio das Durchsetzungsprojekt *einer einzigen* (wenn auch ziemlich großen) Kommune mit *einem* Bürgermeister und *einer* Verwaltung – an der Ruhr wird sowas allein schon an der Vision scheitern, welche Kommunen die meisten Fördergelder einhamstern könnten.

Thommy
Thommy
4 Jahre zuvor

Die Veranstaltung von Kirchentagen und sonstigen christlichen Huldigungen mag vor dem Hintergrund Sinn machen, dass man sich erhofft, dass der liebe Herrgott bei Anblick des Ruhrgebietes Barmherzigkeit walten lassen möge.

Da Olympische Spiele und andere Großveranstaltungen des Sports werden jedoch nicht dem Herrgott zum Gefallen
sondern in der heutigen Zeit vor allem unter dem Diktat (oder der Diktatur) des Mammons veranstaltet – und natürlich zum political white-washing von totalitären Regimen- , dürften die Aussichten der grauen Maus Ruhrgebiet auf Ausrichtung -glücklicherweise-begrenzt sein.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
4 Jahre zuvor

Einen Vorteil hätte eine – sehr unwahrscheinliche – erfolgreiche Bewerbung: Der Nahverkehr würde für ein paar Wochen mal pünktlich und in einer für eine Großstadt angemessenen Taktung fahren. Zuletzt war dies im Sommer 2006 der Fall …

Vor aller Welt wollen sich die Wichtigtuer und Besserwisser, die den Nahverkehr im Ruhrgebiet zu verantworten haben, dann halt doch keine Blöße geben.

Steine_
Steine_
4 Jahre zuvor

Ich weiß nicht. Wenn man mal über den Sport hinaussieht, dann bedeutet Olympia für das Ruhrgebiet vor allem riesige Investitionen in Infrastruktur. Ja, hier ist vieles einfach marode und das Fehlen von Geld läßt nicht vermuten, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert.
Ein Großprojekt wie Olympia könnte von Bahn bis Bad Dynamik in Strukturprojekte bringen, die aus schierem Bedarf offenbar nicht entsteht. Olympia bedeutet bauen, bauen, bauen – und das Ruhrgebiet ist sicher eine der Regionen, die genau das gut gebrauchen kann.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
4 Jahre zuvor

@Steine_: Wir haben im Ruhrgebiet viele Mängel-"Baustellen", aber eins haben wir nicht: Mangel an Sportstätten. Auch fehlt kein Geld, um diese zu renovieren: https://www.land.nrw/de/sportstaetten-nordrhein-westfalen -> "Moderne Sportstätte 2022"
Die Verkehrsinfrastruktur ist sicher eine echte Mangel-Baustelle, da könnte Olympia zumindest finanziell eine Lösung sein. Allerdings kann die nicht darin bestehen, überall noch mehr Autobahn- oder Bahntrassen zu legen, da langsam schlicht der Platz fehlt (siehe u.A. den gescheiterten Metrorapid).
Da aber Niemand das Ruhrgebiet flächendeckend komplett neu bauen will und wird, sondern Land und Bund höchstens wenige einzelne Projekte fördern werden, schwebt der Geier der konkurrierenden und neidenden Kommunen, die sich natürlich wie selbiger mit ausgefahrenen Krallen in den Kampf um die Verteilung der Mittel stürzen werden, über Ihrer schönen Idee und lässt sie zu einer unerfüllbaren Utopie werden.

Joe
Joe
4 Jahre zuvor
Ke
Ke
4 Jahre zuvor

Viel Geld für Planungen, Empfänge etc . Ok, davon werden einige profitieren.
Dann müssen viele Organisationen und Personen in anderen Ländern "unterstützt" werden.

Man kann die Region auch direkt aufhübschen. Das geht schneller, und das Geld verschwindet nicht.

Olympia ist für demokratische Staaten eigentlich nicht mehr machbar.

Herr Laschet soll sich lieber um seine vielen Versprechen kümmern. Damit sollte er ausgelastet sein.

Werbung